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Cruz del Carmen – El Batán – Cruz del Carmen

Heute wollten wir eine im ADAC-Wanderführer für Teneriffa vorgestellte Rund-Tour gehen:

“Die Wälder der Anaga-Südseite“.

Wettervorhersage für das Anagagebirge: Sonne

Jedoch: Es kam ganz anders!

Zum Glück legten  wir am Info-Büro in Cruz del Carmen einen Stopp ein, um uns nach neuen Wanderrouten zu erkundigen. Wir fragten auch nach der von uns geplanten Wanderung und  mussten uns sagen lassen:

„Wegen des vielen Regens in letzter Zeit fand ein Erdrutsch statt, die Strecke ist nicht begehbar.“

Was nun?

Vom Pico del Inglés nach Taborno und zurück?
Der Bescheid: Nicht empfehlenswert wegen des heutigen heftigen Sturms!

Cruz del Carmen nach El Batán und zurück? Ja, das geht, meinte die Informantin.

Also machen Elisabeth und ich uns um 10:40 Uhr auf den Weg.

Wanderwegstrecke: Rundtour mit unfreiwilliger Verlängerung 4 StundenTrack3

Elisabeth programmiert über Komoot ihr iPhone: Cruz del Carmen – El Batán.

Wir starten links des Restaurants „Cruz del Carmen“ und sind guten Mutes, da ausgeschildert ist: PR-TF 11 El Batán 5 km

Kurz darauf ein Holzschild: geradeaus geht es nach El Batán und links auf einen Naturlehrpfad „La Hija Campada“

Nebelschwaden oder Passatwolken umwabbern uns, aber wenigstens: kein Regen, kein Sturm.
Schon von Anbeginn an befinden wir uns im Märchen-Feenwald des Anagagebirges, des geologisch ältesten Inselteils.

Kurz darauf sind wir mitten in einer Schulklasse, die wohl ihren botanischen Ausflug macht. Auch ihr Ziel ist El Baltán, jedoch nach 1 km legen sie eine Pause ein und von da an sind wir bis El Batán fast alleine unterwegs.
Lediglich zwei Extremsportler kommen den Berg herauf gehetzt.

Nach diesem 1. Kilometer das nächste Hinweisschild: El Batán 4 km.
Wir halten uns links abwärts und gehen nicht geradeaus.
Kurz darauf meckert unsere „Agathe“ (die Sprecherin von Elisabeths iPhone) wir sollten uns rechts halten.

Heute spielen  nicht – wie bei der letzten Tour zum Riscosteig – die Felsformationen, die sich ständig verändernden Landschaftsformen und Farben die Hauptrolle, heute ist es die Pflanzenwelt:

Farne in den verschiedensten Ausgaben, riesige Wedel, filigrane Wedel, Dickblattgewächse in den unterschiedlichsten Ausführungen, Moose und Flechten, Erikabüsche und Lorbeer- und Gagelbäume, blühende Eykalypthusbäume dazwischen. Regentropen glitzern in der hin und wieder mal durchdringenden Sonne.

Der in steten Kehren den Berg hinabführenden Weg ist mit Vorsicht zu begehen: Der Untergrund besteht aus Laub, Lehm und Steinen und ist durch die Nässe rutschig. Ein umgestürzter Baum versperrt erst mal den Weg.

Nach ziemlich genau einer Stunde Gehzeit kommen wir auf eine Fahrstraße.
Links die bekannten gekreuzten gelb-weißen Balken, also hier nicht weiter.

Eine Biegung weiter führt links zwischen Mauern eine Abzweigung weg, die nehmen wir auf Verdacht.

Die Fahrstraße führt rechts in großen Bogen weiter.
Wir vermuten: Wären wir hier weitergegangen, hätten wir ohne Probleme den Aufstieg bei der geriffelten Betonstraße rechts ab  auf der anderen Hangseite nach Cruz del Carmen geschafft, auf den uns „Agathe“ von Anfang an haben wollte.

Dann wäre uns aber unser Abenteuer entgangen.

Also auf dem besagten Weg abwärts und tatsächlich tauchen nach geraumer Zeit  mal wieder weiß-gelbe Balken auf.
Immer mal wieder Ausblicke auf die verstreut liegenden Häuser und Felder und den Blick auf die Casas Batán de Abaja und den Berghang darüber, von dort stiegen wir damals auf der Wanderung Punta de Hidalgo – El Batán – Punta de Hidalgo ab.

Vorbei an dicht behangen Orangenbäumchen, einer Wiese, bestehend  aus den Blättern des Nickenden Sauerklees, einem blauen Blütenmeer der Winde, an einem kleinen Gewässer sehen wir links einen aufwändig gebauten Fußgängertunnel nach El Batán.
Bei dem ersten verlassenen Gebäude weist die Wegmarkierung abwärts Richtung dieses Tunnels.
Aber: Dorthin wollen wir nicht gehen. El Batán selbst haben wir damals schon  in Augenschein genommen und uns nur gewundert, wie ein so kleiner Ort ein so aufwändiges „Bürgerzentrum“ und einen großen Sportplatz haben kann.

Wir amüsieren uns: Ein Pfad, der an den paar Häusern vorbeiführt – zum Teil verlassen, zum Teil noch bewohnt, wie die bellenden Hunde beweisen –  mit Straßenlaternen!

So, und hier haben wir  nun das Dilemma:
Elisabeth will die Tour neu programmieren: Kein Internet, kein GPS-Signal!
Da heißt es, sich auf unsere Intuition, unseren Pfadfindersinn zu verlassen.
Ich – als Neuling in diesen Dingen – versuche mit meinem Smartphone mein Glück.
„Kein GPS-Empfang“. Lasse es aber eingeschaltet und oh Wunder: irgendwann klappt es.

Unsere Befürchtung ist nur, der Pfad den wir aufsteigen, könnte nur zu den mehr schlecht als recht bewirtschafteten Feldern mit Weinreben führen. Aber, nur nicht den Mut verlieren. Wir steigen auf. Steil, steil, schweißtreibend!

Links oben sehen  wir den Ort Chinamada und die Höhlenwohnungen leuchten weiß herunter.
Der Blick begeistert trotz der Anstrengung: Die Bergwelt ist beeindruckend, der Blick zum Meer schön.

Hoch oben sehen wir ein Strom-Verteilerhäuschen, das ist unser Lichtblick.
Nach 40 anstrengenden Minuten sind wir dort oben. 12:45 Uhr
Ein bewohntes Haus! Ein Auto! Wir sind also wieder in der Zivilisation.

An meinem Smartphone orientieren wir uns und folgen daher eine halbe Stunde der Fahrstraße, die wieder abwärts führt.
Aber das Gehen ist direkt komfortabel und so leicht und so schnell sind wir!
Wir passieren ein Feld bepflanzt mit Paprika, ein Kürbis hängt im Baum und rechts unten liegt eine Finca mit einer Gruppe Palmen.

Kurz nach dieser Finca zweigt links eine geriffelte Betonpiste ab und die nehmen wir.
Richtig!   Denn nach nur 5 Minuten Aufstieg: Ein Holzhinweisschild: „Cruz del Carmen“.
Wir beglückwünschen uns!

Nun sind wir auf der sicheren Seite und steigen zwischen Farnen mit immer wieder wunderbarem Blick in die Bergwelt schnell auf.

Ein mit Flechten überzogener Apfelbaum trägt tatsächlich einige Früchte.
Das erinnert uns daran, unsere obligatorische Apfelpause einzulegen.
5 Minuten später, bei einem besonders schönen Ausblick zum Meer essen wir unseren Apfel im Stehen, denn zum Sitzen ist alles viel zu nass.
Kurz darauf haben wir den Part des Aufstiegs überwunden und nun geht es wieder auf einer breiteren Straße eben dahin. In Abständen zeigen Holzpfähle mit grünem Punkt an: Wir sind richtig.

Nach 25 Minuten Gehzeit geht links der Aufstieg über präparierte Stufen weiter.
An der Ecke ein Holzpfahl mit weiß-gelben Balken und einem grünen Punkt.

Nach weiteren 15 Minuten erreichen wir die Stelle, bei der wir uns beim Abstieg von der Schulklasse trennten.

Wie schön: Jetzt scheint die Sonne und das Lichtspiel ist zauberhaft im Märchenwald.

Nach ziemlich genau 4 Stunden ist unsere Rundwanderung beendet.

Besonderheit:

P1160418-640

Fazit:
Eine wunderschöne Tour, die durch unseren unfreiwilligen Schlenker jedoch sehr anstrengend wurde.

Wir haben unterwegs 2 Studenten getroffen, die ein handgezeichnetes Plänchen hatten, das die Wanderung gegen den Uhrzeigersinn aufzeigt. Wir würden jedoch die Runde immer wieder in der von uns gegangen Richtung gehen – im Uhrzeigersinn – denn bergab spielt es keine Rolle wenn es keine kurzen ebenen „Erholungen“ gibt, jedoch beim Aufwärtsgehen ist es sehr erholsam, wenn man zwischendurch mal ein Stück eben gehen kann.

Restaurant: Cruz del CarmenP1160324-800
Wir haben unser Vorurteil überwunden, hier oben in Cruz del Carmen könnte das Restaurant eine Touristenfalle sein.
Wie gut!  Denn das Essen – Pluma de ibérica – (ein bestimmtes Stück aus dem Nacken des iberischen Schweins) war superlecker und der Preis mit 13 Euro und absolut in Ordnung.

 

Foto-Impressionen von unserer Wanderung