Mit der MS Kong Harald entlang der Küste
von Bergen nach Kirkenes
5. bis 13. Juli 2003

5. Juli. 2003 Neunkirchen – Oslo

Flug von Köln 8.00 nach Hamburg 8.45
von Hamburg 10.35 nach Oslo 12.00

In Oslo bekamen wir sofort den Bus um 12.25 zum Hotel Radisson Plaza, das sehr zentral gelegen ist, so daß wir gut unsere Koffer ins Hotel rollen konnten.
Um 13.20 hatten wir unser Zimmer bezogen, nach einem kurzen Blick auf das angebotene Programm entschieden wir uns, die Stadtrundfahrt, Dauer 4 Stunden, vom Rathaus abgehend, mitzumachen.
Nach kurzer Erläuterung wie wir zum Rathaus kommen, Eilschritt – wie gut daß wir Nordic-Walking machen – aber leider kamen wir doch einige Minuten zu spät. Der Bus war weg. Da es 4 Amerikanern ebenso ergangen ist, stellte sich die junge Kartenverkäuferin als äußerst flexibel heraus und fuhr mit uns 6 mit der Fähre zur Museumsinsel Bygdoy damit wir dort am Wikinger Museum die Gruppe treffen könnten. Da diese jedoch an diesem Tag nach dem Kontiki-Museum zuerst zum Freilichtmuseum – dem Volksmuseum -gefahren waren, warteten wir erstmal eine halbe Stunde vergebens. Ein kurzes Telefongespräch klärte den Sachverhalt und wir legten wieder einen kurzen Spurt zum Freilichtmuseum ein. Der dort wartende Bus brachte uns zum Hintereingang und da trafen wir auf die Stadtführerin.

Stadtführerin

Stadtführerin

Eine reizende Norwegerin – Silla – die aus einer Geschichte von Pipi-Langstrumpf entsprungen sein könnte. Niedliche Aussprache, rotblond, kurze Zöpfe und in norwegischer Alltagstracht – einem Dirndl mit Schürze nicht unähnlich.
Sie erklärte, daß es sich bei dem Norsk Folkemuseum um eines der größten Freilichtmuseen Europas handelt, in dem ca 150 tradionsreiche Häuser aus nahezu ganz Norwegen stehen. Als erstes zeigte sie uns ein Holzhaus, das dem König gehörte und in das er öfter zu Besuch kam.
Die danebenstehende Stabkirche stammt aus 1240 und die Gemälde aus dem Jahre 1632 – und sie stand ursprünglich in Gol. König Oskar II ließ sie 1894 hier auf der jetzigen Osloer Museumsinsel Bygdoy wieder aufbauen. Silla erläuterte die Bauweise, macht auf die Holzschnitzereien aufmerksam, die Pfosten, die mit Kapitellen geschmückt sind und die noch vorhandenen Drachensymbole aus der Zeit der Wikinger. Ein halboffener Rundgang, in dem Waffen abgelegt wurden, ziert die Kirche.
Unsere Wanderung führte uns an einer Sauna vorbei und wir husteten uns in einem Wohnhaus bzw. in einem Wohnraum aus der Gegend von Setesdal aus dem Jahre 1650 die Seele aus dem Leib, da originalgetreu in der Mitte des Raums ein Feuer brannte, erst als alle Teilnehmer saßen und die Luftbewegung beendet war, konnte man besser atmen.
Hier auf diesem Gelände hätten wir locker einen ganzen Tag verbringen können, soviel gab es zu sehen.
Nun ging die kurze Fahrt zum Museum Vikinskipshuset, in dem die drei vor über 100 Jahren in Grabhügeln am Oslofjord entdeckten weltberühmten Wikingerschiffe untergebracht sind.

Osebergschiff

Osebergschiff

Einmalig in seiner Eleganz ist das 24 m lange Osebergschiff mit kunstvollen Schnitzerein am Rumpf und Steven. In dem nach dem Fundort Oseberg bei Tonsberg benannten, auf ca 800 n.Chr. datierten Schiff wurde vermutlich Königin Äsa mit Dienerin, reich verziertem hölzernen Wagen und drei herrlich geschnitzen Schlitten, verschiedenen Textilien, eisenbeschlagenen Kisten und anderen Gegenständen beigesetzt. Während das Osebergschiff nur für Fahrten im geschützten Fjord konstruiert war, waren das Gokstadschiff aus Sandefjord und das Tuneschiff aus Fredrikstad hochseetüchtig. In dem etwa 50 Jahre jüngeren Gokstadschiff wurde um 900 ein Häuptling mit Pferden, Hunden, Waffen, Brettspiel und weiteren Beigaben begraben. Die Grabkammern im Schiffsrumpf wurden jedoch schon kurze Zeit später von Räubern geplündert.
Auf der Fahrt – quer durch Oslo zur Skischanze Holmenkollen berichtete uns Silla etwas aus dem Leben der Norweger, z.B.: 10 Jahre ist Schulpflicht, es besteht Schulgeldfreiheit jedoch für die Bücher muß bezahlt werden. Auslandstudien werden durch Stipendien gefördert, damit Chancengleichheit besteht.
Das Durchschnittseinkommen beträgt 240.000 norwegische Kronen, davon gehen 35% Steuern ab, die Mehrwertsteuer beträgt 23 % und sie haben 3 % Arbeitslosigkeit. Es gibt keine gesetzliche Krankenversicherung. Der Zahnarzt ist bis zum 18. Lebensjahr frei.
Eine Schwangere kann nach der Entbindung bei vollem Lohn 1 Jahr zu Hause bleiben, wenn sie vorher 1 Jahr gearbeitet hat.
So waren wir schnell an der 1892 errichteten Sprungschanze Holmenkollen, dem von weiten sichtbaren Wahrzeichen von Oslo. Olympische Wettbewerbe, Weltmeisterschaften sowie das alljährliche Skispringen und Holmenkollenrennen haben die Schanze berühmt gemacht. Wir sahen uns in dem angegliederten Skimuseum um, das die Entwicklung von Skiern und Skiausrüstungen im Laufe der Menschheitsgeschichte sowie Exponate zu Nansens und Amundsens Polarfahrten zeigt.
Auf dem Weg zum Bus fing es bereits an zu regnen und auf der kurzen Fahrt zum Gustav Vigeland Skulpturenpark legte der Gewitterregen noch zu. Bei Sonnenschein und strömendem Regen ohne Schirm eilten wir durch den riesigen Park.
Im Bus hatte uns unsere Reiseleiterin bereits erläutert, daß Norwegens

Hymne an das Leben

Hymne an das Leben

bekanntester Bildhauer Gustav Vigeland (1869 – 1943) einen Skulpturenpark hinterlassen hat, dessen kolossale steinerne Hymne an das Leben unterschiedliches Echo fand.
Wir zäumten den Park von rückwärts her auf, hier entließ uns der Busfahrer. Wer wollte, und es wollten sich einige nicht dem Regen aussetzen, konnte im Bus zum Eingang fahren. Aber wir waren mit uns selbst hart und bestaunten im Eiltempo das Lebensrad aus Bronze, das noch einmal den Werdegang des Menschen von der Geburt bis zum Tod symbolisiert, den Monolith, aus dem Vigeland 121 Figuren reliefierte, weiter die Treppenterrassen hinunter zu dem Brunnen, dessen Skulpturen den Lebenszyklus darstellen. Einige Fotos

Sonne und Regen

Sonne und Regen

gemacht, Anzugjacke und Pullover über den Kopf und die Kamera gezogen – Plitsch – Platsch. Schnell noch ein Blick auf die wohl bekannteste Figur, den

Sinnataggen

Sinnataggen

kleinen Trotzkopf  “Sinnataggen” (wohl Vigelands Sohn), der vor Wut zu explodieren scheint und ein Foto gemacht. Die Brücke über die Frognerteiche mit ihren 58 Bronzeskulpturen gehört zu den Hauptelementen der von Vigeland gedachten Kunstachse.
Wie habe ich von dem Münchner Autor Christian Enzensberger gelesen:
“Auch mit Vigeland fängt es relativ unauffällig an, immerhin sind es ziemlich viele Figuren auf einmal, Tausende, alle aus Granit, und deswegen sehen sie wie Maultiere aus, vor allem im Gesicht. Aber auf die Gesichter kommt es auch nicht an, es geht dabei um Jugend und Alter und um Werden und Vergehen und so weiter”.
Ich selbst kann mit dieser Kunst nicht soviel anfangen, die Figuren erinnern mich zu stark an die Kunst, die im Dritten Reich gelitten war.
Triefend vor Nässe ging es dann noch durch den reichen exclusiven Westteil von Oslo. Um 18.15 Uhr war am Rathaus die vierstündige Stadtrundfahrt zu Ende.

Aker Brygge

Aker Brygge

Da es zum Glück warm war, beschlossen wir, einen Bummel durch Aker Brygge zu machen, ohne uns vorher im Hotel umzuziehen.
Ein Shopping-Center und 35 Restaurants sind hier angesiedelt. Aber keins paßte uns. Es erschien uns alles zu touristisch. Nichtsdestowenigertrotz fanden wir das Gelände an sich schön gestaltet. So bummelten wir am Rathaus vorbei, ein Blick auf die Festung und zu Füßen des Denkmals des Malers Christian Krogh mit Blick auf das Parlamentsgebäude ließen wir uns um 19.15 Uhr im strahlenden Sonnenschein in einem Restaurant nieder.
Manfred bestellte gedämpften Lachs und ich bekam 57 !! siebenundfünfzig Grönlandkrabben mit Mayonaise. Laut Silla sind Rekken das Nationalgericht. Allerdings warteten wir eine Dreiviertelstunde auf unser Essen. Inzwischen waren wir auch wieder so halbwegs trocken geworden. Bis 21.30 Uhr saßen wir hier und sahen interessiert den an uns vorbeiziehenden heiteren Menschengruppen zu. Wir bummelten an der Kirche, den Basaren zu unserem Hotel. Um 21.45 Uhr immer noch Sonne.
Im Hotel war Duschen bzw. Baden angesagt. Mit meinem Bad richtete ich eine Überschwemmung an, denn nach dem Stöpselziehen lief das Badewasser nicht durch den Abfluß ab sondern kam durch den Fußbodenabfluß wieder hoch und lief ins Zimmer. Kismeth.

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