2. Tag, Montag, 24. Oktober 2011

Santiago de Compostela – La Coruña – Kathedralen des Meeres – Ribadeo

Es regnet nicht, hat aber frische 12 Grad!
Nach dem Frühstück besichtigen wir erstmals ausgiebig diesen wunderschönen Parador, der ursprünglich als königliches Hospital erbaut wurde und 1958 in ein Hotel umgewandelt wurde.
In der offiziellen Beschreibung heißt es:
„Drinnen geht es in diesem Parador sehr gepflegt zu. Alles scheint voller Respekt vor der überwältigenden
Vergangenheit zu sein. Gänge und Innenhöfe (4), Korridore und Zimmer. Bis hin zu den Fußböden, Türen und Fenstern. Alles ist reine Kunst, wenn nicht gar Kunsthandwerk. Stets Geschichte, aufbewahrt für den Reisenden der Gegenwart, der auch Geschichte im Hotel geschrieben hat.“

Anschließend besichtigen wir das Museum und den Kreuzgang der Kathedrale von Santiago de Compostela.

Nach den verschieden Museumsräumen mit Skulpturen und Gobelins, zum Teil von Goya und Rubens entworfen, gelangen wir im zweiten Stock zum  Claustro – dem Kreuzgang.
Dieser wurde von 1521 bis 1586 im Renaissancestil Stil erbaut. Er soll einer der größten und schönsten in ganz Spanien sein.
Bei den hier ausgestellten Glocken fragen wir uns, ob es diese sind, die der muslimische Feldherr Almanzor, als er 997 den im 9. Jh. von König Alfonso II. errichteten Bau um das Grab des Apostels Jakobus zerstörte, auf den Schultern von Christen als Lampen in die Moschee von Cordoba bringen ließ und die nach der Eroberung Cordobas durch die Christen auf den Schultern von Muselmanen nach Santiago de Compostela zurück gebracht wurden.

Kurz vor 11 Uhr haben wir die Besichtigung abgeschlossen, jedoch nicht bevor wir noch die Schatzkammer sowie die Reliquienkapelle mit den königlichen Gräbern besichtigt haben.

Als wir auf die Praza do Obradoiro kommen  – es regnete nicht – beschließen wir spontan, die um 11 Uhr abfahrende Bimmelbahn zu nutzen, um mehr von Santiago de Compostela zu sehen.
45 Minuten dauerte die Rundfahrt. Das passt prima, denn um 12 Uhr müssen wir aus dem Parador auschecken.
Die Erläuterungen in der Bahn werden in englisch und spanisch gegeben. Wir erfahren dabei zum Beispiel:
Die Altstadt ist von der UNESCO zum Menschheitserbe und zur Europäischen Kulturhautpstadt erklärt worden.
Im Mittelalter stand Santiago de Compostela hinter Rom und Jerusalem an dritter Stelle der Wallfahrtsziele der Christenheit.
Die Stadt ist der Hauptort der Region Galiciens und zählt zu den regenreichsten Städten Spaniens.

Sicher sehen wir deshalb keine Terrassen, sondern mit vielen kleinen Fensterscheiben verglaste Wintergärten. Ein besonderer Baustil.

Rund 30 000 Studierende gibt es hier und speziell während der „Heiligen Jahre“, das letzte war 2010, kommen bis zu 10 Millionen Besucher in die Stadt und „beleben“ sie.
Die Fahrt führt uns an vielen imposanten, alten Gebäuden, Kirchen und Klöstern, dem Universitätsviertel und DER Pilgerstraße vorbei, auf der die Gläubigen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Pferd ankommen.

Pünktlich um 11.45 Uhr sind wir wieder am Ausgangspunkt. Machen im Sonnenschein noch ein paar Fotos von den die Kathedrale umgebenden Gebäuden, dem Colegio San Jerónimo, dem Palast Pazo de Raxoi und dem Parador .
12 Uhr checken wir pünktlich aus.

Der Parador von Ribadeo ist unser heutiges Ziel.
Jedoch die erste Etappe ist La Coruña. Wir wollen Zeit sparen und wählen deshalb für die 77 km bis dorthin die A 9, die Weiterfahrt an der Küste ist noch lang genug.

Man glaubte es nicht: Kaum haben wir Santiago de Compostela hinter uns gelassen, regnet es schon wieder.
Nach 15 Minuten Fahrt erreichen wir die Mautstation und mit 5.30 Euro sind wir dabei.
Nach weiteren 15 Minuten verlassen wir die Autobahn und steuern La Coruña an.
Wir orientieren uns an den Hinweisschildern ins Zentrum, fahren die ganze prachtvolle Promenade, am Hafen entlang,  bis wir nach Fragen das städtische Wahrzeichen der Stadt, den  „Torre de Hércules“, den Herkulesturm, finden. Es ist der einzige Leuchturm aus der Antike, der noch heute in Betrieb ist.

Im Infobüro erklärt man uns, heute sei der Besuch gratis, auch der Parkplatz und so steigen wir zum Erbe der Römerzeit aus dem 2. Jh. nach Chr. auf, das im 18. Jh. verändert wurde. 68 Meter ist er hoch. Die 230 Stufen sind für uns ein Klacks, nachdem wir ja schon die 511 Stufen im Kölner Dom bis zur Glockenstube und dann weiter bis ganz oben aufgestiegen waren.

Heftiger Wind erwartet uns, aber Sonne! Wir haben eine schöne Sicht auf die Stadt, das Meer, die Klippen, die zu Füßen liegenden Skulpturen.

Als wir aus dem Turm kommen, müssen wir die letzten Meter zu unserem Wagen schon wieder laufen, es beginnt zu regnen.

Am Paseo Maritimo fahren wir zurück in die „Ciudad Vieja“, Altstadt, finden dort auf Anhieb ein Parkhaus und spazieren über die Praza da Maria Pita.

Vielleicht ganz interessant: Maria Pita wird als Volksheldin verehrt, denn sie soll im Jahr 1589 bei der Attacke der Engländer unter Sir Francis Drake heftigen Widerstand geleistet haben.

Vorbei an  der Kirche San Jorge, dem Rathaus und bummeln durch die kleinen Gässchen.

Die Suche nach der Calle Poyo Gómez, in der Pablo Picasso 4 Jahre von 1891 an lebte, schenken wir uns.

Dafür setzen wir uns dem Hafen gegenüber unter die Arkaden, schauen auf ein Kreuzfahrtschiff und viele, viele Boote. Genießen bei einer Tasse Café den momentanen Sonnenschein und bestaunen die beeindruckende Häuserfront mit ihren vielen verglasten Galerien.

Daher wird die Stadt auch „Ciudad cristal“, „Glasstadt“ genannt.

Da wir an den Rías Altas entlang fahren wollen, die sich von La Coruña mit tiefen Einschnitten bis zur Ría de Ribadeo  erstreckt,  müssen wir erst wieder die A 8 Richtung  Betanzos nehmen, gehen dann auf die AP 9 und da wir uns die Stadt El Ferrol ersparen wollen, biegen wir  nach der Mautstelle auf die AC 154 bis kurz vor Pontes de García Rodriguez ein.

Das ist unser Glück, denn sonst hätten wir nicht diese hügelige, grüne, unbesiedelte Landschaft mit Unmengen von Windkrafträdern und Rinderherden gesehen.

Nun schwenken wir ab auf die AC 862 nach Ortigueira. Die Ria de Ortigueira erinnert an einen skandinavischen Fjord.

Und der nächste Ort Viveiro, in das ein Meeresarm weit hineinreicht, ist  malerisch.

Gegen 17 Uhr erreichen wir die Rías Altas, die Oberen Förden. Fahren am Atlantik entlang, Steilküsten mit vorgelagerten hellen Sandstränden können wir vom Auto aus ausmachen. Die Landstraße geht wieder nahtlos in die Autobahn über und umgekehrt, queren auf kühnen Brücken über die Rías und endlich erreichen wir über die  Landstraße 562 die Costa Mariña Occidental mit der „Praia das Catedrais“, dem Strand der Kathedralen.

Hier befinden sich die berühmten Kathedralen des Meeres, gewaltige Felsbögen die bei Ebbe zurückbleiben und zugänglich sind.

Unterwegs sehen wir einen wunderschönen Regenbogen der sich vom Land bis weit ins Meer erstreckt. Leider habe ich keine Möglichkeit zu fotografieren. Spaßeshalber meine ich, vielleicht bildet sich ja ein Neuer bis wir aussteigen.

So ist es dann auch.
Gegen 18 Uhr müssen wir zwar erst wieder eine Regenschauer in  Kauf nehmen, jedoch wir haben zweifach Glück: Es formt sich ein neuer Regenbogen und da fast absolute Ebbe herrscht, können wir zu den Kathedralen absteigen und sie fast trockenen Fußes auch von innen besichtigen.

Zwei spanische Urlaubspaare aus Alicante schneiden von den Felsen „lapis“, kleine Muscheln ab und geben uns auch welche zum Probieren.
So frische Muscheln hab’ ich zum letzten Mal vor vielen, vielen Jahren bei einer geführten Wattwanderung auf Sylt gegessen.

An dieser imposanten Atlantikküste fahren wir noch ein Stück weiter, besichtigen nochmals Kathedralen, diesmal jedoch nur von oben und sind, nach einem kurzen Tankstopp am Ortseingang von Ribadeo, um 19.15 Uhr am Parador, den wir allerdings erst mal suchen müssen.

Wir beziehen wieder ein wunderschön möbliertes Zimmer und ab 20.30 Uhr nehmen wir das auch hier angebotene Degustationsmenü zu uns, nachdem wir am Tag zuvor eine so gute Erfahrung gemacht haben.

Die einzelnen Gerichte sind wieder köstlich, aber hier hat es nichts mit „Probierhäppchen“ zu tun sondern es sind normale Portionen und das bei einem 7 Gang-Menü. Wir erbeten uns zwischen den einzelnen Gängen Wartezeiten, sonst hätten wir es nicht geschafft.

Gerne hätten wir zum Schluss das traditionelle Getränk „queimada“ probiert. Der Kellner erklärt uns aber, dass es sich hier um eine 20minütige, aufwändige Zubereitungszeremonie mit Kaffeebohnen und Orujo (Tresterschnaps) handelt, da verzichten wir, da wir sowieso nicht das dazugehörige magische Ritual der Beschwörung und Geistervertreibung durchgeführt hätten.

Der Tag war lang und vollgepackt mit schönen Erlebnissen, tiefen Eindrücken.
Nun heißt es: Gute Nacht!

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