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Cueva del viento

Die längste Lavaröhre Europas!
Nach Hawai das größte Lava-Höhlen-System!
Zählt zu den fünf größten Lavahöhlen der Welt!

Eine solche Rarität und Sensation beherberg Teneriffa im Norden der cueva1Insel, in der Gemeinde Icod de los Vinos.
Das muss man sich doch ansehen!

Im Besucherzentrum wurden wir von unserem cueva2Führer, dem Biologen  Francisco Mesa, begrüßt und er legte sofort an Hand einer Schautafel mit seinen Erläuterungen los:
Das gesamte Tal von Icod de los Vinos ist von großer vulkanischer Wichtigkeit.
Erste Erkundungen fanden gegen Ende der 60er Jahre statt. 1987 gaben Forscher eine Höhlenlänge von elf Kilometern an, bis sie später eine Verbindung mit der bekannten Cueva del Sobrado entdeckten. Diese besitzt eine Länge von drei Kilometern und zählt nun auch zum Höhlensystem der Cueva del Viento. Es wird noch weiter gegraben und geforscht und so sind Höhlenforscher von Teneriffa dabei, dieses System mit der Höhle von Felipe zu vernetzen, so dass dann eine Länge von 21 km erreicht wird.

Seit  Juni 2008 ist die Cueva del Viento für Besucher zugänglich. Die Vulkanröhre zählt mit einer Länge von  derzeit 17 Kilometern zu den Längsten der Welt. Man kennt sieben Eingänge in den Komplex und Anschlussgrabungen wurden in den Höhlen von Belen, von Sobrado und Breveritas und Piquetes durchgeführt.

Vor 27 000 Jahren fand der Ausbruch des Pico Viejo statt, der 500 m niedrigere Bruder des Teide. Eine flüssige, sahneartige Lavamasse strömte dem Meer entgegen. Diese Masse verschachtelte sich, floss über und untereinander. Erkaltete, und wieder gab es einen Ausbruch. Die Prozedur begann von Neuem und noch einmal wiederholte sich der Ausbruch. Dadurch bildeten sich 3 unterschiedliche Niveaus.
Bei den Lavaröhren handelt es sich um Hohlräume, die im Inneren der Lavaströme entstehen, sobald deren Oberfläche mit kalter Luft in Berührung kommt.
An einem Video wurde uns eindrucksvoll der seit 1983 immerwährende Lavafluss des Kilauea-Kraters auf Big Island, der größten Insel Hawaiis, demonstriert. Hier fließt das geschmolzene Gestein aus dem Erdinneren sehr langsam den Berg hinab und – wir hielten den Atem an – dadurch kann man besonders nah an die Lava herangehen.
Francisco erklärt uns, dass es auf Hawaii zwei grundverschiedene Lavaformen gibt: Die Pahoehoe-Lava und die Aa-Lava.
Beide Lavaformen gibt es auch auf Teneriffa: lava de la cuerda und Malpaís.
Die Pahoehoe-Lava oder Stricklava ist strick- oder seilförmig, wie der RIMG0269Name sagt. Sie entsteht, wenn sich die obere Schicht abkühlt und darunter der Lavstrom weiterfließt. So schiebt sich die obere Haut in Falten zusammen. Die Aa-Lava oder Malpaís, schlechtes oder unfruchtbares Land, wird auch Brockenlava genannt und sieht aus wie ein frisch gepflügter Ackerboden. Wenn sie abkühlt, bildet sich eine dicke Kruste, die abbröckelt, wenn die Lavamasse weiter anwächst.

Nach diesen Ausführungen bekamen wir Helme mit Lampen und – aus hygienischen Gründen – ein Mützchen ausgeteilt und wir bestiegen einen Kleinbus, der uns in knapp 10 Minuten – hoch – hoch – zum Startpunkt unserer Wanderung brachte.
Unter uns Icod de los Vinos und hinter uns majestätisch der schneebedeckte Teide mit dem Pico Viejo.
Wir wanderten durch einen Kiefernwald und Francisco machte uns auf diesen außerordentlichen, einzigartigen Baum aufmerksam. Wie wir ja bereits wissen, übersteht er Brände und treibt danach wieder neu aus. 800°C  –  in Worten: achthundert Grad – soll er aushalten. Dank der Eigenart, dass seine Wurzeln mit nur sehr wenig Erde zufrieden sind, kann er sich auch in dieser Lavagegend halten.
Während der gut halbstündigen Wanderung zum Einstieg in die Höhle erläutert er uns unterwegs noch einige Besonderheiten.
In den Eingängen von Breveritas wie auch von Sobrado hat man Begräbnisstätten der Guanchen gefunden.
Die von den Guanchen angelegten Wege zur Verbindung unter den Orten standen unter dem Schutz des Königs von Spanien, nachdem die Insel Teneriffa in die spanische Krone im Jahre 1496 einverleibt wurde.
Francisco bot uns während des Gehens im Schnelldurchgang auch noch einen kurzen Geschichtsabriss über die Eroberung der Insel durch die Spanier und die darauf folgende Verwaltung.

Einen Stopp legten wir bei einem mit einem Gitter abgedeckten Durchbruch, einer „sima“ ein. Unterhaltsam erklärte uns Francisco, dass hier vor 90 Jahren eine alte Dame eingebrochen ist. Dies erkläre sich nur daraus, dass sie immer Gofio mit Milch gefrühstückt habe. Zu Ehren dieser Dame trägt der Durchbruch den Namen „Durchbruch der alten Dame“.  Zuerst habe man dieses 7 m tiefe Loch mit Steinen verfüllt, die dann später aber wieder entfernt wurden und wir werden in der Höhle bis zu diesem Punkt absteigen.
Wenige Meter weiter konnten wir die im Besucherzentrum beschriebene Stricklava bewundern und uns wurde bewusst gemacht, dass sich unter all diesem Gelände Hohlräume befinden.

Am Höhleneingang angekommen, begann die Prozedur der RIMG0276Helmaufsetzung und liebenswürdiger Weise fotografierte Francisco dann unsere Gruppe mit allen ihm angereichten Kameras.
Licht am Helm einschalten und los:
Zuerst gab Francisco noch das Motto aus: Wir sind Matrosen und er ist der Kapitän. Und es hat nur einer das Sagen: Nämlich ER, der Kapitän.
Der Name Cueva del Viento ergab sich aus dem Luftstrom, der sich durch das Innere zieht und sofort konnten wir feststellen, Malpaís, wie frisch geackerter Boden in erstarrter Lavamasse, machte das Gehen sehr beschwerlich. Kopf einziehen war streckenweise ebenfalls angesagt, da das empfindliche Ökosystem (und die Köpfe) nicht durch unsachgemäße Berührungen beschädigt werden soll.
Wir befanden uns in der 2. Ebene dieser Lavaröhre. Eine Ebene noch unter uns und eine darüber. All das was uns Francisco im Besucherzentrum erläuterte, konnten wir nun vor Ort mit eigenen Augen sehen.
Die Wände des Höhlengebildes sind aus Basaltgestein und bilden eine RIMG0286xbeeindruckende Landschaft mit Galerien. Links wie rechts gehen ebenfalls Röhren ab, die jedoch im Gegensatz zu unserer zum Teil einen glatten Boden aufweisen. Von der Decke hängenRIMG0292x „Tröpfchen“ der erkalteten Lava und fließende Lava ist an den Wänden zu erkennen, geomorphologische Strukturen, wie Terrassen und  Stufen, Lavakaskaden, die entstanden als  die oberen Röhren mit den unteren während des Lavaflusses in Kontakt kamen, gibt es zu bewundern. Flechten und zarte Wurzeln, die Insekten als Nahrung dienen, eine eigene, ganz besondere Welt der Stille und der Dunkelheit befindet sich hier.
Von einer Plattform aus kann man beeindruckende 20 Meter in die Tiefe blicken und man erhält so einen kleinen Eindruck des Ausmaßes dieses Labyrinthsystems.
RIMG0297Zwischendurch erläutert unser Führer an Hand  von Schautafeln das System und demonstriert zusammen mit einem Jungen aus der Gruppe, dass während des Lavaflusses von der Decke gefallene Brocken fest mit dem Boden verbunden sind und nicht mehr bewegt werden können.
250 Meter können wir in diese Lava-Röhre „eindringen“ und unser Rückweg beginnt an der Stelle, die wir auf dem Hinweg von oben gesehen haben, „dem Duchbruch der alten Dame“. Nach der Dunkelheit ist diese sonnenbestrahlte Öffnung geradezu eine Offenbarung.
Auf dem Rückzug erläutert uns Francisco noch etwas die Fauna in der Höhle.
Hunde, Katzen, Eidechsen, die in die Höhle fallen, sind zum Tode verurteilt. Früher gab es auch hier noch Fledermäuse, jedoch durch die Besucher wurden sie vertrieben. Die Wissenschaftler fanden Hinweise auf die ausgestorbene Riesenechsen-Art, die früher auf Teneriffa lebte (der Kopf hatte die Größe eines Katzenkopfes und kann im Besucherzentrum bestaunt werden), sowie auf die Existenz von Riesenratten.
Die Höhle ist Lebensraum für rund 130 Spezies, die vor allem der Insektenwelt zugeordnet werden. Etwa 48 Arten kommen nur in der dunklen Welt unterhalb der Erdoberfläche vor und sind hervorragend an dieses Leben angepasst. Dort finden sich zum Beispiel blinde Kakerlaken oder Spinnen, (ein Spinnennetz konnten wir entdecken) die sich nur dank ihrer Hinterbeine orientieren. Etwa 15 Spezies, die in diesem ungewöhnlichen Umfeld entdeckt wurden, sind als bisher unbekannte Erdbewohner neu erfasst worden.
Als Abschluss bat uns Franciscos um einige Minuten des absoluten Schweigens bei ausgeschalteten Helmlampen, um uns ein Gefühl zu vermitteln, welch eigene, besondere Welt es hier unten ist, die noch immer wenig erforscht ist.
Auf dem Rückweg zum Kleinbus legten wir noch einen Stopp bei einem alten Dreschplatz ein und er läuterte uns wieder an Hand von SchaubildernRIMG0305 die Arbeit der Campesinos, den Anbau des Getreides bis zur Ernte. Ein Loblied auf den von ihm so geliebten Gofio durfte natürlich auch nicht fehlen.
Eine interessante Excursion, die Dank Franciscos Lebendigkeit und Freude am Erklären in keinem Moment langweilig war.
Um 16.15 Uhr waren wir wieder beim Besucherzentrum angelangt.
Anmerkungen:
Aufgrund des äußerst empfindlichen Ökosysstems wird nur eine begrenzte Besucherzahl zugelassen. An den Führungen, die zur Zeit nur in spanisch und englisch angeboten werden – jedoch in naher Zukunft auch in deutsch – können maximal 14 Personen teilnehmen.
Man sollte weder Platzangst haben noch gehbehindert sein. Gefordert werden: lange Hosen, feste Schuhe, Stiefel oder Tennisschuhe, eine wasserabweisende Jacke und weder Taschen noch Rucksäcke sind erlaubt.

Anmelden muss man sich unter
Besucherzentrum Cueva de Viento
Carretera Los Piquetes 51
Camino el Almendro
Icod de los Vinos
Tel. 922 815 339
oder
info@cuevadelviento.net

Eintrittspreise: Residente 8 Euro, Kinder von 5 bis 14Jahren 3 Euro und alle anderen 10 Euro (plus Trinkgeld!)

Restaurant:
Keine Empfehlung! Am besten man fragt den Führer.
Wir sind auf das hochgejubelte Restaurant  „Taberna Las Brujitas“ – man muss leider sagen – hereingefallen!
Das Essen war nur zum Teil gut, z.B. Kaninchen in Balsamico-Sauce.
Für uns jedoch war es schlimm: Ein absolutes Raucherlokal!!!