Große Tagestour ist angesagt:
Porto Moniz. Die Strecke: Pico da Torre –  Câmara de Lobos – Cabo Girão – Encumeada – S. Vicente – Laurisilvia –  Porto Moniz – Paúl da Serra


Um 8.45 Uhr werden wir vom Hotel abgeholt. Wir sind schon mal sehr zufrieden, daß es nur ein kleiner Bus war. Ein spanisches Ehepaar sitzt bereits im Bus und ein weiteres holen wir noch ab. Wie sich herausstellt, sind beide Ehepaare aus Gran Canaria und unser Busfahrer Nono spricht sowohl spanisch als auch deutsch. Was für mich ideal ist, denn so kann ich immer nachvollziehen, ob ich das Spanische richtig verstanden habe, wenn er es für Manfred dann noch mal in deutsch wiederholt.  Weiter ist für mich traumhaft, dass ich vorne neben dem Busfahrer sitzen kann und somit keine Probleme mit der Strecke habe.
Der erste Stopp ist in Cabo Girão. 580 m Höhe besagt das Schild am Aussichtspunkt. Und man schaut dort senkrecht hinunter auf den schmalen Küstensaum mit dem dunklen kiesigen Strand. Einige winzige Terassenfelder kleben förmlich an der Steilwand, kaum vorstellbar, wie sie bearbeitet werden. Wir haben riesiges Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint und es ist warm.
Den zweiten Stopp legen wir den Ribeiro Bravo ein. Manfred und ich machen einen kleinen Rundgang durch den blitzsauberen Ort über eine mit altem Kopfsteinpflaster ausgelegte Hauptstraße und eine hübsche kleine Parkanlage, in der sich ein rosa getünchtes Herrenhaus von 1776 verbirgt, das heutige Rathaus von Ribeiro Bravo. Der Ort wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, da ich ganz bequeme, braune Schuhe für sage und schreibe 48 Euro erstehe.
Der Bus schraubt sich bis zum Encumeada Paß auf 1007 m Höhe hinauf. Hier oben haben wir die Sicht auf die Nord- und Südküste, da uns das Wetter hold ist. Was mich auf der ganzen Fahrt begeistert und Manfred allmählich nervt, sind die links und rechts der Straße wachsenden Agapanthus in weiß und blau. Leider sind wir für die Hauptblüte etwas zu spät, so dass wir nur noch einige Nachzügler-Blüten bewundern können. Aber ich kann mir vorstellen, wie herrlich das während der Hauptblüte zwischen Juli und September aussehen muß. Ich sage, wie bei uns der Löwenzahn blüht, so blühen hier der Agapanthus und die Hortensien in unwahrscheinlicher Größe.
Nun schrauben wir uns wieder hinunter nach  São Vicente, einem der schönsten Orte Madeiras, leider wird kein Stopp eingelegt. Aber dafür entschädigt der Busfahrer uns mit der Fahrt direkt an der Küste entlang auf der halsbrecherischen alten Strecke. Ein kurzer Photo-Halt und Souvenirkauf (ich: Topflappen in Fischform) und die letzte Etappe nach Porto Moniz wird in Angriff genommen.

Um 12 Uhr nehmen wir dort unser Mittagessen ein und anschließend bummeln Manfred und ich zu den Lavafelsbecken, für die Porto Moniz bekannt ist. Traumpools mit glasklarem Wasser werden von etlichen Touristen zum Baden genutzt. Um 14 Uhr ist die Weiterfahrt über die Hochebene  angesagt.

Da immer noch schönes Wetter ist, genießen wir den Blick auf die 3 höchsten Gipfel Madeiras, den Pico Ruivo, den höchsten mit 1862 m, den Pico Arieiro mit 1818 m und den Pico Ruvio do Paúl mit 1640 m. Auf der wunderbaren Panoramastraße fahren wir über die Hochebene Paúl da Serra, was wörtlich übersetzt „Gebirgssumpf“ heißt. Links und rechts regelrechte Felder braunen Adlerfarns  und wir registrieren die unzähligen geparkten Autos der Wanderer, die auf den berühmten Wasserrinnen, den Levadas, wandern.
Von hier ist der bekannte Wasserfall de Risco erreichbar.
Die Levadas – schmale Wasserkanäle, in denen das kostbare Naß aus Quellen oft über viele Kilometer hinweg zwecks Bewässrung der Felder transportiert wird – verbindet man automatisch mit Madeira. Zwar sind ähnliche Bewässerungssysteme schon seit der Römerzeit in vielen Mittelmeerländern bekannt, auch auf Teneriffa, jedoch nirgendwo hat man sie zu solcher Perfektion gebracht. 5000 Kilometer soll das Netz der Bewässerungsrinnen lang sein. Die ersten Levadas auf Madeira wurden vielleicht von Maurensklaven angelegt. Schon die Zuckerrohrplantagen im 15. Jahrhundert verfügten über Bewässerungsanlagen. Da diese Kanäle abgedeckt sind, eignen sie sich heute phantastisch als Wanderwege.
Bei der Pusada dos Vinháticos legen wir noch einmal einen Stopp ein. Manfred und ich steigen ein Stück aufwärts durch Farn und Agapanthus. Wunderschön!
Da wir gut in der  Zeit sind und wir dem Busfahrer wohl sympathisch sind, legt er eine Sonderfahrt über die Estreito de Câmara de Lobos ein. Die Weinfelder sind typisch für diese Gegend. Die Reben werden auf Gestellen hochgezogen. Wohin der Blick auch geht: Wein!
Nach diesem Abstecher geht es von Câmara de Lobo auf der Autobahn retour und um 16.15 Uhr sind wir wohlbehalten im Hotel.
Kosten 84 Euro und 10 Euro Trinkgeld für Nono, die er sich wirklich verdient hat.
Wir sind mit dem Tag voll zufrieden.

Weiter am 26.10.2005