Archiv für 19. März 2020

Abschied

Adiós!
Aufwiedersehen!

Es gibt den Spruch: „Alles hat seine Zeit“

Der Spruch trifft nun auf uns zu.
Mein lieber Mann und ich hatten beschlossen, 22 Jahre monatelange Teneriffa-Aufenthalte sind genug! Wir brechen unsere Zelte hier ab!

Zwar hatten wir uns den Abschied anders vorgestellt als es sich nun ergibt.
Mir schwebte noch eine schöne Abschlusswanderung mit Elisabeth vor.
Angedacht war die Gala-Umrundung, die ja fast schon zur Tradition im Frühjahr geworden war, denn die Sinfonie in Gelb der Gänsedisteln mit dem Ausblick zum Teide und auf der anderen Seite auf das Meer über Masca hinweg, das hatte schon was!
Aber: Die Ausgangssperre wegen des Coronavirus macht uns einen Strich durch die Planung.
Der spanische Präsident Pedor Sánchez hat für ganz Spanien Ausgangssperre verhängt, man darf nur noch zum Lebensmittelladen, zur Apotheke, zum Arzt, zur Bank und zur Tankstelle. Polizeistreifen fahren rund und kontrollieren und befragen wohin des Weges, ob es gerechtfertig ist, dass man unterwegs ist, wie mir eben am Telefon eine ehemalige Wanderfreundin mitteilte.

So freuen wir uns, dass wir viele Jahre die Insel ungehindert „genießen“ durften und werden uns gerne erinnern.

Man soll jedoch nie „nie“ sagen!

Wenn es die äußeren Umstände zulassen, kommen wir sicher noch gerne für einige Wochen auf die Insel, die Elisabeth und ich uns ja regelrecht erlaufen haben.

266 Wanderungen habe ich beschrieben – wenn ich mich nicht verzählt habe.
Den Anstoß dazu gab unser Sohn, da ich mich bei ihm beklagt hatte, dass man sich an den damals vorhandenen Wanderführern oft nur schlecht orientieren konnte. Da meinte er lakonisch: „Dann mach‘ es doch besser.“

Das habe ich versucht und wie die Resonanz zeigte, kam es gut an. In der Hoch-Zeit besuchten monatlich über 5000 Wanderinnen und natürlich Wanderer unsere Seite und ließen sich inspirieren.
Aber es war nicht nur eine Einbahnstraße, auch wir bekamen viele wertvolle Tipps welche Tour und wie man sie gehen kann.
Zudem wurden diverse Beschreibungen von Elke, einer „followerin“ mit den Fahrzeiten für Busverbindungen ergänzt, wenn man nicht so einen lieben „Taxifahrer“ wie meinen lieben Mann hat.

Die erste Tour, an der ich mich versuchte sie zu beschreiben war am 16. Februar 2007 „La Cruz de la Montaña de Tamaimo.“

Lieblingswanderung? Schwierig! Da die Insel so abwechslungsreich und vielfaltig in Gesteinsformationen und Flora zu verschiedenen Jahreszeiten ist, kann es gar nicht DIE Wanderung geben.

Stolz sind Elisabeth und ich, dass wir in etlichen Etappen die 84 km lange Wanderung von El Rosario im Esperanzawald bis Arona gegangen sind.
Auch die große Tour: der camino real, der alte Handelsweg der unter dem Schutz des Königs stand von Candelaria bis Santiago del Teide – unterstützt von Francisco Farina durch GPS Daten – war beeindruckend, abenteuerlich, da oft keinerlei Pfade auszumachen waren.

Netten Begebenheiten hatten wir:

Trafen wir zum Beispiel auf deutschsprachige Wanderer und kamen ins Gespräch wurde uns manches Mal eine web-Seite empfohlen, wonach sich gut wandern ließ: mundi-roth.de – Wenn Elisabeth und ich uns dann zu erkennen gaben, dass wir dahinter stecken war das Hallo groß und es wurde so gar darum gebeten, das wir uns mit ihnen fotografieren lassen.

Oder:
Elisabeth und ich machten Rast mit Blick auf El Palm Mar und hörten Wanderer kommen und da sagt doch tatsächlich ein Herr: „Die Damen kenne ich, mit denen bin ich schon gewandert.“ Elisabeth und ich unisono: „Nein“. Und es war doch wahr: Auf der Tour von Aguamansa nach Arafo bat er, sich uns anschließen zu dürfen und was waren wir froh, denn beim Abstieg nach Arafo wurde der Nebel so dicht, dass man keinen Weg und keinen Steig mehr erkennen konnte. ABER: Jürgen hatte damals schon GPS und konnte uns sicher nach unten leiten.
Das nennt man glücklichen Zufall.

Oder:
Ganz witzig: Elisabeth und ich kamen abgekämpft von der Wanderung in San Andrés an, da wir wiederholt vergeblich versucht hatten die Playa Antequerra zu finden. Da fragte uns ein junges Pärchen, ob wir es mit bis nach Santa Cruz nehmen könnten. Konnten wir.
Wie es so üblich ist, fragten wir natürlich auch wo sie wandern waren und dann kam folgendes raus:
Sie waren bei der Seeampel und dann haben sie versucht die Playa de Antequerra zu finden, denn sie hätten auf einer web-side von „zwei Mädels“ gelesen, dass sie diese Tour auch gegangen sind und auch besagte Bucht gesucht haben.
Was war das Gelächter groß als wir uns dann zu erkennen gaben: Die zwei Mädels sind wir! Zwei Frauen gesetzten Alters davon ich in sehr gesetztem Alter.

Eine ganz andere Anekdote, die das Verhältnis der Tinerfeños zu den Festland-Spaniern aufzeigt:
Elisabeth und ich kamen vom Roque Imoque und wir begegneten 3 Wanderern gesetzten Alters, ganz zünftig mit Wanderstab und Hund. Da wir vermuteten, dass sie von unserem Hausberg, dem Conde, auf der Rückseite abgestiegen sind. Diesen Abstieg haben wir bisher vergeblich gesucht und wir fragen natürlich, ob sie vom Conde kämen.
Da baute sich der Kleinere von ihnen vor mir auf, stemmte die Arme in die Hüften und meinte: „Conde? Der heißt Ichasagua. Der heißt erst Conde seitdem uns die Spanier die Insel gestohlen haben.“
Anmerkung zur Geschichte: Die Spanier eroberten Teneriffa 1496 und Ichasagua war ein Guanchenfürst, der den Spaniern von hier aus lange Widerstand geleistet hat.

So ließen sich noch eine Reihe Histörchen erzählen.

Ja, es war eine wunderbare Zeit unsere wöchentlichen Wanderungen und ich bin dem Zufall dankbar, dass er Elisabeth und mich zusammengeführt hat. Eine bessere Wanderfreundin kann ich mir nicht vorstellen!

So bleibt mir nur noch dankbar zu sein, dass wir so gut zu Fuß waren, so viel Schönes erlebt haben und die äußeren Umstände günstig für uns waren!

Wie ich anfangs schon schrieb: Wer weiß, vielleicht kommen wir ja irgendwann wieder „auf Besuch“ auf die Insel und wandern ………..