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CAMINO REAL del SUR (3)

Camino Real del Sur
3. Etappe
Fasnia – Arico Viejo

NEIN! NEIN! Und nochmals: NEIN!

Wanderwegstrecke:Track04
14,6 km in 3:34 Stunden waren nach Planung zu gehen. Davon 470 m hoch und 480 m runter.

Tatsächlich sind wir nach GPS-Tracker gegangen:
14,06 km in 5:41 Stunden, 360 m hoch und 620 m abwärtsaber wie !!!!

Für Abenteurer die GPS-Daten als Zip-Datei. 2015-11-18

So schön, abwechslungsreich, beeindruckend, imposant die Landschaft auf dieser Etappe ist, so unübersichtlich ist sie, ohne jegliche Kennzeichnung, weder Hinweisschilder, Steinmännchen noch Markierungen gibt es.
Auch komoot, unser Wanderprogramm, mit „Agatha“, der Sprecherin ist hier überfordert:
Oft müssen wir gleich drei Ansätze machen, bis wir die richtige Strecke, Wege gibt es kaum auszumachen.
„Agatha“ lässt sich auch mit ihren Hinweisen viel Zeit bis sie uns mitteilt: „Du hast die Tour verlassen, kehre um“.

Nachdem die 2. Etappe mit Hinweistafeln fast „übermöbliert“  ist, gibt es nach Verlassen der Gemeinde Fasnia nichts, absolut nichts mehr.

Vor dem Barranco de La Linde suchen wir menschliche Hilfe. Der gute Mann stapft mit uns über seinen frischen geeggten Acker, um uns in etwa zu zeigen, wie wir den Barranco angehen können. Meint aber „muy mal“, sehr schlecht wäre der Weg.

Auch hier gehen wir trotz Anleitung erst irr, kämpfen uns durch einen Hain von Rhizinusstauden, um zu hören:“ Du hast die Tour verlassen.“ Also retour und wir finden tatsächlich den Einstieg. Brombeerranken reißen uns die Beine auf, was die nicht geschafft haben, schaffen die kratzigen, vertrocknete Sträucher, den Stacheln der Opuntien versuchen wir auszuweichen.
Erstmal Wunden versorgen. Ich habe die ehemalige Mitwanderin Hermine im Ohr:“Man wandert nicht in kurzen Hosen !“ Es bewährt sich, dass im Rucksack immer ein Notfall-Pack für kleine Probleme ist.

Der Aufstieg ist nicht weniger abenteuerlich: Kein Pfad auszumachen, auf allen Vieren geht es teilweise weiter, wir halten uns an Sträuchern fest, wollen uns dann an Steinen hochziehen die abrutschen.

Ich erspare mir die detaillierte Beschreibung, da wir wirklich davon abraten, diese Tour zu gehen.
Bei einer Barrancobegehung kommen wir an einem erbärmlichen Tiergehege vorbei mit laut blökenden Schafen, meckernden Ziegen, gackernden Hühnern, ja, das ist tatsächlich ein Pferd, oh Jammer, kollernde Truthähne.

Es gibt so viele, wunderschöne, gut zu gehende Wanderungen, da muss man sich das nicht antun.

Unsere kurze Apfelpause machen wir noch hoch oben mit Blick über Weinfelder auf die Montaña Fasnia mit dem Kirchlein.

Dass wir nach Icor weit, weit Richtung Autobahn runtergehen müssen, hatten wir bei der Planung der Karte entnommen. Dass es aber wieder weglos ist, konnten wir nicht voraussehen.

Auch hier wieder Irritationen „hast die Tour verlassen“, das war das letzte was „Agatha“ von sich gab, bei meinem Handy ist der Akku leer.

1 Stunde gehen wir nur auf Verdacht abwärts, sehen dann riesige, intakte Gewächshäuser und oberhalb Autos fahren.

Unser Entschluss steht fest: Da gehen wir hinauf.

Aber: Das Gelände mit den Gewächshäusern ist weiträumig, bis hoch zur Straße mit einem hohen Zaun abgeschirmt.

Elisabeths „Agatha“ führt uns in den Barranco Tamadaya, wunderschön, Formation und Farben begeistern uns, hier gibt es die ersten Steinmännchen, jedoch für welche Wanderung? trotzt allem aber wieder „Du hast die Tour verlassen, kehre um und gehe rechts“. Da war aber nichts, nur die Gewächshäuser.

Nun entschließen wir uns, Schluß mit lustig, wir wagen es, aus dem Barranco auf’s Gradewohl aufzusteigen. Dies stellt sich dann mehr als ein Krabbeln heraus, aber wir schaffen es.

Wir sind auf der TF 625, die von Poris de Abona nach Arico führt bei km 3 ausgekommen. Links die Gewächshäuser, rechts geht der Blick auf das große Feld mit Solaranlagen und die Windräder.

Elisabeth und ich, wir sind uns einig: Keinen Meter gehen wir weiter, obwohl wir nur wenige Kilometer unterhalb von Arico Viejo sind. Aber, wir müssten auf dieser viel befahrenen Straße, laut Komoot-Planung, aufwärtsgehen.
Das ist uns noch nie passiert, wir haben Frust und keine Lust mehr zu wandern!

Da rufen wir lieber um 16:10 Uhr meinen lieben Mann an, er soll für uns das Taxi „IrmEli“ aktivieren und uns einsammeln.
Wir warten gerne die 35 Minuten.

Besonderheiten

Die Strecke bietet jedoch außer den landschaftlichen Reizen auch einige architekonische, historische Besonderheiten.

Schon bei der Anfahrt folgen wir kurz vor Fasnia mit dem Auto dem Hinweisschild „Eremita Fasnia“.
Hoch oben auf der Montaña Fasnia thront das Kirchlein“Eremita Virgen de los Dolores“.
Diesen Aufstieg haben wir uns also schon gespart, er hätte von Fasnia aus ca. 1 Stunde hin und zurück in Anspruch genommen.
Von hier oben hat man eine 360 Grad Sicht auf die Berge, Fasnia mit den vielen Terrassen aus Bimsstein-Tuffstein, das Meer, Acantilado de la Hondura, und die Felsen „Dentro“ und „Fuera“. (Als wir die Küstenwanderung von Los Roques nach Poris de Abona gegangen sind, kannten wir die Namen dieser zwei Felsen im Meer nicht.)

Danach fahren wir in den Ort Fasnia, parken am Seitenstreifen bei der Iglesia San Joaquín, besichtigen diese moderne, schlichte Kirche und dann geht es 10:30 zu Fuß los.

Unser nächstes Ziel ist die „Iglesia vieja“, umgangssprachlich „die alte Kirche, die “Iglesia de San Joaquín“ aus dem 17. Jahrhundert, die Reste der alten Kirche, die praktisch nur noch ein paar Mauern und einen Torbogen vorzuweisen hat. Hat aber große historische Bedeutung, wie uns Elisa, unsere Spanisch-Lehrerin-Kunsthistorikerin, sagte.
Sie wurde als Wallfahrtskapelle am „camino real“ dem „Königlichem Weg“ errichtet, der die wichtigsten Orte im Süden miteinander verband.
Die Einwohner haben sie selbst errichtet, um nicht immer nach Arico oder Güimar gehen zu müssen.
„1795 wurde der Ort zur Pfarrgemeinde und die Kirche wurde nicht nur zu religiösen Zwecken als Begegnungsstätte genutzt sondern sie war auch das erste Lokal für Wahlen und Versammlungen des Rathauses.“

Elisa hatte uns noch auf ein anderes Kleinod aufmerksam gemacht:  Icor viejo.
Von oben kommend hat man den Eindruck, es handelt sich um eine riesengroße Finca.
Beim Näherkommen stellt sich heraus, dass es 17 einzelne Gebäude sind, die mit den hier vor Ort hergestellten Ziegeln einheitlich eingedeckt sind und im traditionellen kanarischen Stil mit Tuffstein bzw. weißem Vulkangestein im 18. Jahrhundert erbaut wurden.
Bis auf einige wenige Häuser jedoch ein fast verlassenes Dorf.
Es liegt auf einem Felsvorsprung, 300 Meter über dem Meeresspiegel. Flankiert wird es von dem Barranco de Icor mit seinen Basaltfelswänden und zählt zu den schönsten Orten des Südens.
Es wurde 1984 auf Antrag des Stadtrates von Teneriffa als Stätte von kulturellem Interesse von der Abteilung für historisches Erbe der Kanarischen Regierung erklärt mit der Folge, dass Reparaturen nur im traditionellen architekonischem Stil gemacht werden dürfen. Wie bei uns bei unter Denkmalschutz gestellten Häusern.
Das Problem ist hier: öffentliche Gelder gibt es dafür nicht, es ist allein Sache der Eigentümer.

Wer sich dafür interessiert, kann Icor Viejo aber gut via TF 28, der carretera general, mit dem Auto erkunden.

Aber bevor wir hier ankommen, sind wir noch in La Sombrera an der Ermita de San Silvestre mit einem großzügigen Platz davor und der wesentlich kleineren in La Sabina Alta San Isidro y Santa María de la  Cabeza  vorbeigekommen.
Hier überrascht uns ein wunderschöner, großer Sportplatz, super gepflegt.

Wir haben viele bewohnte Höhlen passiert, einige die regelrechten „Höhlen-Villen“ glichen, so etwas hatten wir bisher nicht gesehen.

Durchzogen ist das ganze Gebiet mit Wasserkanälen, zum Teil noch intakten Abdeckungen, Wasserverteilungsstellen und viele Aquadukte.

Fazit:
Eine interessante, aber unwegsame, schmerzhafte, kaum nachvollziehbare, nicht empfehlenswerte Wanderung.

Sie führt sogar dazu, dass Elisabeth und ich ernsthaft überlegen, ob wir die anderen Etappen bis Santiago del Teide noch gehen sollen.

Foto-Impressionen