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Erjos – Los Silos

Ich muss vorsichtiger werden mit der Vergabe von Superlativen!
Bei fast jeder Tour denken Elisabeth und ich – wie zum Beispiel von Cruz del Carmen nach Punta de Hidalgo – das ist an Schönheit nicht mehr zu toppen, jedoch wir werden immer wieder eines Besseren belehrt.
So bei dieser Tour von Erjos nach Los Silos !

Wanderwegstrecke – 950 Höhenmeter bergab:

Gut 2 Stunden – ohne Pause

Mit dem Bus fuhren wir  um 09:35 bis Erjos, Haltestelle bei der Kirche. 10.40 Uhr kommen wir an und nachdem wir uns etwas orientiert haben, wenden wir uns von der Haltestelle Richtung Kirchlein und dort zeigen uns schon die Wegweiser an: hier geht es runter.
Einige, wenige Meter auf Asphalt. Gleich an der Ecke so etwas Romantisches:
Ein altes Haus mit einer alten Dame mit Strohhut davor. Ich darf sie fotografieren, sie setzt sich in Positur und wünscht uns noch „buena suerte“, viel Glück.

Nächster Hinweis:“5,5 km Los Silos, 3 km Cuevas Negras, Weg: PF-TF 53“  rechts ab und schon befinden wir uns auf dem jahrhundertealten Weg, dem ehemaligen „camino real“. Er stellte früher die Verbindung von Puerto de Santiago über Erjos nach Los Silos und Garachico dar. An einer idyllischen Tasca vorbei wandern wir auf groben Pflastersteinen und haben bereits von hier einen Blick auf’s Meer.

Der Pfad ist sehr schmal, geht steil bergab und ist gesäumt von Lorbeer- und Erikabäumen mit Flechten behangen, einem ehemaligen gemauerten Wasserkanal, der nunmehr moos-ummantelt ist und eine Wasserleitung neueren Datums verbirgt. Farne in vielfaltiger Art und Aeonien setzen Akzente und vereinzelt leuchten noch die Blüten der kanarischen Glockenblume. Und zu alle dem noch das Sonnenspiel, es ist wunderschön.

Wir haben traumhaftes Wetter. Noch nicht einmal ein Fotografier-Wölkchen ist am Himmel. Also für diese Tour, in dieser Gegend, einfach ideal. Bei Feuchtigkeit ist der steile, steinige Weg sicher gefährlich.

Nach 40 Minuten passieren wir linker Hand ein leerstehendes Haus und eine Stunde später rechter Hand ein verfallenes Gebäude und links ein brombeerumranktes Häuschen.


Hier gibt es Erholung für die Knie, der Saumpfad ist etwas flacher und steinlos.
Wir befinden uns nun in dem ehemaligen „Dörfchen“ Cuevas Negras, das in den 50er Jahren noch mehr als 60 Einwohner hatte. Hier finden wir auch eine uns bisher unbekannte blühende Pflanze, die wir mit Hilfe von Señor Enrique Castrillo Núñez als eine Fuchsie (Fuchsia fulgens) identifieren konnten.

Jedoch nach dieser verlassenen Siedlung – die wohl zwischenzeitlich auch mal von Aussteigern bevölkert wurde – geht es wieder- wie gehabt, steil, steinig, felsig, bergab.

Bald darauf wird rechter Hand auf die Abzweigung zur „Tierra de Trigo“ hingewiesen, unser Ziel ist jedoch Los Silos, noch 2,7 km.

Und weiter geht es diesen zauberhaften Weg weiter. Unser Blick geht geradeaus auf die außerordentlichen, imposanten  Schluchtwände von Cuevas Negras und links in die sagenhafte Tiefe des Barrancos de Cuevas Negras.


Unterwegs beobachten wir ein Rotkehlchen – es lässt sich aber nicht fotografieren.
Ein Stück des Weges umschwirrt uns ein wunderschönes Exemplar des Schmetterlings „Monarch“.
Aus einem uralten Baum hören wir Vogelgezwitscher, dazu Sonne auf der Haut.
Uns geht es gut!

Um ½ 1 Uhr gelangen wir wieder in noch heute landwirtschaftlich genutzte Gebiete.
Hier hat sich auch ein Bio-Früchtegarten angesiedelt, der von Montag  bis Freitag von 14 bis 17 Uhr geöffnet hat. Dies passt aber nicht in unseren Zeitplan und so bleibt uns der Blick auf exotischen Bäume verwehrt.

An Bananenplantagen vorbei wandern wir zügig weiter.

Nach ziemlich genau 2 Stunden passieren wir eine kleine Brücke. Kaum fünf  Minuten später gehen wir durch „diese hohle Gasse“. Rechter Hand eine hässliche Betonwand, links dagegen eine Mauer blütenübersät von Buganville und der Großblütigen Himmelsblume“ (Thunbergia grandiflora), was das Ganze mildert. Die Gasse geht direkt in die Calle Susana über, die uns zum Ortskern von Los Silos führt.

Links sehen wir den Abzweig „Erjos 11,1km, Las Moradas 1,9 km, PR TF 54“.
Diesen Weg behalten wir im Hinterkopf für’s Frühjahr, wenn die Blütezeit der kanarischen Glockenblume gekommen ist.
Vor vielen Jahren bin ich diese Tour bergab schon einmal mit Familie – Enkeltöchterchen noch im Tragetuch – gegangen.

12.50 Uhr erreichen wir den Dorfplatz, die Plaza de la Luz.
Unser erster Weg ist erst mal wieder zum Tourismusbüro, das im ehemaligen Konvent San Bernardo, (1649) untergebracht ist.
Unterwegs sahen wir an verschiedenen Stellen Nummern, so wie damals bei der Wanderung Paisaje Lunar und fragten nach Erklärungen. Da der gute Mann vom Tourismusbüro nur eine Broschüre zum Ausleihen hat, baten wir ihn, ob er uns, gegen Kostenerstattung, eine Kopie machen könnte. Er war so freundlich.
Zudem konnte er uns sagen, dass der nächste Bus nach Icod de los Vinos um 13.35 Uhr an der Durchgangsstraße abgeht.
Uns blieb noch Zeit auf der hübschen Plaza am Pavillon einen Café zu trinken und die umliegenden Gebäude mit den typischen Holzbalkonen, das Rathaus und die weiß-getünchte Kirche im Zuckerbäckerstil in Augenschein zu nehmen.
Eindruck: Ein hübscher, beschaulicher Ort.

Fazit:
Eine malerische, wunderschöne Wanderung im Naturpark des Teno-Gebirges, für die man jedoch unbedingt Kniegelenke haben sollte, die so schnell nichts übel nehmen.
Wie heißt es im Prospekt der Regierung von Teneriffa?
„Sie können die Schönheit und die Üppigkeit der Vegetation des Monteverde genießen. Auf diesem Camino Real können Sie die Vegetation entdecken, die einst in diesem Zauberwald gedieh und die gegenwärtig dafür kämpft, ihren Platz wieder zu erobern.“

Anfahrt:
9.35 Uhr mit Linie 460 ab Busbahnhof Playas de las Américas bis Erjos-Iglesia
Rückfahrt:
Mit Linie 363 oder 368 bis Icod de los Vinos, dort in den Bus Linie 460 umsteigen und zurück bis Busbahnhof Playas de las Américas.

Besonderheit:
Zu den unterwegs gesehen Nummern kann ich nunmehr, nachdem wir die Unterlagen in Los Silos bekommen haben, auszugsweise ausführen:

1.) Ein Weg mit einer jahrhundertelangen Geschichte. Hierzu wird ausgeführt, dass der “camino real“, wie wir ja schon wissen, ein ehemaliger Handelsweg war und es den Ureinwohnern ermöglichte, auch mit ihren Lasttieren den Transport vielfältiger Waren für den nötigen Tauschhandel zu transportieren. Erjos beteiligte sich an diesem Handel mit seinem hervorragenden Weizen und den Kartoffeln, aber auch mit Holzwerkzeugen und pflanzlicher Kohle, die die Bevölkerung dank der nahen Feucht- und Kiefernwälder herstellen konnte.
2.) Eingeführte Pflanzen. Einige, vom Menschen eingeführte Pflanzen fühlen sich hier wie zu Hause. Hier wird besonders auf die Monterey-Kiefern eingegangen, sowie auf Stechginster
3.) Dort, wo der Wald sein Herrschaftsgebiet zurückerobert hat.  Langsam bedeckt die ursprüngliche Vegetation die verlassenen Felder. Können Sie sich vorstellen, wie diese Schlucht vor kaum 50 Jahren mit fruchtbaren Feldern ausgesehen hat? Wie überraschend schnell nehmen die Bäume wieder Besitz von ihrem ehemaligen Lebensraum, der Gagelbaum, die Baumheide, der Steife Schneeball, der Kanaren Lorbeer und der „Palo blanco“ Hohe Picconie. Interessant ist: „Beim Weiterwandern durchqueren Sie einige Wegabschnitte mit einer natürlichen Pflasterung. Tatsächlich gehen Sie auf einem Lavastrom, der seinen Ursprung vor beinahe einer Million Jahren im Vulkan Montaña del Viento in Erjos hat. Dieser Lavastrom diente der alten Schlucht als „Bahn“, obwohl er heute durch Vegetation verborgen liegt.
4.) Auf der Suche nach den Spuren einer reichen Vergangenheit. Der Weiler von Cuevas Negras, den Sie eben durchquert haben, hatte in den 50er Jahren mehr als 60 Einwohner. Don Fernando Gonzáles Meneses ist hier geboren worden und mit seinen stattlichen siebzig Jahren steigt er immer noch den steilen Hang hinauf, um nach seinem Kartoffelfeld zu schauen.
5.) Die Landschaft verändert sich weiter. Die jungen Barbusano-Gewächse sind die Vorläufer des Waldes, der sein Gebiet wiedererobert, da sie weder für Tierfutter noch zur Holzgewinnung verwendet werden, können sie wieder gefahrlos wachsen. In der Talsohle wimmelt es von Leben, das von der Feuchtigkeit angezogen worden ist. Die Lorbeertauben sind hier viel weniger scheu und gurren im Geäst. Begleitet werden sie vom scharfen Piepsen der Amseln und dem Zwitschern anderer Vögel, wie der Teneriffa-Blaumeise, dem Kanarienvogel und der Grasmücken.
6.) Jahrmillionen schaffen eine Torte. Die dunklen Schluchtwände lassen den Blick in ihr Inneres zu. Die senkrechten Schluchtwände ragen über den Weg empor. Sie entstanden in einer Zeitspanne von mehr als einer Million Jahren aufgrund verschiedener vulkanischer Ausbrüche. Das Wasser hat die Felsenwände geduldig geformt und das Erdinnere freigelegt. Nun ähneln die Wände einer Torte mit seinen verschiedenen Schichten und Füllungen. Diese vulkanischen Schichten sind unterschiedlich beschaffen und auch nicht gleich hart. Deshalb hat sie die Erosion verschiedenartig geformt, was zu höhlenartigen Gebilden geführt hat, von denen die Schlucht wahrscheinlich dann auch ihren Namen erhalten hat.
7.) Die vertriebenen Pflanzen suchen einen neuen Lebensraum. Die Urbarmachung des Küstenstreifens vertrieb die Pflanze in ein anderes Gebiet. Der Lavastrom, der Sie die Schlucht entlang begleitet hat, ist kurz vor der Küste stehen geblieb en. Andere Lavaströme jedoch sind bis an die Küste vorgedrungen und haben dazu beigetragen, den flachen Küstenteil zu bilden, der sich vor Ihnen am Ende der Schlucht ausbreitet. Diese sogenannte „Isla Baja“ die „tief gelegene Insel“ bietet der Landwirtschaft ideale Voraussetzungen und ist deshalb beinahe vollständig mit Bananenplantagen und anderen Fruchtfeldern bedeckt. Die Pflanzen, die früher hier gediehen, fanden Zuflucht in den Schluchtwänden wie denen von Cuevas Negras, wie z.B. die Tabaiba amarga oder der Natternkopf.
8.) Der untere Teil der Schluchtsohle ist eine Oase des Lebens. An diesem Ort leben andere Tiere und Pflanzen, als Sie bisher auf ihrem Weg gesehen haben. Hier gedeiht die Kanaren-Weide, auch das Schilfrohr und die Binse kommen hier sehr häufig vor, deren jungen, flexiblen Ruten zur traditionellen Herstellung von Körben und anderen Geräten verwendet wurden. Hier gedeiht auch die Jamswurzel, deren riesigen, essbaren Knollen zu leckeren Rezepten anregen.  In den Tümpeln weisen die kleinen Grünfrösche die Mückenlarven in ihre Grenzen, während die glänzenden Libellen über das Wasser schwirren.
9.) Cuevas Negras hat sein Vermächtnis mit Ihnen geteilt. Diese „Steinschlange“ gibt Ihnen auf dem Weg von den Bergrücken bis an die Küste ihr Geheimnis preis. Der ehemalige Handelsweg hat Sie bis nach Los Silos geführt. Der Wohlstand dieser Ortschaft geht bis auf die Eroberungszeit zurück, begünstigt durch das gute Klima, die ebene Oberflächengestaltung und das reiche Wasservorkommen. Man hat hier Zuckerrohr, Getreide, Reben und vielen mehr angebaut. Gegenwärtig herrschen Bananenplantagen vor, obwohl auch Obstbäume angepflanzt werden: Orangen, Avocados, Japanmispeln, Melonenbäume.

Heute waren Sie Zeuge eines kleinen geschichtlichen Zeitabschnitts, der noch lange nicht zu Ende ist. Vor dem Abschied schauen Sie zurück und prägen Sie sich alles ins Gedächtnis ein, was Ihnen der Weg gezeigt hat.“