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Rambla de Castro

Vorab: Eine traumhaft schöne Wanderung entlang einer Steilküste mit Palmen!
Für uns aus dem Süden völlig neuartige Eindrücke.
Zugegeben: Um nur eine zweistündige Wanderung zu machen, wäre die Anfahrt aus dem Süden überzogen. Hat man jedoch im Norden etwas zu erledigen, so sollte man Zeit für diese schöne, wenig anstrengende Wanderung einplanen!

Wander-Wegstrecke: Hin und Zurück gut 2 Stunden
Es gibt diverse Einstiegsmöglichkeiten, so z.B. vom Hotel Maritim aus.
Wir begannen die Wanderung in Los Realejos bajo, im Viertel Romantica II. Ein verschmiertes Hinweisschild „La Gordejuela“ 15 Minuten und „La Casona“ 1:30 Stunden weist uns den Weg. Die Wanderung ist gekennzeichnet mit Nr. 1. Unser Ziel war die Hacienda de Castro und
verlaufen kann man sich praktisch nicht. Der Weg ist gut präpariert. Er führt im Naturschutz- gebiet zum Teil über Pflaster, das aus der Guanchen-Zeit stammen könnte, betonierten Strecken, Sand- und Felspfaden, gesäumt von einer Pflanzenvielfalt und dazwischen Palmen. Dieser Landstrich zählt zu den fruchtbarsten und grünsten der Insel. Und es ist kein Wunder, dass wir uns hier auch im Naturschutzgebiet befinden.
Nach den angegebenen 15 Minuten erblicken wir unten am Meer eine malerische, mehrere Stockwerke hohe Ruine, die eher an ein Schloss erinnert als an eine Wasserpumpenstation. Es ist jedoch die erste Wasserpumpe (Aguas de Gordejuela) auf der Insel, die im Jahre 1903 von der Familie Hamilton und dem Militäringenieur José Galván geschaffen wurde, um das Wasser der Gordejuela Quelle, das bis dahin ungehindert ins Meer floss,  zur Bewässerung  nutzen zu können. So wurde das bis dahin trockene Brachland für die Landwirtschaft erschlossen.
Das nächste Hinweisschild Nr. 1 „Playa de los Roques – La Casona“ (hierbei handelt es sich um Hotels) bestätigt uns die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Ein Steg führt uns nun über die Schlucht und wir steigen aufwärts, kommen an dem neueren Gebäude der Aguas de Gordejuela vorbei und entlang einer Finca  passieren wir eine rot-weis-gestrichene Schranke und hier biegen wir rechts ab.

Ein Blick über die Mauer auf einen üppigen Orangenhain und eine Avocadoanpflanzung zeigen uns, wie gut das Wasser genutzt wird.
Der Weg fällt nun leicht ab und wir haben ungehinderte Sicht auf das Meer. Durch den heute heftige wehenden Wind bauen sich große Wellen auf, deren Gischt gegen die Felsen klatscht. Dazu Sonnenschein! Einfach schön!
Unser Weg führt uns durch Grün und an Palmen vorbei. Einzigartig!

Unser Ziel die Hacienda de Castro.
Wir streifen um das verlassene Haus aus dem 17. Jahrhundert und erinnern uns gelesen zu haben, dass das Gelände  im 16. Jahrhundert dem Portogiesen Hernando de Castro, einem Mitstreiter des Eroberers Teneriffas, Fernández de Lugo, von diesem als „Mayorazgo“ zugeteilt wurde.
Hernando de Castro ließ dort dann das Anwesen mit Kapelle errichten. Durch den Wasserreichtum dieser Gegend war es möglich, dieses einzigartige Ambiente mit dem wohl größten Palmenhain der Insel anzulegen.

Durch ein verwittertes Schild, auf dem wir so etwas wie agua ….. lesen können, wurden wir neugierig und befragten dort arbeitende Gärtner. Sie erklärten uns, dass wir in 5 Minuten an der fuente, der Quelle, wären. Selbstverständlich machten wir diesen Abstecher und haben es nicht bereut. Der Weg dorthin ist bestens präpariert. Über Holzbohlen und eine Treppe steigen wir tatsächlich in nicht mehr als 5 Minuten zur Quelle auf. Einheimische Jugendliche erklären uns, dass es sich um Teide-Wasser handeln würde. Ob es stimmt? Auf alle Fälle füllen wir unsere Wasserflaschen mit frischem Quellwasser auf..
Auf dem Rückweg verlockt uns noch die Hinweistafel „ El Fortín“ 5 Minuten. den kleinen Abstecher zu machen.
Auch dorthin ist der Weg bestens präpariert und von der ehemaligen Festungsanlage El Fortín de San Fernando, das zur Abwehr gegen Angriffe 1808 erbaut wurde, hat man einen wunderschönen Ausblick. Von den früher fünf Kanonen, die hier zur Verteidigung installiert waren, sind immerhin noch drei zu sehen.
Da wir keine Schwimm-Ambitionen hatten, ließen wir den Hinweis zur Playa Castro, wie auch auf dem Rückweg den zur Playa La Fajana unbeachtet.
Der Hinweg ist zugleich der Rückweg durch eine malerische, üppig grüne Landschaft. Zudem wandern wir in einer für die Kanaren geschichtsträchtige Gegend.

Besonderheit:
Das Majoratsrecht, „Mayorazgo“, das nach dem alten kastilischen Gesetz Vermögenswerte miteinander verknüpfte, die nie gebrochen werden durften,  garantiert, da es sich hierbei um ein Erstgeburtsrecht handelte, dass der älteste Sohn jeweils den Großteil des elterlichen Vermächtnisses erbte.
Mit der Landverteilung verbunden waren allerdings eine Reihe von Verpflichtungen für die neuen Besitzer: Sie mussten sich auf dem Land niederlassen, es für den Anbau urbar machen und je nach der Zone bestimmte Produkte anbauen.  Dadurch sollte erreicht werden, dass sich die Besitzer gezwungen sahen, das Land ständig zu bewirtschaften, um den einheimischen Markt durch den Anbau von dafür geeigneten Produkten, wie Kartoffeln, Mais und Getreide zu versorgen. Jedoch auch Wein und das Zuckerrohr wurde angebaut.
Die Großgrundbesitzer waren auch verantwortlich für die Verwaltung, Rechtsprechung sowie der Bestrafung der Gesetzesbrecher. Sie hatten das Recht, verurteilte Personen auszupeitschen, zu hängen oder in den Kerker sperren zu lassen.

Anfahrt:

Man verlässt die Autobahn TF5 bei der Ausfahrt 39 , folgt der Calle El Castillo, die dann in die in die Calle de la Longuera übergeht und biegt nach links in die Calle Tinguaro ab (kurz vor Betten Hammerer). Diese stößt dann stumpf auf die Calle Las Rosas, der man bis zur Kreuzung mit der Calle Geranios folgt. Dort beginnt gleich links der Wanderweg.

Viel Hintergrundwissen zu dieser Wanderbeschreibung vermittelte mir die Fremdenverkehrsauskunft in Puerto de la Cruz  und hier möchte ich mich ganz besonders bei Herrn Vicente Torrents Franquet bedanken.
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