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Ägypten – vom 20. Januar bis 3. Februar 2009

Eine Traumreise

Eine facettenreiche Reise.

Eine Reise der Gegensätze:
Ruhe, Muse, Beschaulichkeit – Lärm, Hektik, Trubel
Armut – Reichtum
höchste Kultur – primitivstes Leben

Auf alle Fälle eine Reise, die wir nicht missen möchten!

Reisebeschreibung im Katalog des Reiseunternehmens Phoenix:

Reisen wie einst die Pharaonen:
Nostalgische Segelkreuzfahrt zu den Tempeln Oberägyptens.
Ursprünglich, aber komfortabel segeln Sie mit unserer im Sommer 2007 fertiggestellten Dahabeya entlang kleiner, üppig bewachsener Nilinseln, zwischen romantischen Sonnenauf- und Untergängen durch die Niloasen Oberägyptens. Hautnah erhalten Sie auf dieser Reise Eindrücke über das Leben der Menschen am Flussufer, besuchen bedeutende Tempelanlagen und genießen die Naturschönheiten dieser Landschaft mit der dahinterliegenden Wüste. Zeitlos, ohne jede Hektik kommt Ihnen die Segelfahrt in kleiner Gruppe vor, wenn Sie gemächlich und ruhig den längsten Strom der Welt befahren und die Wiege der Zivilisation von einer ganz besonderen Seite kennenlernen. Die freundliche Besatzung der Dahabeya und Ihr persönlicher Reiseführer freuen sich auf Sie!

Uns sagte die Größe des Schiffes zu: Maximal 16 Passagiere finden darauf Platz und noch ein Vorteil: Dieser Schiffstyp darf an kleinen Inseln und Buchten anlegen, die für die Fluss-Kreuzfahrt-Schiffe tabu sind.

Die Beschreibung der Dahabeya bestach uns ebenfalls:

„Die orientalisch und gemütlich eingerichtete Dahabeya verfügt über zwei Wohndecks mit 6 komfortabel ausgestatteten, klimatisierten Doppekabinen und über 2 etwas größere Suiten, jeweils mit Dusche/WC (ca. 13/15 qm) sowie einen klimatisierten Salon mit zusätzlichem Essbereich. Das Außendeck ist mit Sonnenschutz, orientalischer Sitzecke und Teetischen sowie komfortablen Liegestühlen und Korbmöbeln ausgestattet.“

Um es vorweg zu nehmen: Der Prospekt hat nicht gelogen!

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Ägypten – Dienstag, 20. Januar 2009

1. Tag

Das Taxi holte uns in der Frühe um 4 Uhr 30 zum Flughafen Köln/Bonn ab. Leider bucht Phoenix-Reisen, die Reisegesellschaft mit der wir die Reise wagten, die Flüge mit Air-Berlin. Der Nachteil: Stets wird erst Nürnberg angeflogen und von dort werden die unterschiedlichen Reiseziele angesteuert.
Knapp 2 Stunden Wartezeit, dann ging der 4 ½ stündige Flug nach Luxor weiter. Unter Berücksichtigung von einer Stunde Zeitverschiebung, waren wir um 14.05 Uhr Ortszeit in Luxor.
Ein Phoenix-Mitarbeiter lotste uns mit fast allen Mitfliegenden zum Visa-Schalter. Hier ging es leider chaotisch zu, aber immerhin hatten wir nach 30 Minuten unser Visum und nun musste an zwei weiteren Schaltern der Bus erfragt werden, der einen zum gebuchten Schiff bringen soll. Wir hatten die Nil-Fahrt ganz gezielt auf einer Dahabeya – mit maximal 16 Passagieren – gebucht, um den großen Nil-Kreuzfahrern mit vielen Touristen auszuweichen. Als ich das Zauberwort „Dahabeya“ sagte, ging alles wie geschmiert.
Wir wurden wie VIP’s behandelt. Ein Phoenix-Mitarbeiter brachte uns zu einem Minibus. Der Fahrer und ein Ehepaar saßen bereits darin, unser Gepäck wurde verstaut und dann lautete die Zauberformel:
“Sie sind komplett und müssen nur noch an der Schiffanlegestelle ihren Reiseführer abholen.“ Inzwischen war es 14.50 Uhr.
Um 15 Uhr stieg Ahmed, ein 32jähriger Ägypter, der Germanistik studierte und mit einer Deutschen verlobt ist, ein und wir bekamen außerhalb des Zentrums von Luxor den ersten negativen Eindruck von Ägypten: Armut und Unrat.
Ca. 1 Stunde fuhren wir bis Esna, wo uns das Segelschiff, die „Desart Orkid“, erwartete. Viele bettelnde Kinder bildeten bis zum Schiff Spalier und an Bord wurden wir mit erfrischendem, kaltem Hibiskustee empfangen.
Wir hatten Oberdeck gebucht, da jedoch nur wir 2 Ehepaare und der Reiseleiter die Passagiere bildeten, konnten wir eine der zwei vorhandenen Suiten von ca. 25 qm, mit schönem Badezimmer (Sitzbadewanne und Glasschiebetüren) und obendrein noch eigenem Balkon – ohne Aufpreis – beziehen.

Schon um 16.30 Uhr legte die Dahabeya ab. Da kein Wind die Segel blähen konnte, wurden wir von einem kleinen Motorboot geschleppt.
Schnell die Koffer ausgepackt, dann auf Deck, das anheimelnd wie ein Wohnzimmer wirkte. Die niedrigen Sitzgelegenheiten sind mit Fleckelteppichen bedeckt. Teestündchen mit Kuchen war angesagt und wir bekamen einen ersten Eindruck, was uns die nächsten Tage erwartet: Ruhe!
Bis 18 Uhr blieben wir oben, dann wurde es zu frisch und es kamen zu viele Mücken.
Duschen, noch etwas Kramen und um 19 Uhr gab es landestypisches Abendessen.
Es war ein langer Tag. – Wir hielten bis 22 Uhr aus.
Bleibt noch zu erwähnen: Wir 4 Touristen wurden von einer zehnköpfigen Mannschaft betreut, alle äußerst liebenswürdig, freundlich und zuvorkommend.
Und unser Glück: Die Chemie zwischen uns Vieren stimmte. Das andere Ehepaar hatte schon zweimal eine Nil-Fluss-Kreuzfahrt gemacht und dabei immer neidvoll auf die Dahabeya hinabgeschielt und nun hatten sie sich nun diesen Traum erfüllt. Zudem waren sie sehr gut informiert über Ägypten und hatten diverse Insidertipps auf Lager.

Wir schliefen wunderbar ruhig, denn der für den Strom zuständige Generator wird um 24 Uhr abgeschaltet und erst um 6 Uhr wieder angeschaltet. Zudem kann das Segelschiff an Nil-Inseln und Buchten anlegen, die für die großen Schiffe nicht geeignet sind.

Einziger Wehmutstropfen an diesem Tag: Die schöne, leichte Windjacke von Manfred ging auf dem Weg vom Bus zum Schiff verloren.

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Ägypten – Mittwoch, 21. Januar 2009

2. Tag

Herrlicher Sonnenschein! Wir haben uns für 8 Uhr zum Frühstück auf Deck verabredet. Wir genießen wieder die vorbeiziehende Landschaft,sehen ohne Bedauern die Flotte der großen Kreuzfahrtschiffe flussab fahren, beobachten, wie eine vielköpfige Gruppe Zuckerrohr auf ein Schiff verlädt und
erleben mit, wie die Mannschaft das große vordere Segel aufzieht, um uns – wenn schon kein kräftiger Wind weht – etwas Schatten zu spenden. Anschließend gibt uns Ahmed sehr anschaulichen Geografie- und Geschichtsunterricht und erläutert uns die Entstehung der Welt aus alt-ägyptischer Sicht.
Auf einem Blatt Papier zeichnet er uns schwungvoll den Verlauf des Nils auf.

Der Nilp1020951

„Mit 6671 km ist er der längste Fluss der Erde und fließt 1.500 km durch Ägypten. Bis heute wird darüber gestritten, wo sich die Quelle des Nils befindet. Unbestritten ist, dass es zwei hauptzuflüsse gibt: Den weißen Nil, der aus Äthiopien kommt und den blauen Nil, dessen Quelle meist in Uganda, in der Nähe des Victoria-Sees definiert wird. Fest steht auch:  Im Sudan trifft der weiße Nil auf den blauen Nil. Dann kommt der 2.,3,4,5,6. Katarakt, alle befinden sich im Sudan. Lediglich der 1. Katarakt befindet sich in Ägypten, südlich von Assuan. Einen Katarakt kann man mit einem sehr engen Wasserfall mit Steinblöcken vergleichen den man mit einem Schiff nicht durchfahren kann.
Am Niltal haben 9 afrikanische Länder teil, und profitieren vom Nilwasser. Man sagt, wenn heute kein einziger Regentropfen mehr dazu käme, würde der Nasserstausee (500 km Länge) Ägypten 10 Jahre lange mit Wasser versorgen können.
Östlich vom Nil bis zum Roten Meer liegt die Nubische Wüste, im Westen beginnt die Lybische Wüste. Der Nil erreicht Ägypten an der Grenze zum Sudan und nach dem Nassersee, der durch den Assuan-Damm (gebaut 1960-1971) aufgestaut ist, durchfließt er Ägypten. Er ist die Lebensader Ägyptens. Ca. 25 km nördlich von Kairo fächert er sich in ein etwa 24.000 Quadratkilometer großes Delta auf und mündet schließlich im Mittelmeer.
Ägypten, ist eine einzige Wüste. Nur durch die jährlich, periodisch in den Sommermonaten niedergehenden Regenfälle, die zur Nilschwemme führen, ermöglichen es diesem Land, auf einem
unterschiedlich breiten Streifen an den Ufern des Nils, Landwirtschaft zu betreiben und damit für das Überleben der Bevölkerung zu sorgen.
Heute, durch den Bau des Assuan-Stausees ist die Bevölkerung nicht mehr in diesem Maße von den Regenfällen abhängig.

Auch, wenn wir alle sehr aufmerksam den anschaulichen Schilderungen lauschen, schweift der Blick immer wieder zum Ufer hinüber, wo sich uns das unverfälschte ägyptische Landleben präsentiert.

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Ägypten – Mittwoch, 21. Januar 2009

2. Tag

Geschichte

So, Geografie hat Ahmed angerissen. Nun folgt noch ein kurzer Ausflug in die Geschichte:

„Die Geschichtsschreibung in Ägypten beginnt vor ca. 3000 Jahren.p10209451
Ptolomäus II. beauftragt 280 v. Chr. damit einen Priester, Manetho, der aus dem Delta kommt. Manetho bezieht sich auf seine Vorgänger und die Tempelanlagen. Er teilte die Geschichte auf in die 30 Dynastien der Herrscherfamilien.
Die Aufzeichnungen wurden in der Bibliothek in Alexandria aufbewahrt und gingen aber leider durch den Brand verloren.“

„Frühzeit, 3179 – 2667 v. Chr. Es herrschte die 1. bis 2. Dynastie,
In dieser Zeit war Ägypten in Unter- und Oberägypten aufgeteilt.
In Unterägypten regierte der König mit der roten Krone und in Oberägypten der König mit der weißen Krone.
König Menus vereint Ober- und Unterägypten, er wurde Herrscher der beiden Länder genannt und er ernannte Memphis als Hauptstadt Die Herrscher der 1. und 2. Dynastie ließen sich hier auch begraben.
In dieser Zeit wurde auch die ägyptische Schrift „erfunden“ und es wurde Tagebuch geführt.
Altes Reich, 2639 – 2459 v. Chr., Es ist die Ära der Architektur. In der 3. Dynastie regierte König Djoser, der in Sakkara die erste Stufen- Pyramide von Imhotep erbauen ließ.
Die 3. und 4. Dynastie wurde von Historikern die Zeit der Pyramidenbauer genannt. Es wurden nicht nur die 3 großen gebaut, sondern es wurden 80 Pyramiden gefunden. Sie dienten auch hohen Beamten als Begräbnisstätten.
Die 4. und 5. Dynastie wartet mit so bekannten Namen wie Cheops und seinem Sohn Chephren auf. Die bekannte Knickpyramide, die Große Pyramide von Giseh und die Sphinx in Giseh ließen sie errichten.
In der 6. Dynastie, regierte Pepi II., der bereits mit 6 Jahren auf den Thron kam, 60 Jahre lang. In der 6. Dynastie verlor die Zentralregierungaber an Macht.
1. Zwischenzeit: Das Ausbleiben der Nilschwemme führte zu Hunger, es gab eine Revolution!
Mittleres Reich, 2935 – 1855 v. Chr. Die 11. und 12. Dynastie. In dieser Zeit entsteht der erste Obelisk. Die Literatur ist im Kommen. Der 1. Roman wird geschrieben. „Sinuh, der Ägypter“.
2. Zwischenzeit, 1679 – 1552 v. Chr. die Herrschaft der Hyksos, Ägypten ist wieder in Ober- und Unterägypten gespaltet. Die Hyksos, die aus Asien kommen, sollen Pferd und Streitwagen mitgebracht haben. Sie beherrschen ca. 150 Jahre Unterägypten und errichten ihre Hauptstadt in Avaris. In Theben herrscht der Sohn von Tetischeri, König Seqenre Re mit seiner Frau Ahotep. Er nimmt mit seinen Söhnen Kamose und Ahmose den Kampf gegen die Hyksos auf.
Neues Reich, 1552 bis 1212, Ahmose gehört eigentlich noch in die 17. Dynastie, da er jedoch den Sieg über die Hyksos erreichte, gilt er als Begründer der 18. Dynastie. Theben wird wieder Hauptstadt und er vereint wieder die weiße und rote Krone.
Erst ab der 18. Dynastie spricht man von Pharaonen.
Unter Amenophis I., Thutmosis I., seiner Tochter Hatschepsut, Thutmosis II. beginnt die Blütezeit Ägyptens.
Unter Thutmosis III. ändert sich dies wieder. Er wird auch „Napoleon“ genannt.
Es folgen Amenhopis III, der Vater von Amenhopis IV, der sich später Echnaton nennt und in seinem 5. Regierungsjahr die mächtigen Priester entmachtet, den bisherigen Glauben an Amun verfemt und nunmehr Aton als Hauptgott einsetzt und eine neue Hauptstadt in Armana errichtet. Seine Frau ist die berühmte Nofretete. Tutenchamun, der Mann von Echnatons und Nofretetes Tochter, verwirft den Glauben an Aton und setzt unter Druck der Priester Amun wieder als Hauptgott ein. Der Vater von Nofretete, Eje II und der frühere Oberbefehlshaber des Heeres unter Tuchtenchamun, Haremhop folgen als Pharaonen der 18. Dynastie.
Thtumosis I und II sowie Hatschepsut gehören auch noch der 18. Dynastie an.
Alle Tempelanlagen in Theben gehen auf diese Dynastie zurück.
Die 19. Dynastie bildet unter anderem Ramses II, der bedeutendste Pharao. Ramses II schließt nach Konflikten mit den Hethitern den ersten bekannten Friedensvertrag der Weltgeschichte.
In der 20. Dynastie herrschen 11 Pharaonen mit dem Namen Ramses, die nicht alle verwandt waren.
Nach der 20. Dynastie kam dann die
3. Zwischenzeit oder auch
Spätzeit genannt. 1986 bis 486 v. Chr., 21. bis 30. Dynastie.
Danach kamen die Perser.
Die griechisch-römische Zeit begann mit der Machtübernahme durch Alexander dem Großen und endete mit dem Zerfall des Römischen Reiches.
Ptolemäer, 395 – 30 v. Chr. Ptolemäus I, II und III, Alexandria wird 332 von Alexander dem Großen gegründet. Er lässt sich als Pharao betiteln und errichtet in ganz Ägypten Tempel. So z.B. in Edfu den Horus-Tempel, auf Philae den Isis-Tempel, in Kom Ombo den Doppeltempel und in Dendera den Hathor-Tempel.“
Es folgt die römische Zeit. Die Römer kamen 30 v. Chr. und blieben fast 700 Jahre, darauf folgten dann 641 die Araber.“

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Ägypten – Mittwoch, 21. Januar 2009

2. Tag

Enstehungsgeschichte

Mit den vorangegangenen Erläuterungen zum Nil und zur Geschichte lässt es Ahmed noch nicht genug sein. Wir sind ein interessiertes und williges Publikum, also führt er zur Entstehungsgeschichte der Welt aus:

„Wie ist die Welt entstanden?  Die Ägypter hatten viel Phantasie.
Zuerst war das unendlich stille Urwasser, die Ursuppe.
Es gab keinen Tag, keine  Nacht, kein rechts, kein links.
Aus dem Urwasser entstand der Urhügel.
Einige sagen, dass er im Heiligen See im Karnak-Tempel entstand, auf dem sich die gesamte Schöpfung aufbaut. Dann kommt der Vogel und bringt ein Ei. Daraus entsteht Ptah, der Urgott von Memphis. Ptah hat in seinem Herzen alles ersonnen und erdacht. Dann kam Himmel und Erde, Luft und Feuchtigkeit, Tiere, Pflanzen, Gestirne, oben und unten.
Es kam dann Nut , die Himmelgöttin. Nach der Schöpfungslehre von Heliopolis ist sie die Gemahlin des Geb und Mutter von Osiris, Isis, Nephthys und Seth. Sie verkörpert den täglichen Sonnenverlauf, indem sie morgens die Sonne gebiert und abends – nach 12 Stunden –  wieder verschlingt. Dargestellt wird sie als Frau, deren Körper mit Sternen bedeckt ist. Sie berührt immer den Boden mit Händen und Füßen und stellt so den Himmel dar. Weiterhin galt sie als Mutter des Sonnengottes Re, da sie ihn jeden Abend in sich aufnahm um ihn am nächsten Morgen wieder zu gebären. So entsteht Tag und Nacht.
Osiris regierte Jahrmillionen die Erde, er wurde von den Menschen als Erfinder der Landwirtschaft hoch verehrt, das Volk war glücklich.
Jedoch sein Bruder Seth war eifersüchtig.

Nachdem es Seth auf friedlichem Wege nicht gelingt, Alleinherrscher über das Niltal zu werden, greift er zu dramatischen Mitteln. Anlässlich eines Götterbanketts verleitet er Osiris, sich in einen Sarg zu legen. Kaum war der Rivale im Sarg, schloss sich auch schon der Deckel über ihm und Seths Gehilfen versenken ihn kurzerhand im Nil. Zwar gelingt es Isis, ihren ertrunkenen Brudergemahl aufzuspüren und wieder zu beleben, doch weckt dies noch mehr den Zorn des gewalttätigen Seths. Diesmal muss sein Plan gelingen. Er läßt Osiris in 12 Teile zerstückeln und diese in Ober- und Unterägypten verteilen. Wieder ist es  Isis, die mit Hilfe ihrer Schwester  Nephthys die Einzelteile des grausam Ermordeten zusammenträgt. Doch ohne den Schakalgott Anubis wäre eine Rettung nicht möglich gewesen. Er fügt die göttlichen Gliedmaßen aneinander und umwickelt sie mit meterlangen, harzgetränkten Leinenbinden. Ein zweites Mal kehrt Osiris ins Leben zurück. Mit wiedererlangter Männlichkeit – wobei ein entscheidendes Körperteil notdürfig aus Nilschlamm nachgeformt werden muss, reicht Osiris an Isis das Lebenszeichen. Isis wird schwanger und schenkt  Horus das Leben. Wir haben die erste unbefleckte Empfängnis.
Horus ist der letzte der Götter, der auf Erden herrscht. Er muss gegen seinen Onkel Seth, der als der „Böse“ angesehen wird und als Nilpferd oder Schwein dargestellt wird, kämpfen und schließlich gelingt es ihm, nachdem ihn Seth jahrelang verfolgt hatte, seinen Vater zu rächen und als rechtmäßiger Nachfolger die Herrschaft in Ägypten zu übernehmen.
Osiris selbst allerdings zieht sich nach dem zweiten Mordanschlag zurück, um als oberster Richter beim Totengericht darüber zu wachen, dass solchen Übeltätern wie Seth der Einzug in das ewige Leben verweigert werde. Die Menschen müssen vor ihm Rechenschaft über ihr Leben ablegen.

Die Götter haben genug von der Erde und ziehen sich zurück. Ihre  Vertretung übertragen sie an die Könige, bzw. die Pharaonen.“

Erinnert uns das nicht ganz stark an das Christenum, Genesis im Alten Testament und das Neue Testament?

Soweit die Ausführungen unseres Reiseleiters und uns brummt der Kopf.
Noch ein bisschen die langsam vorbeiziehende Landschaft und das Lebenp1020960 der Bevölkerung betrachten, dann ist schon wieder Mittagessen an Deck angesagt.
Der Koch ist bemüht, uns gute ägyptische Küche zu präsentieren. Leider greifen wir beim Salat nicht zu – aus Angst vor der Rache der Pharaonen  – und werden von unseren Mitreisenden liebevoll, ironisch auf den Arm genommen. Macht nichts, wir möchten auf keinen Fall einen Tag auf der Toilette zubringen und womöglich etwas von den wundervollen Tagen vermissen.

Das Reiseunternehmen Phoenix arbeitet in Ägypten mit der Agentur Memnon zusammen und wir können jetzt, am 2. Tag, schon sagen, die Organisation klappt bestens.

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Ägypten – Mittwoch, 21. Januar 2009

2. Tag

Horus-Tempel

Für 14 Uhr war die Fahrt zum Horus-Tempel in Edfu angesagt und um 14 Uhr als wir anlegen, steht auch schon ein kleiner Bus am Ufer, um uns zur größten, besterhaltenen Tempelanlage Ägyptens zu bringen. Die Planung von Ahmed ist hervorragend. Entweder besichtigen wir die Anlagen nach oder vor der Invasion der Fluss-Kreuzfahrtschiffe, denn die Händler vor der Anlage haben ihre Stände zum größten Teil nicht geöffnet, so dass wir mehr oder weniger unbehelligt gehen können.
Auch in der Tempelanlage sind wir fast alleine. Es muss eine Seltenheit sein, wie wir aus Berichten von Freunden entnehmen können.

Nun wieder ein Versuch, die Erklärungen von Ahmed aufzuschreiben:
Die Frage lautet: „Was ist ein Tempel?“
„Ein Tempel ist der Wohnsitz des Gottes. Er unterscheidet sich jedoch von der Kirche wie der Moschee.tag02_0320
Die Hauptelemente eines Tempels in der pharaonischen Zeit waren:
Der Pylon, die große Fassade.
Vor dem Pylon gab es meist zwei große Figuren des Königs, des Begründers des Tempels.
tag02_03801Hier 2 Falken aus Granit, da der Tempel dem falkenköpfigen Horus geweiht ist.
Nach dem Pylon folgt der Vorhof. Bis hierher durfte das Volk. Danach durften nur noch die Vertreter des Gottes, die Priester, wie der König die inneren Räume des Tempels betreten.
Nach dem Vorhof kam der Säulensaal und dann das Allerheiligste.
Je weiter die Räume fortschreiten, je mehr nimmt die Helligkeit ab.
180 Jahre wurde an dieser Tempelanlage gebaut und sie geht auf die ptolemäische Zeit zurück. Ptolemäos der II. begründete den Bau
236 v. Chr. und Ptolemäos der XII. beendete ihn ca. 57 v. Chr.
Die Ptolemäer kamen aus Griechenland und wollten sich als Ägypter darstellen, daher die Tempelbauten und die Abgabe von Opfern.
Zur Tempelanlage gehörte natürlich auch noch das Geburtshaus, das Mamisi, dazu.
Es gab auch noch bei den Tempelanlagen das sogenannte Nilometer.
Hier wurde der Nil-Wasserstand abgelesen und danach wurden die Abgaben und Steuern für das Volk festgelegt.

Diese Tempelanlage hier war fast vollständig mit Sand verschüttet.

Der Pylon hat die stattliche Höhe von 32,50m und eine Breite von 70m und ist nach dem Pylon des Karnak-Tempels der größte. Das darauf abgebildete Relief zeigt den Hausherrn mit seiner Gemahlin Hathor von Dendera und dem gemeinsamen Sohn Harsomtus.
Davor halten zwei Falken aus schwarzem Granit Hof.
Es schließt sich der Kolonnadenhof mit 40 m x 42,6 m an, der von 32 Säulen, gesäumt wird. Dietag02_0350
Weihehalle und die Bibliothek folgen. An der Westwand der Vorhalle beginnt die Darstellung der Gründung und des Baus des Tempels, die sich tag02_0330bis auf die Rückwand zieht.
Im Halbdunkel des 12-Säulensaals, der nur durch kleine Lichtschächte in der Decke erhellt wird, führen Türen zu Magazinen und Salbenküchen. Dahinter befindet sich das abgeschlossene Allerheiligste, das nur von dem Oberpriester betreten werden durfte. In dem dort aufgestellten Granitschrein befand sich einst das Kultbild des Horus, in Gold oder Silber gearbeitet. Auf dem Sockel ruhte die Barke in der der Gott sein Domizil verlassen konnte.“

tag02_0470Auf einer Wand sehen wir das Relief wie der falkenköpfige Horus den übermächtigen Feind zur Strecke brachte:  Auf seinem Schiff verfolgt Horus den als Nilpferd dargestellten Seth. Er durchbohrt das aus Sicherheitsgründen klein und in Ketten wiedergegebene Tier mit seinen Speeren, fesselt es und führt es der jubelnden Göttergemeinde zu.
Wir erinnern uns an die Entstehungsgeschichte.

In den angrenzenden Räumen können wir die Aufzeichnungen der Priester über die täglichen Handlungen betrachten.tag02_0440
Besondere Bedeutung kommt den Inschriften für die Philologie zu,  denn es ist die größte zusammen-hängende Sammlung von hieroglyptischen Texten aus der griechisch-römischen Zeit.
tag02_0445Die Reliefs an Säulen und Wänden sind wunderbar fein herausgearbeitet. Die Säulen selbst sind als Nachahmungen des Schilfs gedacht mit Kapitellen, die mit Pflanzenornamenten, wie Lotus und Papyrus, geschmückt sind.“
Wir sind beeindruckt.
Im Tempelumgang sehen wir beachtenswerte Darstellungen von Prozessionen und Illustrationen zur Horus-Legende. Zudem müssen wir uns vorstellen, dass alles farbig gestaltet war. Kleine Reste der Farben sind noch auszumachen.

Ahemd berichtet uns noch von einer Besonderheit dieses Tempels:
„Alljährlich wurde in einer Volksfestatmosphäre eine Figur der Göttin Hathor von Dendera nördlich von Luxor auf eine zweiwöchige Kreuzfahrt nilaufwärts geschickt, um ihre Hochzeit mit Horus in Edfu nachzuvollziehen. Es wird das Fest der „schönen Begegnung“ genannt.“

Wir wenden uns dem westlichen Bereich der Anlage zu und betreten das Geburtshaus, Mamisi, das Ptolemäos VIII errichten ließ. Die Reliefs zeigen den Verlauf der Geburt.
An einer der vorgebauten Wände können wir das Relief der Göttin Hathor sehen, die ihren Sohn Harsomtus stillt.
Ursprünglich war die ganze Tempel-Anlage  mit Ziegelmauern umgeben, wovon noch Teile zu sehen sind und zur Zeit ist man dabei, die antike Stadt, die sich daran anschloss, auszugraben.

Satte 2 Stunden haben wir uns in „unserem“ 1. Tempel aufgehalten und sind tief beeindruckt.
Der kleine Bus ist sofort wieder zur Stelle und bringt uns zu einem Markt. tag02_0490Hier spendiert uns Ahmed frisch gepressten Zuckerrohsaft. Lecker. Das Leben, das Treiben, das Angebot an Obst und Gemüse ist gewaltig.

Um 16.30 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff, das auch sofort ablegt. Wir machen uns etwas frisch und treffen uns zum Teestündchen auf Deck. Um 17.15 Uhr beschert uns der Sonnenuntergang ein tag02_06301phantastisches Farbspiel. Dazu das sanfte Vorbeigleiten an den Ufern des Nils. Das Motorengeräusch des uns ziehenden Boots kann man gut wegdrücken.
Gegen 17.45 Uhr ist das Schauspiel zu Ende. Es wird kühl. Duschen, etwas lesen und die Zeit bis 19 Uhr zum Abendessen ist schnell vorbei.
Bis 22 Uhr halten wir noch ein Plauderstündchen, erfahren viel von Ahmed über das tägliche Leben in Ägypten und sinken müde aber glücklich ins Bett.

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Ägypten – 22. Januar 2009

3. Tag

Rundgang auf der Insel Ramada

Am Ufer der Insel Ramada hatten wir über Nacht festgemacht.

Auf Vorschlag von Ahmed unternehmen wir mit ihm und einem weiteren Mannschaftsmitglied des Schiffs, um 7.30 Uhr, noch vor dem Frühstück, einen Spaziergang auf der Insel.
Eine ganz besondere Stimmung liegt über dem Nil und dem Ufer.
Leichte Dunstschwaden hüllen die Landschaft ein. Still gleiten die kleinen Fischerboote über das Wasser, einige werden bereits gereinigt, Kinder treiben das Vieh auf die Weide. Ibise fliegen auf, andere Vögel landen.
Über allem himmlische Ruhe, vielleicht ein Esel der einen Laut von sich gibt.
Unser sachkundiger Führer erklärt uns auf unserem Rundgang die verschiedenen Pflanzen. So bestaunen wir eine Palmenart mit der Frucht „Dom“, die getrocknet und gemahlen wird und woraus dann ein Kakao-artiges Getränk bereitet wird.
Ahmed hat für uns Zuckerrohrstangen abgeschnitten und wir bekommen gezeigt, wie man diese schält und den süßen inneren Teil knabbert.
Wir sehen gut gepflegte und satt grüne Felder, da diese Insel naturgemäß keine Wasserprobleme kennt. Etwa 350 Menschen leben hier. Außerdem „bevölkern“ Rinder, Ziegen und Esel die Insel.
Dass die Insel nicht von Touristen überschwemmt wird erkennen wir daran, dass die Kinder nur neugierig sind und nicht betteln. Die jungen Mädchen verstecken sich schüchtern als Ahmed, der fesche Ägypter, vorbeigeht.
Wir bekommen wirklich unverfälschtes tägliches, ägyptisches Leben zu sehen. Nach einer Stunde kehren wir auf die Dahabeya zurück und lassen uns das ägyptische Frühstück – auf Deck im Sonnenschein – mit Bohnen, Omelette, superleckerem Schafskäse und anderen Köstlichkeiten schmecken. Die Tee- und Kaffeebar bietet ebenfalls reichlich Auswahl.
Wir machen es uns auf den bequemen Liegen gemütlich und sind wieder hin und weg von der an uns vorbeigleitenden Landschaft und dem Betrachten des Alltagslebens.

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Ägypten – Donnerstag, 22. Januar 2009

3. Tag

Gebel el Sisila

Um ½ 12 Uhr erreichen wir die schmalste Stelle des Nils, ca. 65 km nördlich von Assuan, Gebel el Sisila. Die Bergkette liegt auf beiden Ufern des Flusses und engt ihn hier ein.
Der arabische Name „Berg der Kette“ geht auf eine Sage zurück, nach der man den Fluss hier durch eine Kette abgesperrt haben soll.

Wir bewundern mit welcher Behändigkeit die Schiffsmannschaft – p10301112teilweise in der traditionellen Galabea (dem weiten Gewand) gekleidet – unser Boot festmachen. Ein paar Pflöcke werden in die Erde getrieben und dienen als Poller, ein dicker Stein wird mit dem Seil umwunden. Der „Laufsteg“ mit separatem Handlauf wird zu unserer Sicherheit angebracht und wir balancieren an Land.
Diese Besichtigung ist nicht auf dem Programm der großen Fluss-Kreuzfahrtschiffe, da es für diese keine Anlegestelle gibt.
Trotzdem ist sie sehr wichtig, erklärt uns Ahmed, da für alle Tempelanlagen im Neuen Reich (18. und 19. Dynastie) hier die Sandsteinblöcke von guter Qualität gebrochen wurden. Der Vorzug dieser Stelle war die gute Erreichbarkeit des Nils für den Transport. Zudem gibt es für uns einen Felsentempel zu besichtigen.
nil-auswahl-201-94Über eine antike Treppe steigen wir zum Felsentempel hinauf und werden bereits von einem “Empfangskomitee“ willkommen geheißen.
Man muss sich das einmal vorstellen:
Da kommen 4 Touristen, 1 Reiseleiter, um die obengenannten Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen. Dafür kommen von dem ca. 15 km entfernten Ort ein Museumswächter, 1 Mann, der für die Eintrittskarten zuständig ist und ein Polizist zur Sicherheit angefahren? anspaziert?
Sie berichten uns, dass wir seit 14 Tagen die ersten Besucher sind.

Ahmed unternimmt es wieder, uns sein umfangreiches Wissen zu übermitteln!
„ Den Tempel ließ der Pharao Haremhab für die Arbeiter, die in den Steinbrüchen arbeiteten, errichten, denn kamen die Arbeiter von dem Transport der Steinblöcke nach Theben zurück, mussten sie dem Nilgott Hapi opfern.
Aus diesem Grunde ließ Harmohep (andere Schreibweise: Haremhab) den Felsentempel erbauen.“
Es ist ein bescheidener Tempel und die Reliefs sind zum Teil stark beschädigt.
p1030113„Auf dem Türsturz der mittleren Öffnung, die jetzt den Zugang zur Kapelle bildet, sind Chnum, der ägyptische Schöpfergott, Gott des 1. Katarakts und der Name des Haremhab mit dem langen Gewand des Ägypters  eingemeißelt.
Chnum formt auf der Töpferscheibe den Menschen – mit seinem  Doppelgänger Ka – in zweifacher Ausfertigung.
Das Innere des Tempels besteht aus einem breiten, aber wenig tiefen Raum an den sich hinten eine längliche Kammer anschließt. Die Decke ist gewölbt und alle Wände tragen Bildwerke und Inschriften. An der linkennil-auswahl-201-98 schmalen Wand ein schönes Relief: Eine Göttin reicht dem König Haremhab ihre Brust; hinter ihr steht der Gott Chnum, hinter dem König der Gott Amun-Re.
Der Siegeszug des Haremhab nach dem Feldzug gegen Nubien muss natürlich auch dargestellt werden:
Der Pharao auf einem Thronsessel, der von zwölf mit Federn geschmückten Soldaten getragen wird, davor und dahinter je ein Soldat mit langgestieltem Fächer; voran schreitet räuchernd ein Priester und ein Zug gefangener Nubier, sodann drei Reihen Soldaten, darunter ein Trompeter. Links stehen der König und Amun auf Schwarzen (Kuschiten), die am Boden liegen. Unter der Hauptdarstellung eine Nische; links davon gefangene Schwarze rechts ziehen ägyptische Krieger gefesselte Gefangene. Inschriften über beiden Reliefs preisen den König als Sieger über die Bewohner von Kusch: „Heil Dir, König von Ägypten, dein Name ist groß im Nubierland …“
Schließlich sicherte Haremhab mit diesem Sieg die Grenze im Süden Ägyptens.
In einer Nische befindet sich das von vorn gesehene Hochrelief eines Beamten Ramses II. namens Chaj, darüber eine Denkinschrift mit einer Darstellung des Königs Siptah, der dem Amun Blumen bringt und hinter dem sein Beamter Baj mit dem Wedel steht. Unten in der Nische sieht man p1030114König Haremhab mit dem Bogen auf einen Feind schießend.“
Es gibt Dokumente, dass zur Zeit Ramses des II. hier 3000 Arbeiter beschäftigt waren.
Ahmed ist gar nicht zu bremsen. Er erzählt, erzählt und erzählt über die verschiedenen Götter, Opfergaben und und und ….
Nochmals über Chnum, den Schöpfergott und Ptah, ebenfalls als Schöpfergott: Es heißt: „ Chnum hat dich geformt, Ptah hat dich gebildet“.
Das kann man gar nicht alles wiedergeben.
p1030115a
Der freundliche Museumswächter wie auch der Polizist wollen gerne fotografiert werden und verlangen keinen(!) Bakschisch! Bekommen ihn aber trotzdem.p1030124

In  Begleitung der Museumswächter spazieren wir im vollen Sonnenschein – gefühlte Temperatur 25 Grad – vorbei an Grabnischen der p1030122Arbeiter bis zu den Stellen des Sandsteinabbaus. Stolz zeigen uns unsere Begleiter eine an diesem Morgen getötete Schlange.
Tief beeindruckt stehen wir vor den Steinwänden und überlegen, wie es zur damaligen Zeit – ohne unsere heutigen technischen Möglichkeiten – gelingen konnte, so monumentale Blöcke herauszuarbeiten.
Aber, Ahmed macht uns auch hier wieder „schlau“:
„Generell wurde beim Abbau in den Steinbrüchen von oben nach untenp10301261 gearbeitet, wobei der blockweise Abbau mit Trennfugen um die gewünschten Blockgrößen und anschließendem Ablösen von der Basisfläche erfolgte.

Von Anbeginn an wurde mit Holzschlägel und Metallwerkzeug gearbeitet. Zunächst wurden Kupfermeißel eingesetzt, seit dem Ende des Alten Reiches verwendete man die allmählich härter werdenden Legierungen aus Bronze. In der Spätzeit fanden dann Eisenmeißel Verwendung. Die Spuren dieser Werkzeugentwicklung ist noch heute an den Steinbruchwänden erkennbar.“

Gut 1 Stunde haben wir hier zugebracht und wir spazieren zum Schiff zurück, da ja bereits das Mittagessen wieder wartet.

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Ägypten – Donnerstag, 22. Januar 2009

3. Tag

Geplante Weiterfahrt zur Insel Menehe

Kaum sind wir nach der Besichtigung des Felsentempels von Haremhab und der Steinbrüche wieder an Bord als es auch schon heißt: Leinen los und das Dahingleiten geht weiter.
Das Mittags-Büffet ist im Schatten aufgebaut, zum Nachtisch gibt es einenp10209931 üppigen Obstkorb mit wunderschönen Erdbeeren, die wir uns nicht essen trauen, Bananen, Apfelsinen, Äpfeln und frischen Datteln (die ich zum Gespött unserer Mitreisenden schäle, aber sicher ist sicher).
p1030130aZum weiteren „Nachtisch“ lernt mir Ahmed die ägyptische Spielweise von Backgammon. Ich gewinne doch tatsächlich 15 : 0. Wie heißt es? „Das Glück ist mit den …….“
Den Nachmittag vertreiben wir uns wieder mit Schauen, Staunen Fotografieren, Lesen, (mein, ich weiß nicht  wievielter Roman über das alte Ägypten, diesmal: „Der Schreiber des Pharao“ von César Vidal ).
Holla! Um ca. 14 Uhr geht der Motor unseres Schleppbootes kaputt. Wir legen am Nilufer an und erst versucht die gesamte Mannschaft den Motor zu reparieren, da dies jedoch erfolglos ist, wird ein neues Boot angefordert.
Tangiert uns gar nicht, lässt uns nicht aus der Ruhe bringen. Sind wir tatsächlich schon so erholt?
Nichtsdestowenigertrotz findet wie täglich um 17 Uhr Tee-Stunde statt, der Sonnenuntergang um 17.15 Uhr kann sich nicht mit dem vom Vortag messen. Macht auch nichts. Um 17.45 Uhr ist es bereits dunkel.
Bis 19 Uhr haben wir mit dem mitreisenden Ehepaar erzählt und dann werden wir gebeten, zum Abendessen an Land zu gehen.
Wir konnten vorher bereits die emsigen Aktivitäten der Mannschaft betrachten wie sie Teppiche, Matratzen, Tische, Lampen an Land schleppte.
Das Platznehmen ist zwar für uns etwas beschwerlich, sehr tief sitzend strecken wir die Beine unter die niedrigen Tischchen. Aber, bei so viel Eifer und gutem Willen der Mannschaft, nehmen wir es gerne in Kauf.
Es wird uns ein üppiges Mahl serviert und damit p1030140uns nicht kalt wird und die Mücken vertrieben werden, entzündet sie ein großes Feuer.
Aber damit nicht genug: Die Mannschaft musiziert auch noch für uns.p1030145
Sie singt und schlägt das Tamburin und wir werden zum Tanz aufgefordert, was wir auch nicht ausschlagen.
p1030152aAlle haben wir viel Spaß und wir finden es äußerst liebevoll, wie wir behandelt werden.
Trotzdem gehen wir gegen 20.30 Uhr wieder an Bord, da es einfach – trotz des Feuers – zu kalt wird.
Bis gegen 22.30 Uhr führen wir noch tiefschürfende Gespräche. „Woher kamen die Deutschen, wie war das mit Luther“ und Ahmed klärt uns über die Kopten, Araber, Nubier und Berber auf.
Auf den Betten erwartet uns wieder eine Überraschung. Unser p1030155 „Zimmermann“, ein Nubier, wir haben kein „Zimmermädchen“, gestaltet äußerst kreativ mit den Handtüchern jeden Abend andere Gebilde. Bevorzugt die unterschiedlichsten Kobraformen, aber auch Herzen und Brathähnchen?
Duschen, Lesen, Tagebuch schreiben und wieder ist ein wunderschöner Tag zu Ende.
Übrigens: Im Laufe des späten Nachmittags kam auch das Ersatzboot, so dass es am nächsten Morgen mit der Fahrt weitergehen konnte.

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Ägypten – Freitag, 23. Januar 2009

4. Tag Kom Ombo Bedingt durch den Motorschaden konnte gestern auf unserer Reiseroute die Insel Menehe nicht erreichen werden. Dadurch haben wir heute eine etwas längere Anfahrt bis Kom Ombo; jedoch auch das klappt, so dass wirtag04_0050 dort schon um 8.30 Uhr an der Promenade anlegen. Keine Spur von den großen Fluss-Kreuzfahrtschiffen. Sonntägliche Ruhe, der Freitag ist der Sonntag der Moslem. Die Geschäfte entlang der Promenade sind noch tag04_0060geschlossen. Wir spazieren im Sonnenschein das kurze Stück bis zum Doppeltempel, der in einer Nilschleife auf einem Hügel direkt am Ufer des Flusses liegt. Dieser Hügel gab auch den Namen: Kom Ombo bedeutet der Hügel, wie Ahmed ausführt. Hier wurde ein schönes Heiligtum erbaut. Es hatte zwei Besonderheiten: Zum einen konnte durch die Lage der Anlage der Nil von den Priestern kontrolliert werden und durch die dahinterliegende Festung konnte die Grenze nach Norden hin gesichert werden. Die zweite Besonderheit ist, dass dieser Tempel für zwei Gottheiten erbaut wurde. Es ist die einzige Tempelanlage im Land, der zwei Gottheiten geweiht wurde. Die rechte Seite ist dem krokodilgestaltigen  Sobek, (die Ägypter hatten Angst vor Krokodilen, die es hier zahlreich gab. Um diese zu besänftigen und zu ehren, wurden ihnen Opfergaben dargebracht). Und die linke Seite dem falkenköpfigen Haroeris, Horus dem Älteren, Vertreter Gottes auf Erden, gewidmet. Die  Erbauung geht auf die griechische und römische Zeit  zurück. Ptolemäos VI. begann den Bau und Kaiser Domitian beendete ihn. Ca. 400 Jahre Bauzeit wurden hierfür beansprucht. Auch dieser Tempel war völlig von Schutt bedeckt und wurde 1843 ausgegraben.  Man beließ den Zustand wie er vorgefunden wurde; es wurde nichts rekonstruiert. Bedingt durch seine Nähe zum Nil wurde er jedes Jahr 3 Monate vom Nil tag04_0080überspült. Dadurch ist der Eingangsbereich des Tempels zerstört, der linke Turm des 1. Pylons versank im Fluss. Nach Betreten des Tempelvorhofes, können wir jedoch die Pylonreste der rechten Seite sehen, die das Relief des Krokodilgottes Sobek zeigt und wir sehen die große Liste der Hymnen die Ptolemäus der XII. dem Gott Sobek darbringt.tag04_0360 Der Vorhof des Tempels war ebenso wie in Edfu mit Säulen umgeben,  jedoch sind hier nur noch tag04_0090Stümpfe vorhanden aber es sind noch Farbreste auszumachen. Der Fuß-boden ist original. Ahmed führt weiter aus: „Das Volk kam  1 oder 2 mal im Jahr,  um Opfergaben darzubringen. Auf dem Altar des Vorhofes durften sie die Gaben ablegen, ein weiterer Zutritt zum Tempel war ihnen nicht gestattet.tag04_0100 Lediglich der König und die Priester durften die inneren Räume betreten.“ Ahmed macht uns auf das Relief aufmerksam, das tag04_0410aPtolemäos XII.  zeigt, der sich in Gegenwart der beiden Hauptgötter der rituellen Reinigung unterzieht. Durch die Kartuschen konnte festgestellt werden, um welchen Herrscher es sich handelte.“ Wir schreiten weiter in den besterhaltenen Teil des Tempels, in den Säulensaal. An der Decke zeigt uns Ahmed eine Barke auf der der Sonnengott Re als Scheibe dargestellt ist und von vielen  Gottheiten angebetet wird. Er macht uns auf die Gestaltung der Reliefs aufmerksam, von dertag04_0200 Kunstkritiker sagen, dass diese nicht mehr mit dieser Feinheit ausgebildet wurden wie es an den Tempelanlagen des Alten- und Mittleren-Reichs  zu sehen ist. Zum Beispiel sind die Schultern zu breit und die Arme zu gerade, alles ist grober gestaltet und nicht so fein zisiliert . Ahmed macht uns auf eine weitere, sehr schöne Szene aufmerksam: Ptolemäos VI. wird von den zwei Göttinnen tag04_0220Ober- und Unterägyptens gekrönt. Hinter ihm steht der Krokodilgott und Isis mit dem Lebenszeichen. Ebenfalls sehr wichtig ist die Szene der Grundsteinlegung des Tempels wie wir es auch in Edfu gesehen haben. Und erwähnt werden sollte noch das Relief, das Ptolemäos VIII. und  zwei Frauen, Kleopatra, seine Frau und Kleopatra, seine Tochter oder Schwester, zeigt, wie sie sich Haroeris nähern undtag04_0460 dieser dem König das Sichelschwert und das Lebenszeichen darreicht. (Die beiden Kleopatras haben nichts mit der berühmten Kleopatra der VII. zu tun.) Zwischendurch gab es immer tag04_0230wieder eine Auflockerung: Das mit uns reisende Ehepaar war ja schon zweimal an diesen Orten und im Vorfeld konnten sie sich an bestimmte Szenen nicht mehr erinnern. Wenn wir jedoch davor standen erklang es: „Ach ja!“ Die Erinnerung war wieder da, was dann jedes Mal Gelächter auslöste. Und noch etwas: Wir hören viel Vogelgezwitscher und sonst keine weiteren Laute, denn wir sind, bis auf die Museumswächter und ein paar Reinigungsleute, mutterseelen alleine in der großen Tempelanlage. Ahmed hat so etwas auch noch nicht erlebt. Wir verlassen den Säulenhof und gelangen in zwei weitere Säle. Eine Besonderheit der griechisch-römischen Zeit war ein Kalender, in dem verzeichnet war an welchem Tag und was das Volk als Opfergaben darzubringen hatte. Die Ägypter kannten drei Jahreszeiten, ein Monat hatte 30 Tage, 1 Woche hatte 10 Tage, so dass der Monat aus 3 Wochen bestand. Wir erreichen das Allerheiligste und stehen vor einem großen Granitstein, der als Sockel der Barke diente auf der sich der Schrein für die beiden Gottheiten einmal befand. Davor sehen wir eine Öffnung, aus dieser erschallte früher dann das von den Priestern gesprochene Orakel und das arme Volk hatte dies zu glauben. Links und rechts vom Allerheiligsten gab es noch kleine Räume, die den Priestern zur Waschung dienten und zum Aufbewahren ihrer „Klamotten“, wie Ahmed meint. tag04_0180Ahmed ist begeistert! Er kann diesen Granitstein berühren. Er meint,  bisher ist es ihm durch die sonst darumstehenden Menschentrauben nicht vergönnt gewesen, so weit vorzudringen. Wir können unser Glück selbst kaum fassen, keine Touristengruppen. Wir sind Alleinherrscher! – Wir gehen links am Allerheiligsten vorbei und Ahmed denkt mit Schaudern zurück, dass er hier bei seiner letzten Führung als Gruppe Nr. 9 abends um 18 Uhr eine halbe Stunde warten musste, um den Gang zu passieren. „So leer, so leer“, meint unsere Begleiterin und mein lieber Mann meint zu Ahmed, da könne er mal sehen, was wir ihm bieten. Im Umgang des Allerheiligsten befinden sich noch bemerkenswerte Reliefs: Kaiser Trajan gab um 100 n.tag04_0260 Chr. den Auftrag für dieses Relief: Er bringt dem  Medizingott Imhotep (er war der Erbauer der 1. Pyramide unter Djoser und  später wurde er als Gottheit verehrt) medizinische Instrumente dar. Schröpfköpfe, Messer, Zangen, Skalpelle, Sägen,  Säckchen mit Arzneien und eine kleine Apothekerwaage werden in der geschriebenen Liste minutiös aufgezählt. Schutzamulette, das Auge des Horus und einen Gebärstuhl können wir ausmachen und Ahmed erklärt uns noch was es mit den Reagenzgläsern auf sich hat: „Darin wurde der Urin einer schwangeren Frau gegeben. Man gab Weizen dazu, ging dieser auf, wurde es ein Sohn. Gab man Gerste dazu und diese ging auf, dann wurde es eine Tochter.“

Die zweite Besonderheit: Direkt an der Rückwand des Allerheiligsten sehen wir die Göttin Maat, sie verkörpert die Gerechtigkeit und die Weltordnung. Sie ist zu erkennen an einer Feder auf dem Kopf. Gegen diese Feder wurde das Herz des Verstorbenen aufgewogen. Sie ist vontag04_0300 den Symbolen der vier Winde umgeben, und den Symbolen der 4 Evangelisten: Löwe, Stier, Adler und Mensch (leider zerstört). Ahmed wartet vergeblich auf das „Ach ja“!“, aber diese Besonderheit wurde unseren Mitreisenden bei den vorangegangenen Führungen nicht gezeigt. Bei unserem Rundgang sehen wir noch an der tag04_0310Außenwand den König, wie er sich als Feldherr darstellen lässt und die Gefangenen an den Haaren packt und wie der ihm nebengestellte Löwe in die Hand eines Gefangenen beißt. In dem Gefangenenzug sind gefesselte Asiaten, Lybier und Nubier in dem Relief dargestellt . In einem kleinen tag04_0340Nebengebäude, das von Domitian als Hathorkapelle gestiftet wurde,  können wir Mumien der „heiligen“ Krokodile bestaunen, die als heilige Tiere des Sobek beim Tempel gehalten und nach ihrem Tod für die tag04_0380Ewigkeit präpariert wurden. Weiter gehen wir zum Nilometer. Wir sehen einen tiefen Brunnen, der mit dem tag04_0390Nil verbunden war. Bei der jährlichen Nilschüberschwemmung stieg das Wasser. Über eine Treppe konnte man hinabgeben und an einer Skale den Wasserstand ab-lesen. Danach wurden die Steuern berechnet, die das Volk abgeben musste. Daneben sehen wir einen kleinen Brunnen, darin wuschen sich die Priester und dahinter gab es ein kleines Becken, in dem Krokodile gehalten wurden. Und immer noch sind wir alleine und machen noch einmal einen Fotorundgang ohne Erklärungen und als wir uns auf den Rückweg zum Schiff machen, kommt die erste kleine Touristengruppe. Inzwischen ist es 10.30 Uhr und die Läden an der Promenade sind immer noch geschlossen, also dauert es tag04_0570noch bis die Karawane der Fluss-Kreuzfahrtschiffe ankommt. An Bord angekommen heißt es sofort wieder „Leinen los“ und wir gleiten auf dem Nil dahin. Haben vom Schiff aus noch einen schönen Blick auf den erhöhten Doppeltempel und widmen uns wieder dem Schauen, Staunen und Entspannen.

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