6. Juli 2003:  Oslo – Bergen mit der Bergenbahn

Regen! Koffer umgepackt, Regensachen heraus.
Sehr gutes Frühstück – u.a. mit eingelegten Heringen !
Mit dem Aufzug sind wir zum Panoramablick im 34. Stockwerk hochgefahren. Das Hotel ist das höchste Gebäude von Nordeuropa. Ein Blick über Oslo: Hafen – Rathaus – Schanze.
Dann haben wir gemütlich ausgecheckt, Koffer zum nahen Bahnhof gezogen, um 10 Uhr waren wir bereits auf dem Bahnsteig, eigentlich viel zu früh, aber der Zug fuhr ein und wir konnten so gelassen den Wagen 443 Platz 49 und 50 suchen und auf die Abfahrt um 10.45 Uhr nach Bergen warten. 7 Stunden Fahrt quer durch Norwegen erwarteten uns.
Zur Geschichte der Bergenbahn läßt sich sagen, als der Bau der Bahn 1894 vom Storting, dem norwegischen Parlament, beschlossen wurde, galt sie als Versuch, den Zusammenhalt innerhalb der damaligen Doppelmonarchie Schweden-Norwegen zu stärken, indem sie Stockholm und Bergen, die beiden wichtigsten Handelsstädte des Doppelreiches, miteinander verbinden sollte. Aber die Geschichte nahm einen anderen Verlauf: 1905 wurde Norwegen selbständig und als die Bergenbahn 1909 fertig war, wurde sie die Hauptader zwischen den beiden wichtigsten Städten des neuen Königreiches Norwegen, der Hauptstadt Kristiania (dem heutigen Oslo) und Bergen.

Oslo – Honefoss
Auf dieser Etappe hält der Zug in Asker, Drammen und Honefoss.
Der Bahnhof Asker in der Mitte der Kommune Asker gehört heute schon fast zu Oslo. Viele, die hier wohnen, fahren zur Arbeit in die Hauptstadt.
Drammen ist die fünftgrößte Stadt Norwegens mit viel Industrie und einer lebhaften Wirtschaft. Von hier geht auch eine 26 km lange Schmalspurbahn, auf der im Sommer Oldtimerzüge fahren.
Die Geschichte der Stadt Honefoss wurde entscheidend von Mühlen und Sägewerken geprägt.

Fla – Ustaoset
Bei Fla sind wir im schönen Hallingdal angekommen.
Danach hält der Zug in Nesbyen, Gol, Al, Geilo und Ustaoset.
Fla ist der Eingang zum Naturschutzgebiet Vassfaret, in dem immer noch Bären gesichtet werden.

Bergenbahnstrecke

Bergenbahnstrecke

Nesbyen ist am meisten für seine Rekordtemperaturen bekannt, sowohl hohe als auch niedrige.
Gol und Al sind mit ihren vielen Erholungsmöglichkeiten und Hütten für viele Touristen zu attraktiven Reizezielen geworden.
Geilo hat sich zu einer der wichtigsten Tourismusorte Norwegens entwickelt.
Hier gibt es viele Skilifte und Schlepplifte, Slalom- und Abfahrtspisten.
Ustaoset war bis zum Bau der Bergenbahn fast unbekannt, aber heute liegen an den Hängen des mächtigen Hallingskarvet viele Hütten.

Haugastol – Myrdal
Haugastol war beim Bau der Bergenbahn ein besonders wichtiger Punkt. Hier endete die lange Baustrecke, die bei Flam im Aurlandsdal anfing.

Station Finse 1222m

Station Finse 1222m

Station Finse 1222m ü.NN
Nach Finse (höchstgelegene Station der Bahn) verläuft der größte Teil der Strecke unter Schneeüberbauten, die zwar den Schnee abhalten, aber nicht den Ausblick auf die beeindruckende Gebirgslandschaft auf beiden Seiten beeinträchtigen. Diese Strecke besichtigten wir aus dem “Speisewagen” aus, wo wir uns einen Milchkaffee gönnten, recht viel mehr gab es auch nicht.
Kurz vor dem Bahnhof Myrdal können wir die steilen Hänge hinab in das Flamsdal sehen, in dem die Flamsbahn sich die steilen Hänge hinabschlängelt. Myrdal ist auch der Ausgangspunkt für diese 29 km lange Abzweigstrecke, es soll ein Eisenbahnerlebnis sein, das es in Europa kein zweites Mal gibt.

Upsete – Bergen
Zwischen Myrdal und Upsete fährt der Zug durch den Tunnel Gravahalsen. Auf der Strecke von Upsete hinunter nach Bergen hält die Bergenbahn noch bei Molfjell, in Voss, Dale und Arna, dem ersten Bahnhof in der Kommune Bergen.

Die siebenstündige Fahrt verging uns im Fluge, Schauen, Lesen, Staunen, wie sich der Zug von 4 m über dem Meeresspiegel in Oslo über 1222 m in Finse wieder auf 4 m in Bergen hinauf- und hinabschraubt.
Es hat sich gelohnt!

Pünktlich kamen wir in Bergen an und fuhren um 17.52 Uhr ab Bahnhof Bergen mit dem Zubringerbus zum Hurtigrutenanleger. Zu unserem Glück hatte der Bus noch Gäste, die ihr Gepäck aus dem Hotel holen mußten, so daß wir wenigstens etwas von Bergen sahen. Ein kurzer Stopp mit Blick auf die berühmten alten Holzhäuser von Bryggen.
Am Schiff MS Kong Harald erwartete uns ein Gepäckservice und eine Kapelle spielte zur Unterhaltung.
Unsere Außenkabine auf Deck 5, Nr. 526 war zu unserer Zufriedenheit.
Nun kann das Abenteuer Hurtigruten beginnen.

Kong Harald

Kong Harald

Um 20 U hr legte die Kong Harald ab und da es sich um eine Jubiläumsfahrt handelte – 10 Jahre Kong Harald – wurden wir mit großem Geleit aus dem Hafen begleitet. Ein Feuerwehrboot mit Fontänen, alte Dampfschiffe mit Kapellen, Winken, Rufen, ein Hallo!

Das erste Abendessen war ein Büffet und den Platz mußte man sich suchen.
Für den Rest der Fahrt mußte man sich eintragen lassen. Wir hatten uns für die 2. “Schicht” Essen einteilen lassen. Das heißt, Mittagessen vom Büffet um 13.30 und Abendessen, das serviert wird, um 20.30 Uhr. Wir bekamen auf Wunsch einen schönen Tisch auf der Landseite am Fenster zugeteilt und waren voll zufrieden.

Für 20.30 Uhr war auf Deck 7 im Salon “Ottar Viking” ein Informationstreffen angekündigt.
Die Reiseleiterin, Constance, die für die Ausflüge von der “Kong Harald” aus zuständig ist und der Sicherheitsoffizier gaben eine Einführung.
Hurtigruten – das ist die Schifffahrtslinie an der norwegischen Küste zwischen Bergen und Kirkenes, die auch “Nationalstraße Nr. 1? genannt wird.
Die kleine Reederei Vesteraalens Dampskibsselbskab hatte sich das scheinbar Unmögliche vorgenommen: die Einrichtung eines ganzjährigen Liniendienstes an der Küste des Landes. Als Gründer und Kapitän legte Richard With am 2. Juli 1893 ab, und so begann die Geschichte der “schönsten Seereise der Welt”.”
Heute dauert die Rundfahrt – Bergen – Kirkenes – Bergen 11 Tage und da der Postdienst täglich verkehrt, gibt es entsprechend 11 Schiffe.
Constance wies uns darauf hin, daß wir nun dem Golfsstrom folgen. Ohne diesen Strom würde die norwegische Küste wie Grönland, Labrador oder Nordkanada aussehen und wäre nur von einigen wenigen “Eskimos” besiedelt. Alle Fjorde wären monatelang zugefroren und damit unpassierbar.
Der Golfstrom hat seinen Ursprung dort, wo der Äquatorialstrom warmes Wasser in das Karibische Meer drückt. Die Strömung bewegt sich weiter nach Norden von Mexiko bis zur Südspitze Floridas. Hier ist der Golfstrom 100 km breit und transportiert 25 Mio. Kubikmeter Wasser pro Sekunde in Richtung Osten über den Atlantik. Ein Teil der Strömung verläuft nördlich der britischen Inseln. Ca 4 Mio. Kubikmeter Wasser pro Sekunde gelangen bis nach Norwegen und verteilen sich über das Nordkap hinaus entlang der Küste. Das warme Wasser dringt auch in die Fjorde ein und sorgt dafür, daß sie bis Murmansk in Rußland eisfrei bleiben. Nur bei Kirkenes können die Fjorde in Küstennähe in harten Wintern zufrieren.
Von einer Freundin wissen wir, daß bei ihrer Fahrt im März dort ein Eisbrecher vorausfuhr.
Constance führt weiter aus, daß Dank des Golfstroms in Norwegen 4,5 Mio. Menschen leben. Auch die Fische und Millionen von Seevögeln lieben die warme Strömung.
Sie fordert uns auf, jeden Morgen eine kurze Gedenkminute für den Golfstrom einzulegen.

Zum Ausklang des Tages haben wir noch die Landschaft vom Deck aus vorbeiziehen lassen und bei glattester See hatten wir eine angenehme Nacht.