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Camino de la Virgen

Vor Jahren machte mich Elisabeth auf diesen Weg aufmerksam.Heute nun ist es endlich soweit, dass ich ihn gehen will.

Mein lieber Mann setzt mich an der „Pforte“ – kurz nach dem Kreisel unterhalb von Adeje Richtung „La Caleta“ ab und gemütlich in einer halben Stunde wandere ich nach San Sebastian auf einem breiten, mit Vulkangestein eingefassten Weg.
Verlaufen ist nicht: Der Weg ist gekennzeichnet mit weiß-grünen Balken und bei Abzweigungen zeigen die gekreuzten Balken an: hier nicht weiter.

Linker Hand zieht sich im Barranco del Infierno ein Gewächshaus für Bananen wie ein Band entlang . Rechter Hand – der Barranco Hoya Honda – begleitet mich unverfälschte Natur mit gewaltigen, beeindruckenden Felsformationen.

Blicke ich zurück bildet die Bergkette von Roque de los Brezos, über Roque Imoque und Conde den Abschluss. Vor mir das Meer.

Das Wolkenspiel ist abwechslungsreich und ich bin mutterseelenalleine.

Ich passiere die beschriebenen Stationen des Pilgerweges

und unten gelange ich geradewegs zur Eremita vieja de San Sebastian und zur Kirche San Sebastian.

Da nützt auch kein Umrunden der Gebäude: alle Türen sind verschlossen.

Mein lieber Mann erwartet mich in der Strandbar „Coqueluche“ bei Wasser und Wein sowie einem Café con leche (schlicht: Milchcaffé) für mich.

Idyllisch ist hier – heute – (am Sonntag ist Remmidemmi) Blick auf das Meer, die sich brechenden Wellen, gelegentlich vorbeiziehende Segelboote, schemenhaft können wir La Gomerra ausmachen. Da kann man die „Seele baumeln lassen“.

Danke, liebe Elisabeth, für diesen Tipp!

Übrigens: Wer keinen so lieben Taxifahrer hat, es gibt zwei Möglichkeiten: mit 2 Autos hantieren oder aber rauf und runter oder runter und rauf gehen. Ist kein Beinbruch.

CAMINO REAL DEL SUR (1)

Camino Real del Sur

1.Etappe

von Candelaria nach Güimar

Für diese Wandersaison haben meine Freundin Elisabeth und ich uns vorgenommen, den ca. 120 km langen „camino real del sur“ von Ost nach West – in Etappen – zu gehen.

2007/2008 sind wir schon mal Teilstücke von Fasnia über Güimar nach Candelaria gegangen, wobei die Tour von Güimar nicht auf dem camino real verlief, sondern an der Montaña Grande vorbei, durch das Gewerbegebiet an der Küste entlang bis Canelaria. Ab dem Örtchen Socorro wandert man auf dem Camino de la Virgen“. Dieser Abschnitt ist sehr schön!!!

Gegen besseres Wissen begannen wir den ersten Streckenabschnitt

Die Strecke

Die Strecke

in Candelaria bis Güimar, denn was wir uns angelesen haben, klang schon nicht vielversprechend.

So war es denn auch:

Nach dem Bestaunen der beeindruckenden 9 Bronzestatuen der ehemaligen Könige = der Menceys von Teneriffa und der Besichtigung der wuchtigen Wallfahrtskirche „Basilica de la Virgen“ stiegen wir die Treppen hinauf, hinauf bis zur Autobahn, querten diese über eine Brücke unterhalb des Friedhofes und mussten über Asphalt ein ganzes Stück an der lauten Autobahn entlang gehen.

Es tröstete uns der Blick über die Gewerbehallen hinweg aufs blaue Meer und heute erhob sich daraus blau Gran Canaria.

Ich mache es kurz: Die ganze Strecke bis Güimar empfanden wir nur schrecklich.

Sie bekommt von uns das Urteil: NICHT EMPFEHLENSWERT!!!!

Zudem hatten wir oft keinen oder sehr schwachen GPS Empfang mit dem Ergebnis, dass wir mal 350 m zurück, mal 60 m links oder 135 m rechts geschickt wurden und uns dann anhören konnten, „wir hätten die Tour verlassen“.

Irgendwann verließen wir uns auf unsere Intuition. Wir kamen bei wunderschönen Feuerakazien zu einem Aussichtsplatz mit schön geschwungenen Bänken aus cantos blancos , jetzt total vergammelt. Von dort führte eine bombastische – fast zerstörte – Treppe aus dem selben Material in den zugemüllten Barranco Risco Tierra. Diesem Weg folgten wir unserem Gespür entsprechend nach links Agatha“, Elisabeths so titulierte Sprecherin der programmierten Komoot-Tour sagte uns, dass wir wieder auf der Tour sind.

Es wurde aber nicht schöner: wir kamen durch ehemals landwirtschaftlich genutztes Gebiet, das zum Teil mit total zerfetzten Planen der ehemaligen Gewächshäuser „verziert“ war.

Uns konnte es auch nicht trösten, dass später die wieder asphaltierte Straße an üppig mit Mangos behangenen Bäumen, Riesenexemplaren von Exoten, Avocado- und Orangenbäumen und der Moringa-Plantage von „Moringa-garden“ und an der archäologischen Zone „ Chinguara“ vorbeiführt.

Zudem war es knall heiß, so dass wir beschlossen, Güimar, das ist für die erste Etappe genug.

Tipp:

Wer ebenfalls den Ehrgeiz entwickeln sollte, von Candelaria nach Santiago del Teide über Güimar, Fasnia, Arico, Granadilla, Arona, Adeje, Guía de Isora, zu wandern, der sollte die Tour „Candelaria -Montaña Grande – Güimar“ von mir am 6. 2. 2008 in umgekehrter Richtung beschrieben, nachwandern.

Die Strecke durch das Gewerbegebiet bis zum Örtchen Socorro ist zwar auch nicht prickelnd, aber immer noch besser als die gesamte heutige Strecke.

Besonderheit:

Da die Beschreibung der Wanderung sich ja ziemlich erübrigt, lege ich heute das „Schwergewicht“ auf Beschreibung der in diesem Abschnitt so wichtigen-gewichtigen Besonderheiten.

Camino Real

Dieser Weg wurde bereits von den Guanchen errichtet und diente der Verbindung zwischen den Dörfern und war ein Handelsweg, der nach der Eroberung Teneriffas 1496 durch die Spanier im Besitz, Schutz und unter der Rechtssprechung der Krone stand.

Ob er schon von den Menceys, den Königen Teneriffas, unter Schutz gestellt war, ist unbekannt.

Es gab zwei große Stränge: den im Süden und einen der vom Süden über die Cañadas in den Norden führte.

Diese Wege waren relativ breit und unbeschwerlich, es konnten zwei Karren aneinander vorbeikommen. Sie waren größten Teils gepflastert und oft mit seitlichem Mauerwerk befestigt.

Die Inselregierung ist bestrebt, diese Wege – soweit das möglich ist, da Teile davon inzwischen überbaut sind – zu rekonstruieren.

Francisco Fariña, ein passionierter Bergsteiger und Wanderer – auf dessen web-Seite wir gerne stöbern und uns auch Anregungen holen – hat einen großen Beitrag zur Wiederinstandsetzung des Camino Real del Sur geleistet.

Dies wurde im Jahre 2015 öffentlich anerkannt und vom Stadtrat von Teneriffa mit dem “Premio Visionario Absoluto“  ausgezeichnet.

 


 

Menceys

Teneriffa war bei der Ankunft der spanischen Eroberer in 9 Herrschaftsgebiete unterteilt. Anaga, Güimar, Abona, Adeje, Daute, Icod, Taoro, Tacaronte, Tegueste.

Der Mencey, also der König eines Menceyato (Stammesgebiet) wurde von dem Ältestenrat bestimmt. Er hatte politische religiöse und militärische Machtbefugnisse, verteilte das Land, leitete die religiösen Kulthandlungen und war außerdem der oberste Befehlshaber im Falle eines Krieges. Der Ältestenrat wurde Tagoror genannt und bestand aus Verwandten des Mencey oder aus Hochadligen.“

soweit der Auszug aus dem Insel-Reiseführer „Teneriffa“ von Annette Kossow/Sibylle Geier

Basilica de la Virgen“ oder „Basilica de Nuestra Señora de la Candelaria“

Die Wallfahrtskirche wurde 1958 vollendet und erinnert mit ihren Dimensionen eher an eine Kathedrale. Im Gegensatz dazu ist der Innenraum recht schlicht. Der Blick konzentriert sich auf das meistverehrte Heiligum der Kanarischen Inseln, auf die Figur der „Virgen de Candelaria“. Der Legende zufolge sollen im Jahre 1390, also in vorspanischer Zeit, Guanchen südlich des heutigen Ortes Candelaria, eine Madonnenskulptur gefunden haben, die vom Meer angeschwemmt worden war. Sie wollten die Statue mit Steinen bewerfen, aber ihre Arme waren wie gelähmt. Daraufhin schrieb man der Madonnenstatue wundertätige Kräfte zu, stellte sie in eine Höhle von San Blas und verehrte sie. 1826 wurde sie von einer Sturmflut wieder ins Meer gespült. Das heute in der Kirche verehrte Bildnis stammt von Fernando Estévez.“

Das Fest der „Virgen de la Canelaria“ wird am 2. Februar gefeiert, ganz besonders aber am 15. August. Schon am 14. strömen die Einheimischen aus allen Richtungen nach Candelaria. Ein christliches Volksfest, das sich auch bei Fremden großer Beliebtheit erfreut. Höhepunkt ist die feierliche Prozession, bei der die Madonna in die Basilica getragen wird.“

(wieder ein Auszug aus dem obengenannten Insel-Reiseführer ergänzt aus dem Dumont Reisetaschenbuch „Teneriffa“.

Da schließt sich nun die

archäologische Zone Chinguara

an, die wir auf dem Weg nach Güimar passieren.

Güimar war eines der neun „menceyatos“, in welche die Insel Teneriffa aufgeteilt war, als der Mencey Tinerfe starb.

Chinguaro (bedeutet in der alten Eingeborenensprache „kleines Tal“) , hier wohnte Acaymo, der Mencey von Güimar, im Winter.

Es ist eine Ansammlung von natürlichen Höhlen, die offengelegt und später als Wohnstätten ausgebaut wurden. Da sie sehr lange genutzt wurden, bieten sie viele Möglichkeiten für archäologische Studien. Die Anlage ist von großer Bedeutung für den Kontakt der eingeborenen Kultur mit der spanischen, weil die „Guanchen“ die Jungfrau von Candelaria nach ihrer Erscheinung am nahegelegenen Chimisay-Strand (bei Socorro) hierher brachten, wo sie für viele Jahre verblieb.

Hier wurde sie als eigenständige Gottheit verehrt.

Nach der Eroberung der Inseln wurde dort eine Klause – bekannt als die „Klause der Kreuze“ – (heute nur noch Ruinen) als Gedenkstätte erbaut.“

Übersetzung der Infotafel

Ein paar Impressionen