Archiv für November 2009
La Montaña Bilma
Von Valle de Arriba aus umrunden wir heute in gut 2 1/2 Stunden den Kegel La Bilma. Wir sind positiv überrascht, wie gut der Weg inzwischen präpariert und gekennzeichnet ist. Es ist eine schöne Wanderung, die uns durch die verschiedensten Geländeabschnitte führt: sowohl landwirtschaftlich wie auch bisher industriell genutzte Flächen und die Querung eines Lavastromes. Sie bietet uns Ausblicke auf die Orte Valle de Arriba, Santiago del Teide und Las Manchas. Wir blicken auf die Küste, die Straße, die sich nach Masca hochschlängelt und natürlich auf den Teide.
Lassen Sie uns losgehen:
Wanderwegstrecke: 2 ½ Stunden reine Gehzeit
Am Ende der asphaltierten Straße im Ort Valle de Arriba folgen wir dem Straßenverlauf geradeaus. Wir wandern an einem Mäuerchen, rechter Hand, vorbei, dahinter liegt eine Weinreben-Terrasse. Der Weg steigt leicht an und bereits nach ganz kurzer Strecke kommen wir an einen alten, gemauerten Wasserkanal, darüber befindet sich ein Bewässerungsrohr. Hier ist am Kanal eine
kleine, weiße Tafel angebracht, auf der man gerade noch lesen kann, dass es nach Arguayo, Bilma, Las Manchas geht. Wir biegen also links ab und steigen über Felsen auf einem Pfad bergan, queren einen weiteren gemauerten Wasserkanal und das Hinweisschild macht uns darauf aufmerksam, dass wir „Reserva natural especial Chinyero, espacio natural protegido“ betreten. Wir befinden uns also im Naturschutzgebiet.
Zurück blicken wir auf Valle de Arriba, das Örtchen, das vor allem durch den Weinanbau hervorsticht, und setzen den gut auszumachenden Weg fort. Kurz darauf kommen wir an die eigentlich einzige unklare Stelle: „wo geht es weiter?“: Wir folgen dem waagrechten Wegverlauf und gehen nichts links hoch. Am Beginn des Einstiegs machen wir einen weißen Punkt an einem Mäuerchen aus und diesen, häufig aufgemalten Punkten, können wir bis kurz vor Las Manchas folgen.
Unterwegs treffen wir auf einen Trupp Arbeiter die dabei sind, den Weg weiter zu verbessern. Wir sind ganz begeistert, wie gut der Pfad präpariert ist und er geht später in eine
regelrechte Prachtstraße über. Rechts unten sehen wir Las Manchas und links den Kegel von La Montaña Bilma, der im unteren Teil stark abgebaut ist, da hier der umstrittene Lavakörner-Abbau von Bilma stattfand. Wir gehen auf die mit dicken, bizarren Steinen – wie Skulpturen – abgegrenzte „Piste“ zu und wenden uns nun nach links oben, da wir ja den Rundweg eingeplant haben.
Bis hierher sind wir ca. 75 Minuten gegangen.
Unser Anstieg zur Montaña Bilma ist gut zu bewältigen, da der erste Teil auf der Zufahrt zum Abbaugebiet verläuft. Danach halten wir uns leicht rechts, jedoch auch hier geht es auf feinem Lavasplit zwischen Ginsterbüschen aufwärts. Unterhalb blicken wir auf viele Feigenbäume.
Die Überreste einer ehemaligen Hütte fügen sich malerisch in die Landschaft ein und auch hier oben beginnt wieder die Kennzeichnung. Diesmal sind es ein weißer und ein gelber Balken, die uns den Weg durch das Lavafeld weisen.
Die bizarren, eigenwilligen Formen des Gesteins, das mit Flechten überzogen ist, der ersten Lebensform, die auf diesem vulkanischen Boden gedeihen kann, erzeugen ein besonderes Gefühl.
Nach der Durchquerung stoßen wir wieder auf eine Hinweistafel in die Richtung, aus der wir gerade gekommen sind „Arguayo“.
Die Wolken geben zwischendurch immer wieder mal den Blick auf den Teide frei und wir schreiten nun auf dem leicht abfallenden Weg – am Rande des Lavafeldes – weiter, begleitet von der weiß-gelben Markierung. Daher lassen wir den rechts abgehenden Weg unbeachtet.
Nach gut 2 Stunden reiner Gehzeit kommen wir an die „Kapelle“, die zum Dank dafür, dass der Lavastrom des Chinyero hier zum Stillstand kam, errichtet wurde.
Wir betrachten noch das in den Lavastrom eingelassene Kreuz und gehen links weiter.
Achtung: Kurz darauf steigt der Weg an, wir biegen jedoch rechts ab und gehen nun zwischen links und rechts aufgerichteten Steinmauern, bzw. Steinmäuerchen zügig bergab.
Wir befinden uns hier im landwirtschaftlich genutzten Teil. Viele Feigen- und Mandelbäume und Weinreben geben ein Zeugnis davon ab.
Weiter unten schließt sich unser Kreis, denn wir kommen von oben an die Stelle, die mit dem weißen Punkt gekennzeichnet ist, an der wir am Anfang dem waagerecht verlaufenden Weg folgten.
Nochmal aufgepasst: Kurz darauf nicht nach links abbiegen sondern quasi am Hang weitergehen und so gelangen wir schnell zu unseren geparkten Wagen.
Wenn man davon absieht, dass der Pfad zum Teil sehr geröllig, sehr steinig und dicke Lavabrocken zu überwinden sind, hat diese Wanderung keine Schwierigkeiten.
Trotz Nieselregen im letzten Abschnitt, uns gefiel die Tour sehr, sehr gut!
Besonderheit:
Der letzte Vulkanausbruch auf der Insel Teneriffa war am 18. November 1909. Der Vulkan Chinyero spuckte 10 Tage lang Lava. Zum Glück gab es keine Todesopfer.
Im Osten des Vulkankegels Bilma erkennt man den hauptsächlichen Lavastrom vom Chinyero. Er teilt sich zuerst, um dann ein wenig weiter unten oberhalb Las Manchas wieder aufeinander zu treffen. Der Volksmund sagt darüber, dass die Heilige Anna eingegriffen und die glühenden Felsen aufgehalten habe.
Der andere Lavastrom floss bis kurz vor den Ort Valle de Arriba.
Das Dorf wurde verschont und zum Dank dafür wird jedes Jahr in der ersten Maiwoche dieses Wunder gefeiert.
Es heißt, die Christusfigur des Tals habe den Lavafluss gestoppt und aus Dank dafür wurde die „Kapelle“ errichtet.
Anfahrt:
Aus Richtung Los Christianos aus kommend auf der TF 1 bis zum Autobahnende, dann folgen wir der TF82 Richtung Guia de Isora und immer weiter bis Santiago del Teide. Am Ortsausgang geht es dann rechts nach Valle de Arriba. Am Ortseingang biegen wir rechts ab in die Calle San Fernando und bald darauf bei der „Telefonzelle“ rechts in die Calle Reventón. Nach ca. 30m endet die Asphaltierung. Hier stellen wir unseren Wagen ab.
Restaurant:
Nach der schönen Wanderung hatten wir so richtig Appetit auf ein gutes Steak vom Holzkohlengrill. Da haben wir dann gesagt: „Eine halbe Stunde halten wir noch durch“ und haben per Telefon (922 85 7056) im immer gut besuchten Las Goteras in Tejina de Isora (liegt ja am Heimweg) einen Tisch reserviert.
Grundregeln
Auf Grund vieler positiver Kommentare wissen wir inzwischen, dass unsere Wanderbeschreibungen gut ankommen, angenommen werden und danach auch tatsächlich gewandert wird.
Das freut uns natürlich außerordentlich!
Auch die Aussage: „Wenn man diese Beschreibung dabei hat, kann man sich wirklich nicht verlaufen“, bestärkt uns in unseren Bemühungen exakte Angaben zu machen.
Lesen wir dagegen die Feststellung:
„Es sollte erwähnt werden, dass die Wege sehr steinig sind und dass man unbedingt feste Schuhe braucht.“
dann müssen wir gestehen, dass wir da offensichtlich Dinge als allgemein bekannt unterstellt haben, die es nicht sind!
Wir greifen jedoch den Vorschlag auf und versuchen allgemeingültige Regeln für das Wandern zusammenzustellen:
Eins, allen Dingen, voraus:
Sie wandern auf eigene Verantwortung!
Schätzen Sie Ihre Kräfte richtig ein!
Sie müssen Keinem und Niemandem beweisen was Sie können und dass Sie es können!
- Nie alleine wandern! (auf das Handy ist hier kein Verlass, da es nicht überall Netzempfang gibt und die Wanderungen auch nicht allzu heftig begangen werden) – Eine Trillerpfeife kann auch hilfreich sein.
- Festes Schuhwerk mit griffiger Sohle ist Voraussetzung (die Wanderrouten gehen zum Teil über Lava, Geröll, und uneben sind sie alle)
- Lange Hosen sind kurzen vorzuziehen (Schutz vor Sträuchern, Dornen und beim Ausrutschen vor Steinen und Erde)
- Stöcke sind äußerst hilfreich (sie bieten Halt, schonen die Kniegelenke)
- Sonnenschutz ist unabdingbar (Hut oder Kappe, Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme, je nach Lage auch langärmliges Hemd oder Bluse)
- Wärmende Jacken oder Pullover sollten immer mit im Rucksack sein (selbst hier auf der Insel des ewigen Frühlings kann es in höheren Lagen ausgesprochen kalt sein)
- Regenschutz ist ebenfalls angebracht (und sei es nur, dass man sich vor den „wolkenmelkenden“ kanarischen Kiefern schützen will)
- Getränke 1-2 Liter pro Person und Proviant (es ist allgemein bekannt, dass man möglichst viel trinken soll, bevorzugt Wasser, eventuell mit Apfelsaft versetzt, auch empfiehlt es sich etwas Proviant in Form von Obst etc. mitzunehmen, da nicht gleich um die Ecke ein Restaurant zu finden ist)
- Ein „Notfallset“ sollte ebenfalls mitgeführt werden (ich habe stets Schwedenkräuter zum Desinfizieren von kleineren Hautabschürfungen dabei – ein Arzt empfahl, besser BETADINE – , Ringelblumensalbe, Bachblüten-Rescue-Tropfen, eine Mullbinde, Pflaster und ein Dreiecktuch mit Sicherheitsnadel.)
- Das alles sind Dinge, die mir seit meiner Kindheit vertraut sind, (außer dem Handy) daher habe ich es bisher versäumt, besonders darauf hinzuweisen.
Bezeichnungen
Wenn Sie unterwegs auf folgende Schilder stoßen, dann bedeutet das:
Monumento Natural = Geologisches Schutzgebiet
Paisaje protegido = Landschaftsschutzgebiet
Sitio de Interés Cientifico = Gebiet von wissenschaftlichem Interesse
Parque natural = Naturpark
Parque rural = Landschaftspark
Reserva natural integral = Naturschutzgebiet
Reserva Natural Especial = Naturschutzgebiet
Das Gebiet des Teide wurde durch Erlass vom 22. Januar 1954 zum Nationalpark erhoben.
Das Gesetz 5/1981 vom 25. März 1981 legt unter Anwendung des Gesetzes über geschützte Naturräume ein Sonderrechtssystem für den Park fest.
Am 2. Juli 1999 wurde die Erweiterung des Nationsparks auf die heutige Fläche von 18.990 ha beschlossen.
Für alle diese Gebiete gilt:
Pflanzen und Tiere, aber auch die bizarren Gesteinsformationen sind geschützt. Hunde sind an der Leine zu führen.
Verboten ist außerdem das Verlassen der Wanderwege sowie das Campieren.
Selbstverständlich sollte es sein, dass man die Reste dessen, was man auf die Wanderung mitnimmt, wieder mit nach Hause nimmt. (Die Amerikaner haben da eine prägnante Regel: What you can take in – you can take out.)
Es ist eine irrige Meinung, dass z. B. Orangenschalen biologisch abgebaut werden, (selbst auf den heimischen Kompost soll man sie nicht werfen) und man sie ruhig in die Landschaft werfen kann.
Ein Ranger in den Cañadas machte ausdrücklich auf die Schädlichkeit der gespritzten Schalen aufmerksam, die das sensible ökologische Gleichgewicht zerstören.
Dass Butterbrotpapiere, Bonbonpapierchen, Tempotücher nicht in die Landschaft geworfen werden sollen, ist auch klar.
Bei zukünftigen Wanderbeschreibungen werde ich auf diese Ausführungen mit dem Hinweis „Grundregeln“ verweisen.
Las Raices – Esperanzawald
Für den heutigen Tag – Autofahrt und Wanderung – lässt sich sagen:
Der Weg ist das Ziel!
Würde man die Anfahrt vom Süden zum Esperanzawald nur als Anfahrt zur Wanderung sehen, dann ist es zu weit. Sieht man jedoch schon die Anfahrt als Teil eines besonderen Erlebnisses, dann lohnt es sich unbedingt.
Hat man die Autobahn erstmal in Richtung Güimar verlassen und schraubt sich dann weiter Richtung Arafo und darüber hinaus hoch, dann beginnt bereits das Staunen. Waren wir im Frühjahr auf dieser Strecke auf die weißen Margaritenbüsche und goldfarbenen Blüten des kalifornischen Schlafmohns fixiert, so lässt jetzt die Sonne die gelben Blätter der zahlreichen, dick bestückten Esskastanienbäume aufleuchten. Zwischendurch passieren wir Wolkenbänder die um uns herumwabern.
Wir stoßen auf die TF 24 und halten uns nun Richtung Esperanza.
Traumhaft schön ist diese Strecke:
Riesige Eukalyptusbäume, die kanarische Kiefer, dazwischen Lorbeersträucher und Erikabüsche, Flechten hängen geheimnisvoll von den Bäumen, ein wunderschönes Lichtspiel zwischen Sonne und Schatten: Malerisch!
Wir biegen auf die TF 274 Richtung Las Raices ab und folgen dann dem Hinweisschild zum Grillplatz Las Raices. Am Ende der Zufahrt parken wir und von dort starten wir unsere Wanderung ins Blaue.
Auf einem breiten, von Piniennadeln bedeckten Weg steigen wir gemächlich an und genießen das uns umgebende Grün, die gute Luft und die leiser werdenden Laute einer fröhlichen, jungen Grillgemeinschaft.
Unterwegs sehen wir Zeugen der früheren Harzgewinnung, welches für medizinische Zwecke und beim Schiffbau Verwendung fand.
Wir wandern an vielen, großen Piniennadelnbergen vorbei. Ganz offensichtlich wird hier noch intensiv gesammelt. Hiermit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Waldbrandgefahr wird verringert, wenn auch sicher nur in geringem Umfang und zum anderen bietet es eine
Verdienstmöglichkeit, die Nadeln als Viehstreu zu verkaufen.
Mit einem „Sammler“ kommen wir ins Gespräch und er erklärt uns, dass eine Fuhre „viaje“ 300 Euro kostet. Nicht gerade billig.
Da wir heute ohne besonderen Ehrgeiz sind, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wandern wir durch diesen schönen Wald mit Ausblicken bis zur Küste und kehren auf demselben Weg nach insgesamt 2 ½ Stunden zu den Wagen zurück.
Natürlich bietet es sich an, hier Picknick zu machen und zu Grillen, aber uns erwartet noch eine Überraschung, ein Geheimtipp von Freunden:
Ein gutes Restaurant in La Esperanza, das auch El Rosario heißt
„Bodegón Campestre“.
Carretera General Las Cañadas, Km 7,5
Telefon 922 54 80 57
Montag ist Ruhetag, ausgenommen an Feiertagen.
Es ist ein uriges, originell ausgestattetes Lokal und es gibt supergutes Fleisch vom Holzkohlengrill, welches nach Gewicht berechnet wird.
Besonderheit:
Esperanza-Wald
Wir befinden uns hier auf einem Gebirgskamm, der Cumbre Dorsal, der sich nordöstlich an den Riesenkrater Las Cañadas anschließt und im Norden zur Hochfläche von La Laguna abbricht.
Der Bosque de la Esperanza profitiert von seiner Lage in der feuchten Passatregion und ist einer der üppigsten und schönsten Wälder Teneriffas. Wir können hier den typischen botanischen Aufbau des nördlichen Teneriffas kennenlernen. Ein Musterbeispiel für diese Vegetationszone: auf die Zone der kleinen Wacholderbüsche folgt der Lorbeerwald, der dann in die Fayal-Brezal-Formation mit meterhoher Baumheide und dem Gagelbaum übergeht. Zwischen 1000 m und 2000 m breitet sich schließlich der wassersammelnde Kiefernwald aus. Die Kanarische Kiefer prägt die Landschaft und die langen Nadeln der Kiefern melken im wahrsten Sinne des Wortes die Wolken, an ihnen kondensiert das Niederschlagswasser und versickert dann im porösen Vulkangestein.
Die Straße wird gesäumt von einer regelrechten Eukalyptusallee. Riesige, verwitterte, gedrehte Exemplare begeistern uns. Jedoch, der Eukalyptusbaum gehört nicht zu den einheimischen Inselpflanzen. Er wurde in den 30er Jahren angepflanzt, um die Malariasümpfe rund um La Esperanza trockenzulegen.
Soweit zur Natur.
Las Raices ist auch ein historischer Ort.
Hier nahm der Putsch des General Franco, sein Anschlag auf die Republik, seinen Ausgang. An dieser Stelle versammelte Francisco Franco, damals Generalstabschef der Kanarischen Inseln, seine Getreuen um sich und rief zur „Nationalen Erhebung“ auf, die sich zum dreijährigen Spanischen Bürgerkrieg ausweitete. Von Franco stammt auch der Name des Ortes: Esperanza – die Hoffnung.
Anfahrt:
Aus Los Cristianos kommend auf der TF 1 bis Ausfahrt Güimar, in Güimar die Avenida del Obispo Perez Caseres – TF 28 – durchfahren und bei der Cespa-Tankstelle, Hipertrebol Richtung Pyramides de Güimar links abbiegen, dann Richtung Arafo, auf der TF 523 Richtung Teide, auf der TF 24 rechts
Richtung La Esperanza, Santa Cruz, biegen dann auf die TF 274 Las Raices ab. Beim Hinweisschild auf die Zona recreativa Las Raices biegen wir rechts ab und fahren bis zum Grillplatz durch.
Die Rückfahrt gestalten wir etwas einfacher, fahren auf der TF 24 Richtung Nordflughafen und gehen dort auf die Autobahn.