8. Tag

Kairo – Ägyptisches Museum

1858 wurde von dem französischen Ägyptologen Auguste Mariette das Ägyptische Museum begründet. 1902 zog es in einen Neubau an der Nordseite des Platzes von Midan et-Tahrir um. Es ist das weltgrößte Museum für ägyptische Schätze und beherbergt heute 120 000 Exponate und platzt aus allen Nähten. Daher wurde in der Sicht der Pyramiden von Giseh nun mit einem Neubau begonnen und man fragt sich, ob er in 10 Jahren fertig sein wird. Der neoklassizistische Bau ist von außen ja sehr schön, jedoch durchmuseum die Fülle der Sammelstücke erbaut einen das Gebäude im Inneren nicht. Aber es geht ja auch in erster Linie um die Ausstellungsstücke und die sind umwerfend. Maha, unsere Reiseleiterin will versuchen, uns in zwei ein halb Stunden einen Überblick zu geben und die aus ihrer Sicht nofretete21wichtigsten Schätze zu zeigen. Wir beginnen im Erdgeschoss mit der Büste der Nofretete. 1960 habe ich als junges Mädchen zum ersten Mal die aus buntbemaltem Kalkstein gefertigte Büste in Berlin, damals noch in einem nur ihr gewidmeten Sälchen im Museum Dahlem, gesehen und war schlichtweg begeistert. So schön! Immer wieder kehrte ich an diesem Tag zu ihr zurück, um sie verzückt zu betrachten. Heißt nicht umsonst ihr richtiger ausgesprochener Name „Noferet-iti“ „Die Schöne istsany1414 gekommen“ Sieht man nun die unvollendete Büste hier, ist man im ersten Moment enttäuscht. Sie ist, wie die sich in Deutschland befindende, ein Meisterwerk des Bildhauers Tutmoses, in dessen Werkstadt in Tell El Amarna (der damaligen Hauptstadt unter Echnaton) sie gefunden wurde. Wie lautet die Beschreibung? „Obwohl unvollendet, ist der edle, Würde ausstrahlende Kopf von einer Feinheit, der etwas Überzeitliches anhaftet. Natürlich, ja lebendig wirkt der braune Quarzit. Man wäre geneigt zu glauben, beim Kontakt die warme sonnengebräunte Haut zu spüren.“ Nofrete war die königliche Gemahlin Echnatons. Als der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt 1912 die Büsten bei Ausgrabungsarbeiten fand, handelte er nach dem Grundsatz der Teilung, wie das Abkommen lautete. Ob jedoch alles mit rechten Dingen zuging, darüber streiten heute noch die Gelehrten. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine echfigurStatue von Echnaton. „Bei der Beschreibung seines Gesichts unter der runden blauen Perücke mit Königsschlange, die er heute über der Leinenkappe trug, dürfen die Jahrtausende uns nicht von dem zutreffenden Gleichnis abschrecken, daß es aussah wie das eines jungen, vornehmen Engländers von etwas ausgeblühten Geschlecht: langgezogen, hochmütig und müde, mit nach unten ausgebildetem, also keineswegs mangelndem und dennoch schwachen Kinn, einer Nase, deren schmaler, etwas eingedrückter Sattel die breiten, witterden Nüstern desto auffallender machte, und tief träumerisch verhängten Augen, von denen er die Lider nie ganz aufzuheben vermochte. … Hübsch und schön war das Gesicht mitnichten, aber von beunruhigender Anziehungskraft. … Eher seltsam und aus der Form gegangen war auch Pharaos die Mittelgröße kaum erreichende Körpergestalt. … Dazu waren die Beine nicht nur zu kurz, sondern auch sonst ohne Verhältnis, da die Oberschenkel entschieden zu voll, die unteren aber fast hühnerartig mager erschienen. … Sehr schön und nobel gebildet dagegen waren Hände und Füße, besonders die langfingrigen und elegant-empfindsamen Hände mit Resten von Salböl in den Nagelbetten.“ aus: Thomas Mann: Joseph und seine Brüder, T.4, Joseph der Ernährer

Wir gehen in den ersten Stock hinauf, in dem die Schätze des Neuen Reichs ausgestellt sind. Der weitaus größte Teil ist Tutanchamun gewidmet, der der 18. Dynastie angehörte. Alle gesehenen und besprochenen Teile wieder zu geben ist unmöglich. Allein von den 3.500 Stücken aus Tutenchamuns Grab, die Howard Carter 1922 bei der Graböffnung fand, befinden sich hier 1.700. Vorbei an zwei schwarzen Holzstatuen, die den jungen König nach seinem Tode darstellen, deshalb die schwarze Farbe, die als Wächter seiner Grabkammer dienten schreiten wir an einer Bahre vorbei auf der Anubis, der Mumifizierungsgott sitzt in Gestalt eines Schakals. Die Holzplastik ist mit einer schwarzen Glasur überzogen, der Mumifizierungsfarbe gleichend. Der Osiris-Legende nach hat ja Anubis die Einbalsamierung erfunden. Der Vorgang der Mumifizierung ist eine separate Beschreibung wert. Der Thronsessel aus dem Grabschatz ist bildschön. Er ist aus Holz, mit einer Goldschicht beschlagen. Das Bild auf der Rückenlehne ist aus Silber, Halbedelsteinen und einem Glasfluss gestaltet und zeugt von der hohen künstlerischen Entwicklungsstufe im Neuen Reich. Es zeigt das königliche museum4Paar, vertrauensvoll, ja anmutig wendet sich die junge Herrscherin Anchesenamun, Tochter von Echnaton und Nofretete, dem Pharao zu. Als rührendes Zeichen der Verbundenheit trägt der Pharao die linke Sandale, die rechte seine junge Gemahlin. Da Tutanchamun der zweite Nachfolger Echnatons war, sieht man ihn hier noch als Tutanchaton dargestellt, denn die Atonsonnenscheibe breitet segnend und lebenspendend ihre in Händen endenden Strahlen über dem Paar aus. Tutanchum verehrte wohl noch immer Aton, den Tutanchaton als monopolistischen Gott eingeführt hatte, obwohl er auf Druck der Priester, wie wir gehört haben, wieder Gott Amun einführte. Die Grabbeigaben, bestehend aus Möbeln, Spielen, wie z.B. ein Schachspiel, Schmuck, alles so wunderbar gestaltet und ausgearbeitet, phantastisch. Sogar „Fingerhüte“, um die Kuppen der Mumien-Finger zu schützen. Ich bin wahrlich keine große Schmuckliebhaberin, aber diese Stücke, da könnte ich es werden. Wir bestaunen einen aus 22 karätigem Gold gefertigten Sarg, der König Tutanchamun in Form einer “osirisfizierten“ Mumie darstellt, bereit zur Wiederauferstehung. In den Händen hält er Zepter und Peitsche, die Embleme von Königstum und Macht. An der Stirn erheben sich die Uräusschlange, Göttin der Stadt Buto im Delta und die Geiergöttin als Schutzgöttin und Symbol von Oberägypten. Ein Halskragen aus flachem Gold und Lapislazuli ziert den Mumiensarg. 110 kg wiegt dieser Goldsarg. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der zweite Sarg, der den massiv-goldenen enthielt. 3 Säle sind alleine dem Schmuck gewidmet Phantastisch ist auch die Totenmaske von Tutenchamun, dagegen nimmt sich die Totenmaske von Agamemnon im Nationalmuseum in Athen bescheiden aus. „Die Goldmaske, 3300 Jahre alt, das wertvolle Material, der Schönheitssinn und das große Können der damaligen Künstler haben sie in tutanchamun_maskeder ganzen Welt berühmt werden lassen. maskeagamemnonBezaubernd ist das schöne Antlitz des jungen Gottkönigs, die großen mandelförmigen Augen, betont durch die Schminke, sowie die Augenbrauen, sind hier durch Einlegearbeit in Lapislazuli kenntlich gemacht. Die Kopfbedeckung „Nemes“ ist ebenso aus Gold, die Streifen aus Lapislazuli. Um den Hals trug die Maske eine drei-reihige Goldperlen-kette. Die Maske aus massivem Gold wiegt 25 kg. Sie bedeckte bei der Ausgrabung die Leinenbandage der Mumie.“ Wir gehen nun wieder ein Stockwerk tiefer und landen in der Abteilung des Alten Reichs. Um 2600 v. Chr. erreichte die Bildhauerkunst einen Höhepunkt. Maha erklärt uns, dass drei berühmte Statuen davon Zeugnis geben.

Es ist einmal König Chefren aus der 4. Dynastie. Seine Statue ist aus grünem sany1417Dorit, viel härter als Kalkstein zu bearbeiten und trotzdem ist es den Bildhauern gelungen, dem harten Gestein die feinempfundenen Formen zu geben. In ihrer göttlichen Verehrung idealisierten sie die Gestalt des Pharao, sie stellten ihn jung, athletisch und voller Lebenskraft dar. Die edlen Züge des Profils, die gerade Haltung, sind so vollkommen, dass dieser Statue etwas Überzeitliches anhaftet. In der rechen Hand hält der Pharao ein Amulett, das Kraft und Würde beinhaltet. Die gerade aufliegende linke Hand ist das Zeichen der Demut vor den Göttern. Er trägt die königliche Kopfbedeckung aus gestreiftem Stoff. Hinter seinem Kopf breitet der Falkengott Horus schützend seine Flügel aus. Die enge Verbindung zwischen Gottheit und Pharao ist in meisterhafter Weise sogar dem Stein abgerungen. Auf beiden Seiten des Thrones ist die Vereinigung Ober- und Unterägyptens symbolisiert durch die zusammengebundenen Stängel von Lotos und Papyrus.“

Die zweite berühmte Statue befindet sich rechts, etwas abseits und es istdjoser König Djoser, der bedeutendste Pharao aus der 3. Dynastie. Für einen so großen Mann, er ließ die erste Pyramide errichten, eine so winzig-kleine Statue hinter Glas. (Das Bild verzerrt die Größe.) In dieser frühen Zeit ( 2700 v. Chr)  ist die Kunst noch nicht zur Vollkommenheit herangereift, doch mit den ehemals aus Glasfluss eingesetzten Augen muss diese Statue sehr lebensnah gewirkt haben.
Wie ist die Statue beschrieben?
„Trotz der Beschädigungen von tausenden von Jahren und das Herauskratzen der Augen strahlt diese Statue einen barbarischen Stolz aus.“
Der Pharao trägt hier eine Perücke und darüber die ägyptische Kopfbedeckung „Nemes“. Dazu einen falschen Bart. Aus hygienischen Gründen rasierten sich die alten Ägypter Bart und Schnurbart, trugen jedoch als Zeichen der Würde den falschen Bart.

museum02Die dritte berühmte Statue, die uns Maha zeigen will, ist im gleichen  Raum und ist die älteste Holzstatue dieser Größenordnung, die des Ka-aper oder Dorfschulze genannt aus der 4. Dynastie
Bei der Ausgrabung entdeckten die Arbeiter an der Statue eine Ähnlichkeit mit ihrem Dorfschulzen. So ist sie unter der Bezeichnung „Dorfschulze“ oder arabisch „Scheich El Balad“ in die Kunstgeschichte eingegangen.
„Die Statue lässt einen gutmütigen Menschen erkennen. Das etwas runde Gesicht, das Doppelkinn, die Korpulenz verraten uns, wie gerne er schmauste. Der Künstler stellte ihn naturgetreu dar, denn Ka-aper war kein Pharao, dessen Statue ein Idealbild zu repräsentieren hatte. Die Arme sind beweglich. Nur der Stab, der rechte Fuß und das linke Bein sind ergänzt. Die eingelegten Augen geben der Statue etwas Leibhaftiges. Der Augapfel ist aus Milchquarz, die Iris aus Bergkristall und die Pupille, eine zylindrische Vertiefung mit Ebenholz ausgelegt, scheint dem Blick eine besondere Klarheit zu geben. Die Augen sind mit Kupfer umrahmt.“
Wahnsinn!
Da ich gerade das Buch „Der Schreiber des Pharao“ gelesen habe, gefällt mirmuseum05 natürlich auch die Statue des ägyptischen Schreibers aus der 4. Dynastie die in Sakkara entdeckt wurde. Der Schreiber hier ist ein Meisterwerk aus bemaltem Kalk-stein. Im Altertum war der Schreiber eine hochgeschätzte Persönlichkeit. Sein Beruf sowie das Priesteramt waren hauptsächlich den Mitgliedern der königlichen Familie vor-behalten. Sie bildeten de kulturelle Ober-schicht des Landes.

Aber wirklich die letzte Beschreibung, sonst ufert es aus:
museum04Prinz Rahotep und seine Frau Nofret.
Aus Kalkstein herausgemeißelt, in Meidum entdeckt, stammen sie aus der 4. Dynastie, auch hier sind die eingelegten Augen so vollkommen, dass das fürstliche Paar leibhaftig wirkt.
Wahrscheinlich war Prinz Rahotep ein Bruder des Königs Chefren. Er war hoher Priester und Vorsteher der Armee. Selbstbewusst, eine Persönlichkeit von hohem Rang, scheint er denjenigen vor ihm zu ignorieren. Gar selten ist in den altägyptischen Darstellungen der Schnurrbart zu sehen den Prinz Rahotep trägt.
Seine Frau, Prinzessin Nofret, hat dagen einen freundlichen, ja gütigen Blick. Dank des trockenen Klimas Ägypents sind die Farben von einer solchen Leuchtkraft, dass sie niemals auf eine Alter von 4500 Jahren schließen lassen.

Ergänzend zu Mahas Ausführungen habe ich den Führer durch das ägyptische Museum  von Akila Chirine zu Hilfe genommen.
Tage könnte man hier zu bringen.

Aber, pünktlich 17 Uhr war die Fahrt zum Hotel geplant.
Eine halbe Stunde Fahrt bis zum Hotel Pyramisa. Den Zimmer-schlüssel für 608 hatten wir schnell, waren überglücklich, ein „ruhiges“ Zimmer – nicht zur Straßenseite – bekommen zu haben. Es stellte sich heraus, wir hatten eine Suite mit Wohnraum, zwei Schlafzimmern und zwei Bädern. Ja, nach hinten, jedoch unterhalb befand sich das Abluftsystem für die Klimaanlagen des Hotels. Dagegen war der Straßenlärm in Luxor nichts.

Wir machten uns noch auf die Suche nach einem Geschäft, um Wasser, Gebäck  und Obst kaufen zu können, da wir keine Lust mehr auf großartiges Abendessen hatten.
In dem kleinen Lädchen im Hotel entdeckte ich schöne Galabeas, was bisher nicht der Fall war. Der Besitzer war so freundlich mir 4 – auch für meinen lieben Mann – zur Anprobe aufs Zimmer mitzugeben, mit dem Ergebnis, 2 für mich 1 für meinen lieben Mann und das umgerechnet für nur12 Euro das Stück.
Wir lesen noch etwas und dann heißt es wieder „Gute Nacht“, diesmal mit Ohrstöpseln.

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