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Westliches Mittelmeer II – August 2016

Kreuzfahrt
Westliches Mittelmeer
Palma de Mallorca – Villefranche-sur-Mer/Nizza – La Spezia – Civitavecchia – Olbia

AIDAstella

mit AIDAstella
 20. – 27. August 2016

„Herzlich Willkommen! Schön, dass Sie da sind.
Liebe AIDA Gäste, vor Ihnen liegt die schönste Zeit des Jahres, die Sie an Bord von AIDAstella ganz nach Ihren Wünschen gestalten können. Lassen sie den Alltag hinter sich, entdecken Sie unsere grenzenlose Erlebnisvielfalt und genießen Sie das einzigartig entspannte AIDA Lebensgefühl.“

So werden wir vom Kapitän Volker Baumgart eingestimmt.

Samstag, 20. August 2016 Abflug von Köln-Bonn nach Palma de Mallorca

Wenn man von der unchristlichen Zeit, mitten in der Nacht (03:00) absieht, zu der uns das Taxi zum Flughafen bringen musste, hat alles problemlos geklappt.
Die riesige Schlange am Abfertigungsschalter von Germanwings löste sich erstaunlicherweise sehr rasch auf, da mindestens 7 Schalter geöffnet waren.

Der gut zweistündige Flug, der fünfzehnminütige Transfer vom Flughaven Palma de Mallorca zur Anlegestelle der AIDAstella verging mit Fotografieren, Aushändigung der Bordkarte, alles ruck-zuck.

Zum Glück haben wir im Handgepäck leichte Kleidung, da der Koffer erst gegen 15 Uhr auf die Kabine gebracht wird und diese dann auch erst bezugsfertig ist.

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Also umgezogen, gefrühstückt, auf Deck 11 zwei Liegen bezogen und gelesen, gedöst, geschaut und schon war es wieder Zeit zum Mittagessen.

Zwar hätte man auf eigene Faust – mit Hilfe eines Shuttlebusses  – in die Innenstadt fahren und Palma de Mallorca erkunden können, jedoch kennen wir die Stadt von einem früheren Aufenthalt schon und zudem hatten wir eine turbulente Woche hinter uns, so dass uns etwas Ruhe auch gut tat.

Heute war vom Essen her alles etwas anders, so dass wir sogar den nachmittags angebotenen Kaffee und Kuchen nahmen – aber nur dieses eine Mal.

Mit unserer Kabine und dem Bad waren wir sehr zufrieden: geschmackvoll und blitzsauber. Bademantel und Föhn – alles vorhanden.

 

Und schon wieder essen: Das Abendessen. Im Selbstbedienungsrestaurant. Es gibt davon drei: auf 20160820_195612Deck 9: Marktplatz, Deck 10: Bella Donna und Deck 11: East. Erstaunlicherweise kein Gedränge, denn Manfred ist kein Freund von Restaurants, in denen häufig die Schlacht am Büffet stattfindet.
Damit war der lange Tag aber noch nicht zu Ende:
Um 21.15 Uhr mussten wir uns alle auf Deck 5 bei dem entsprechend vorgegebenen Buchstaben20160820_211701 versammeln: pflichtgemäß wird eine 20160820_211643Seenotrettungsübung durchgeführt. In den sperrigen Schwimmwesten mussten wir erscheinen. Jeder Passagier muss anwesend sein. Wir mussten die Schlampigkeit von einigen Leuten mit langer Wartezeit büßen, bis diese endlich nach mehrfachem Aufruf endlich erschienen und dann war alles schnell zu Ende.

Um 23.58 Uhr hieß es dann endlich: Leinen los!

 

Sonntag, 21. August 2016 = 1. Seetag

Und es beginnt bald eine stürmische Nacht und ein ebenso stürmischer erster Seetag bei Windstärke 8 – 9, leicht bewölkt und 23 Grad warm. Olala! Gut dass es Reisetabletten gibt.

Ein gaaaanz ruhiger, erholsamer Tag. Manfed und ich haben uns auf unsere Bücher gestürzt und stellten fest: dieses Gewicht kann man sich zukünftig sparen, denn es gibt eine bestens20160821_164645 ausgestattete Biblilothek auf Deck 10, ganz vorne im Bug mit riesigen Sesseln und bequemen Sofas und eine herrliche Ruhe! Kaum Besucher! Zudem bei Lese-Ruhepausen ungehinderte Sicht auf das Meer, man könnte direkt meditieren.

Um 14 Uhr mache ich einen geführten Schiffsrundgang mit, um ein Gefühl für das Schiff zu bekommen und um zu sehen wo sich was befindet.

Wenn man denn will, man könnte sich den ganz ganzen lieben Tag beschäftigen lassen. Es werden Unmengen von Aktivitäten angeboten: von Schnupperkursen für die Fitness, Tanzkursen bis zu Kunstauktionen, Bingo, 4D- Kino und und und

Wir bekommen schon Tipps für Ausflüge am nächsten Tag: Nizza, Monte Carlo. Wir entscheiden uns für Antibes, den absoluten Geheimtipp. ABER: Zu wenig Interessenten, der Ausflug wird abgesagt.

Auch ohne geführte, geleiteten Aktivitäten haben wir den ersten Tag, trotz des Geschaukele durch den Sturm, gut überstanden!

Den Abschluss bildete für uns ein Abendessen im Buffalo-Steak-Restaurant: einemBuffalo-klein Bedienrestaurant und somit separat zu bezahlen. Wir gönnten uns Ribey Steaks: Manfred 400 gr und ich 240 gr schwer, 1 Flasche Rotwein: Heinrich: Blaufränkischer und Zweigelt als „Nebenschauspieler“ , Kostenpunkt 75 Euro. Es war gut, aber nicht überragend und wenn man bedenkt, dass das Essen in den Selbstbedienungsrestaurants auch sehr gut ist, dann muss es nicht sein. Aber: zugegeben: Wir sind von auf Holzkohle gegrillten Steaks auf Teneriffa auch sehr verwöhnt.
Nett war es zudem, da wir am Nebentisch eine Familie mit ihren Teenager-Töchtern hatten, denen die gefalteten Servietten so gefielen. Da gab uns die Bedienung Nachhilfeunterricht und wir überboten uns dann gegenseitig mit immer neuen Variationen im Serviettenfalten. Wir hatten Spaß!

 

 

Montag, 22. August 2016 = Villefranche-sur-Mer/Nizza

heiß, 31 Grad

Nach Sauna morgens um 8 Uhr – ganz alleine – und dem Frühstück auf der Terrasse des East-P1230787Restaurants lasse ich mich um 9:45 Uhr von Deck 3 mit dem 20160822_095202Tenderboot in den 6000 Einwohner zählenden Ort Villefranche-sur-Mer, 6 km von Nizza und 10 km von Monte Carlo entfernt, übersetzten. Manfred ist es zu heiß.
Dort erkundige ich mich im Tourismusbüro, wie lange man bis zum Fort Mont Alban geht, einer Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, die man vom Schiff aus sieht: 1 Stunde, gut, das mache ich.
Denn in der Hafeninformation, die an der Rezeption auf dem Schiff ausliegt, lese ich, dass man von dort einen wunderbaren Blick über die Bucht bis hin nach Nizza hat.
P1230790Ich besichtige erst noch die imposante Zitadelle Saint Elme, die im Jahre 1557 auf Befehl von Emmanel-Philibert von Savoyen zur Verteidigung der Stadt errichtet wurde. Ab 1979 wurde sie restauriert und beherbergt seit 1981 das Rathaus, ein Kongresszentrum und vier Museen. Phantastisch – und ich bin in dieser riesigen Anlage um diese Uhrzeit noch die einzige Besucherin.

Von hier steige ich weiter auf. Zum Glück frage ich in einem zweiten Infobüro in der Avenue Verdon nochmals, ob es einen Plan zum Fort gibt, hier lautet die Auskunft ebenfalls „Nein“, dafür aber 2 Stunden Aufstieg nur auf der Straße. Nein Danke, dann eben nicht.
Steige wieder in den Ort ab in die Altstadt. Hier besichtige ich die Kirche Sankt Michael, eine P1230805Kirche aus dem 18. Jahrhundert im Barockstil. Von dort gehe ich zur berühmten, 130 m langen Calle Oscuro aus dem 14. Jahrhundert hinunter. Man sucht automatisch nach einem Lichtschalter, so dunkel ist es dort drinnen, denn sie ist mit Häusern überbaut, man wandelt wie durch einen Tunnel. Sie wurde als Verteidigungsweg für die Soldaten erbaut.

Im Stadtplan sehe ich, dass man „Auf den Spuren der großen Meister“ wandern kann.

Also gehe ich nochmal zur Kirche hoch, um den „Malerweg“ zu gehen und Gemälde und Natur zu vergleichen.
Links davon auf einem kleinen Platz steht vor dem Brunnen das Gemälde von Armand Ingenbleek „Fontaine à Villefranche“.

Die Treppen runter das nächste Gemälde: Bllick auf Villefranche von Jaques Guiaud.
Und schon bin ich am Hafen – ein Fischer flickt sein Netz – hier steht die Büste von Jean Cocteau und daneben die Sankt Petrus Kapelle, die ein Museum ist.

Diese Kapelle im romanischen Stil wurde 1957 von Cocteau dekoriert und seinen Freunden, den Fischern gewidmet. In ihr sind Ereignisse aus dem Leben des Apostels Petrus dargestellt. Ich bezahle 3 Euro und bin hier – wieder – trotz des absoluten Touristentrubels – alleine.

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Um 11:30 Uhr fahre ich von dem alten Hafen aus dem 13. Jahrhundert, der Port Royal de la Darse, mit dem Tenderboot retour. Der Ausflug hat sich gelohnt, auch wenn ich nicht „gewandert“ bin.20160822_132236

Mittagessen dann im East-Restaurant, wieder Scampi in verschiedenen Variationen. Mir gefällt es sehr gut, dass man sich u.a. auch seinen Teller selbst zusammenstellen kann und dann wird das Essen frisch zubereitet.

Auf Deck 10 haben wir dann bis 17:30 Uhr gelesen.

Um 18 Uhr hören wir uns die Ausführungen über die Ausflüge auf Sardinien an.
Manfred enscheidet sich für die Jeep-Safari.

Heiß, heiß war es heute!

 

 

23. August 2016 – Dienstag = La Spezia – Cinque Terre

29 Grad, Sonne

Zauberhaft ist der Anblick, wenn La Spezia nach der Einfahrt in den Golf der Poeten  in Sichtweite erscheint.
Von der mit rund 95.000 Einwohnern zählenden Stadt La Spezia, in der Region Ligurien, an der Riviera di Levante, bekomme ich diesmal nichts mit.
Gut, dass ich 1960 schon mal hier war.
Damals fuhr ich mit meiner Freundin Brigitte von München aus mit dem Zug in das Gebiet der Cinque Terre. In La Spezia mussten wir umsteigen, da Lerici unser Ziel war. Wenn man sich das heute vorstellt: Wir reisten ohne Quartier gebucht zu haben an im Vertrauen, wir finden schon etwas. So war es auch. Da wir beide damals gut italienisch sprachen, kein Problem ein Zimmer bei einer Witwe direkt am Badestrand zu bekommen.
Von dort erkundeten wir „das Paradies auf Erden“, wie es der vielgereiste englische Dichter George Byron bezeichnet hat: die magischen, märchenhaften Cinque Terre. Er soll mehrfach von Lerici nach Portovenere geschwommen sein und so seine Inspirationen bekommen haben. Alle Achtung!
Brigitte und ich wurden damals von Lerici nach Portovenere in einem kleinen Fischerboot übergesetzt.

Schade: von zu Hause aus hatte ich schon eine Wanderung im Nationalpark Cinque Terre gebucht.
Diese Wanderung wurde ebenfalls gestrichen, nicht weil zu wenig Anmeldungen waren, sondern: es ist zu heiß!

Dafür wurde ein Ausflug per Schiff in den „Naturpark Cinque Terre“ angeboten. Wir sind 20 die den Ausflug ohne Mittagessen gebucht haben. 23 mit Mittagessen.
Treffen ist um 9:45 Uhr auf Deck 9.
Giovanni ist unser Reiseleiter – ein schlecht deutsch sprechender alter Herr – der die Gruppe ohne Mittagessen führt. Anna führt die andere Gruppe.

Wir besteigen das Schiff und fahren bis Portovenere. Die Seealpen, Lerici grüßen und um 10:20 Uhr kommen wir an.
Schon bei der Anfahrt bietet sich Portovenere von seiner schönsten Seite mit seinen bunten, malerischen Hausfassaden, den vielen farbigen kleinen Bötchen. Weiter oben grüßt die gestreifte gotische Kirche San Pietro, aus Carrara-Marmor erbaut.

Wir werden vom Hafen ins historische Zentrum des Örtchens römischen Ursprungs, vorbei am Stadttor, das 1113 errichtet wurde und dem Turm aus dem Jahre 1161 geleitet, biegen in die engen Gassen mit Unmengen von Geschäften in den antiken Häusern ein. P1230859
Hier bestaunen wir die steilst in den Häusern hochführenden Treppen, amüsieren uns über die Idee eines Pizzabäckers: Vorhänge aus Nudeln.

P1230865Schnell sind wir auf einem Platz und blicken zur vielleicht schönstgelegenen Kirche Liguriens auf: San Pietro. Giovanni führt aus: ein gotischer Bau, der im 13. Jahrhundert mit einer frühchristlichen Kirche verbunden wurde.
Hier beendet er auch seine Führung und wir haben Freigang.
Ich steige zur Kirche auf, genieße die Aussicht auch auf die Isola Palmária und wandle auf den schon damals gegangenen Wegen, vorbei an der Grotta Byron weiter hoch zur mächtigen Burganlage aus dem 16./17. Jahrhundert.

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Auf dem Rückweg zum Hafen noch ein Blick in die romanische Kirche San Lorenzo im Ortszentrum, die 1130 erbaut wurde. Über Treppen,Treppchen, verwinkelte Gässchen hangle ich mich bis zum Schiff zurück.
11:30 Uhr geht es weiter.

Schön war’s! Aber auch traurig in der Erinnerung, denn meine Freundin ist schon viele Jahre tot.P1230910

Noch ein Blick hoch zur Kirche und dem Castell.
Wir lassen die Insel Palmária links liegen und fahren nun an den den Hauptorten der fünf namengebenden „Länder“ der Cinque Terre vorbei: Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso.
Die Orte lagen früher auf halber Hanghöhe, sie sind erst im 11./12. Jahrhundert ans Meer „hinuntergerutscht“ nachdem die Rivieraküste einigermaßen sicher vor Sarazenen und Piraten gemacht wurde.
P1230908In diesem Gebiet sollte eigentlich die von mir gebuchte Wanderung entlang gehen.

12:40 Uhr erreichen wir Monterosso al Mare, den Hauptort der Cinque Terre.
Nur eine kurze Passage, dann sind wir schon mitten im Trubel. Giovanni zeigt uns auf dem Weg zur nahegelegenen Kirche einige Restaurants, in denen man gut essen kann und schon erklärt: Es gibt zwei Hauptstraßen jeweils 350 m lang. Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer aus dem 13./14. Jh. ist noch gotisch und ebenfalls aus Carrara-Marmor errichtet.

Ca. 10 Minuten dauerte die Führung und dann stand uns wieder Zeit zur freien Verfügung.
Seitlich der Kirche befindet sich die Kirche der Confraternità dei Neri (Schwarzen Männer) „Mortis-et-Orationis“ einer Bruderschaft, eine „Totengedenkkirche“, die zum Teil schon sehr gut renoviert ist und für einen Teil muss man einen Helm aufsetzen.

Schnell habe ich den Ort durchlaufen, zum Teil umrundet, am Rathaus vorbei und nun habe ich Hunger.
Vor den Restaurants stehen Schlangen, die Restaurants sind voll. Da ist mir die Zeit zu schade, ich will ja noch noch zum Kloster hoch.

Das Glück ist mit mir. Ich will mir in einer Enoteca, in der ich Gebäck sehe, etwas für „auf die Hand“ holen und sehe im Geschäft im Hintergrund die „Cantina del Pescatore“ und was sehe ich? 6 kleine rot-weiß-kariert eingedeckte Tischchen, davon nur 1 besetzt, da bleibe ich dann doch. Bestelle eine Foccaccia, zubereitet nach eigenen Wünschen, 1 Glas Rotwein, 1 Espresso und bezahle im kühlen, gepflegten, frei von Touristen, geführten,  kleinen Lokal 9,80 Euro. Glück muss der Mensch haben.

Beflügelt steige ich nun aufwärts. Lege einen Zwischenstopp bei der riesigen Bronzefigur, dem Monument des Heiligen Franz von Assisi mit Sicht auf den neueren Teil Monterosso ein

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und immer heiter weiter hinauf zur 1619 errichteten Abtei de Cappucini.

Es ginge noch höher, aber die Zeit ruft, darf  ja das Schiff um 13:20 Uhr nicht verpassen.


Kurze Rückfahrt nach Vernazza, schon 20 Minuten später sind wir da.
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Das kleine, 848 Einwohner zählende hübsche Fischerörtchen ist überschwemmt von Touristen. Ständig werden die Besucher aus den Schiffen „ausgekippt“. So voll, das macht keinen Spass. Lange Schlangen vor den Eisdielen, Stufen, Restaurants, Bänke alles mit futternden Touristen besetzt. BRRR.

Giovanni führt uns wieder bis zu einer Kirche: Kirche Santa Margherita d’Antiochia, die in derP1230991 ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, vormals romanisch-gotisch auf einem Felsen gegenüber dem Meer erbaut wurde. Sie hat einen beeindruckenden 40 m hohen Glockenturm mit einer „gespitzten Kuppel“. Die Kirche wurde im 16. und 17. Jahrhundert erweitert. Sie wurde zu Ehren von St. Margret errichtet, da man am Strand eine hölzerne Kiste mit den Knochen der Finger der Heiligen fand.

Auch hier ist die kurze Führung an der Kirche zu Ende.

Freigang bis 15:35. Übervoll mit Touristen ist der Ort. Am Bahnhof gehe ich entlang, gehe unter einem Felsenüberhang durch und befinde mich an einem kleinen, gut besuchten Bandestrand.

Weiter geht’s: Ich will zum zum Castello Doria aus dem 11. Jahrhundert hoch, das auf einem mächtigen Felsen thront. Über ein enges, steiles Gäßchen geht es hinauf. Passiere ein Kassenhäuschen und nachdem ich 1,50 Euro bezahlt habe, geht es bis zum Castello hoch. Es geht noch höher: ich besteige den Turm. Von hier hat man einen wunderbarer Ausblick aus der Vogelperspektive auf das hübsche Örtchen Vernazza.

Der Ausflug hat sich gelohnt.

Aufwärts- abwärtsgehende Besucher quetschen sich aneinander vorbei und pünklich bin ich zur Rückfahrt wieder am Hafen. Dauert erst noch, müssen erst noch von 2 Schiffen die Besucher an Land gehen.

Glatte Rückfahrt, und um 17 Uhr sind wir wieder an der AIDA und werde freudig von meinem lieben Mann begrüßt, der sich den Tag lesenderweise auf dem Schiff vertrieben hat.

 

24. August 2016 – Mittwoch = Civitavecchia

31 Grad, wolkenlos wie alle Tage

Um 8 Uhr bin ich wieder alleine in der großen Saunalandschaft.
Nach dem Frühstück fahre ich um 10 Uhr mit dem Shuttle Bus nach Civitavecchia bis 12 Uhr. Manfred bleibt auf dem Schiff es ist ihm wieder zu heiß.

Ursprünglich habe ich eine Fahrt gebucht, die in die Fantasiewelt von Niki de Saint Phalle (1930-2002, französisch-amerikanische Künstlerin) im Garten des Tarot, einem Kunst-Park, der bei Garavicchio in der Gemeinde Capalbio etwa 60 km südlich von Grosseto in der Toskana liegt, führen sollte.
Diese fiel jdoch wieder wegen zu geringerTeilnehmerzahl aus.
Habe wohl kein Glück mit den gebuchten Besichtigungstouren.

Daher laufe ich kreuz und quer alleine als Alternative Civitavecchio ab, die alte Stadt, die am Tyrrhenischen Meer liegt. Sie ist ungefähr 70 km von Rom entfernt.
Eine Rombesichtigung haben Manfred und ich vor 4 Jahren bei einer Kreuzfahrt mit „Mein Schiff 1“ von Malta aus gebucht und sie wurde auch durchgeführt.

Zudem haben wir Rom schon in früheren Jahren besucht.

Aus der „Hafeninfo“ entnehme ich, dass Civitavecchia schon von den Etruskern gegründet wurde, die vor den Römern in der Region Latium lebten.
Bereits zu Beginn des 2. Jahrhundert nach Christus ordnete Kaiser Trajan den Bau des Hafens an, der dem Römischen Reich dienen sollte und der sich zum „Hafen von Rom“ entwickelte.
P1240074Dominant zieht sich das Fort Michelangelo am Meer entlang, das als Wahrzeichen gilt. Den Bau der Festung schloss Michelangelo 1535 ab.

Noch eine Berühmtheit war u.a. hier: Leonardo da Vinci kam in die Stadt, um historische Gebäude und archäologische Funde zu zeichnen.P1240043

Von der Haltestelle des Shuttle Busses biege ich in die Straße des 23. September ein und komme fast automatisch an der Kirche Santa Maria dell‘ Orazione, der Kirche des Gebetes und des Todes vorbei.
Die Kirche ist ein architektonisches, barockes Juwel, das 1685 erbaut und 1702 renoviert wurde und hat einen bemerkenswerten Glockenturm.

P1240052An der Piazza A. Saffi biege ich rechts ab und laufe auf die imposante Kathedrale des Heiligen Franz von Assisi aus dem Jahre 1784 zu.
Die Kathedrale ist zu drei symmetrischen Kapellen auf jeder Seite geformt, mit einer hohen, gewölbten Decke und einem Triumpfbogen. Mehr kann ich leider nicht besichtigen, da hier gerade eine Beerdigungsmesse für einen Rugbyspieler stattfindet. Riesige Blumengebinde und Kränze lehnen vor dem Kirchenportal.

Ich laufe, nicht unbedingt strukturiert, weiter die Innenstadt ab. Die Via Doria, den prunkvollenP1240073 Coros Centocelle mit dem Theater, schlendere über einen Markt,  die Gässchen der Altstadt und lande wieder an einer Kirche: der unbefleckten Empfängnis oder auch die Kirche der Jungfrau der Gnade oder kurz „Der P1240067Stern“ genannt. Von ihr heißt es auch, sie sei die älteste Kirche in Civitavecchia an der Piazza Leandra gelegen, in der sich 1274 die Erzbruderschaft der Banner (oder Gonfalon) etablierten. Eine weinende Statue der Jungfrau Maria hat hier ihren Ehrenplatz.

Vor der Kirche befindet sich ein mächtiges Kriegerdenkmal.P1240054

Von hier aus bietet es sich an, ein Stück die höher gelegene Promenade, vís a vís des imposanten Forts Michelangelo entlang zu gehen und dann im Corso Guglielmo schöne Geschäfte anzuschauen.

Nach gut 2 Stunden Besichtigung fahre ich wieder mit dem Shuttlebus retour. Diesmal gibt es bei der Kontrolle zum Hafen einen langer Stopp, da wohl ein Wagen mit belgischem Kennzeichen intensiv untersucht wird.

Den Rest des Tages verbringen wir wieder ganz ruhig mit unseren Büchern. Wir genießen es: keine Ablenkung durch häusliche Tätigkeiten oder dass der Garten ruft: Zupf Unkraut, schneide welke Blüten! Wunderbar!

 

25. August 2016 – Donnerstag = Olbia

30 Grad, wolkenlos

Das Faltblatt der „Hafeninfo“ führt aus: Sardinien ist die zweitgrößte Insel im Mittelmeer nach Sizilien und ist 190 km vom italienischen Festland, 180 km von Nordafrika und nur 12 Kilometer von Korsika entfernt.
Nur knapp ein Fünftel der Inselfläche besteht aus Ebenen, der Rest fällt unter die Kategorie Gebirge – wobei der Punta La Marmora (1.834 Meter) und der Bruncu Spina (1.829 Meter) die höchsten Berge sind.

Wieder traumhaftes Wetter und schon beim Frühstücken auf Deck genießen wir die Einfahrt zum Hafen Olbia: die Berge Sardiniens grüßen, passieren einen Leuchtturm im Meer und lassen uns aufklären, dass diese komischen Gebilde im Meer Muschel-Zuchtbänke sind.

Heute machen wir die von Manfred ausgesuchte Jeepsafari.

Um 8:45 Uhr starten wir mit 3 Jeeps und 15 Teilnehmern vom Schiff ab.
Es geht ins Landesinnere und wir schrauben uns auf äußerst holprigen, zum Teil unbefestigten Straßen hoch ins Gebirge. Ein Fotostopp mit Blick auf die Costa Smeralda wird eingelegt und der Reiseleiter erklärt uns das, was wir schon in dem Faltblatt auf dem Schiff gelesen haben.
Aber auch die Legende von der Form Sardiniens: „Ihre Form erinnert an einen Fussabdruck. Sardische Mythen besagen, dass Gott bei ihrer Erschaffung seinen Fuss zu Hilfe nahm und Sardinien mit dem Besten bedachte“

Ein weiterer Halt ist in San Giacomo. Wir besichtigen einen privaten Friedhof und eine kleine Kirche. Nicht wirklich aufregend.

Unterwegs auf wirklich holprigen, staubigen Straßen, die das Wort „Straße“ nicht verdienen, läßt Giaccomo halten, um uns Zweiglein der Mirto Pflanze zu zeigen, aus deren Beeren ein Magenbitter hergestellt wird.

Vorbei an mächtigen Korkeichen, zum Teil geschält, zum Teil noch intakt,P1240085
geht es weiter zum Gigantengrab von Coddu und Vecchiu in der Nähe von Arzachena.
Vom Park- und Rastplatz aus sind wir in ca. 5 Minuten am Megalith-Monument, das umgeben ist von riesigen Weinfeldern.

Gigantengräber nennt man sie wegen ihrer wuchtigen Ausmaße.

Giaccomo erläutert:

Die Gigantengräber sind aufgrund ihrer Form und Dimensionen einzigartig auf der Welt und man findet sie über die gesamte Insel der Nuraghen verteilt. Bisher hat man ungefähr 320 gezählt, aber wahrscheinlich hält die sardische Erde noch viele weitere eifersüchtig vor uns zurück. Die Gigantengräber waren wahrscheinlich von Klassenunterschieden unabhängige Kollektivbegräbnisse. Daher wurden sie wohl auch als Beinhäuser benutzt, die bis zu 200 Skelette enthalten konnten.

Diese Gigantengräber werden auf die Zeit von 1800 – 1600 vor Christus datiert.

Die Vorderseite der Bauten ist von einer Art Halbkreis (der Exedra) begrenzt, die wohl die Hörner eines Stieres symbolisieren sollten. Von oben aus betrachtet erinnern die Gigantengräber auch an eine Gebärmutter oder eine Gebärende. Diese Interpretation würde die Annahme bestätigen, dass bei den Nuraghern Leben und Tod eng miteinander verbunden waren und dass ihre Maglithen an den Fruchbarkeitskult gebunden waren.

In der Mitte der Exedra haben diese Gräber eine riesige Granitstele, in deren unteren Teil sich eine Öffnung befindet. Diese führte zum wohl heiligsten Bereich der Nuragher: Es ist der Bereich der Ganggräber, die häufig im Übergang von der Vornuraghen- zur Nuraghenzeit gebaut wurden.
Die Gräber sind auch nach ihrer astronomischen Ausrichtung untersucht worden. Und hier gibt es einige Überraschungen: Die Gräber von Li Mezzani in Palau und Coddu Vecchiu sind nur ein Beispiel dafür, dass das Nuraghenvolk eine exzellente Kenntnis des Himmelskreislaufes gehabt haben musste. In diesen beiden Gigantengräbern scheint an den Tagen der Tagundnachtgleiche das Licht bei Sonnenaufgang direkt in die Grabgalerie. Es tritt durch eine kleine Öffnung in der Stele, die die Exedra dominiert, ein.

Zum Glück sind nicht sehr viele Besucher da, so dass man alles gut in Augenschein nehmen kann.

Nach unserer Rückkehr zum Parkplatz haben die Jeepfahrer einen kleinen Imbiß mit sehr leckerem Käse, Schinken und Hartwurst, hauchdünnem Brot und einen guten Rotwein vorbereitet.
Weiter geht es zur Nuraghe Albucciu.
Eine 20 minütige Weiterfahrt bringt uns über überwiegend Asphaltstraßen zu einem vor ca. 3000 Jahren entstandenem Steinhaus: Nuraghe.

Wieder werden wir schlau gemacht:
Die um 1960 ausgegrabene Nuraghe Albucciu bei Arzachena in der Gallura stellt unter den sardischen Nuraghen eine Besonderheit dar und erinnert an einen korsischen torre. In der Nähe wurden Überreste eines Rundhüttendorfes gefunden und etwa 80 m entfernt die Reste eines Gigantengrabes.
Dieses Steinwohnhaus ist an einen Granitfelsen angebaut und ihre aus Granitquadern erbauten Räumlichkeiten weichen hinsichtlich ihrer Form oder Anordnung sowohl von den Anlagen von anderen Konstruktionen ab. Der über zwei Stufen erreichbare Zugang scheint durch eine Verschlussvorrichtung gesichert worden zu sein, von der sich noch die Spuren der Widerlager und Hubvorrichtung fanden. Der Zugang führt in eine ungewöhnliche, trapezförmige Vorhalle, von der aus man in drei Richtungen weiter gelangt:
rechts geht es in einen Kuppelraum mit einer Nische, neben der ein Kriechgang nach außen führt – links geht es zu einer gangartigen, teilweise in den Fels gearbeiteten Nische und am Ende der Vorhalle zweigt ein Gang ab, der wiederum in den größten, teilweise in den Fels gearbeiteten Raum, in eine weitere, diesmal trapezförmige Nische, in den Treppentrakt, der auf die obere Plattform führt und auf ihr liegen die Reste zweiter Rundbauten.

Habe zu den Ausführungen von Giaccomo auch noch Erklärungen von Wikipedia hinzugezogen.
Da wir fast die einzigen Besucher sind können wir in gut 25 Minuten alles genauestens in Augenschein nehmen.
Nun geht es auf asphaltierten Straßen vorbei an gigantischen Felsformationen

zu dem kleinen Örtchen St. Pantaleo.
Heute, Donnerstag, ist Markttag. Ganze 20 Minuten werden uns zur Verfügung gestellt. So habe ich mich beschränkt und nur ein Glas sardischen Akazienhonig und ein Fläschchen des Magenbitters „Mirto“ gekauft und ansonsten versucht, möglichst viel zu sehen.
Wirklich schade: Erstens ist es ein hübscher Ort und die angebotenen Dinge auf dem Markt heben sich wohltuend von dem oft dargebotenen Kitsch ab. Kein Wunder, denn San Pantaleo ist vor allem bekannt als Künstlerdorf: Keramik, Schmiedekunst- und Holzarbeiten, Taschen, hangenähte Kleider, Tücher und Wollschals werden in kleinen Werkstätten hergestellt und verkauft. Viele Künstler haben sich hierher zurückgezogen, um inspiriert von der herrlichen Landschaft, zu arbeiten und zum anderen sind für dieses Dorf die kleinen, flachen Häuser der Altstadt, die an die „Stazzi“ = sardische Steinhäuser der Gallura-Hirten erinnern, charakteristisch.

Nun gibt unser Fahrer Gas und wir sind in 25 Minuten wieder an der Stazione Marittima, um 13:30 Uhr.
Insgesamt war der Ausflug geeignet einen kleinen Eindruck der wilden Landschaft Sardiniens zu bekommen zum anderen war ja auch unser Hauptanliegen die weltweit einzigartigen Besonderheiten, das Gigantengrab und die Nuraghi, die rund 3000 Jahre alten Steinhäuser der Nuraghen kennenzulernen.
Den Nachmittag verbrachten wir wieder lesend, dösend, schauend.
Um 19 Uhr hieße es wieder: Leinen los und der Start in den 2. Seetag begann.

 

26. August 2016 – Freitag = 2. Seetag

25,4 Grad, sonnig, wolkenlos

20160826_094328Um 9 Uhr Frühstück im East-Restaurant. Als wir um 10 Uhr an Deck 12 kamen, waren alle Liegen belegt.
Wir sind wohl nicht die gewieften Liegestuhlreservierer, denn die meisten Liegen waren nur mit Handtüchern blockiert.
Ich entdeckte zwischen zwei Säulen eine Lücke, die ich dann mit 2 Hochlehnsesseln bestückte. Holte 2 Handtücher, es war jedoch wahnsinnig heiß, so dass wir nur ein Stündchen blieben.
Soviel zu unserem Erlebnis Sonnendeck.

Nach dem Motto: Wenn schon heiß, dann auch sinnvoll und so ging ich
dann dafür in die Dampf- und Bio-Sauna, die auch ganz gut besucht waren.
Außerdem haben wir wie die Weltmeister gelesen. 4 Bücher habe ich in dieser Woche verschlungen.
Nach dem Mittagessen habe ich dann erkundet, mit welchem Lift wir morgen am besten zum Deck 3 zum Auschecken kommen.
Halten dann bis 18 Uhr Siesta.
Abendessen im East-Restaurant von 18:30 bis 21 Uhr.
Da haben wir Spaß, denn zum Abschied zeigen die Köche, bzw. Obstschnitzer ihr Können: Der Speisesaal ist mit kunstvollen Obst-Gemüse-Schnitzwerken verziert.

War der 1. Seetag mehr als ruppig um so ruhiger verlief der heutige.

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27. August 2016 – Samstag = Palma de Mallorca – Köln
Um 4:10 Uhr sind wir bereits wach. Die Wecker waren für 4:45 Uhr gestellt.
Um 5:05 Uhr sind wir beim Frühstück und um 5:45 Uhr sitzen wir bereits im Shuttlebus zum Flughafen. Abflug der Maschine von Germanwings ist um 7:30 Uhr, Ankunft in Köln um 10:45 Uhr.
Wir werden von unserer lieben Tochter mit Partner abgeholt und sind bereits kurz nach 11 Uhr wieder zu Hause.

Jetzt sind wir beide auch wieder froh zu Hause zu sein.
Die Reise hat jedoch ein bißchen dazu gedient, den Horizont zu erweitern.
Kann auch nicht schaden.

Hurtigruten Tag 8

12. Juli 2003 – Kirkenes – Russische Grenze

1/2 8 Uhr wach geworden. Ein Blick aus dem Fenster, wir haben in Vadso angelegt. Eigentlich wollte ich die 3/4 Stunde Aufenthalt an Land, aber das wäre in Hektik ausgeartet, so ließ ich es.
Und konnte damit auch nicht das Einwandererdenkmal des Finnen Ensio Seppänen, das 1977 durch den finnischen Präsidenten Kekkonen, den schwedischen König Carl Gustaf und den norwegischen König Olav eingeweiht wurde, sehen. Pech gehabt.
Dafür geduscht und zum letzten Bord-Frühstück gegangen. Da es erst 1/2 9 Uhr war, war sogar unser Platz frei. Nach dem Frühstück blieb uns nur noch von Schiff zu gehen.

Kirkenes

Kirkenes

Der Bus ins Centrum Kirkenes wartete schon. Da viele Hurtigruten-Fahrteilnehmer die 3 Stunden Aufenthalt nutzten, auf eigene Faust Kirkenes zu erkunden, dauerte es etwas. Jedoch in 15 Minuten waren wir an unserem Hotel, das Rica Arctic Hotel. Brachten die Koffer aufs Zimmer und zogen uns sofort um, da es sonnig und sehr warm war. Später erfuhren wir, daß es 23 Grad hatte.
Wir buchten im Touristenbüro für 15 Uhr eine Safari mit dem Flussboot von der Mündung des Pasvikflusses bis zur Grenze bei Boris Gleb, der russischen Grenze. Mit 690 Nok waren wir dabei. Da hier aber keine Kreditkarte akzeptiert wurde, suchten wir erst eine Bank, zogen Geld und bekamen dann unsere Karten. Dann bummelten wir durch den “riesigen” Ort, tranken draußen im Sonnenschein an der Hauptstraße Kaffee und dann war Manfred nach Bein hochlegen.

So zog ich noch kreuz und quer durch die Stadt auf der Suche nach Mitbringsel. Ausbeute sehr mager: nur für unsere Tochter ein Tischläufer aus Reisigstäben. So habe ich für unseren Sohn nur die Dose Bier von der nördlichsten Brauerei Europas, aus Tromsö.
Auf meinem Kreuzzug durch Kirkenes landete ich auch in der Kirche. Hier probten 3 Jugendlich wohl für eine Messe und mit Trompete, Schlagzeug und Keyboard erzeugten sie einen Höllenlärm. Ein Ehepaar aus Schleswig sah sich auch die Kirche an und wir kamen trotz des Lärms zum Erzählen. Sie ziehen schon seit Mitte Juni alleine mit dem Pkw durch Norwegen. Sie haben erfahren, daß man in dem Restaurant Vin und Vilt gut essen kann.
Mit solchen Neuigkeiten versehen, kam ich ins Hotel zurück. Manfred meinte, 14.30 Uhr sei früh genug, um zu der Bootsanlegestelle zu kommen.
Während Manfred “nicht schlief”, packte ich unsere warmen Sachen in den Koffer.

Hier soll die Bootsfahrt starten

Hier soll die Bootsfahrt starten

Der Weg stellt sich dann doch länger heraus als von Manfred gedacht. Jedoch – Dank unseres Nordic-Walking-Training – erreichten wir, leicht angeschwitzt, den Anlagesteg und wurden sofort von Hans, einem Norweger, in Empfang genommen und mit Schwimmwesten versehen. Mit unseren Mänteln war er zufrieden, nur hielt er Manfred an, seinen Pullover anzuziehen, da es auf dem offenen Boot frisch werden wird.
Angenehm überrascht waren wir, daß wir eine sehr kleine Gruppe waren. Wie sich heraussstellte: ein norwegisches Ehepaar aus Oslo, ein italienisches aus Bologna und wir.
Punkt 15 Uhr legte Hans ab und legte immer wieder Stopps ein um uns diverse Geschichten und Begebenheiten zu erzählen. So machte er uns darauf aufmerksam, daß Kirkenes von zwei Zeitzonen, Helsinki und Moskau eingefaßt liegt.
Er fragte uns, ob wir wüßten, daß sich Kirkenes weiter östlich als Kairo und dem größten Teil von Finnland befindet. Daß Kirkenes ein Grenzland in mehr als nur einer Bedeutung ist: hier verläuft auch die geologische, botanische und zoologische Grenze zwischen Europa und Asien. Es liegt südlich der arktischen Baumgrenze und ist daher im Vergleich zur übrigen Finnmarksküste ausgesprochen üppig bewachsen, wovon wir uns überzeugen können.

Wir fuhren an einer Felsgrotte mit einer Ikone vorbei. Er wußte zu berichten, daß 1520 oben auf dem Fels ein Kloster stand. Der Mönch wurde verfolgt und konnte sich in dieser Nische verstecken. Nun kommen jedes Jahr Orthodoxe aus Murmansk hierher, um geistliche Lieder, im Gedenken an den Mönch, zu singen.
Interessant ist auch, daß hier eine besonders widerstandsfähige Kiefernart wächst. Deren Holz wurde als Stützen für die Bergwerke benutzt. 70 Jahre später war dieses Holz noch brauchbar für den Möbelbau.
Die Bergwerksstollen dienten den Menschen hier während des Zweiten Weltkrieges jedoch auch als Zuflucht.
Im Zweiten Weltkrieg sollte die Stadt nach deutschen Plänen zur Festung Kirkenes ausgebaut werden: als Basis für den Angriff auf Murmansk, den wichtigsten Versorgungshafen Russlands. Trotz langen Stellungskriegs entlang der Litsa 100 km östlich von Kirkenes wurde Murmansk jedoch nie eingenommen. Kirkenes war neben Malta das meist bombardierte Ziel im Zweiten Weltkrieg. Die russische Großoffensive im Oktover 1944 zwang die Deutschen schließlich zum Rückzug. Die Bevölkerung von Kirkenes mußte flüchten oder in den Bergwerksstollen leben, in denen ca 3.500 Menschen lange Wochen verbrachten.
Im Oktober 1944 war Kirkenes befreit, aber niedergebrannt und in der Hand der Roten Armee. Bei ihrem Rückzug hatten die Deutschen alles verbrannt was nicht zerbombt war. Nur etwa 20 Häuser blieben übrig.

An den Fluß Pasvik haben die Russen 1960 ein Kraftwerk gebaut und da in den

Lageplan

Lageplan

Damm keine Lachstreppe eingebaut wurde, ist der ehemals lachsreiche Fluss nun “lachsfrei”. Der Fischreichtum war so groß, daß ein Engländer vor 100 Jahren an das Ufer eine Villa für englische Touristen bauen ließ und zu deren Vergnügen – neben dem Lachsfang – auch einen Tennisplatz errichten ließ. Was bei den Kirkenesern nur Kopfschütteln hervorrief.
In den 30er Jahren ließen die Finnen Hotels erbauten und luden Fischer aus aller Welt ein, was machten die Norweger? Sie bauten ein Zollhaus.

Boris Gleb Station

Boris Gleb Station

Mit solchen Plauderein und dem Schauen nach links und rechts war die Flußfahrt schnell zu Ende und  wir waren an unserem Ziel – 2 m von der russischen Grenze, markiert durch einen rot-grünen Pfahl und einem gelben für Norwegen – angekommen.

Erklärungen

Erklärungen

Während Hans in dem Zelt der Samen – dem Laawu, dem Tipi der Indianer gleich, den mitgebra chten Lachs grillte, konnten wir eine Fotowand betrachten auf der unter anderem Fotos von 1867, das Leben am Fluß, zu sehen waren. Zudem erklärte uns Hans den etwas zick-zack verlaufenden Grenzverlauf. Auf der rechten Seite des Flußes wurde 1565 eine Kirche von dem heiligen Mönch Trifon erbaut, die 1944 abgebrannt ist. Da die Russen jedoch diese Gedenkstätte auf ihrem Teritorium haben wollten, geht die Grenze quer durch den Fluß, ganz schräg.

So, noch ein Erinnerungsfoto an den Grenzpfählen und dann kann gegessen

Bei der Grenze

Bei der Grenze

werden.
Von Hans marinierter Lachs: erst salzen, dann mit Creme fraich bestreichen, darauf Zitronenpfeffer, darauf das Grün von Stangensellerie. In Alufolie einpacken und wenigstens 3 Stunden marinieren. Dazu gab es sehr mayonaisehaltigen Kartoffelsalat und süßen Gurkensalat. Ein klitzekleiner Plastikbecher mit Wein sowie zum Nachtisch die Vitaminbomben Multebeeren mit Sahne und Kaffée rundeten das Mal ab. Das alles im strahlenden Sonnenschein am Flußufer mit Blick über den Pasvik auf 2 norwegische Soldaten, die Patrouille schieben mußten und sich ein Feuerchen gemacht hatten.
Um 17 Uhr machten wir uns auf die Rückfahrt auf dem Pasvikfluß, der aus dem Enare-See in Finnland kommt und in den Kirkensefjord, der wiederum in die Barentsee mündet. Die 7 km Rückfahrt machte Hans in 15 Minuten und jetzt war es ganz schön schattig.
Den langen Weg zurück gingen wir streckenweise erzählenderweise mit dem norwegischen Ehepaar. Das italienische Ehepaar legte einen Spurt ein um wieder warm zu werden.
Wir sahen uns das Restaurant an, bestellten für 20 Uhr einen Tisch und suchten das Hotel auf. Ich bestellte mir das Aufheizen der Sauna, machte 2 Gänge in einer äußerst spartanischen Anlage. Aber ich dachte mir, quasi in der Heimat der Sauna, bin ich es ihr schuldig, sie aufzusuchen.
Und dann das Restaurant. Ja wie? Urig? Gediegen? Geschmackvoll? Edel?
Ich denke, alles zusammen.
Als Aperitiv bestellten wir uns Bier.
Als Vorspeise: Manfred: Rentierzunge in Preiselbeersauce und ich: K-Krabben.
Als Hauptgericht: Beide Rentierfilet in Gin-Sauce mit marinierten Zwiebeln, gemischten Waldpilzen in Rahmsauce, 1 Brokoliröschen und 3 kleinen in Gin eingelegten Birnenkügelchen. Dazu alle in gleicher Form aufgeblättert “geschnitzte” gebräunte Kartoffeln.
Dazu eine Flasche Rotwein Cabernet Sauvignon.
Ein Gedicht!
Der Preis? Sprechen wir lieber nicht darüber. So teuer haben wir noch nie in unserem Leben gegessen. Vielleicht auch noch nie so gut.
(Pst: 1.400 NK)
Gute Nacht!

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