Madrid – Toledo – El Escorial

7. – 11. Juni 2010

„Cierro los ojos y veo Madrid!“
„Ich schließe die Augen und sehe Madrid!“

Soweit habe ich es zwar nicht gebracht, aber Madrid hat mir ausnehmend gut gefallen.
Sollte ich eine Wertung zwischen Barcelona und Madrid abgeben, ich könnte es nicht. Die beiden Städte sind zu unterschiedlich und beide sind wunderschön.
Sagt man von Madrid, sie sei die grünste europäische Hauptstadt, so kann ich das aus meiner Sicht nur bestätigen.

Aber nun der Reihe nach:

Montag, 7. 6. 2010
Abflug vom Flughafen Köln-Bonn mit Germanwings um 11.20  Uhr, Ankunft in Madrid um 13.55 Uhr. Dann noch eine 13minütige Rundfahrt auf dem Flughafengelände, bis die endgültige Landeposition erreicht war.
Ca. 20 Minuten brauchte ich, um zur Metro-Station „Aeropuerto T1,T2,T3“ zu gelangen. Hier konnte ich meinen Coupon für ein Zweitage-Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel umtauschen und bekam einen Übersichtsplan für die Metro, daran orientierte ich mich: mit der Rosa-Linie, Linie 8 bis zur Haltestelle „Nuevos Ministerios“ . Dann umsteigen in die BlaueLinie, Linie 10. Achtung auf die Direktion: Ich fuhr erstmal 2 Stationen in die falsche Richtung.
Ich würde jedoch nicht mehr von Deutschland aus die Abo-Karte vorbuchen, einfacher ist es, diese direkt an der Metro-Station zu erwerben, dann hat man nicht den Zirkus mit Personalausweis, diesen kopieren und nicht jeder Mitarbeiter weiß damit umzugehen.
Das von mir gebuchte Hotel Cason del  Tormes, ca. 5 Minuten von der Plaza España enfernt, liegt tatsächlich in einer ruhigen Seitenstraße, El Rio. Zimmer bezogen, luftiger umgezogen und mit Reiseführer   bewaffnet auf den ersten Rundgang gemacht.

Natürlich erstmal die Plaza de España in Augenschein genommen:

Hier entstanden in den 50er Jahren die ersten Hochhäuser Madrids, der ganze Stolz der Franco-Zeit. „Edificio España“ heißt denn auch der seitlich getreppte, sich nach oben verjüngende Bau, der zusammen mit dem Cervantes-Denkmal von 1915 eine harmonische Einheit bildet.
Der Dichter Miguel de Cervantes blickt von oben auf die Figuren seines Hauptwerkes:
Den Ritter Don Quijote auf seinem Pferd Rocinante und seinen dicken Diener Sancho Panza auf dem Esel Rucio.
Eingebettet ist dieses riesige Denkmal in einen schönen Park mit altem Baumbestand.
Von hier aus läuft man direkt auf die Calle de Bailén, hält sich links, vorbei am Senats-Palast und schon hat man „Palacio Real“ das Königsschloss vor sich.
Ich schlendere aber erstmal durch die Anlage „Plaza de Oriente“.
Sie ist grün und gepflegt wie ein Schlosspark und mit Skulpturen geschmückt. Kein Wunder, liegt ja direkt dem Schloss gegenüber.

In Reih und Glied stehen hier die westgotischen Könige, die einst die Iberische Halbinsel beherrschten, und in der Mitte sitzt Philipp IV. auf einem sich aufbäumenden Ross, eine Konstruktion, für die der Hofmaler Velázquez die Entwürfe zeichnete. An dieser Ausführung half sogar Galileo Galilei mit, der das Gleichgewichtsproblem des auf den Hinterbeinen hoch aufge-richteten Pferdes schon erforscht hatte.
Die Anlage ist ganz so, wie es sich für einen repräsentativen Platz zwischen Königsschloss und Königlichem Opernhaus gehört.

Aber nun zur Schlossbesichtigung:

Da ich über 65 bin, bezahle ich nur 3,50 Euro Eintritt und für weitere 3,– € nehme ich mir noch einen Audio-Guide.
Um 16.15 Uhr beginne ich mit dem Rundgang:
Über einen riesigen Platz gelangt man in das Gebäude, steigt die Treppen hoch und hat schon einmal ein von Conrado Giaquinto gestaltetes Deckenfresko vor sich. Und gleich im ersten Raum, dem Salón de Alabarderos, (Hellebardensaal) kann man das Fresko „Apotheose des Äneas“ bewundern, das der Italiener Tiépolo schuf. Dessen Werke haben wir im Treppenhaus der Würzburger Residenz bestaunt.
Der Audio-Guide  und mein Reiseführer klären mich weiter auf:

Der erste Bourbonenkönig in Spanien, Philipp V., ließ das Königsschloss
auf dem Gelände des ehemaligen Alcázar, der früheren moslemischen Palastburg errichten, nachdem der Vorgängerbau 1734 einem Brand zum Opfer gefallen war. 1764 war der Bau beendet. Das Werk des Madrid-Architekten Ventura Rodríguez zeigt das Grundmuster eines spanischen Alcázars: Eine Vierflügelanlage aus Granit und Kalkstein, ca. 500 m lang und breit, rund um einen quadratischen Innenhof, mit einem Waffenhof vor dem Haupteingang. Die Experten sind sich jedoch nicht einig, ob der Baustil dem Barock oder der Neogotik zuzurechnen ist.
Auf jeden Fall:
Der König empfängt hier Staatsgäste, wohnt jedoch im Palacio de la Zarzuela am Stadtrand.
Von Raum zu Raum wird man geschleust, durch den Salón de Columnas mit Brüsseler Gobelins, Spielsaal, bis hin zum bombastischen Thronsaal. Hier sagte ich erstmal: „AH“.Dieser Saal wurde zur Regierungszeit von Karl II. eingeweiht und seine Dekoration ist seitdem unverändert geblieben.
Die gewölbte Decke wurde von Tiépolo mit Freskenmalereien verziert, die 1766 beendet wurden und eine Allegorie der spanischen Monarchie unter besonderer Berücksichtigung der Reiche sind, die im 18. Jahrhundert zur spanischen Krone gehörten.
Riesige Spiegel schmücken die Palastwände, diese wurden in der königlichen Fabrik de La Granja angefertigt, dagegen kamen die Kronleuchter aus Bergkristall 1780 aus Venedig. Aus Neapel kamen die Samtstickereien und aus Rom die Bronzelöwen, die den Königsthron flankieren.

Der Saal ist vom italienischen Rokoko beeinflusst.
Die im Raum verteilten Skulpturen stammen von italienischen und flämischen Künstlern.  Der Raum ist in tiefrot gehalten. Pompös!

Weiter geht es von Raum zu Raum. Die drei Säle Karls III. oder Gasparini-Säle, enthalten Fresken des Böhmen Anton Raphael Mengs, Ölgemälde von Luca Giordano und Francisco de Goya sowie Rokoko-Stukkaturen des Neapolitaners Gasparini. Es folgen der Porzellansaal, das Arbeitszimmer Karls III., der mit Gobelins, Deckengemälde von Mengs, Lüstern und Kandelabern geschmückte Speisesaal und im Konferenzsaal hing ursprünglich das von Velázquez gemalte Bild „las Meninas“. Dieses Bild ist mir von unserem Barcelona Besuch her noch ganz präsent, da Picasso       Variationen davon anfertigte, die wir im Picasso-Museum bewundert haben.
Im Speisesaal befinden sich heute noch zwei Werke von Goya.
Und noch kein Ende:
die königlichen Sammlungen, schließlich die Schlosskapelle von Ventura Rodríguez, der Billard,- und Rauchsalon, das Musikzimmer mit Musikinstrumenten von Antonio Stradivari aus dem 17. Jahrhundert sowie die Gemächer Marie Louise von Parmas und …und… und …schließen sich an.
Der Rundgang durch den Palast ist gleichzeitig  wie ein Rundgang durch eine Gemäldegalerie, denn neben den bereits genannten kann man noch die Werke von Caravaggio und Velázquez bewundern.
Beeindruckend ist das über den Hof zu erreichende Apothekenmuseum.
Zum Schluss noch ein Blick über die Mauer in den Campo del Moro (Maurenlager), auf dem einst maurische Truppen gelagert haben sollen, als sie Madrid erobern wollten. Heute bezeichnet der Name die schönen Schlossgärten auf dem zum Fluss Manzanares abfallenden Gelände. Ein riesiger Park, dessen Besuch ich jedoch für den letzten Tag geplant habe.

Um 18 Uhr habe ich meinen Rundgang im Schloss beendet und nun weiter auf der Route durch das historische Madrid:
Erstmal: Um 18.11 Uhr hat es noch 30 Grad.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich erst noch eine Kirchenbesichtigung mache:

Catedral de Nuestra Señora de la Almudena

An die Anfänge der christlichen Stadt erinnert die Schutzheilige  Madrids „Virgen de la Almudena“.
Die Legende erzählt, dass Gläubige ihr Bildnis vor den Muslimen versteckten, die am Ende des 1. Jahrhunderts auch die kastilische Hochebene beherrschten. Alfons VI. fand es 1085 bei der Eroberung des Örtchens am Río Manzanes wieder – was man als ein Zeichen des Himmels wertete.
Der Architekt Marqués de Cubas lieferte den 1879 den Entwurf. 1993, nach 100 Jahren Bauzeit, weihte Johannes Paul II. die Madrider Kathedrale ein, die auf dem urältesten Grund und Boden des historischen Madrid als absolut zeitgenössische Kathedrale emporragt. Der zentrale Silberschrein, von einer Madonnenfigur bekrönt, soll die Reste des von Alfons VI. geborgenen Bildnisses enthalten.
Mir gefiel die Kirche mit ihren vielen Säulen, den bunten Glasfenstern, durch die das Sonnenlicht fiel und schöne Farbspiele auf die Säulen zauberte.

Von der Calle Bailén bog ich in die Calle de Acalá ab und kam erst am Haus „Capitania General“ und dann zum historischen Platz des Barrio de los Austrias, dem sogenannten Viertel der Habsburger, der Plaza de la Villa, dem Rathausplatz. Typisch für die Habsburgerzeit ist der Wechsel von Bruchstein und Ziegeln, wie ihn Torre und Casa de los Lujanes (15. Jh.) zeigen. Von der Platzmitte aus leitet Don Álvaro de Bazán, Großadmiral Philipps II., noch immer das öffentliche Leben der Hauptstadt.
Ein kleines Stückchen die Straße weiter, rechts abbiegen, gelangt man zu der angeblich schönsten Madrider Markthalle „Mercado de San Miguel“.Sie wurde im 20. Jh. von Alfonso Dubé erbaut und die schmiedeeisernen Säulen sind heute durch Glasfronten geschlossen. Ein vielfältiges, schön dekoriertes Angebot findet man vor und viele, viele Möglichkeiten die Köstlichkeiten gleich zu probieren. Aber dafür ist es mir noch zu früh, erst will ich noch ein bisschen mehr sehen.
Vergleicht man diese Markthalle mit der von Barcelona, dann ist das hier fast wie eine schöne Puppenstube, sowohl vom Angebot wie auch der Größe.
Also weiter:
Plaza Mayor, die Vielgepriesene, ist mein nächstes Ziel.
Wie liest es sich im Reiseführer:
„Man betritt die Plaza durch einen der Torbögen von der Calle Mayor und trifft auf eine typisch kastilische Plaza Mayor, eine der schönsten des ganzen Landes. Erdrot gestrichen, mit Laubengängen rundherum und ein paar aufgesetzten Türmchen. In der Mitte sitzt hoch zu Ross Philipp III., der den 1620 eingeweihten, allerdings 1790 nach einem Brand erneuerten Platz errichten ließ. Jahrhundertelang zelebrierte man hier Stierkämpfe, Theater, Heiligsprechungen und Ketzerverbrennungen vor bis zu 50 000 Zuschauern.

Der Balkon der Casa de la Panadería, des Bäckerhauses, deren moderner Freskenschmuck 1992 aufgetragen wurde, war anlässlich solcher Spektakel für die Habsburgerkönige reserviert.“

Nachdem ich mich mit Material von der dort ansässige Touristeninformation eingedeckt hatte, schlenderte ich durch Seitensträßchen, vorbei an einem wunderschönen Süssigkeitsladen und einem Schinkenmuseum zur

Puerta del Sol.

Wieder lese ich:
„Madrid besitzt viele Plätze, aber nur ein Zentrum: die Puerta del Sol. Der Name erinnert an das Sonnentor der im 16. Jh abgerissenen Stadtmauer. Immer wieder war die Puerta del Sol Schauplatz von Protesten gegen die herrschende Politik. ……. Geographisch und verkehrstechnisch betrachtet, ist die Puerta del Sol der Mittelpunkt Spaniens. Vor der Casa de Correos, der Post von 1768, heute Regierungssitz der Region Madrid, ist im Straßenpflaster der „Kilometer 0“ eingelassen. Von ihm bemessen sich die Entfernungen aller spanischen Nationalstraßen, die von hier in alle Landesteile streben. „
Natürlich suche ich diese Tafel und  registriere auch die Erinnerungstafeln am Gebäude, die an die Schlacht gegen die Truppen Napoleons am 2. Mai 1808 und an das Bombenattentat am 24. März 2004 erinnern.

Ein modernes Reiterstandbild Karls III. steht der ehemaligen Casa de Correos gegenüber und am Ende des Platzes ist eine Skulptur zu bewundern: den an einem Erdbeerbaum naschenden Bären, dem Wappen Madrids.

Von hier aus gehe ich die Calle de Alcalá weiter, vorbei an der königlichen Akademie der schönen Künste, besichtige noch die Iglesia de San José und  von hier aus kehre ich erstmal um.
Jedoch mein Wissensdurst ist für heute noch nicht gestillt, daher besteige ich den Bus 53 bis zur

Plaza Colón.

Dieser Platz ist wohl einer der meistdiskutierten Plätze Madrids. In den siebziger Jahren entstanden, ersetzte er den alten, mit Bäumen bestandenen und von Palästen des 19. Jh.s umgebenen Platz. Moderne Hochhäuser haben die alten Gebäude verdrängt und der Verkehr hat den Platz in eine breite Durchfahrtsstraße verwandelt.  An der Stelle der ehemaligen Fábrica de Moneda (Münze) entstanden die sogenannten Jardines del Descubrimiento (Gärten der Entdeckung), in denen das Denkmal zu Ehren des Amerika-Entdeckers Kolumbus, das einst die Platzmitte einnahm, im Schatten der umgebenden Riesenbauten klein und nichtssagend erscheint.

Es hält mich hier nichts und so nehme ich den Bus 150 bis zur Plaza del Sol, bummele zurück bis zur Plaza Mayor und verlasse diese durch einen anderen Torbogen, der den Weg frei gibt  in die Calle Toledo. Hier bestaune ich vor einem kleinen Geschäftchen, einer Cordelería, die geduldig anstehende Menschenmenge. Nach meiner Frage, was hier los ist, hieß es lapidar, die Espandrillas sind hier enorm günstig.
Da mich aber inzwischen doch der Hunger plagte, suchte ich dagegen die Calle Cava Baja oder Calle Cava Alta, da sich hier die besten, urtypischen Tapaslokale befinden sollen. Nur, für spanische Verhältnisse war ich noch zu früh dran. Die meisten öffneten erst gegen 20 Uhr oder 20.30 Uhr.Was nützte es mir da, dass das ganze Viertel zu dem malerischsten Winkel der Madrider Altstadt zählt und einen Einblick in das romantische Madrid des 18. und 19. Jahrhunderts gewährt.
Wenigstens  am Arco de Cuchilleros (dem Bogen der Messerschmiede) konnte ich meinen Durst stillen. Das dortige Essensangebot lachte mich nicht an und so ging ich zu dem Schinkenmuseum zurück.

Hier war pralles Leben und es gab unterschiedliche Schinkenteller im Angebot, Brot und Bier dazu und es mundete köstlich, stehend an einer großen Rundtheke. Mit zwei Damen aus Venezuela kam ich in ein angeregtes Gespräch und so gestärkt konnte ich mich auf den Heimweg zum Hotel machen.
Noch ein Blick in die auf dem Weg liegende Kirche San Ginés. Die Paradeschau der Madonnen in den Seitenkapellen, eine schöner als die andere, zeigt: Spanien ist eben doch das Land der Marienverehrung.
Über die Plaza Callao,, Abstecher in den Supermarkt Corte de Inglés, um Wasser einzukaufen,  spazierte ich über die Gran Vía bis zur Plaza España und kam dann gegen 21.30 Uhr im Hotel an.
Ich beglückwünschte meinen lieben Mann per Telefon, dass er nicht mit geflogen ist, denn ich habe an diesem Nachmittag doch schon eine Menge „Madrid“ abgelaufen.

Dienstag, 8. Juni 2010
Nach einem normalen Frühstück im schönen Hotelambiente steht in großen Umrissen mein Besichtigungsplan für heute fest:
Prado und Sammlung Thyssen-Bornemisza, Retiro-Park.
Nach meinem Busplan fährt die Linie 2 bis zur Plaza Cibeles und von da aus ist es nicht weit bis zum Museum.
Jedoch, es gibt ganz offensichtlich 2 unterschiedliche Linien 2. Ich saß zumindest in der falschen. Nachdem mich ein Mitfahrender aufklärte, stieg ich bei der nächsten Gelegenheit aus, um zur Plaza Cibeles zurückzukehren.
Bei der Banca-España nahm ich die Unterführung, um in den Paseo del Prado zu gelangen. Nicht empfehlenswert, da Nächtigungslager von Obdachlosen. Lieber oben auf das „Grün“ der Ampel warten.
Unter altem Baumbestand ging ich bis zum Prado.

Überraschung: Eintritt kostenlos für die, die bereits 65 sind. Nach Nachfrage: alle staatlichen Museen sind für diese Altersgruppe kostenlos.
Mit einem Audio-Guide ausgestattet, machte ich mich an den Rundgang durch dieses Mammut-Museum.
Um 10 Uhr betrete ich die geheiligten Hallen.

„Als Erbin der königlichen Kunstsammlungen sucht die seit 1818 dem Publikum zugängliche Pinakothek Museo del Prado weltweit ihresgleichen. Juan de Villanueva entwarf 1785 diesen klassizistischen Bau, der eigentlich als „Naturwissenschaftliches Museum“ vorgesehen war. Die Kunstwerke des Prado, der sich inzwischen bis zum Kirchenbereich Los Jerónimus hinstreckt, um seinen enormen Fundus ausstellen zu können, birgt die besten Werke von Goya, Velázquez, Murillo Ribera und Zurbarán. Darüberhinaus ist hier die europäische Malerei mit Werken flämischer und italienischer Meister einzigartig vertreten. Ein Vermächtnis aus der des spanischen Imperialismus in Europa.“

Drei Malerstatuen – Goya – Velázquez und Murillo –  bewachen die drei Haupteingangstüren zum Museum.

Ich mache es kurz: 2 ½ Stunden schritt ich von Saal zu Saal. Es ist ja sowieso Geschmacksache, welchem Bild man sich länger widmet.

Wenn ich mir jetzt meine Kommentare auf meinem Diktiergerät zu den verschiedensten Bildern anhöre, so bleiben nunmehr nur einige wenige, die mich wirklich nachhaltig beeindruckten:

„Der Garten der Lüste“ von Hieronymos Bosch
„Anbetung der Könige“ von Hans Memling (1433-1494).
Im Saal 55 hängt ein Selbstbildnis Albrecht Dürers, in dem er sich als
Edelmann darstellt.
Ein weiteres Selbstbildnis von El Greco, „El caballero de la mano en el pecho“  (1578-1580) ist bestechend. Es soll sein berühmtestes und sein umstrittenstes Bild sein.

Die bekleidete und die nackte Maya“, diese beiden Bilder von Goya fesseln.

„Die Erschießung der Aufständischen“ von Francisco de Goya, ist mir gut bekannt vom Funkkolleg Moderne Kunst.

Ein ganzer Raum ist den Entwürfen Goyas für Gobelins für den Winterpalast Prado Karls des III. gewidmet, die dann in der königlichen Manufactur angefertigt wurden.
Ebenso ist ein ganzer Saal mit Porträts von Rubens und  Gemälden von Anton Raphael Mengs und Morillo ausgestaltet.

Und natürlich bin ich sehr angetan, das Original von Diego Velázques „Las Meninas“ zu sehen.

In Barcelona, im Picasso-Museum haben wir die Variationen hierzu von Picasso bestaunt.
„Die Spinnerinnen“ oder die Fabel der Arachne, die die Götten Minerva zum Wettbewerb herausgefordert hat und ihn auch gewann. Zum „Dank“ wurde sie aus Rache von der Göttin Minerva zur Spinne verwandelt.
Velázquez hat diese Bild als Huldigung für Titian gemalt, den er sehr verehrte.
Von Vecellio Tiziano, Tizian, besticht das Bild „Danae empfängt den Goldregen“ (1554).
Für mich fällt ganz aus dem Rahmen der gezeigten Gemälde das Bild von Joaquín Sorolla: „Niños en la playa“  (Die Jungen am Strand). (1910).
Diesem Künstler ist ein eigenes Museum gewidmet.

Ich sehe schon, ich muss einen Kurzschluss machen, sonst versuche ich die 2  ½ stündige Tour wiederzugeben.

Kurzer Spaziergang über den Paseo del Prado, diesen breiten und eleganten Stadtboulevard, vorbei am Neptunbrunnen, den zwei exklusivsten Hotels der Stadt, das legendäre Ritz, 1910 von König Alfons XIII. eingeweiht und das Palace, sozusagen das bürgerliche Pendent zum königlichen Ritz. Fassaden im Stil der Belle Epoque zieren beide Häuser,   bis zum Bahnhof Atocha.

Ein Bahnhof im Jugendstil, rote Ziegelsteine, Fassade aus Gusseisen und Glas und im Inneren tropische Gewächse. Würde man mir sagen, es sei ein Ableger des Botanischen Gartens, ich würde es glauben. Für einen Bahnhof unglaublich!

Da ich noch nicht für einen weiteren Museumsbesuch bereit bin, greife ich die Anregung des Fremdenführers auf: Mit der Bus-Linie 27 den Paseo del Prado und den gesamten Paseo de Recoletos  und anschließend den Paseo de la Castellana, ein zwölfspuriger Boulevard,  nach Norden bis zur Plaza de Castilla, der Endstation, fahren. Da ich ja noch mein Abo habe, ist das alles kein Problem.
Während dieser halbstündigen Fahrt kommt man an beeindruckenden Gebäuden vorbei:
Museo de Arte Público, dem Museo Nacional de Ciencias Naturales, dem Torre Picasso, ein 157 m hohes Bürogebäude für 4500 Angestellte, das der Architekt des 2001 zerstörten New Yorker World Trade Center errichtete, sowie am Estadio Santiago Bernabeu, dem Fußballstadio des Clubs Real Madrid.

Puerta de Europa: Die auch Torres KIO genannten futuristisch-schiefen Türme neigen sich über der Plaza de Castilla einander zu und markieren als „Europator“ das Ende des Paseo de la Castellana.

Zurück wieder mit der Linie 27 bis zur Plaza de la Cibeles. Dieser Platz bildet die Nahtstelle von Paseo del Prado und Paseo de Recoletos und der Kreuzung mit der Ost-West-Achse Calle de Alcalá. Trotz des Verkehrs behauptet sich ein Wahrzeichen Madrids: der aufwändig gestaltete Kybele-Brunnen, die Fuente de la Cibeles aus dem 18. Jh. Dies soll der schönste aller Brunnen und Wasserspiele ein.

Die Straße überquere ich – diesmal oberirdisch – und  gehe die wenigen Meter bis zum nächsten Museum:

Museo Thyssen-Bornemisza

Erst wollte ich mich stärken. 14 Uhr, eine gute Essenszeit, dachte ich. Die Restaurant-Terrasse war einladend, da jedoch nach 10 Minuten noch kein Kellner sich sehen ließ, ging ich eben hungrig los.
Da es sich um ein privates Museum handelt, bezahle ich für meine Altersgruppe 5.50 Euro und 4.50 für den Audio-Guide. Diesen finde ich unerlässlich, wenn man sich nicht einer öffentlichen Führung anschließen will.
Den Ausführungen des Reiseführers kann ich nichts mehr hinzufügen:

„Ausgestellt werden Kunstwerke, die von Heinrich Thyssen und vor allem von dessen Sohn Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza de Kászon zusammengetragen worden sind.
Das Museum wurde am 8. Oktober 1992 in Anwesenheit von König Juan Carlos I. Und Königin Sophia eröffnet. Der Hauptteil der Kunstsammlung wurde im Jahre 1993 vom spanischen Staat erworben. Das Museum ist anhand der Kunstepochen organisiert. Ein Rundgang führt daher durch die Kunstgeschichte beginnend bei früher italienischer Kunst bis zu bedeutenden Werken der experimentellen Avantgarde und der Pop Art.

Die Gemäldesammlung des Barons Hans Heinrich Thyssen hat in einem neoklassistischen Adelspalast einen würdigen Rahmen gefunden. Die Anordnung der Bilder folgt chronologischen Gesichtspunkten, das Museum biete einen Lehrgang durch die Malerei vom 13. bis 20. Jh. Im Obergeschoss spannt sich der Bogen von der primitiven italienischen Malerei bis zu flämischen und holländischen Porträts, Genreszenen, Stilleben und Landschaften des 17./18. Jh.s, die auch einen Teil des Mittelgeschosses einnehmen.
Michelangelo, Tiépolo, Tintoretto,Tizian, Rubens, Bassano, El Greco, Goya, van Hals,  alle, alle sind sie vertreten.
Gut dokumentiert ist der Impressionismus, mit einer Paradeschau der Kunst von Manet, Rénoir, Dégas Toulouse-Lautrec, van Gogh, Gauguin, Cézanne, Kokoschka, Matisse.
Das gleiche gilt für den Expressionismus, vertreten u.a. durch Munch, Nolde, Schiele, Kirchner, Heckel, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Feininger, Kandinsky, Macke, Marc, Beckmann, Dix und Grosz.

Im Erdgeschoss kommt das 20. Jh. zum Zuge, die experimentelle Avantgarde und die klassische Moderne – mit Werken von Mondrian, Schwitters, Gris, Picasso, Pissaro,  Max Ernst, Paul Klee, Marc Chagall bis hin zu Edward Hopper.  Braque, Leger, René Margritt, Pollock, Alberto Giaccometti, Roy Lichtenstein zum Zuge.“

Was mich freut ist, dass auch die blauen Reiter vertreten sind, u.a. mit Gabriele Münter mit ihren Bildern aus Murnau von 1908 und natürlich Kandinsky mit Häusern am Obermarkt in Murnau und der Ludwigskirche in München (1908), und Heinrich Campendonk mit „Junges Paar“. August Macke, „Husaren im Galopp“, Franz Marc „Der Traum“, .

Mein Hobby ist ja seit 1960 von den Gemälden, die ich in Ausstellungen oder Museen gesehen habe und mich besonders ansprechen, zu versuchen, Kunstpostkarten zu kaufen.
Von den Impressionisten und Expressionisten habe ich schon sehr, sehr viele, daher fallen diese  hier für mich etwas aus dem Rahmen:

„Bildnis einer Dame“ (1530) Hans Baldung Grien
„Santa Catalina de Alejandria (1597) von Caravaggio
„Ostermorgen“ (1833) von Caspar David Friedrich
„Frau im Bad“ (1963 von Roy Lichtenstein.

In einem separaten Teil wird die Sammlung der letzten Ehefrau von Hans Heinrich Thyssen-Bornemizsza  Carmen Cervera präsentiert.
Die Kollektion wurde von ihr seit Mitte der 1980er Jahre zusammengetragen und die mit Gemälden vom 17. Jahrhundert bis zur Moderne die ursprüngliche Sammlung ergänzt.
Dies ist wirklich ein Rundgang durch die Geschichte der Malerei.
Für mich sind hier viele unbekannte, nie gehörte, Maler ausgestellt.

Insgesamt habe ich gut 2Stunden zugebracht und fand es hier – im Gegensatz zum Prado – wunderbar entspannend, da keine Schulklassen und keine geführten Gruppen durchgeschleust wurden, sondern alles Einzelgänger.

Vom Museum schlenderte ich nochmals den Paseo del Prado entlang, querte die Straße, ging am Museum Prado vorbei den Hang aufwärts, vorbei an der Iglesia de San Jerónimo el Real, die Calle Felipe IV. entlang, man stößt direkt auf das Gebäude der Real Academia Espanola, eine
Institution, der die Pflege der Sprachkultur sowie die Reinerhaltung der Sprache obliegt, quere die Calle Alfonso XII. und betrete den riesigen Park, Parque de El Retiro, 120 ha Grün in mitten der Stadt.

Die Parkanlage wurde von Philipp IV. geschaffen. Hier, in einem Restaurant direkt an einem künstlichen See,  beherrscht von der stolzen Statue Alfons XII., bekomme ich nun Tapas zu essen und etwas zu trinken.

So gestärkt wandere ich an dem Artischockenbrunnen „La Alcachofa“ (1776) vorbei zum naheliegenden Palacio de Cristal, der 1887 zur Philippinen-Ausstellung gebaut wurde. Ein Palast aus Glas und Eisen, eingebettet in Grün.

Weiter zum Palacio de Velázquez, der anläßlich der Kolonial-Ausstellung 1887 errichtet wurde und wieder zurück zum See, an diesem entlang bis zur Avenida de Mejico.

Diese führt mich direkt zu der mächtigen Puerta de Alcalá, ein Bauwerk von Francisco Sabatini aus dem Jahre 1778, das an Karl III. den „besten Bürgermeister von Madrid“ erinnert.

Die Calle de Alcalá führt mich zum bereits bekannten Brunnen Cibeles. Dieser Brunnen repräsentiert die Erdgottheit Kybele, die „Große Erdmutter“, Spenderin von Leben und Fruchbarkeit auf ihrem Löwenwagen.

Von hier fahre ich wieder mit dem Bus zurück zur Plaza de España. Gehe erst mal ins Hotel um Sonnenhut, den mir der Wind fast vom Kopf weht mit Regenschirm zu vertauschen, denn mein lieber Mann hatte mir eine SMS geschickt „sorry, mittwoch und donnerstag ist Regen angesagt“. Nun, der kündigt sich schon am Dienstag an.
Gegen 17 Uhr quere ich am unteren Ende des Platzes die Calle Ferraz, um fast unmittelbar danach den Parque del Oeste zu betreten.
Schon wieder eine große Grünanlage mitten in der Stadt.

Der Templo de Debod ist mein Ziel.

Er liegt auf einem Hügel des Parks, hier wurden 1808 aufständische Madrilenen von Napoleons Soldaten erschossen.
Der Tempel ist ein dem  Gott Ammon geweihter ägyptischer Tempel aus der Zeit um 200 v. Chr. Von seinem ursprünglichen Platz an den Ufern des Nils musste er beim Bau des Assuanstaudamms weichen.

Die Ägypter „verschenkten“ ihn an Spanien, als Dank für die Arbeit spanischer Archäologen am Nil. Stein für Stein wurde das zwischen zwei Wasserbecken platzierte Heiligtum wieder aufgebaut.
Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf die historische Altstadt mit dem Schloss und ins Grüne, so weit das Auge reicht.
Durch diese Grünanlage gehe ich bis zur Seilbahn „Teleférico“.
Ich will mich aus der Vierergondel von dem vielen Grün Madrids überzeugen.
Jetzt, um 18 Uhr bin ich die einzige Besucherin, bezahle ermäßigt 4.40 Euro, und darf dafür über den Fluss Manzanares schweben, über die Autobahn und über Grün, Grün, Grün. Unzählige Spazierwege schlängeln sich dadurch. 15 Minuten dauert die Fahrt. Da es inzwischen heftig stürmt und ich Bedenken habe, dass die Seilbahn eingestellt werden könnte, werfe ich an der Ausstiegsstelle nur einen Blick auf den Parque de Atracciones, ein kirmesartiger Vergnügungspark und schaue, dass ich wieder zurückkomme. Auf der Rückfahrt beginnt es schon zu regnen und da ich zum Glück den Sonnenhut mit dem Regenschirm im Hotel getauscht hatte, bevor ich mich auf diese Exkursion begab, bin ich gerüstet.
Oberhalb der Ausstiegsstelle befindet sich die Bushaltestelle der Linie 74, die mich zur Plaza de España trocken zurückbringt. An der Haltestelle in der Calle de Princesa sehe ich hinter meinem Bus den Bus „C 2“ halten. Rasche Entscheidung:
Bus gewechselt, da es sich dabei um eine Circulación, eine Rundfahrt, handelt und ich noch etwas von Madrid, wenigstens vom Bus aus sehen wollte.

Das habe ich aber nicht geahnt:
2 ganze Stunden dauerte die Fahrt durch das moderne und historische Madrid. Erst hatte ich noch versucht mir die Haltestellen zu merken, habe es aber bald aufgegeben. Puerta de Toledo, Estación de Atocha, Retiro Park, die Rückseite, Plaza de 12 de Octubre, an einem riesigen Sportpalast, einem Hospial und an hübschen Brunnen mit flügelschlagenden Gänsen oder springenden Delphinen vorbei.
Um 20.30 Uhr war ich wieder an der Plaza de España, es regnete immer noch und hatte noch 18 Grad. Daher war ich nicht mehr willens weit zu gehen und fand ein ansprechendes Restaurant in der Gran Vía.
Leckere Tapas und ein ausgesprochen gutes Glas Rotwein, das mir die peruanische Bedienung großzügig eingoss, rundeten diesen erlebnisreichen Tag ab.

Mittwoch, 9. 6. 2010
Toledo
Von Deutschland aus hatte ich einen Tagesausflug, einschließlich Mittagessen für 69.– Euro nach Toledo gebucht.
Dank eines, von meinem lieben Mann ausgedruckten Planes, fand ich um ein paar Ecken vom Hotel weg schnell das Busunternehmen, das die Fahrt durchführt.
Punkt 9.15 Uhr kam die Gruppe 8, Fahrt nach Toledo, mit 35 Teilnehmern zum Zuge.
Lola, die Reiseleiterin, erklärt uns erstmal, dass wir auf der Autobahn 42 70 km nach Toledo fahren. Die Erklärungen finden in spanisch und englisch statt.
Toledo ist die Hauptstadt der Autonomen Verwaltungsregion Castilla-La Mancha und der gleichnamigen Provinz. Obwohl die Stadt eine kleine Fläche auf einem Hügel bedeckt, an drei Seiten von dem Fluss Tajo   geschützt, ist sie doch ein politisches, wirtschaftliches und soziales Zentrum ersten Ranges.

10.10Uhr wird kurz vor Toledo eine kurze „Allzweckpause“ gemacht und 10.45 fahren wir durch die Puerta de Bisagra, das wichtigste Stadttor, arabischen Ursprungs, in die Stadt Toledo und nach Verlassen des Busses mit  der Rolltreppe in die Vergangenheit.
1987 verlieh die UNESCO der Stadt Toledo den Titel Weltkulturerbe. Es ist praktisch unmöglich, durch die Straßen zu wandern, ohne auf irgendeine Kirche im Mudéjar-oder Gotik-Stil, eine Moschee, ein ursprünglich westgotisches oder römisches Gebäude, eine Synagoge oder einen Renaissance-Palast zu stoßen. Einige davon werden wir auf unserem Spaziergang quer durch Toledo besichtigen.
Zudem ist es die Stadt der drei Kulturen: Christen, Juden und Muslime.

„Disfrute el paseo! Genießen Sie den Spaziergang!“ fordert uns Lola auf und erklärt uns, dass wir die Stadt durchqueren werden.  Den ersten Halt – unter Regenschirmen – machen wir vor der Kirche Santiago de Arrabal, die den Beinamen Mudéjar-Kathedrale trägt, da sie eines der besten Beispiele dieses Baustils ist.
Über in Beton eingelassene Steine und bedacht von Stoffbahnen über den schmalen Straßen gehen wir durch diese ehrwürdige Stadt. Die Stoffbahnen sind nicht, wie ich dachte, gegen Sonne oder heute gegen Regen aufgespannt, nein, sie sind Überbleibsel von der Fronleichnams-Prozession, ebenso wie die schön geschmückten Häuser. Vorbei an der Plaza Mayor ist unser nächstes Ziel der

Rathausplatz auf dem die Kathedrale steht, die höchstrangige Kirche Spaniens und eines der wichtigsten Baudenkmäler der Welt.
Nach dem Beginn ihres Baues im Jahre 1226, wurden die Arbeiten erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts abgeschlossen, wobei nach Fertigstellung des Bauwerks noch zahlreiche Änderungen und Ergänzungen durchgeführt wurden. Das Ergebnis, die im wesentlichen gotische Kathedrale, ist ein außergewöhnliches Bauwerk, in dem viele Baustile, wie Renaissance und Barock, und viele Künstler zusammenwirken. Das Gebäude hat den Grundriss einer Basilika mit fünf Schiffen. Alle Besonderheiten aufzuzählen, wäre zu umfangreich. So will ich nur die erwähnen, die mich besonders beeindruckten.
Allem vor an die Prozession-Monstranz von Arfe, der Schatz der Kathedrale. Der aus Köln stammende Goldschmied Enrique de Arfe schuf sie zwischen 1517 und 1524.

Eine majestätische Goldschmiedearbeit aus mehr als zweihundert Kilos Gold, Silber und Edelsteinen.
Der Chor in der Mitte des Hauptschiffes mit einem beeindruckenden geschnitzten Gestühl, an dem 6 Jahre lang geschnitzt wurde.

Die Sakristei ist die reinste Pinakothek mit Gemälden von Rafael, Rubens, Velázquez, Goya, Tizian und dem wohl genialsten Werk von El Greco, „El Expolio“ (Der Mantelraub Christi) 1579 vollendet und anderen Werken von ihm. Wie heißt es: „Um El Greco, abseits musealer Pflichtlisten, am wirkungs-stärksten zu erleben, empfiehlt sich in der Sakristei der Kathedrale.“
In der Sakristei bietet Toledo fast ein sixtinisches Gefühl, was da allein die Decke an himmlischen Heerscharen zu bieten hat. Der Neapolitaner Luca Giordano schuf das 250 qm große dynamische Szenarium in nur neun Monaten, was ihm den den  Markennamen „Il Presto“ „ Der Schnelle“ einbrachte.
Die Rückseite des Hauptalters ist unwahrscheinlich aufwändig mit Alabasterfiguren, die das Letzte Abendmahl Christi darstellen.
Lola führt uns am Rathaus vorbei, einem im Renaissancestil, von Herrera begonnen und von einem Sohn des El Greco mit zwei Türmen und barocken Spitzen vollendet.
Seitlich davon, auf der leicht ansteigenden Straße, meint unsere Reiseleiterin, hätte man den besten Blick auf die Kathedrale. Also großer Stopp zum Fotografieren.

Durch das antike Barrio Judío, das Judenviertel, vorbei an der Taller del Moro (Werkstatt des Mauren), das die Werkstatt für die Marmorskulpturen der Kathedral war, gelangen wir zur Kirche Santo Tomé.
Die Kirche, die ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammt, hat einen großartigen und beispielhaften Mudéjar-Turm aus dem 14. Jahrhundert und einige westgotische Elemente in ihrem Portal, doch vor allem und das ist der Grund unseres Besuches, beherbergt es das weltberühmte Bild von El Greco „Entierro del Conde de Orgaz“. Eines der MeisterwerkederMalkunst aller Zeiten.
Weiter geht unsere Besichtigung vorbei an Casa de El Greco, das jedoch zur Zeit renoviert wird, an der Ecke steht eine Synagoge.
Da es noch immer weiter regnet und um dem Regen etwas zu entkommen, sehen wir in dem Museum Victorio Macho einen Film über das Toledo der drei Kulturen.
Von hier oben hat man einen schönen Blick auf den Tejo.

Danach streben wir zur Synagoge Santa María la Blanc. Eigentlich ist der Name ja schon ein Witz. Die Synagoge wurde im 12. Jahrhundert gegründet oder wiederaufgebaut, so genau weiß man dies nicht. Ihr Baustil ist auch der charakteristische toledanische Mudéjar, mit fünf Schiffen, deren Höhe nach außen hin abnimmt, mit maurischen Stukkaturen und Hufeisenbögen. Sie ähnelt sehr einer Mesquita war jedoch immer eine Synagoge und ist die älteste ganz Spaniens. Heute ist sie  ein Nationalmonument und beherbergt eine Gemäldeausstellung von zeitgenössischen Künstlern.

Mir gefallen sehr gut die zur Zeit ausgestellten Bilder des Künstlers Abraham.

Aber wir wollen ja noch mehr sehen:
Fast direkt daneben, links hinter der Schule für Angewandte Künste und Kunsthandwerk erhebt sich imponierend das

Kloster San Juan de los Reyes, ein Meisterwerk von Juan Guas, ein typisches Beispiel der „flammensprühenden“ Gotik und das letzte große Bauwerk dieses Stils in Toledo. Seine Erbauung wurde von den Katholischen Königen angeordnet.  An den Außenwänden fallen die Ketten auf, die Fußeisen der Christen waren, die in den Kriegen gegen die Mauren befreit worden waren.
Nach 3 Stunden Rundgang gehen wir über regennasse-glatte Steine zur Brücke San Martín aus dem 13. Jahrhundert, die als eine von wenigen ihre beiden Verteidigungstürme bewahrt hat.

Wir überqueren den Fluss Tajo und besteigen den Bus, der uns zum Mittagessen bringt, das wir in einem Restaurant, das im typischen toledischen Baustil „Cigararas“ errichtet ist, einnehmen.
Das Essen war normal, schön war unsere 10köpfige Tischgesellschaft, die ganz international: 1 Belgierin, 1 Ehepaar aus Bethlehem, 1 Ehepaar aus Mexiko und 3 junge Damen aus Puerto Rico und ich als einzige Deutsche in der ganzen Reisegruppe. Wir hatten viel Spaß und haben auch e-mail-Adressen ausgetauscht.

Um ½ 3 Uhr brechen wir vom Essen auf und ein besonderer Höhepunkt der Besichtigungstour wurde von Lola angekündigt:
die Straße der „Cigararas“. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf das auf dem Hügel liegende Toledo.

Anschließend findet noch die Besichtigung eines Kunsthandwerk-Betriebes statt, in dem die antike toledische Kunst der Einlegearbeiten herstellt wird.
Bei  Ausflugsfahrten ist so eine Besichtigung wohl unvermeidlich.

Wir erleben eine Schmiede-Demonstration: das Eisen wird solange erhitzt und geklopft und dann in einer Mischung aus Öl und Wasser des Tajo, der eine besondere Qualität haben soll, gelöscht. Zu bewundern, aber noch lieber zu kaufen sind die berühmten Schwerter und typischen Schmuckstücke.

Danach geht die Fahrt zurück nach Madrid und um 17.15 Uhr sind wir wieder in der Gran Vía.
Gleich gegenüber des Ausstiegs gibt es eine Movistar Niederlassung und ich kann meine spanische Handykarte aufladen lassen.
Von hier aus bummele ich nochmals in die Altstadt, schaue mir auch diverse Geschäfte von innen an und reihe mich doch tatsächlich in die Warteschlange an der Cordelería ein. Espandrillos für unsere Tochter und mich.
Dann habe ich die Idee, es könnte ja auch mal ein anderes Mitbringsel für die Enkelkinder statt der üblichen T-Shirts sein.
Es ist bewundernswürdig, mit welcher Geduld die Wartenden ausharren und mit welcher Gelassenheit die drei älteren Herren, die bedienen, agieren.
Danach bummele ich nochmal durch die Straßen Cava Alta und Cava Baja und entdecke eine Geschäft, das sich nur auf Gürtel spezialisiert hat.
Hier bin ich die einzige Kundin und die bedienenden Herren beraten mich ausgiebig und gut, so dass ich zwei Gürtel erstehe.

Hunger! So lande ich schließlich in dem Mercado San Miguel. Hier esse ich am Fischstand, welcher Witz, die Tagessuppe: eine Linsensuppe, die hier reißend weggeht.
Gegen 21 Uhr bin ich im Hotel und auf dem Rückweg dorthin, konnte ich den Schirm zu machen. 11 Grad zeigte das Thermometer und das sonst im Juni heißen Madrid.

Donnerstag, 10. 6. 2010
Kloster El Escorial und Museum Reina Sofia
8.30Uhr = 11 Grad, kein Regen aber äußerst stürmisch!
Nach dem Frühstück begebe ich mich wieder zur Gran Vía, um mit Bus, Linie 133, zur Plaza  Moncloa zu fahren.
Nach 10 Minuten Fahrt überquere ich die Plaza, fahre mit der Rolltreppe in dem Gebäude, das der Haltestelle gegenüberliegt nach unten zum Busbahnhof.
9.15Uhr nehme ich den Bus 661, der die 50 km in ca. 1 Stunde nach El Escorial fährt. Fahrpreis nur 3.30 Euro.

Ein kurzer Fußweg bringt mich zu diesem Riesenkomplex.

Gigantisch ist der Palast, den Philipp II. , ein flammender Katholik, 1563-1584 in den Ausläufern der Sierra de Guadarrama errichten ließ. Ein Koloss im Renaissancestil aus eisgrauem Granit, dessen Dimensionen von 207 x 161 m der Machtzentrale eines damals bis zu den südamerikanischen Kolonien reichenden Riesenimperiums angemessen sein dürfte.

„Das Monasterio de San Lorenzo de El Escorial repräsentiert – angesichts seiner architektonischen Strenge – den reinsten Ausdruck des kastillischen Geistes, auf dem Philipp II. Die Regierung seines enormen Weltreiches aufbaute. Der Baustil dieser monumentalen Klosterresidenz, die von Juan Bautista de Toledo begonnen und von Juan de Herrera im Jahre 1563 beendet wurde, beeinflusst in höchstem Maße spätere Bauwerke der spanischen Habsburger. Der Pracht ihrer 14 Innenhöfe, 1000 Türen und 2000 Fenster ist noch ihre Funktion als Pantheon der spanischen Könige, von Karl I. bis heute, hinzuzufügen.“

Nach der Sicherheitskontrolle, mit Audio-Guide ausgerüstet, mache ich mich auf den Rundgang durch das inzwischen als Weltkulturerbe erklärte  größte Renaissance-Bauwerk der Welt:    .
Im Museumstrakt wird die Dokumentation der Baugeschichte ausführlich dargestellt.
Das Gemäldemuseum präsentiert Werke von Tizian, Tintoretto, Rubens, van Dyck, van der Weyden, Velázquez, Zurbarán und El Greco und besonders Hieronymus Bosch, dem Lieblingsmaler Philipps II. El Greco fand nicht seine Zustimmung, so dass dieser sich nach Toledo zurückzog.

Ein kurzer Abstecher die Treppen rauf, führt in den Sala de las Batallas (Schlachtensaal). Ein lang gestreckter Saal ist vollständig mit Szenen von den verschieden Schlachten ausgemalt. Die Schlacht von Higueruela im Jahr 1431 gegen die in Granada herrschenden Muslime, die Belagerung von Saint Quenin durch Philipp sowie die Seeschlacht von Lepanto.

Von den schlicht eingerichteten Privaträume, im sogenannten Habsburgertrakt, regierte Philipp II. Ein Weltreich und vom Schlafgemach, in dem er 1598 starb – sein Todesbett steht noch heute darin – verfolgte der strenge Katholik durch eine zur Kirche geöffnete Glastür jede Messe.
Diese Räume gehören zu den privatesten des gesamten Palastkomplexes. Und hier bestechen die wunderbaren Initarsien-Türen, die  im 16. Jh. in Augsburg angefertigt wurden. Die verschiedenfarbigen Hölzer von Buche, Birnbaum, Ahorn, Esche und Nussbaum wurden für diese 5 Türen verarbeitet und dieses Werk zählt zu den bedeutendsten Holz-Schnitzarbeiten Europas.
Das Deckengemälde in der Haupttreppe ist von Luca Giordani, dessen Werk ich bereits in der Sakristei der Kathedrale von Toledo bewundert habe.

Die als Pantheon bezeichnete Krypta unter der Kirche, ein beeindruckender Kuppelbau aus schwarzem Marmor und Bronze ist die Grablege der meisten spanischen Herrscher, beginnend bei Karl V.
Sie wurde erst nach Philipps Tod gebaut  und u.a. die Gebeine von Karl V.  (die 1634 dorthin gebracht wurden), das Grab von Philipp II. und fast alle spanische Könige und ihre Gemahlinnen fanden hier in Marmorsarkophagen ihre letzte Ruhe.

In den nachfolgenden Räumen sind die Sarkophage der Kinder.

Danach steigt man wieder auf und gelangt über den Hof in die Basilika mit ihrer 92 m hohen Kuppel.
Über der Dreiportal-Anlage wachen die Standbilder von sechs biblischen Königen. Rechts und links des Eingangs stehen die beiden 72 m hohen Glockentürme. Das Innere birgt 40 Altäre, darunter den bemerkenswerten Hochaltar aus rotem Marmor und Jaspis. An den beiden Seiten befinden sich die Grabmäler Philipps II. Und Kaiser Karls V. und ihrer Familien.

Ein weiteres Glanzstück hier ist die Bibliothek, die mit Fresken ausgemalt ist und zu den wichtigsten der Welt zählt.

„Von großem künstlerischen, archäologischen, literarischen und historischem Interesse. Trotz der der Kriege, Brände und anderer Wechselfälle der Geschichte bewahrt sie noch eine Sammlung von unermesslichem Wert mit über 40 000 Texten, mit Manuskripten in verschiedenen Sprachen, wie Latein, Persisch, Französisch, Arabisch, Hebräisch, Armänisch oder Griechisch.
Diese, von einer Gruppe Humanisten ins Leben gerufene Sammlung, war nicht einfach als Bücherfond gedacht, sondern sollte ein Ort für philosophische Reflexionen darstellen, an dem auch Objekte wie Medaillen, Münzen, Landkarten, Himmelskugeln, Antiquitäten und wissenschaftliche Geräte aufbewahrt wurden.
Die Gewölbe sind mit prachtvollen Fresken des italienischen Malers Tibaldi geschmückt und zeigen allegorische Darstellungen der „Septem Artes Liberales“: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie
In den Vitrinen kann man die wunderbar bemalten Gebetbücher Karl V. Und Philipp II. Betrachten und das kostbarste spanische uch überhaupt: einen über 1000 Jahre alten Apokalypse-Kommentar des Beato de Liébana mit einem Drachen, der alles andere als apokalyptisch aussieht.“

Eine Aufsehen erregende Planeten-Kugel nach Ptolomäus stellt das Sonnensystem dar, wobei die Erde vollkommen bewegungslos das Zentrum des Himmels darstellt.  Sterne und Planeten drehen sich in konzentrischen Bahnen um die Erde.

Gut 2 Stunden brauchte ich für den Rundgang und ganz zum Schluss, ich sah „Salida“ Ausgang und übersah dabei die letzte Stufe und fiel hin und verstauchte mir meinen linken Fuss. Mein erster Gedanke war „Gisela“, die sich auf einer Wanderung in Teneriffa den Fuss gebrochen hat.
Gott sei Dank, ich nicht! Nur verstaucht.
Da war ich froh, dass ich um 12.15 Uhr den Bus zurück nach Madrid bekam.
An der Plaza Moncloa wechselte ich in die Metro,  mit 1 Euro bin ich dabei, nehme die Gelbe Linie Nr. 3, steige an der Puerta del Sol um, dann die Hellblaue Linie Nr. 1 bis zur Haltestelle Atocha und von da sind es nur wenige Meter zum Museum Reina Sofia.

Museum Reina Sofia

Es ist inzwischen 14 Uhr und daher angebracht, erstmal eine Kleinigkeit in dem Museum-Restaurant zu mir zu nehmen.

Da es sich auch wieder um ein staatliches Museum handelt, Eintritt für meine Altersgruppe frei. Natürlich nehme ich wieder einen Audio-Guide.

„Das Museum ist im ehemaligen Stadtkrankenhaus untergebracht und verbindet die avantgardistische Note seiner auffallenden Aufzugsanlagen mit der Atmosphäre des alten klassizistischen Baus: ein Spiegel der Madrider Modernität.“
Es wurde am 10. September 1992 durch die namensgebende spanische Königin Sofia gemeinsam mit König Juan Carlos I. eingeweiht.
Seine hervorragende Sammlung veranschaulicht die Kunst des 20./21. Jahrhunderts.
Auf zwei Etagen beherbergt das Museum neben vielen anderen Künstlern berühmte Werke der spanischen Avantgarde, wie z.B. Joan Miró, Juan Gris, Pablo Picasso, Salvador Dali genauso wie die berühmter zeitgenössischer Künstler wie z.B. Antoni Tápies, Eduardo Chillida, Gerardo Ruedo.

Erstaunlich ist, hier darf man ohne Blitz fotografieren was weder im Museum Prado noch im Museum Thyssen-Bornemisza, auch nicht in El Escorial, erlaubt war.

Frau am Fenster

Mich begeistern Bilder abweichend vom sonst bekannten Malstil besonders  von Salvador Dali, z.B. „Frau am Fenster“(1925

Haus mit Palmen

Joan Miró, z. B.“ Haus mit Palmen“(1918)

Zu besichtigen sind das 2. und 4. Stockwerk.

Die Hauptattraktion jedoch ist das Riesengemälde von fast 8 m Länge:  Picassos „Guernica“ von 1937.

Mit den Studien zu diesem ergreifenden Bild, das unter dem Eindruck des spanischen Bürgerkriegs und der deutschen Bombardierung der baskischen Stadt Guernica entstand, nimmt praktisch einen ganzen Saal ein.

Durch die Skizzen von Dora Maar kann man die Entstehung des Bildes nachvollziehen. Das Bild ist eine leidenschaftliche Anklage gegen Gewalt und Krieg,
Was sehen wir also: „Wir sehen zunächst, dass sich das ganze Geschehen in einem angedeuteten, bühnenartigen Innenraum abspielt, der von einer Glühbirne in einem ausgefransten Lampenschirm erhellt wird. Eine zweite Lichtquelle ist dicht daneben eine Dochtlampe, die von rechts her von einem eigenartigen, maskenhaften Wesen mit ausgestrecktem Arm in die Bildmitte hereingestoßen wird.
Der Audio-Guide klärt mich auf:
„Neun Gestalten bevölkern die Leinwand. Einerseits die menschlichen Gestalten:  Zu unserer Linken: Eine Frau mit einem toten Kind im Arm und ein zerstückelter Soldat mit einem zerbrochenen Schwert in der Hand. Zu unserer Rechten, eine in den Flammen verbrennende Frau, eine andere, die entsetzt den Flammen zu entkommen sucht und eine dritte, die mit einer Öllampe in der Hand durch ein Fenster steigt, als ob es sich um einen Traum handelte.
Andererseits die tierischen Gestalten: Eine Taube mit einem gebrochenen Flügel und offenen Schnabel, ein gewaltiger Stier, der die Szene mit herausfordender Miene betrachtet. Ein von einer Lanze durchbohrtes, auf der Schwelle des Todes stehendes Pferd. Sie alle wurden auf  unzählige Weisen von Experten interpretiert, aber im Grunde haben sie alle dieselbe Bedeutung: der Schmerz, der Tod, die Angst, die Zerstörung, die Wut und die Rebellion, der Schrei, auch die Hoffnung.
Die Gegenstände sprechen die gleiche Sprache:
Zum einen der Krieg: Er wird dargestellt durch das Weinen, die Lanze, die Bombe, und möglicherweise die Glühbirne.
Zum anderen die Hoffnung: angedeutet durch die Blume in der Hand, das Hufeisen oder das natürliche Licht , das von der Öllampe ausgeht, die die aus dem Fenster steigende Frau in der Hand hält.
Was gab Anlass zu diese bildliche Darstellung von Verhehrung und Verwüstung?
Am 26. April 1937 bombardiert die deutsche Fliegereinheit Condor das baskische Dorf Guernica. Ein Großteil der Opfer sind Zivilisten, da an diesem Tag ein Jahrmarkt stattfindet. Die Nachricht verbreitet sich schnell in ganz Europa. Picasso, der zu der Zeit in Paris lebt, erfährt das Geschehnis aus der Zeitung. Die starke Wirkung, die diese Nachricht auf ihn ausübt, wird der Auslöser für seine Kreativität sein, die eines der sagenhaftesten Kunstwerke der Welt hervorbringt.
Die Zeitlosigkeit und Universalität dieses Werkes, das für den spanischen Pavillon für die internationale Ausstellung angefertigt wurde, die in jenem Sommer in Paris stattfinden soll, machen es zu einem Wahrzeichen.
In der Mappe von „Traum und Lüge Francos“ , einer  im Januar 1937 angefertigten Radierung, die  als Vorläufer  dieses Werkes gilt, gibt Picasso eine perfekte Definition des Werkes.“

Im 4. Stock werden die spanischen und internationalen Kunstströmungen von etwa 1940 bis heute präsentiert. Hier bin ich sehr schnell durch, da zur Zeit überwiegend Fotostudien gezeigt werden  und äußerst avantgardistische Bilder.

Christopher Wool, ohne Titel (2007)

Wieder habe ich 2 Stunden beim Betrachten  der Bilder zugebracht und mache mich nun – leicht humpelnd – auf den Rückweg zum Hotel.
Jedoch am Plätzchen Lavapies mache ich Essenspause in einem ansprechenden Restaurant. Der nette Kellner bringt mir auf meine Bitte hin eine Tüte Eiswürfel, damit ich meinen schmerzenden Fuß kühlen kann. Dann bindet er noch mit einer Stoffserviette das Eisbündel fest.
Nachdem ich 1 Stunde dort zugebracht habe, ist an Gehen nicht mehr zu denken, so dass ich sehr froh bin, dass gleich gegenüber eine Metro-Station ist. Plaza Espana – Hotel, das war’s für heute. 17.30 Uhr bin ich im Hotel und behandle meinen Fuß. Lese, sehe etwas spanisches Fernsehen und telefoniere mit meinem lieben Mann und sage ihm, dass ich trotz der  Behinderung nicht traurig bin, da ich doch alles, was ich sehen wollte, gesehen habe.

Freitag, 11. 6. 2010
Campo de Moro, Puente de Segovia, Eremita de San Antonio de la Florida, Plaza del Dos de Mayo
Abreisetag

Um 7.30 Uhr werde ich wach und – oh Wunder – ich kann auftreten.
Die Behandlung mit Bachblüten Rescue-Salbe und Aloe Vera Emercency Spray war wohl äußerst wirkungsvoll.
Also kann ich noch ein Besichtigungsprogramm einlegen, zu den Sehenswürdigkeiten abseits des Stadtzentrums, die ich eigentlich abgeschrieben hatte.
Um 9 Uhr verlasse ich nach dem Frühstück bei Wind und Kälte das Hotel und den Weg zum Königsschloss kenne ich ja inzwischen gut. Dort biege ich in die Calle Segovia ab und hangabwärts geht es zum Fluss Manzanares, über den sich die älteste Brückenanlage der Stadt spannt. Sie wurde Ende des 16. Jh. von Juan de Herrera errichtet und gibt den tatsächlich besten Blick frei auf den Königspalast und die Kathedrale Nuestra Senora de la Almudena.

Entlang des Parks, Campo de Moro, gehe ich in 20 Minuten in den Stadtteil San Antonio de la Florida, mit einem Abstecher in den Park mit phantastischem alten Baumbestand. Vorbei am Nordbahnhof erreiche ich die Zwillingskapellen der dem heiligen Antonius geweihten kleinen Kirche, deren Kuppel von Goya mit überwältigenden Fresken ausgemalt wurde und die auch die sterblichen Überreste des Künstlers hütet.
Die linke Kapelle ist nunmehr ein Museum und ich bin die einzige Besucherin.

Kunstpostkarten gibt es nicht, dafür aber eine wunderschöne Broschüre für einen Euro.
Nebenan die Kapelle ist noch als Kirche genutzt.

Zurück spaziere ich durch die Gärten Sabatini, vorbei am Real Monasterio de la Encarnación. Um das zu besichtigen, reicht heute Vormittag leider die Zeit nicht mehr. Die Besonderheit hier ist die Reliquienkapelle, wo eine Phiole das eingetrocknete Blut des heiligen Pantaleón enthalten soll und sich jeden 27. Juli das „Wunder“ der Blut-Verflüssigung erneut vollzieht.
An der Oper steige ich in die Metro ein und fahre – nach Befragung –   bis zur Haltestelle Bilbao. Nach einigem Suchen finde ich dann tatsächlich die Plaza del Dos Mayo. Mit einer schönen Skulptur wird auch hier wieder auf die heldenhafte Erhebung des Volkes von Madrid gegen die napoleonische Fremdherrschaft am 2. Mai 1808 gedacht.

Die Metro-Station „Tribunal“ ist wesentlich näher und nun muss ich mich dran halten, denn um 12 Uhr soll das Zimmer geräumt sein.  Also wieder mit der Metro bis zur Plaza  España zurück, um ein paar Ecken zum Hotel, Koffer geholt und dann noch für meinen lieben Mann „Mitbringsel“ kaufen. Schinken im Schinkenmuseum.
Vier verschiedene Sorten hole ich und dann ist es höchste Zeit zum Flughafen zu fahren.
Metro-Stationen und Weg durch den Flughafen sind bekannt, daher keine Verunsicherung mehr und um 14.35 Uhr soll mein Flug zurück nach Köln gehen. Leider hat sich der Abflug eine volle Stunde verzögert, so dass ich erst um 18.05 statt 17.05 Uhr lande – wobei ein toller Blick auf „unsere“ Wahnbachtalsperre eine Gratiszugabe war.


Mein lieber Mann holt mich nach Anruf ab – er hatte verabredungsgemäß an der Flughafenstraße geparkt.

Eine interessante Reise, ich habe viel gesehen. Alles, was ich mir vorgenommen hatte.
Das Wetter hätte zwar besser sein können, aber trotzdem bin ich zufrieden.
Zudem war es ein Test, ob ich alleine noch zu Recht komme. Ich komme zurecht !!  Und das hat mich auch glücklich  gemacht und ich danke meinem lieben Mann, dass er mich so „sausen“ lässt!

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Zeitreise auf Teneriffa

Lassen Sie sich einladen und auf eine Zeitreise durch fünf Jahrhunderte mitnehmen, die uns die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Entwicklung hier auf Teneriffa zeigt. p10500461Einen wunderbaren Rahmen bietet uns hierfür das Haus Lercaro, dessen Baubeginn im Jahre 1593 datiert. Es ist eines der seltenen Gebäude, das die Zeiten überdauert hat und  im Laufe der Jahre immer wieder restauriert wurde. Es befindet sich nunmehr im Besitz der Inselregierung von Teneriffa und hier ist das Historische und Anthropologische Museum von Teneriffa untergebracht.

Versuchen wir uns in Jerónimo Lercaro, den Großvater des Erbauers dieses Hauses, Francisco Lercaro, hineinzuversetzen. Was mag einen wohlangesehenen Italiener aus der Handelsmetropole Genua im 16. Jahrhundert bewogen haben, die unsichere Reise auf die Kanarischen Inseln zu unternehmen? Wir werden nicht ergründen können, ob es reine Neugierde, Geschäftsinteressen oder das Abenteuer war, das ihn lockte.

Die Familie Lercaro

In der italienischen Republik Genua lebte die gesellschaftlich bedeutende Adelsfamilie Lercaro, die im Besitz eines der führenden Bankhäuser Genuas war und auf den Routen des Gewürzhandels wichtige finanzielle und wirtschaftliche Verbindungen geschaffen hatte. Als Papst Clemens VI. im 14. Jahrhundert alle Herrscher des Abendlandes zu einem „Kreuzzug der Evangelisierung“ aufforderte, unterstützen die Genueser in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts die Evangelisierung der Inselgruppen und nach Abschluss dieses Prozesses ließen sie sich auf den Inseln nieder, um sofort wieder eine führende Rolle zu übernehmen.

1550 siedelt Jerónimo Lercaro sich mit seinem Sohn Ángel Lercaro in der Stadt Las Palmas de Gran Canaria an, wo Ángel bis ins Amt des Stellvertretenden Statthalters von Gran Carnaria aufsteigt. Er heiratet Doña Leonor de León. Sein erstgeborener Sohn Francisco Lercaro de León setzte die Ahnenreihe fort und siedelte sich in der Stadt San Cristóbal de La Laguna an. Hier ehelichte er Catalina Justiniani y Justiniani, die ebenfalls genuesischer Abstammung war, wurde 1589 zum Stellvertretenden Statthalter von Teneriffa ernannt und ordnete 1593 die Errichtung dieses Hauses – oder man kann auch sagen Palastes – an. Schnell zählt auch hier die Familie wieder zur gesellschaftlichen Elite der Kanaren. Die Familie Lercaro entwickelte eine überaus rege, wirtschaftliche Tätigkeit. Auch wusste sie sich geschickt zu verheiraten und dadurch gelang es ihr, enge Verbindungen zu den führenden Adelshäusern auf den Kanaren herzustellen und den Familienbesitz durch die Einverleibung großer Mayoratsgüter zu vergrößern.  Das Majoratsrecht garantiert, da es sich hierbei um ein Erstgeburtsrecht handelte, dass der älteste Sohn jeweils den Großteil des elterlichen Vermächtnisses erbte.

Dass die Lercaros auch vielfache Verbindungen zur religiösen Welt herstellten, indem sie Schirmherrschaften für Kirchen und Klöster übernahmen und exklusiven Bruderschaften angehörten, verwundert nicht. Damit bauten sie ihre Vormachtsstellung gegenüber den übrigen sozialen Schichten aus.

Mythen und Legenden

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Kommen wir auf den Aspekt von Lercaros Neugierde.p10500501 Bereits in der Antike finden wir bei so berühmten Personen wie Homer, Hesiod, Hesekil, Plato, Plinius der Ältere und Ptolomäus Legenden niedergeschrieben, die sich um die Kanarischen Inseln ranken. Auch das verschwundene Atlantis und die geheimnisvolle Insel San Borodón könnten Lercaros Neugierde geweckt haben.

Homer besang sie ca. 800 v. Chr. in seiner Odyssee als die elysische Gefilde, den Garten Eden und den Teide als den Träger des Himmelsgewölbes. Die Elyseengärten oder auch Inseln der Glückseligkeit genannt, waren der Wohnort verschiedener Helden bzw. der Ort, wo ihre Seelen nach dem Tod hinzogen. Die Elysischen Gefilde sind daher als ein komfortabler Rückzugsort anzusehen, wo absolute Glückseligkeit herrscht und in einem Klima des ewigen Frühlings dichte Wälder mit einer großen Vielfalt an Bäumen, Weideland und Blumen wachsen. In diesem Paradies ist ein Leben ohne Mühsal möglich, ohne die Notwenigkeit der Arbeit. Man ist frei von jeglichen Krankheiten und es gibt – wie im Gelobten Land auch – außergewöhnliche Bäche in denen Wein, Milch und Honig fließt. Es ist offensichtlich, dass die Alten Griechen übertrieben haben, aber sie kannten offenbar dieses Land am Rande ihrer Welt mit dem hohen Berg, der mit dem afrikanischen Atlas konkurrierte. Auch kannten sie offenbar das frühlingshafte Klima der Kanaren sowie die reichhaltigen Ernten und den Überfluss an Wasser.

Hesiod, ca. 700 v. Chr. soll mit seinen Hesperidischen Gärten die Kanaren gemeint haben. Die ewige Jugend schenkenden, goldenen Früchte die zu rauben Herakles den Auftrag hatte, könnten die Früchte des kanarischen Erdbeerbaumes gewesen sein. Der Drache, der die Früchte verteidigte, ist er nicht symbolisiert im sagenhaften Drachenbaum, aus dessen Rinde tiefroter Saft fließt?

Hesekil, ca. 570 v.Chr. erwähnt im Alten Testament die phönizischen Purpurinseln, gibt ihnen den Namen Elisa. Meint er damit die elysischen Gefilde Homers? Jedenfalls wäre damit die Verbindung zu den Phöniziern verdeutlicht, die seit etwa 1100 v. Chr. die Inseln regelmäßig besucht haben.

Das wiederum deckt sich mit der Niederschrift von Plinius dem Älteren, der in seinen Schriften zur Naturgeschichte – 37 Bücher –  die „Inseln der Glückseligen“ erwähnt. Hinweisen bei Plinius zufolge erreichten mauretanische Schiffe, die  von König Juba als Expedition ausgesandt wurden, Purpurarien, das sind die zwei östlichen Inseln La Palma und El Hierro, wo eine Purpurfärberei eingerichtet wurde. Einige Forscher schreiben Plinius auch die heute noch gültige Namensgebung des Archipels zu, da der Chronist eine der Inseln als Gran Canaria bezeichnete und damit auf die großen Hunde auf dem Eiland angespielt haben soll, von denen einige als Andenken an das Abenteuer König Juba mitgebracht wurden. (Hund = lat. canis, Gran Canaria = Große Hundeinsel.)

Plato,  428/427 v. Chr. schrieb in einer unvollständigen Erzählung, man erzähle, es hätte einmal einen Kontinent namens Atlantis gegeben, den man nach heutiger Sicht zwischen Amerika und Afrika vermuten könnte, denn es lag jenseits der Säulen des Herakles – also jenseits von Iberien, d.h. im oder am Atlantik. Aber bitte, wo hat man nicht schon Atlantis angesiedelt???

Und die Legende von der verschwundenen Insel San Borondón gehört auch hierher. „Dem irischen Mönch, Sankt Brendan (484 – 577 n. Chr.) erschien ein Engel und befahl ihm, in die Ferne zu segeln um die Insel zu finden wo Gott einen Ort geschaffen hatte, an dem die Seelen der Heiligen nach ihrem Tod leben könnten. Tief beeindruckt von der Erscheinung macht er sich mit vierzehn seiner Schüler auf die Reise, um diesen Ort zu finden. Sie navigierten sieben Jahre lang durch den Atlantik bis sie schließlich an einem Ostertag zu dem Land kamen, von dem der Engel gesprochen hatte. Sie verweilten auf den sieben Inseln und sammelten während dessen Edelsteine und ernteten wunderbare Früchte. Eines Tages erschien erneut ein Engel und befahl ihnen wieder zu verreisen. Sie luden so viele Edelsteine und Früchte in ihr Schiff, wie sie konnten. Sieben weitere Jahre dauerte ihre erneute Fahrt. Brendan betete zu Gott, damit er trockenes Land fände, wo sie ungestört eine Messe abhalten könnten. Und es geschah, dass Gott ihre Gebete erhörte und eine Insel aus dem Meer emporstieg. Dort landeten sie, stellten einen Altar auf und feierten eine Messe. Als sie die Messe beendet hatten, begaben sie sich zum Mahl, aber dann begann die Erde zu beben, sich zu bewegen und vom Schiff abzudriften. Alle stürmten ins Schiff und segelten hastig davon. In der Ferne sahen sie noch wie die Insel – einem riesigen Wal ähnlich – wieder im Meer versank.

Oder war es gar keine Insel sondern ein Wal auf dem sie gelandet waren? Haben Sie vielleicht auch schon einmal diese verschwundene Insel hinter El Hierro gesehen?

Jedoch das Ganze löste sich aus dem Bereich der Sagen und Legenden als Claudius Ptolemäus um 150 n. Chr. den Nullmeridian an die westlichste Grenze der damals bekannten Welt legt. Er verläuft durch die Punta de Orchilla, das Westkap El Hierros.

Jahrhunderte lang waren die Kanarischen Inseln vergessen, da sich Macht und Handel auf den Mittelmeerraum konzentrierten. Der Verfall der antiken Kultur, die Völkerwanderung (375), das Ende des Weströmischen Reiches (476), später die Kämpfe zwischen Papsttum und Kaiserreich banden die Energien der Mächtigen an Europa. Vielleicht war dies der Grund, dass die „Glücklichen Inseln“ und mit ihm die Mythen, die sich um den Kanarischen Archipel rankten, in Vergessenheit gerieten. Die Ureinwohner konnten so – ungestört durch Überfälle aus der sogenannten zivilisierten Welt – ihr steinzeitliches Leben weiterführen.

Der geographische Rahmen

Wenn es nicht die Mythen und Legenden waren, die Lercaro reizten, das Land kennen zu lernen, vielleicht waren es die Beschreibungen, die es über diese Inseln gab?

Teneriffa nimmt eine zentrale Rolle in der Schifffahrt ein, es lag zwischen Afrika und Europa. Und ab dem 16. Jahrhundert kam dann auch noch Amerika dazu. Es wurde von Piraten, Eroberern und Händlern „heimgesucht“.

Signore Lercaro hatte sicher auch vom Wasserreichtum der Insel gehört. War auch er neugierig, die Quelle, die unter keinen Umständen den Eroberern verraten werden durfte, ausfindig zu machen?

Lassen Sie uns nun hier einen Moment verweilen und über das Haus an sich sprechen, das der General von Teneriffa, Francisco Lercaro de León 1593 erbauen ließ. Die Fassade weist einen zentralen Körper aus Stein auf, an dem das Wappen des ersten Besitzers zu erkennen ist. In der Gestaltung der Mauern, durch Backsteine und Zeichnungen, wird die italienische p10501391Renaissance nachgeahmt. Das Haus ist ein Spiegelbild des Hauses der Lercaros in Genua. Auffällig sind im Inneren die Füllungen aus geschnitztem Holz mit stilisierten Pflanzenmotiven und alle Zimmer habenp10500591 wertvolle Kassettendecken. Mehrfach wurde das Haus umgebaut und erweitert. So z.B. wurde der kleine Hof, auch „Sklavenhof“ genannt, verkleinert um neue Räume, so auch eine Küche zu gewinnen. p10501461 Diese weist eine interessante

Besonderheit auf: die Treppe. Die erste Stufe besteht aus einem Grabstein und wenn man den oberen Teil der Treppe betrachtet,p10501452 stellt man fest, dass hier die Stufen aus Holz statt aus Stein sind. Man konnte diesen Teil hochklappen. So wurde verhindert, dass geraubt wurde und dass Tiere eindringen konnten. Der Kamin im Wohnraum der Familie ist einzigartig in der Dimension. Er ist einer der größten auf den Kanarischen Inseln. Hier im Wohnraum steht auch eine italienische Krippe, die zwei Besonderheiten aufweist: Zum einen werden zwei Marien mit dem Jesuskind in zwei unterschiedlichen Altersstufen gezeigt und zum anderen sitzen die Heiligen Drei Könige auf Pferden statt auf Kamelen.

Auch finden wir hier die Aufzeichnung des Stammbaums der Familie p10501321Lercaro und das Wappenschild. Das Wappen zeigt eine Herzogkrone, die an die Ausübung des höchsten Richterstandes in der Republik Genua erinnert. Dieses Schild repräsentiert auch die Vereinigung der Wappen beider Familien durch die Eheschließung von Francisco Lercaro de León mit Catalina Justiniani y Justiniani im 16. Jahrhundert.

Eroberung

Ganz sicher hat „unser“ signore Lercaro auch von der Eroberung der p10500621Inseln gehört und vermutlich sogar die Eroberungszüge mit seinem Geld unterstützt Sicher haben Sie bereits gelesen oder gehört, wie erbittert die Guanchen sich auf Teneriffa gegen die Eroberung gewehrt haben. Teneriffa war die letzte eroberte Insel des Archipels.

Bereits 1312 landete der  Genuese Lancelloto Malocello unfreiwillig auf der nördlichsten Insel, der er den Namen Lanzarote gab. Zwanzig Jahre blieb er dort. Nach seiner Rückkehr wurde die Existenz des Archipels in Europa erst richtig bekannt. Damit begann die Zeit der als Handel deklarierten Raubzüge im Auftrag der portugiesischen und spanischen Krone. 1339 erscheint auf einer Seekarte erstmals die Bezeichnung „Islas Canarias“.

Jean de Béthencourt erhält 1402 vom kastilischen König den Auftrag, die Inseln einzunehmen. Er schließt mit dem Herrscher Guardafia einen Friedenspakt und nimmt Fuerteventura ein.

1440 eignet sich der Clan der Peraza und Herrera die Insel als Lehen an. Frühere Versuche, auch Teneriffa zu bezwingen, müssen schlimm geendet haben, denn die Chronisten schreiben zu der Zeit „von der kühnsten Rasse“, die auf den Kanarischen Inseln lebte.

Pedro de Vera startet 1478 zu neuen Eroberungszügen. Fünf Jahre brauchte er, die Krieger von Gran Canaria in die Knie zu zwingen.

Alonso Fernández de Lugo machte sich auf, um die übrigen Inseln des Archipels in seine Gewalt zu bringen. 1492 landet er auf La Palma, ein Jahr später hat er sein Ziel erreicht. Nun sollte auch Teneriffa fallen.

Erst im zweiten Anlauf gelang es Don Alonso Fernandéz de Lugo seinen Sieg zu erreichen. Es gelang ihm sicher auch nur dadurch, dass die 9 Menceys, die Könige Teneriffa, sich nicht einig waren. Der Mencey von Güímar war sofort übergelaufen. Die Herrschaftsgebiete von Anaga, Abona und Adeje waren ihm friedlich gesonnen, während sich die von Tegueste, Tacoronte, Taoro, Icod und Daute ihm entgegenstellten. 1494 landet Lugo bei Añanzo (Santa Cruz) und erichtete dort sein Lager. In La Matanza de Acentejo wird die Schlacht ausgetragen, bei der viele Spanier den Tod finden. Die Kastilier ziehen weiter in Richtung Taoro. In der Nähe des Ortes Acentejo wird eine weitere Schlacht ausgetragen, aus der Lugo als Sieger hervorgeht. Lugo schlägt beim heutigen Ort Realejo Bajo ein Lager auf. Die vier verbündeten Könige von Anaga, Tegueste, Tacoronte und Taoro unterwerfen sich endgültig und die Könige von Icod, Daute, Abona und Adeje folgen ihrem Beispiel. Nach vielen Misserfolgen und raffinierten Manövern kann der andalusische Konquistador 1496 sein Siegeskreuz auf der Insel aufstellen.

Die Katholischen Könige verliehen Lugo den Titel Statthalter und statteten ihn mit den Vollmachten zur Landverteilung unter den Eroberern und den auf die Insel kommenden Siedler aus, wobei diese zahlreiche Privilegien und Befreiungen erhielten.

Nach dieser Eroberung versuchten die Engländer 4 mal die Kanaren einzunehmen. Zuletzt  1797 war es Nelson, er scheiterte jedoch ebenfalls und verlor bei der Schlacht durch eine Kanonenkugel seinen Arm. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Briten eine brillante Idee: Wenn man die Insel nicht militärisch erobern konnte, konnte man sie wenigstens infiltrieren: der Massentourismus war geboren.

Die materielle Kultur

Die Wörter „entdecken“ und „gewinnen“ besitzen einen großen Aussagewert in Bezug auf das Europa des ausgehenden Mittelalters und des Beginns der Neuzeit, sowie auf seine Weltsicht.

Die Kultur der Ureinwohner

„Sie lebten in Hütten und Höhlen…. die Menschen gingen bloß, lediglich bedeckt von einer Kleidung aus Häuten von Ziegen oder Schafen bedeckt …. sie aßen das Fleisch kaum gebraten oder gekocht … sie besaßen weder Werkzeuge, noch Dinge aus Eisen oder einem anderen Metall. Abreu Galindo

Stellung der Frau

Hier auf den Kanaren nahmen die Frauen eine besondere Rolle ein. Es gab kein ausgesprochenes Matriarchat, jedoch die Mutter vererbte den Kindern ihren Namen, ihr Vermögen, ihren Rang, der Vater spielte eine untergeordnete Rolle. Der Frau war es gestattet, beliebig viele  Ehemänner zu nehmen. Die Keuschheit der Monogamie gilt da noch nicht als Tugend; im Gegenteil wird die Frau umso mehr geehrt, je größer die Zahl ihrer Gatten, die einander ablösen und während eines Mondmonats bei ihrer Gattin bleiben. Die Gatten ein und derselben Frau leben in vollständiger Eintracht, ohne die Eifersucht zu kennen.

Die Evangelisierung und der Religiöse Rahmen

Zwischen 1402, dem Jahr der Besetzung Lanzarotes, und dem Jahr der Eroberung der Insel Teneriffa 1494 entwickelt sich eine sehr eifrige Missionstätigkeit, die der politischen und militärischen Unterwerfung vorausgeht. Sämtliche Verbindungen zwischen den Kirchlichen Institutionen und dem einfachen Volk geschehen durch religiöse Ordensgemeinschaften. p10500701

Die ersten Orden, die sich auf der Insel niederließen, waren

1504 der Orden der Augustiner (La Laguna),

1506 Gründung des ersten Klosters der Franziskaner(La Laguna)

1527 Gründung des ersten Klosters der Dominikaner (La Laguna)

1723 Gründung des Hauses der Jesuiten (La Laguna)

„Die Heilige Jungfrau von Candelaria kann als die spirituelle Botschafterin der Missionare des Franziskanerordens betrachtet werden. Nach dem Fund ihres Bildnisses am Strand des Herrschaftstums von Güímar treten die Guanchen der Evangelisierung mit einer empfänglicheren Haltung gegenüber.“ Rumeu de Armas

Es gibt kein exaktes Datum, auf das die Erscheinung der Jungfrau festgelegt werden könnte. Aufgrund der Aussagen verschiedener Autoren hält man das Jahr 1391 für das Wahrscheinlichste.

Die Guanchen hatten bisher das Wort „Gott“ in unserem Sinne noch nie gehört. „Sie hatten einen Gott, den sie ACHAMAN nannten, was in unserer Sprache bedeutet: Der Himmel und Erde hält“ Abreu Galindo

Der institutionelle Rahmen

Vom politisch- verwaltungstechnischen Blickwinkel aus betrachtet wurden die Angelegenheiten der Insel Teneriffa im Rahmen der Institutionen Kastiliens geregelt. Im 15. Jahrhundert gelangte die Gesetzessammlung von Toledo durch die Grafen Los Condes de Niebla auf die Kanarischen Inseln.

In Kurzform halten wir fest:

1485 entsteht auf Gran Canaria das Bistum Canarias.

1487 wird durch königliche Urkunde festgestellt, dass die nur dem König unterstellten Inseln lediglich die Import- und Exportsteuern für Waren in Höhe von 3 % ihres Wertes zu zahlen haben. Die Inseln genossen somit weitgehende Steuerbefreiungen.

1496 waren die Inselräte (Cabildos) als Inselverwaltungen geplant. Der Inselrat bestand ursprünglich aus drei ordentlichen Bürgermeistern, sechs Ratsherren, einem Sprecher, einem Wirtschaftsverwalter, einem Schreiber und einem Ober-Gerichtsvollzieher.

1502 Alonso Fernández de Lugo erhält von den Königen den Titel Statthalter und regiert als Gouverneur über La Palma und Teneriffa.

1526 Die Real Audiencia oder der Königliche Gerichtshof stellte das wichtigste Organ der politischen Struktur dar.

1538 Die Königliche Gewalt setzt als ihre direkten Repräsentanten die Gouverneure ein, die sowohl die oberste Führung der politischen, verwaltungstechnischen und militärischen Angelegenheiten innehatten.

1589 Der politisch-militärische Oberbefehl des Archipels wird unter eine einzige Führung gestellt. Zum Generalkapitän der Kanarischen Inseln wird D. Luis de la Cueva y Benavides ernannt. Angriffe ausländischer Nationen und die Verwüstungen durch Piratenüberfälle zwangen zur Aufstellung einer Miliz. Die kleinen Inselheere gliederten sich in Kompanien, denen ein  Hauptmann vorstand.

1718 Mit den Intendanturen, den Verwaltungsämtern, wird auf den Kanarischen Inseln eine neue Institution eingeführt, die dem wirtschaftlichen Fortschritt dienen soll. Einige Jahre später übernahmen die Generalkapitäne ihren Titel und Funktionen. Wie im übrigen Spanien auch wird die Figur des Volksabgeordneten eingeführt.

Bis 1820 wirkt auf den Kanarischen Inseln das Inquisitionsgericht.

Die Institutionen und die Moderne

Auf den Kanarischen Inseln finden mehrere Änderungen und Umgestaltungen statt. Der Niedergang des spanischen Weltreiches hat zur p1050079x1Folge, dass für die Inseln eine neue Phase der politischen und verwaltungstechnischen Entwicklung beginnt. Mit der Errichtung eines liberalen Regimes wird dem Land ein Zentralismus aufgezwungen, der auch zur Rivalität zwischen den beiden Hauptinseln Teneriffa und Gran Canaria führt.

1819 D. Pedro José Bencomo richtet das neue Bistum ein, das die westlichen Inseln umfasst und seien Sitz in La Laguna hat.

1808 In La Laguna wird die Junta Suprema, der Oberste Rat, geschaffen, der sowohl die politische Macht, als auch die regionale Vertretung des Archipels übernimmt.

1812 In Folge der Verfassungsgebenden Versammlung von Cádiz werden die Provinzialräte und die Landkreise, Municipios, organisiert. Ins Leben gerufen wird auch das Amt des Politischen Obmanns – der zukünftige Zivilgouverneur.

Die 1792 gegründete Universität von San Fernando wirkt bis zum Jahr 1834.

1834 wird in La Laguna das Allgemeinbildende und Technische Institut der Kanarischen Inseln gegründet.

1912 Die Inselregierungen entstehen als politische – verwaltungstechnische Regierungen jeder Insel. Auf jeder Insel wird die Zentralmacht durch einen Zivilgouverneur vertreten

Die Kanarischen Inseln und Amerika

„Die Kanarischen Inseln sind nicht länger das Finis terrae der Alten Welt sonder verwandeln sich in das Erste Land der neuen und in eine Verbindungsbrücke zwischen beiden Kontinenten.“ Rumeu de Armas

Die Kanarischen Inseln sind die Region, wo jene Institutionen und Modelle „geprobt“ werden, die man dann später in Amerika einrichtet, ja es werden sogar Lösungen für die Entwicklung des Kontinents entschieden.

Mit der Ankunft der neuen Bewohner nach der Eroberung beginnt ein Prozess der Wiederbesiedlung und kultureller Änderungen auf dem Archipel, die das bis zu diesem Zeitpunkt existierende System völlig umgestalten.

Sowohl die Eroberung als auch die Kolonisierung bedeuteten für die Insel die Entstehung einer neuen historischen Realität. Die Ankunft der Neusiedler hat zur Folge, dass sich Teneriffa in die am dichtsten bevölkerte Insel des Archipels verwandelt Trotz der Folgen des Krieges, der Epidemien, der Deportationen usw. wird die ursprüngliche Bevölkerung nicht ausgelöscht.

Die Gruppe der Neusiedler nimmt die Gruppe der Einheimischen in sich auf. Die neue Bevölkerung der Insel unterteilt sich in Europäer, Afrikaner und Ureinwohner.

Diese Gesellschaft gliedert sich in: Aristokraten, kirchliche Würdenträger und Händler, welche die Gruppe der Herrschenden bildeten, die wirtschaftliche Macht besaßen und die politische Ämter bekleideten. Bauern, Handwerker und Sklaven, die zusammen den größten Teil der Bevölkerung stellen und die Basis der Kolonisierung bilden. Die Soldaten nicht zu vergessen.

Dass aus dem spanischen Festland, der „peninsula“, die Siedler anrückten, ist verständlich. Besonders hervorzuheben sind jedoch die Portugiesen, die die Zuckerindustrie auf die Insel brachten.

Jedoch auch aus Genua, wie wir bereits gehört haben, aus Florenz, England und Frankreich drängten die Menschen auf die Insel.

Vom afrikanischen Kontinent kamen die Neubewohner. Berber und Guineaner an erster Stelle. Die Mehrheit wurde als Sklaven verschleppt, da Mangel an Arbeitskräften herrschte.p10500981 Sie waren in den mit dem Anbau von Zuckerrohr verbunden Tätigkeiten beschäftigt. Die Hauptbeschäftigungen der Ureinwohner waren weiterhin die Kleinviehwirtschaft, sowie das Sammeln von wildwachsenden Pflanzen und von Meerestieren. Die Gruppen, die eine größere Integration in die Gesellschaft erreicht hatten, widmeten sich auch der Großviehzucht und der Landwirtschaft.

Die Eroberung bedeutet für den Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung den Übergang von einer Sammler- und Hirtenwirtschaft hin zu einer höher stehenden Wirtschaftsform anderer Organisation und Verteilung. Nach der Eroberung wurde das zur Verfügung stehende Land sowie die Wasserrechte unter den Siegern verteilt. Die Großgrundbesitzer erhalten ihre Ländereien jedoch auch durch das  Mayoratserbe oder sie erkauften es von der Krone.

Ein Beispiel für von der Krone erworbene Ländereien sind die Herrenbesitze von Adeje und Santiago del Teide, die in den Jahren 1663 und 1664 von den Familien der von Ponte und von Solórzano erworben wurden.

Von Fernando del Hoyo y Solórzano haben wir gerade jetzt durch die Neueröffnung des Hotels in Santiago del Teide „Señorio del Valle“ (geschichtsträchtiges Datum: 100 Jahre nach dem Ausbruch des Chinyero, 18. November) gehört, der durch eine „Schenkung“ von 3.200 Silberdukaten das Santiago Tal erhielt.

Mit der Landverteilung verbunden waren allerdings eine Reihe von Verpflichtungen für die neuen Besitzer: Sie mussten sich auf dem Land niederlassen, es für den Anbau urbar machen und je nach der Zone bestimmte Produkte anbauen. Erreicht werden sollte, dass sich die Besitzer gezwungen sahen, das Land ständig zu bewirtschaften, um den einheimischen Markt durch den Anbau von dafür geeigneten Produkten, wie Kartoffeln, Mais und Getreide zu versorgen. Jedoch auch Wein und das Zuckerrohr wurde angebaut.

Die Großgrundbesitzer waren auch verantwortlich für die Verwaltung, Rechtsprechung sowie der Bestrafung der Gesetzesbrecher. Sie hatten das Recht, verurteilte Personen auszupeitschen, zu hängen oder in den Kerker sperren zu lassen.

Die strategische Lage, die Begrenztheit ihrer Mittel, die Aufsplitterung des Territoriums, die klimatischen Besonderheiten zwingen die Inseln nach der Eroberung dazu, Handelsverbindungen zu schaffen und Verbindungen zum Rest der Welt zu suchen. Die Kanarischen Inseln spielen eine bedeutende Rolle auf den Routen in die Neue Welt. Im 16. Jahrhundert ist das wichtigste Exportprodukt der Zucker, jedoch Mitte des Jahrhunderts wird das Zuckerrohr Schritt für Schritt vom Weinanbau verdrängt. Grund hierfür ist der Anstieg des Weinpreises auf den europäischen Märkten und die Weinrebe ist weniger empfindlich als das Zuckerrohr. Der Malvasía war die bevorzugte Weinrebe. Im 17. Jahrhundert entwickelt sich der Weinhandel, wobei England der Hauptmarkt ist. Zudem sind die handgewebten Stoffe der Inseln ein begehrtes Produkt. Dagegen werden Kakao, Tabak, Färbemittel und Häute eingeführt. Jedoch Ende des Jahrhunderts wird auf dem angelsächsischen Markt der kanarische Wein zusehends durch portugiesische Weine ersetzt.

Um die Mitte des Jahrhunderts kommt es zu einer wirtschaftlichen Depression aufgrund der Selbstversorgung Amerikas und der Besteuerung der Weinausfuhren durch die Stadt Cádiz. Die Exporte können nur mit Erlaubnis der Krone erfolgen. Ab dem Jahr 1778 wird der Handel mit Amerika liberalisiert.

Im Verlauf der geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft übernehmen Männer und Frauen Aufgaben, bei denen sie Produkte herstellen, welche die eigenen Bedürfnisse befriedigen oder dem Tausch für andere dienen. Holz, Eisen und andere Metalle, sowie Steine, Leder, Wolle, Baumwolle, Seide, Lehm, alles Stoffe, die durch die Hände der geschickten Handwerker Gestalt bekommen.

Die Zunftorganisationen hatten nur eine geringe Bedeutung. Die wichtigsten handwerklichen Berufe waren: Schmied, Zimmermann, Schuhmacher, Weber, die ihr Handwerk im Wechsel mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten betrieben. Die Fischer hatten eine wichtige Position, da der Fisch eine große Rolle in der Ernährung spielte. Die Krämer dagegen versorgten die Bevölkerung nicht nur mit Grundnahrungsmitteln (Getreide, Mais, Kartoffeln), sondern auch mit anderen Produkten (Fleisch, Fisch, Metallen, Stoffen), die eine komplexere Organisation für ihre Verteilung und Verkauf benötigten.

Und da kommen die „fliegenden Händlerinnen“ ins Spiel. Es sind meist die p10501041Frauen und Töchter der Fischer. Sie waren ambulante Verkäuferinnen, die sogenannten „gangocheras“, die mit ihren Körben im Umkreis von bis zu 15 Kilometern  – barfuss –  auf dem „camino real“ Obst, Gemüse oder Fisch verkauften. Der „camino real“ der Königsweg, stand unter dem besonderen Friedensschutz des Königs. p10501091

Bei den Frauen waren die Weberinnen und Schneiderinnen, Spinnerinnen, Stickerinnen und Lochstickerinnen angesehen, da die von ihnen ausgeführten Arbeiten unverzichtbare Gegenstände des alltäglichen Lebens darstellten.

Nach all der vielen Arbeit durfte jedoch auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommen.p10501121 Der kanarische Ringkampf gehört dazu, der noch heute auf der Insel praktiziert wird. Denken wir nur an die großen Hallen für „lucha canaria“. In diese Kategorie fällt auch das Stabspiel, bei dem zwei Männer versuchen, die nicht geschützten Körperteile ihres Gegenübers zu „markieren“. Auch die Hahnenkämpfe, die wahrscheinlich von Flamen eingeführt wurden, dienten dem Vergnügen. Sie gelangten im 18. Jahrhundert auf die Inseln.

Und nicht zu vergessen: der Karneval! Bereits 1778 wurde erstmals der Karneval datiert. Er fand von Sonntag bis Dienstag statt, doch bereits in den Wochen zuvor zogen kostümierte Menschen umher. Heute ist der Karneval auf Teneriffa eine touristische Attraktion. Für den Amerikaner Brown war er vor 170 Jahren hingegen ein „beschränktes Vergnügen des Pöbels, der in schreiender Verkleidung durch die Straßen zieht; seine Dummheiten haben wenig Anmut“. D.J. Browne:

Landkarten

Für mich ist der Ausstellungsraum mit seinen alten Landkarten der größte Schatz dieses Museums! Es existieren Karten von 1593 an! Es existieren auch Karten, auf denen lediglich Flüsse und Berge dargestellt sind. p10501171p10501221p1050085x1 Auf der Karte  von La Laguna (Bild Mitte oben) sehen wir noch die Lagune, die der Stadt ihren Namen gab. Das Wasser kam von den Bergen, jedoch durch die Anpflanzung von Eukalyptusbäumen, um die Malaria zu bekämpfen, wurde die Lagune trockengelegt. Auf dieser Landkarte sehen wir den relativ kleinen Stadtkern und dann die Quadrataufteilung der Stadt. Dieses Straßensystem wurde Musterbeispiel für Südamerikanische Städte. Vor dem Ausbruch des Volcán Garachico um 1706 war Garachico (Bild Mitte unten links) der wichtigste Hafen der Insel. Jedoch nach dem Vulkanausbruch ging die Bedeutung verloren und nun konzentrierte sich alles auf Santa Cruz. Santa Cruz (Bild Mitte unten rechts) war bis zum 19. Jahrhundert ein reiner Fischerhafen.

Wenn wir diesen Schatz an alten Karten und in den vorangegangenen Sälen die Schriftstücke sehen, so können wir nur unterstreichen, welches Glück Teneriffa als einzige Insel hatte, ihre geschichtlichen Ereignisse seit der Zeit der Eroberung an zu konservieren.

19. und 20. Jahrhundert: Veränderungen und Umgestaltungen

Vom politisch-verwaltungstechnischen Blickwinkel aus betrachtet teilt sich der Archipel in zwei Hauptgruppen, der östlichen und der westlichen. Zur ersten gehören die Inseln Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria, zur zweiten Teneriffa, La Gomera, El Hierro und La Palma.

Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts finden auf den Kanarischen Inseln wichtige Veränderungen und Umgestaltungen statt. Dazu gehört die Einführung der Freihäfen und die  Schaffung der Inselregierungen.

Die für den Export bestimmte landwirtschaftliche Produktion wird von der Koschenillelaus, einem wichtigen Färbemittel auf dem Weltmarkt, bis zum Jahr 1870 monopolisiert. Zum Ende des Jahrhunderts wird sie zusehends vom Bananen- und Tomatenanbau verdrängt, deren Produktion im Verlaufe des 20. Jahrhunderts ansteigt.

Da Rohstoffe fehlen und wenig Investitionsinteresse von außerhalb besteht, ist die industrielle Entwicklung begrenzt.

Einen bedeutenden, vielleicht den bedeutendsten Schwerpunkt bildet der Tourismus, der mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert  auf der Insel Einzug hält.

Erst in jüngster Zeit entdeckt man das „Kapital“ der Gewinnung „erneuerbarer Energien“. Davon zeugen die verschiedenen großflächigen Anlagen zur Nutzung der Sonnen- und Windenergie.

Die politische Entwicklung

1931 – 1936 die zweite Republik: Aktivere Teilnahme der Mittel- und Arbeiterklasse.p10501271

1936 – 1939 der spanische Bürgerkrieg: Franco verlässt am 17. Juli 1936 die Insel, um sich an            die Spitze der Streitkräfte zu stellen.

1940 – 1975 Regierung des General Franco. In den 40er Jahren wird der Wirtschaftsführungsstab eingerichtet, an dessen Spitze der Generalkapitän der Kanarischen Inseln García Escámez stand.

1975 – 1990 Konstitutionelle Monarchie. Entwicklung der politischen Freiheiten und Schaffung des Staates der Autonomien.

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts entwickeln sich die Inselregierungen, die Cabildos, zu modernen Institutionen, die die Initiative ergreifen, wenn es gilt, Projekte auf den Weg zu bringen, die auf die Entwicklung der Inseln abzielen.

Nach der Wiedereinführung der Monarchie im Jahr 1975 wird im Jahr 1978 die spanische Verfassung ausgearbeitet, die die Autonomien als Rahmen für den spanischen Staat anerkennt. Erarbeitet wird auch das Autonomiestatut für die Kanarischen Inseln (Spanisches Grundgesetz vom 10. August 1982), das folgende Institutionen vorsieht: Regionalregierung, Regionalparlament, Oberster Gerichtshof, Petitionsausschuss, Rechnungshof und Konsultationsrat. Die Repräsentation der Zentralregierung liegt in den Händen der Regierungsdelegation. Hier wollen wir unsere Zeitreise beenden.

Die Familie Lercaro wäre sicher sehr erfreut, würde sie sehen, welches Interesse auch heute noch ihrem Haus entgegengebracht wird.

Barcelona – 3. bis 8. September 2009 (1)

Donnerstag, 3. September 2009
Unser Freund Benedikt fuhr uns um 15.30 zum Flughafen. Wir hatten reichlich Zeit, da wir nur mit Handgepäck reisten und schon zu Hause per Internet eingecheckt hatten.
1 Stunde 50 Minuten Flug.
Im Flughafengebäude Barcelona haben wir erstmal den Fremdenverkehrsschalter gesucht, um unseren Gutschein für die viertägige Barcelona-Card einzutauschen.
Fanden dann ganz schnell die Haltestelle für den Aero-Bus, der uns für 4.25 € in 40 Minuten zur Plaza Catalunya brachte.
Hier herrschte pralles Leben. Manfred hatte sich zu Hause schon via Google den Stadtplan angesehen und führte uns traumhaft sicher zu den rivoli2Ramblas. In wenigen Minuten waren wir am Hotel Rivoli Ramblas. Dort bekamen wir mit dem Zimmer Nr. 416 ein ruhiges Zimmer mit sehr schönem Bad und nach dem Auspacken der wenigen Dinge machten wir uns gegen 20 Uhr auf Entdeckungstour.
Wir gelangten gleich in das Gotische Viertel und ließen uns von den Gässchen verzaubern. An der Seite der Kathedrale bekamen wir nach kurzer Wartezeit einen Tisch draußen vor dem Restaurant Victor und aßen köstliche Koteletts vom iberischen, schwarzen Schwein, tranken leckeren Rotwein dazu und so konnten wir uns auf 5 schöne Tage in Barcelona freuen.

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Barcelona 3. bis 8. September 2009 (2)

Freitag, 4. September 2009
Wir hatten Glück mit dem Wetter, so dass wir im schönen, ruhigen Innenhof des Hotels frühstücken konnten.
Um 10.15 Uhr waren wir startklar und bummelten diesany2399x Ramblas bis zur Kolumbus-Säule entlang. Zwischen Blumenständen, Zeitungskiosken, Kleintierangeboten, vielen Darstellern tobte das Leben.
“García Lorca sagte, dass sich auf dem Flanierweg zwischen Hafen und Placa de Catalunya “das ganze Barcelona” zeigt.
Namentlich unterteilen sich die Ramblas, die in Nachfolge einer Stadtmauer Ende des 18. Jh.  als Weg angelegt wurden, von der Plaza Catalunya aus gesehen in die Abschnitte:

Die Rambla de Canaletes ist seit langem Treffpunkt der Fans des F.C. Barcelona.
Die Rambla dels Estudis wurde nach früheren
Hochschulgebäuden benannt, die den Weg einst säumten und mit der Hausnummer 115 nur eine Wissenschaftsakademie übrig ließen.
Die Rambla de Sant Josep
wird wegen der vielen Blumenstände auch die Rambla de les Flores genannt. An diesem Abschnitt verdienen vor allem der Palau de la Virreina als städitsches Ausstellungsgebäude sowie der Mercat de Sant Joseph – Boqueria – Aufmerksamkeit und Zeit. Die große Eisenkonstruktion der Markthalle wurde 1914 nach dem Vorbild der Pariser Hallen konstruiert, den Markt selbst gibt es schon länger.
Mit der Rambla dels Caputxins beginnt der Teil des Flanierwegs, auf dem man seine Handtasche besser enger an sich nimmt. Sehenswerte Stationen an diesem Abschnitt sind das Café de l’Opera und das Opernhaus Liceu, das 1846 an der Stelle eines vormaligen Klosters errichtet wurde.
Auch die gegenüber vom Liceu gelegene Plaza Reial ist als großzügig angelegter Stadtraum eine Besonderheit.

Den letzten Abschnitt bildet schließlich die Rambla de Santa Mónica, benannt nach der Patronin des Augustinerordens, der hier im 17. Jh. einen Konvent errichtet hatte. Die Kolumbussäule bietet den End-  oder Anfangspunkt eines Bummels über die Ramblas.”
sany2368Mit unser Barcelona-Card konnten wir kostenlos mit dem Lift in der Kolumbussäule hochfahrencolumbus-saule und hatten von dort – aus 60 m Höhe – einen schönen Ausblick auf Barcelona und den Hafen.
Die Kolumbussäule wurde 1886 von Gaietá Buigas entworfen im Gedenken daran, dass Kolumbus bei der Rückkehr von seiner ersten Reise zum neuen Kontinent – 1493 – in Barcelona vom Katholischen Königspaar empfangen wurde.

Von hier aus wollten wir eigentlich mit der Sesselbahn Richtung Montjuicsany2181 vom Torre de Jaumel aus losfahren, jedoch dieser war gesperrt, da die Liftanlage erneuert sany2187wird. So bestaunten wir nur die Kreuzfahrtschiffe und den riesigen Kreisverkehr, den wir umrundeten um dann in der Calle Nou de Rambla an der Haltestelle del Paral-lel in die Funicular – eine Zahnradbahn – einzusteigen und bequem in kürzester Zeit zum Estació Parc Montejuic hochzufahren. Eine Art “Zauberberg”. Das Naherholungsgebiet der Stadt vereint sehenswerte Kulturbauten wie das Museu Nacional d’Art de Catalunya, den Pavelló Mies van der Rohe, das Caixa Forum oder die Fundación Miró mit schönen Parkanlagen und großen Sportstätten. Wir überlegten, noch mit der Seilbahn weiter hoch zu fahren, um dann zum Castel de Montjuic zu wandern, da es jedoch sehr heiß war, sparten wir uns dies und gingen statt dessen in das Zentrum der zeitgenössischen Kunst – in die Miró-Stiftung. Ein schöner, heller Gebäudekomplex, in dem die vom Maler gestiftete Sammlung untergebracht ist.  225 Gemälden und 150 Skulpturen.
sany2195Wir hatten einen Audioführer und konnten uns die Werke Mirós erklären lassen. Geschockt war ich über ein Triptichon: 3 riesige weiße Leinwände mit jeweils einem schwarzen Strich quer über die Leinwand. 2 Jahre hat Miró gebraucht um sich dies zu überlegen und war – nach eigenen Aussagen – dann, als die Idee stand, – in Minuten fertig. Das ist Kunst!?! Ich hab’s jedenfalls nicht verstanden.
Der kleine Skulpturengarten mit skurrilen Figuren war nett, bot jedoch vor allem einen grandiosen Blick über Barcelona.
Wir hatten erfahren, dass man mit der Buslinie 5 bequem bis zum Pavillon Mies van der Rohe gelangen kann, so nutzten wir also wieder unsere Barcelona-Card und waren dann fast Alleinbesucher.
“Dieser Pavillon wurde von Ludwig Mies van der Rohe 1929 für die Weltausstellung in Barcelona erstellt.
Nach der Ausstellung wurde 1930 beschlossen, ihn abzubauen.
So geschah es, dass der Pavillon, der zusammen mit dem Bauhaus von Walter Gropius und der Villa Savoye von Le Corbusier eines der grundlegenden Gebäude der modernen Architektur darstellt, für fast fünzig Jahre verschwand.
Auf wiederholte Initiativen hin hat die Stadtverwaltung Barcelona den Pavillon zwischen 1983 und 1986 wiederaufgebaut.
Der Wiederaufbau wurde an genau derselben Stelle vorgenommen, wo der  ursprüngliche Pavillon stand.”

So konnten wir heute die für den Pavillon verwendeten Materialen wie p1040702Glas- und Stein, Stahl mit hohem Chromgehalt, verschiedene Marmorarten für Wände und Böden –  grüner Tinosmarmor, vert antique, honiggelber Onyx und römischer Travertin – betrachten und waren fasziniert von der Schlichtheit und Eleganz. Die Skulptur – in einem Wasserbecken installiert – spiegelt sich im Wasser, im Marmor und im Glas.
sany2391Der Stuhl Barcelona, der speziell für den Deutschen Pavillon der Weltausstellung von Mies van der Rohe entworfen wurde, wird als ein Meilenstein in der Geschichte des Designs des 20. Jahrhunderts betrachtet.
Diese Kunst ließ bei mir den Wunsch wachen werden, mal nach Dessau zu reisen.
Gegenüber des Pavillons, vor dem Cosmo Caixa, einer der europaweit spannendsten Museumskonzeptionen zum Thema Naturwissenschaften, befand sich die Bushaltestelle für die Linie 5 und wir machten die Reise retour: Wieder zur Zahnradbahn, zur Metrostation bis zur Plaza Cataluya und Mittagspause im Corte Ingles.

Nach einem Platzwechsel vom Restaurant mit Bedienung – die einfach nicht kam – zur Selbstbedienungsabteilung, mit tollem Blick auf die Plaza Catalunya und die umliegenden Dächer, haben wir gut gegessen.

Nach dem Essen fuhren wir von der Plaza Catalunya mit der Metro bis zursany2358 Haltestelle Diagonal überquerten die Straße und besichtigten das von Gaudí errichtete Casa Milà/La Pedrera.
Pedrera heißt Steinbruch und diesen Spottnamen musste sich das letzte Privathaus Gaudís zu Bauzeiten – 1906 – 1910 – gefallen lassen.

“Ein aufrechter Baum, er trägt Äste und diese die Zweige und diese die Blätter. Und jedes einzelne Teil wächst harmonisch, großartig, seit der Künstler Gott selbst ihn geschaffen hat. Dieser Baum braucht keine äußere Hilfe. Alle Dinge sind in sich ausbalanciert. Alle Dinge sind im Gleichgewicht.”

Mit diesen Worten gab Gaudí seinen naturbezogenen Umgang mit dem Bauen zu erkennen. Parabolbögen, pilzfömige Kapitelle, hängende Gewölbe und eingeschlossenene Säulen geben davon an der Casa Mià  ein architektonisches Zeugnis. Das Gebäude hat keine tragenden Wände, sein ganzes Gewicht lastet auf Säulen und Trägern.
Es ist phantastisch!p1040718p1040721

Die skurril gestalteten Abluftschächte und Schornsteine auf dem Dach zeigen, dass Gaudí

p1040728auch einer der geistigen Väter von Salvador Dalíp1040736 war.

Mich erinnern diese Gebilde an geheimnisvolle Wüstenreiter. Der Regiseur des Films Krieg der Sterne wurde hier inspiriert, seine Außerirdischen danach auszurichten.
p1040743Im vierten Stock konnte man eine vollständig und zeittypisch eingerichtete Wohnung aus der Zeit des frühen 20 Jh. bestaunen, inclusive Abstellkammer.
Es war wohl das letzte Privathaus, das Gaudí errichtete, da es mit dem Bauherrenehepaar zu Meinungsverschiedenheiten kam.
Auf alle Fälle ist es äußerst sehenswert!

Nach dieser Besichtigung machten wir uns auf die Suche nach der Metrostation der Linie 5, die wegen Bauarbeiten sehr kompliziert zu finden war. Da wären wir fast zeitgleich zu Fuss zur Sagrada Família gekommen.

Sagrada Família, das Non-Plus-Ultra, das unbedingte MUSS, wenn mansany2401 Barcelona besucht.
“Die Unvollendete“. 1883 übernahm der 31-jährige Antoni Gaudí 1883 den Auftrag, die damals schon begonnene “Kirche der Armen” weiterzubauen. Sie sollte nach dem Willen der Auftraggeber nur mit Spendengeldern entstehen, was die Baufortschritte noch bis heute beeinträchtigt. Der Meister wollte sein Lebenswerk mit diesem Kirchenbau krönen, was ihm auch gelang, obwohl unter seiner Leitung nur ein Bruchteil dessen entstehen konnte, was er sich vorgenommen hatte. Nachdem er 1914 beschlossen hatte, sich ganz dem Kirchenbau zu widmen, wurde die Baubude der Sagrada Família für zwölf Jahre fast sein Zuhause. Sein Unfalltod im Jahr 1926 setzte den Arbeiten zunächst ein plötzliches Ende.“

p1040750Von den vier Fassaden, die das Leben Christi in Bildern wiedergeben, war nur die Ostfassade – Christi Geburt – fertig gestellt. Bürgerkrieg undp1040764
Zweiter Weltkrieg erzwangen einen Baustopp bis 1952. Die Türme der Westfassade – Fassade des Leidensweges und Todes Christi – waren 1976 errichtet. Seit den 80er-Jahren kann die Arbeit durch erhebliche touristische Einnahmen beschleunigt werden. Das p1040784erklärt sicher auch die hohen Eintrittspreise, wobei Manfred meinte, dass es eine Unverschämtheit ist, um nur eine Baustelle zup1040774 besichtigen – und das ist es tatsächlich. Beschreiben kann man dieses Mammutwerk eigentlich nicht. Da müssen die Aufnahmen für sich sprechen.
Was mich aber sehr begeisterte war die Darstellung, wie Gaudí Beispiele aus der Natur in Stein umsetzt. Faszinierend!

Wir hatten uns aus dem Reiseführer die Tour 4 ausgeguckt, die nun noch die Fahrt zum Park Güell vorgesehen hat. Jedoch, es war sehr warm und wir waren geschafft. Darum fuhren wir nach der Besichtigung zurück zur Haltestelle Passeig de la Gárcia, mussten dort umsteigen. Der Weg zur nächsten Haltestelle der Linie 3 war jedoch so lang, dass wir wohl schneller zu Fuss an der Plaza Catalunya gewesen wären.
Schnell waren wir wieder bei Carrefour um Wasser zu kaufen und um 18 Uhr im Hotel. Ausgiebig duschen und dann relaxen.
Auf der Suche nach einem besonders schönen Lokal streiften wir durch die Altstadt, spazierten an dem illuminierten Rathaus und Regierungspalast aus dem 15. Jahrhundert vorbei und landeten in einem Tradionshaus:

Los Caracoles.
sany2228Nach nur kurzer Wartezeit am Tresen, die wir unssany2378 mit einem Glas Sekt verkürzten, bekamen wir einen guten Tisch und aßen vorzüglich. Manfred bestellte sich als Vorspeise tatsächlich Schnecken, die dem Namen des Restaurants  Ehre machten. Mit gut 100 € waren wir dabei .

Auf dem Nachhauseweg nahmen wir um 23 Uhr noch auf der Plaza del Pi einen Grappa zu uns und rundeten damit einen interessanten Tag ab.

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Barcelona 3. bis 8. September 2009 (3)

Samstag, 5. September 2009
sany236310.15 Uhr verließen wir das Hotel.
Über die Ramblas schlenderten wir als erstes zur p1040803Markthalle. Wir haben ja schon etliche Markthallen gesehen, aber so ein pralles, farbenfrohes Angebot noch nie. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Wunderschön p1040807
dekoriert, von Nüssen über Süßigkeiten, natürlich Obst und Gemüse, Käse, Würste, Schinken, Fleisch, Innereien, Fische, Muscheln, Schalentiere, das kann man gar nicht aufzählen. Überall kleine Inseln für Imbisse. Alles, auch morgens, schon voll besetzt.
Nachdem wir uns sattgesehen hatten, überquerten wir die Ramblas und  gelangten über die Calle Portaferrissa – wo man rechts ein Mosaikbild betrachten kann, das darstellt, wie früher die Straße durch ein Eisentor (was der Name ja aussagt)  abgeschlossen wurde – zur gotischen Kirche p1040830Santa Maria del Pi. Das Innere erschloss sich uns nun nicht, da es durch Gerüste verstellt ist. Vorp1040827 der Kirche befindet sich ein hübscher Bildermarkt und ein Biomarkt, der erst seine Stände beschickte.

Nächste Anlaufstation war die Kathedrale. Wir vermuteten, morgen, am Sonntag, sind Messen und man kann die Kirche nicht besichtigen.

catedralbcnDie Catedral de Barcelona ist das Herzstück des Gotischen Viertels. Sie wurde auf den Grundmauern einer frühchristlichen Kirche in den Jahren 1298 – 1430 errichtet. In dieser Zeit erhielt die Kathedrale ihr gotisches Kirchenschiff. Die Fassade mit dem mächtigen Hauptportal wurde erst 1898 fertig gestellt. Der Chor liegt mitten im Hauptschiff, eine spanische Eigenart im Kirchenbau, die darauf verweist, dass die Gotteshäuser nicht nur für liturgische Zwecke genutzt wurden. Vielmehr nahmen auch weltliche Herrscher sie gerne als Versammlungsorte in Anspruch.

Ich ging gegen den Uhrzeigersinn an den verschiedenen Seitenkapellenp1040850a vorbei und entdeckte eine, die der Heiligen Pilar gewidmet ist. Davon machte ich eine Aufnahme, um sie unserer “Eierfrau” in Chayofa zu zeigen.
Ebenfalls entdeckte ich eine Kapelle mit einer Kopie der schwarzen Madonna von Montserrat.
Viel Gold wurde in den Kapellen verwendet.

Mit Hilfe des Stadtplans und den guten Hinweisschildern fanden wir zum  Picasso-Museum.
Wir waren früh genug dort, so dass sich die Warteschlange noch in Grenzen hielt, denn es ist das meistbesuchte Museum Barcelonas.  Mit 7 Euro Eintritt pro Kopf – diesmal war unser Status “pensionista” verbilligend, nicht die Barcelona-Card – waren wir dabei.
Gut 1 ½ Stunden Aufenthalt.
Das Museum befindet sich in 4 ehemaligen hochherrschaftlichen Bürgerpalästen, die inzwischen in einander übergehen.
Picassos Jugendfreund und späterer persönlicher Sekretär seit 1935, Jaume Sabartés, war der Impulsgeber für dieses Museum, der seine eigenen Picasso-Werke einbrachte. Es ist das erste Picasso-Museum der Welt und das einzige, das zu Lebzeiten des Künstlers geschaffen wurde.
Es wurde 1963 eröffnet. Picasso selbst schenkte dem Museum sein gesamtes Frühwerk. Dazu zählen mehr als 200 Ölgemälde, knapp 700 Zeichnungen, Pastelle und Aquarelle auf Papier sowie 826 Seiten mit Zeichnungen in Skizzenbüchern.
Das großzügige Geschenk, das zum größten Teil im Museum präsentiert wird, umfasst also wirklich sehr viele Arbeiten des Künstlers, der seine Kindheits- und Jugendjahre in Barcelona verbracht hat.
picasso31Wir standen staunend vor seinen Frühwerken: Das Porträt seiner Mutter, seines Vaters, seiner Tante Pia.

Raum für Raum war einer anderen Schaffensperiode gewidmet, von der blauen, zur rosa Epoche, die Zeit als er den russischen Zirkus begleitete und Olga, seine spätere Frau kennenlernte.
sany2389xEinen breiten Raum nahmen seine Keramiken ein und ein Video zeigt auf, wie er das Bild “las Meninas” von Velázquez in den Kubismus umsetzte.

Ein Museum, das uns von dem Gebäude, der Präsentation und den Werken Picassos begeisterte und uns den nötigen Respekte für seine Werke abverlangte.

Nach dem Museumsbesuch ließen wir uns rein gefühlsmäßig Richtung Meer treiben. Guckten in schöne Innenhöfe, besonders den des Textil-und Bekleidungs-Museums.

Plötzlich und unerwartet standen wir im Stadtteil Ribera vor der Kirche Santa Maria del Mar.

Die gotische Kirche Santa María del Mar, Mittelpunkt des Ribera-Viertels, ist ein Werk des Baumeister Berenguer de Montagu und Ramón Despuig und wurde in der beeindruckend kurzen Zeit von nur fünfundfünzig Jahren erbaut.
Bereits am 15. August 1384 war die schmucklose, schlanke, lichtdurchflutete Kirche fertiggestellt. Die einzigartige Weite des Raumes und die harmonischen Proportionen machen aus ihr eines der vollkommensten Beispiel der katalanischen Gotik. Ermöglicht wurde der Bau durch die selbstlose Mitarbeit vieler Bewohner des Ribera-Viertels.
bastaixosHier ist insbesondere die Zunkft der  „Bastaixos“ zu nennen, der Lastenträger des Barceloneser Hafens, die auf ihren Schultern die Steine vom Montjuic zur Baustelle schleppten. Die Zunft hatte strenge Aufnahme- und Verhaltensregeln für ihre Mitglieder, die zahlreiche Privilegien in der Kirche Santa María del Mar besaßen und an vielen Stellen der Kathedral des Meeres dargestellt sind.“
Soweit der Auszug aus dem interessanten, spanneden, mitreißenden Buch „Die Kathedrale des Meeres“ von Ildefonso Falcones.
mariadelmarWir konnten die Kirche nicht groß besichtigen, da gerade eine Trauung stattfand. Aufgrund der architektonischen Reinheit ihrer Linien und der Harmonie ihrer Proportionen gilt sie als Meisterwerk der katalanischen Gotik.  Im Fremdenführer kann man lesen, dass ein Besuch besonders lohnt, wenn die letzten Sonnenstrahlen durch die große Buntglas-Rosette in die Kirche einfallen.

Durch Zufall kamen wir am ältesten Bahnhofs der iberischen Halbinselp1040862 vorbei “Estació de Franca”. Die erste Zugstrecke Spaniens führte 1848 von Barcelona nach Mataró in den Norden.

p1040863aEin paar Biegungen weiter gingen wir an den alten Markthallen vorbei. Unter deren filigranen Eisenkonstruktionen aus dem 19. Jh. schon seit Jahren archäologische Grabungen vorgenommen werden.
Wir landeten dann schließlich in der Taverna Born, im Viertel Born.

p1040865Hier waren wir richtig: Ein schönes Tapaslokal. Wir hatten den Eindruck, dass es tatsächlich überwiegend von Einheimischen besucht war. Im Sonnenschein leckere Tapas, ein oder zwei Gläschen Rotwein und die Besichtigungstour konnte weitergehen.

Wir stellten an Hand unseres guten Metroplans fest, dass wir von der Metrostation Jaume I mit der L 4 bis zur bis Passeig de Grácia fahren können, dann zur L 3, den langen Weg kennen wir ja schon und nur 1 Station bis Plaza Catalunya. Um 15.15 Uhr besteigen wir dort den Bus Nr. 24 zum Parque Güell. Die Bushaltestelle haben wir heftig gesucht. Sie befindet sich unmittelbar vor dem Kaufhaus Corte Ingles.
Nach einer vierzigminütigen Fahrt spazierten wir durch den Park, Manfred machte zwischendurch Pause und ich durchstreifte das Gelände.

sany2249Der Park Güell wurde zwischen 1900 und 1914 angelegt. Der Bauherr Eusebi Güell wollte mit der Parkanlage englischen Vorbildern nacheifern und war  als “Wohngartenstadt” gedacht – daher die Bezeichnung “Park” – doch war diese Initiativep1040890 nicht von Erfolg gekrönt und am Ende kam es lediglich zum Bau einiger weniger Musterhäuser.
Die 60 Grundstücke fanden keine Käufer, die einzigen Häuser, die im Park entstanden, waren das Pförtnerhaus und das Verwaltungsgebäude am Haupteingang sowie das von Gaudís Mitarbeiter p1040900Francesc Berenguer errichtete Wohnhaus, in dem Gaudí von 1906 bis zu seinem Tod im Jahr 1926 lebte. Seit 1963 ist es als Museum eingerichtet, das wir auch besichtigten. Es ist mit sehr schönen Jugendstilmöbeln eingerichtet.
Im Jahre 1923 schenkte Güell dieses Grundstück der Stadt, und seither istsany2247a es öffentlicher Park.  In die pure Natur sind hier und da architektonische Elemente hineingesetzt, die für den Passanten unzählige Überraschungen bereit halten. Imposant ist der als Versammlungs- und Theaterplatz gedachte p1040930Terrassenplatz. Die Umfassungsmauer ist mit einer rundum laufenden, mosaikverzierten Bank eingefasst und von hier hat man einen phantastischen Ausblick auf Barcelona.
Der Raum unterhalb dieses Platzes, der von 86p1040918 dorischen Säulen getragen wird, sollte als Markthalle dienen. Die Decke wurde von Jujol p1040921gestaltet. Er machte aus dem, was andere wegwarfen,  kleine Kunstwerke. In den Deckenmedaillons sind zerbrochene Teller, Porzellanpuppen, Flaschen und Sektgläser, Aschenbecher und Blumentöpfe zu faszinierenden Farbspielen collagiert.
Was Gaudí und seine Helfer aus dem Ganzen machten, wurde zwar keine Gartenstadt, aber dafür ein Weltkulturgut, das die UNESCO 1984 unter Denkmalschutz stellte.
p1040876Heute ist es wirklich ein Erholungspark für die Bewohner von Barcelona, da es auch an heißen Tagen hier oben angenehm kühl ist. Hübsch ist auch, dass an vielen Stellen musiziert wird.
Weniger angenehm sind die Preise: für eine kleine Wasserflasche: 4 Euro, in Worten: vier!
Rund 1 ½ Stunden haben wir uns hier aufgehalten und fuhren mit dem 24er Bus um 17.18 Uhr wieder bis zur Placa Catalunya zurück. Besorgten im Fremdenverkehrsamt Bus- und Metroplan, bei Carrefour Wasser und um 18.15 Uhr waren wir wieder k.o. im Hotel.

Bis 20 Uhr erholten wir uns und Manfred möchte gerne das Gebiet rechts der Ramblas erkunden. Da waren wir noch nicht. Wir waren schon etwas durch den Reiseführer vorgewarnt: War zum Teil Rotlicht-Distrikt, ist wohl auch verrufen und die aus den Fenstern hängenden Stoff-Bahnen fordern: Ein ehrenwertes Viertel zu werden.
Die Restaurants verlockten uns auch nicht und so wechselten wir doch wieder in das Gotische Viertel, links der Ramblas hinüber.
Sehen viele Restaurants, Tapasbars, die uns verlocken würden, aber Samstag:  alle besetzt.
Und wo landeten wir: Wieder in dem Restaurant Victor neben der Kathedrale. Nach einer kurzen Wartepause im Restaurant bekamen wir wieder einen Tisch in der ersten Reihe und aßen wieder, es ist zum Lachen: Koteletts vom iberischen, schwarzen Schwein. Aber die waren hier einfach gut.

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Barcelona 3. bis 8. September 2009 (4)

Sonntag, 6. September 2009

10 Uhr aus dem Haus, Ramblas herunterspaziert bis zum Palast Güell,

untitled1Wieder ein von Gaudí erbautes Haus für den Hausherrn Güell.
Jedoch: sonntags geschlossen.
Wir querten wieder die Ramblas und streiften kreuz und quer. Den Auftakt bildet die Plaza Reial, p1040938p1040939auf der ein riesiger Münzmarkt abgehalten wird. Die Plaza Reial wurde Mitte des 19. Jh. napoleonischen Stadtplätzen nachempfunden. Imposante Gebäude rahmen das große Viereck ein.

Durch Zufall kamen wir am Kunsthandwerk-Museum mit römischen Ausgrabungen vorbei, das ich besichtigte und die einzige Besucherin war. sany2262Beim Weiterschlendern kamen wir an hübschen sany2260Plätzchen und Plätzen, z. B. die Plaza Felip Neri,  die große Ruhe ausstrahlt,  vorbei. Würden ja gerne ein Kaffe trinken, aber stets waren alle Tische besetzt.

sany2264Wir folgten einer größeren Besuchergruppe und die führte uns zu dem schönen Kreuzgang der Kathedrale. Die p1040944Besonderheit hier ist, dass  13 Gänse frei herumlaufen. Sie dienen zur Erinnerung an den Märtyrertod der Heiligen Eulalia, die 13 Jahre alt wurde.

sany2275Unsere nächste Anlaufstelle war das Museum Dalí, das sich in unmittelbarer Nähe der Kathedrale befindet und in einem antiken Palast untergebracht ist. sany2272Wir waren wiederum sehr positiv überrascht, welch phantastische Werke Dalí vollbrachte. Mehr als 700 Exponate der unterschiedlichsten Ausführungen. Seine Themen waren das Meer, das p1040972Pferd, Don Quijote, die Erotik, die Mythologie und die Religion.
Ich fotografierte wie ein Weltmeister mit dem Ergebnis: Batterie ist leer.
Nun mußten wir halt mit einer – sprich Manfreds Kamera – auskommen.

Gegen ½ 12 Uhr nahmen wir auf einer Bank vor der Kathedrale Platz, da um 12 Uhr hier der katalanische Volkstanz “Sardana” aufgeführt wird.
Zur Musik von Holzbläsern bewegen sich die Menschen im großen Kreis in komplizierten Schrittfolgen. Während der Franco-Diktatur wurde dieser Tanz von “Ordnungshütern” unterdrückt, von mutigen Katalanen aber als öffentliches Zeichen des Nationstolzes trotzdem gepflegt.
Daraus sollte aber nichts werden, denn:
Man hat mir die Geldbörse gestohlen.

Ich hatte meine Handtasche zwischen Manfred und mir und nahm die Wasserflasche heraus, damit wir trinken sollten. Dadurch lag offensichtlich die Geldbörse mit allen Papieren gut griffbereit.
Ein vor uns herspazierender Mann sagte ganz aufgeregt immer zu mir “gitano”, was ich aber nicht interpretieren konnte, bis er auf seine Hosentasche klopfte. Da fiel bei mir der Groschen, ein Blick auf die Tasche, die Geldbörse weg!
Zwei  Däninnen, die neben uns saßen, denen am Tag vorher Ähnliches passierte, begleiteten uns zur Polizeistation, damit ich dort eine Anzeige aufgeben konnte. Diese Stelle hatte jedoch sonntags geschlossen. Zwei freundliche Polizisten erklärten uns die Lage der geöffneten Station und dort konnte ich Anzeige erstatten. Ich sperrte von dort die Scheckkarten. Die Karte der spanischen Bank gelang mir nicht zu sperren – auch nicht mit Hilfe des spanischen Polizisten.
Ein nicht abreißender Strom von Bestohlenen suchte die Polizeistation auf. Um 14 Uhr verließen wir die Polizeistation und irrten durch die Innenstadt, um ein ansprechendes Lokal zum Essen zu finden. In der Nähe der Kathedrale aßen wir in einem wenig guten Touristenlokal.

La Barceloneta war unser nächstes Ziel.
Laut Plan ein ganz schönes Stück zu gehen. Der Zufall wollte es, dass wir genau in dem Moment an der Bushaltestelle der Linie 17 vorbeikamen, als der Bus kam. Kurzentschlossen eingestiegen, um uns überraschen zu lassen, wo er uns hin bringen würde. Im Busplan konnte ich feststellen, besser hätten wir es gar nicht treffen können, er brachte uns genau dahin wo wir hin wollten:
Das tradionelle Fischerviertel.
Auf einer dreieckigen Landzunge aus Schwemmsand, die sich nach dem Bau des Hafens von Barcelona im 17. Jahrhundert bildete, befinden sich interessante Gebäude. Das ehemalige Hauptlagerhaus des Hafens heißt heute Palau de Mar – Meerespalast – und beherbergt das Museum für sany2276Katalanische Geschichte. Einen Teil der Küstenlinie nehmen die Molen und Becken des Hafens von Barcelona ein, der zu den sany2277bedeutendsten des Mittelmeerraums zählt. Daneben liegt der Port Vll, Alter Hafen, der heute der zweite Sporthafen der Stadt neben dem Olympischen Hafen ist.
Das Areal, auf dem 2004 die Veranstaltungen des Weltforums der Kulturen durchgeführt wurden, ist nun der Forum–Park. Badestrand, Sonnenschirme, Skulpturen, z.B. ein riesiger Metallfisch – dazwischen.
Eine schöne Ferienstimmung. Manfred genoss es von einer Bank aus, ich sah mich ein bißchen um.

Welches Glück, dort wo wir ausgestiegen sind, konnten wir wieder in den sany2371Bus Nr. 17 einsteigen, denn Tibidabo ist unser Ziel. 40 Minuten konnten wir bis zur Plaza Kennedy vom Bus aus Sightseeing machen. Hiersany2280 stiegen wir in die hundertjährige, blaue Straßenbahn, einfache Fahrt 1,10 €. Dann hieß es noch einmal umsteigen in die Funicular Tibidabo, eine Zahnradbahn, Kostenpunkt: Hin- und zurück für uns Zwei: 4 Euro. Sie bringt uns bis zur Plaza sany2281del Tibidabo. Dort steht der Templo del Sagrat Cor, gekrönt von einer riesigen Christusfigur, der goldenen Statue des Sagrado Corazón.
Hier oben ist die Bergwelt von Collserola, eine Gebirgskette, deren höchste Erhebung die Bergkuppe des Tibidabo darstellt.
Tibidabo ist ein großer Vergnügungspark mit allen möglichen Attraktionen.
Da wir weder Karrussel noch sonst eine Belustigung mitmachen wollten, tranken wir nur Wasser in einem Terrassen-Restaurant und genossen diesany2283w Aussicht auf Barcelona bis zum Meer.  Da es für uns nicht mehr viel zu sehen gab, stiegen wir spontan in einen kleinen Bus, Nr. 111, der hier oben im Gebiet von Vallvidrera seine Runden dreht. Er brachte uns an dem Torre de Collserola, dem von Norman Foster entworfenen Fernmeldeturm für die Olympischen Spiele 1992 vorbei. Manfred ist von der Konstruktion begeistert. Nach einer halben Stunde waren wir wieder fast zurück, als ich einen blauen Bus “Tibibús” stehen sah, mit der Aufschrift “Plaza Catalunya”. Schnell wechselten wir den Bus.  Über diesen Bus habe ich gelesen, dass dies die aufregendste Buslinie von Barcelona sei.  3.20 € – dank unserer Barcelona-Card – für uns beide bezahlt und wurden nun bequem, ohne Anstellen und mehrfaches Umsteigen in 40 Minuten zu unserem täglichen Endpunkt gefahren. – Wie üblich 18 Uhr retour.
Nach Duschen und Relaxen hatte ich plötzlich die Eingebung, der ADAC könnte helfen, die spanische Kreditkarte zu sperren. 0049 89 22 22 22 angerufen und eine Frau Cabrosa war äußerst hilfsbereit. Schnell war die Karte gesperrt und sie vermittelte auch noch ein Gespräch mit German-Wings Deutschland. Ein Herr Kölln erklärte mir, ohne Ersatzpapiere vom Konsulat würde ich nicht nach Deutschland mitgenommen werden.

sany2285Um 21 Uhr waren wir dann so weit, dass wir essen gehen konnten. Manfred war über seinen Schatten gesprungen und hat ein Restaurant aus dem Reiseführer ausgesucht, da wir nicht wieder durch die Stadt irren wollten.
An dem wunderschönen Platz Reial das Restaurant Les Quinze Nits. Wir waren vorgewarnt, dass es Wartezeiten gäbe. Gut 15 Minuten angestanden, dann im 1. Stock einen Tisch bekommen und super lecker und auch zu akzeptablem Preis gegessen. Gazpacho, Salat mit warmem Ziegenkäse, beide Filete de cerdo ibérico, ein leckerer Rotwein (Austum) und zum Nachtisch crema catalana.
Um 23 Uhr im Hotel und dann eine miese Nacht verbracht.
Denke, kein Wunder nach der Aufregung heute.

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Barcelona 3. bis 8. September 2009 (5)

Montag, 7. September 2009
Um 9 Uhr waren wir bereits startbereit, da unser erster Gang zum deutschen Konsulat am Passeig de Gárcia sein soll. Vorher mußten wir aber noch in der Metro-Station bei der Plaza Catalunya in einem Fotoautomaten Passbilder machen. (Ergebnis: Nicht fürs Album) Mit der Metro L 3 fuhren wir zur Haltestelle  Diagonal. Nach Taschenkontrolle können wir in den 11. Stock und die Dame an der Rezeption meinte sofort, die polizeiliche Anzeige würde für den Rückflug genügen. Sie vermittelte mir jedoch ein Gespräch mit German Wings Barcelona, mit Herrn Ricardo. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und versichert mir, sie nehmen mich mit der polizeilichen Anzeige als Ausweis mit.
Nun konnte unser ursprünglich geplanter Tagesablauf beginnen:

Kloster Montserrat war unser Ziel.

Kataloniens heiliger Berg ist der Inbegriff der Geistigkeit, Inbegriff alles Katalanischen, der Frömmigkeit, der Kultur und Natur.
Geologisch gesehen ist Montserrat – wörtlich “zersägter Berg” – ein Bergmasssiv, ein überwältigender steinerner Koloss mir runden Formen, der sich mit ungewöhnlicher Gewalt aus dem Landstrich zwischen der Ebene des Bages und der Senke des Küstenstreifens heraushebt, 725 m über dem Meeresspiegel,  60 km westlich von Barcelona.
Im Jahre 1025 wurde hier in der großartigen Bergkulisse von unbeschreiblicher Schönheit ein Benediktinerkloster gegründet und seit dem 12. Jahrhundert verehrt man die kleine Holzstatue La Moreneta, die verrußte Madonna von Montserrat, sie ist die Schutzheilige Kataloniens und wurde, so erzählt die Legende, in einer Felsenhöle gefunden.

sany2394Wir hatten beschlossen, es auf eigene Faust, ohne geführte Tour zu wagen.
Die Metro Linie 3 brachte uns bis zur Plaza Espanya.
Wir können quer über den großen Platz den im Mudejar-Stil errichteten  Prachtbau der ehemaligen Stierkampfarena bewundern. Durch die Abkehr Barcelonas vom Stierkampf wird diese Arena mit viel Aufwand in ein großes Shopping-Center umgebaut. Der Eingang zum Messegelände wird von zwei Türmen flankiert. Im Hintergrund ist der Brunnen, an dem es an den Wochenenden phantastische Wasserspiele zu bestaunen gibt.
Nach einigem Fragen fanden wir zum unterirdischen Bahnhof, erstanden für 22.50 € pro Kopf die Fahrkarte für die katalanische Eisenbahn FFCC und die Cremallera, eine Zahnradbad zum Kloster hoch.
10.36 Uhr fuhr der übervolle Zug ab. Wir hatten zum Glück Sitzplätze.
sany2299Um 12 Uhr waren wir nach Umsteigen oben auf demsany2300 Klostergelände.
Wir holten uns ein Übersichtsplänchen, um zu sehen, was es zu besichtigen gibt und gingen gleich zur Kathedrale hoch, da um 13 Uhr das Ave Maria von Mitgliedern des Knabenchors Escolanía vorgetragen wird.
Escolanía ist der älteste Knabenchor Europas.

sany2304Manfred setzte sich in die Kirche und ich wollte sany2301zur Marienkapelle, in der sich die Schwarze Madonna, die Schutzpatronin Kataloniens befindet. Was ich nicht kannte, ist, dass ich 1 Stunde 10 Minuten anstehen musste. Die Schlange schob sich an sany2383den 6 oder 7 Seitenaltären der Kathedrale vorbei, eine Treppe hoch, eine Treppe quer und dann passierte man die Skulptur. Zum Glück konnte ich den Vortrag der Sängerknaben verfolgen, da ich zu dem Zeitpunkt seitlich in Höhe des Hochalters war. Die erste Zeit der Wartezeit konnte ich mir gut mit der Unterhaltung in spanisch mit einer Kolumbianerin vertreiben, danach war striktes Schweigen angesagt.
Nach so langer Zeit saß Manfred natürlich nicht mehr in der Kirche, wir trafen uns zum Glück auf dem Platz davor.
sany2315Wir bestiegen ein Bähnchen, das über das Gelände zockelte und gingen dann ein Stück hoch zu einem Selbstbedienungsrestaurant. Riesiges, gutes, preiswertes Angebot.
Um 15.15  Uhr entschieden wir: es ist genug. Es war ein guter Zeitpunkt zurückzufahren, da die meisten “Pilger” noch länger blieben und daher weder die Cremallera noch der Zug überfüllt war.

Um 16.51 Uhr waren wir wieder an der Plaza Espanya. Diesmal mit der Metro Linie 1 zur Plaza Catalunya. Hier wollten wir noch einen Kaffe im vielgepriesenen Café Zürich, einem ehemaligen Bahnhof, trinken. Uns war es hier jedoch zu laut, zu kalt, zu windig, zu ungemütlich und darum waren wir diesmal schon um 17.30 Uhr im Hotel.

sany2375Da wir von dem gestrigen Restaurant Les Quinze Nits so angetan waren,  machten wir uns um sany232519.40 wieder auf den Weg. Wieder haben wir ca.  15 Minuten gewartet und diesmal einen sehr schönen Tisch Paterre bekommen und wieder haben wir vorzüglich gespeist: Diesmal ich den Salat mit warmen Ziegenkäse mit Honig-Balsamiko-Essig, Manfred: Komposición aus 100 Zucchiniblättern mit Schinken und Käse überbacken. Beide: Lamm aus dem Ofen, köstlich und reichlich. Als Überraschung bestellte Manfred noch crema catalana in Eisform.
Als “Absacker” tranken wir im Hotel einen Grappa.

Wieder viel gesehen und erlebt heute.

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Barcelona 3. bis 8. September 2009 (6)

Dienstag, 8. September 2009

Während Manfred im Bad war habe ich schon unsere Trollies gepackt und um 8.30 Uhr ging es zum Frühstücken.
Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter: Jeden Morgen konnten wir auf der Terrasse frühstücken.
Um 10 Uhr brachten wir das Gepäck im Hotel zur Aufbewahrung und bummelten auf Manfreds Wunsch hin die Rambla Catalunya bis zur Avinguda Diagonal – zurück über  Passeig de Gárcia – an den drei berühmten Gebäuden vorbei und über die Carrer d’Aragó wieder zurück zur Rambla Catalunya, da uns Passeig de García zu laut war.

sany24002Eixample (Stadterweiterung) nennt sich der Bereich der Stadt, in dem wir den Vormittag verbrachten..
1860 riss man die mittelalterlichen Stadtmauern ein um die Stadt zu erweitern. Diese Zone Barcelonas wurde von dem Ingenieur Ildefons Cerdá entworfen und stellt zweifelsohne ein einmaliges städtebauliches Konzept in Europa dar. Der Plan sah ein Raster aus parallel und lotrecht zur Küste verlaufenden , sich rechtwinklig schneidenden Straßen mit abgeschrägten Häuserfronten an den Kreuzungen vor.
Unter architektonischen Gesichtspunkten stellt das Eixample heute europaweit einen der interessantesten Komplexe aus jener Zeit dar.

Heute ist das Eixample das eigenliche Zentrum der Stadt. Es ist eine Geschäfts- und Wohngegend, in deren Straßen elegante Boutiquen, Kunstgalerien, Restaurants und Nachtlokale aufeinanderfolgen.
Der Modernisme, die katalanische Variante des Jugendstils, war eine künstlerische Strömung, die an der Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte und in der Architektur ihren größten Ausdruck fand. Die meisten modernistischen Gebäude sind im so genannten “Quadrat d’Or” (dem goldenen Viereck) des Eixample zu finden.

sany2330a1Unser Spaziergang, auf der von Linden gesäumten Promenade, war für Manfred ein Stopp und Go,  von Bank zu Bank.sany23281

Daher hatten wir auch viel Zeit und Muße, die endlose Reihe von Gebäuden mit den prachtvollen Giebeln, den sany2327verwendeten Werkstoffen wie Glas, Holz, Schmiedeeisen und Keramik zu betrachten und ich fotografierte ganz wild.
In einer Seitenstraße befindet sich das auffallende Gebäude, in dem die Fundación Tàpies untergebracht ist. War jedoch leider wegen Bauarbeiten geschlossen.
Zwischendurch “stöberte” ich in schönen, ausgefallenen Läden. 

Durch einen kleinen Park, mit beschaulichem Leben, gelangten wir übersany2351 die Avinguda Diagonal zum lebhaften Passeig de Gárcia. Schräg gegenüber schauten wir auf die Casa Milá, die wir ja am ersten Tag ausführlich besichtigt haben. Ein Stück weiter, Richtung sany2357Plaza Catalunya, macht bereits eine lange Menschenschlange darauf aufmerksam, dass hier das von Gaudí errichtete Haus Batló steht. Stolze 16 Euro Eintritt verlangen sie. Waren wir nicht mehr bereit auszugeben und hatten auch keine Lust, so lange anzustehen.
Es ist jedoch enorm, dass dieses außergewöhnliche Haus schon 1905-1907 erbaut wurde und ein bisschen an Hundertwasser denken läßt. Die Balkone jedoch finde ich etwas gruselig.
Daneben steht die Casa Amatiler und fällt durch ihren gleichmäßigensany2356 Treppengiebel auf. Das von Puig I Cadafalch erbaute Haus ist nur wenige Jahre älter als die Casa Batló. Das dritte, außergewöhnliche Haus in dieser Reihe ist die Casa Lleó Morera von Doménech I Montaner. Jedoch erinnert dies mehr an ein Schlößchen.

sany2362Ein Besichtigungsmuss ist der Palau de Música Catalana. Wir finden ihn nach Befragung von zwei freundlichen Polizisten auch recht gut. Er ist ein von Domènech I Montaner geschaffenespalau-de-la-musica einzigartiges Schmuckstück modernistischer Architektur. Leider ist er nur mit Führungen zu besichtigen und das paßte nicht in unseren Zeitplan. So konnten wir nur die mit Stein-Palmwedeln geschmückte Säule bewundern.

Kreuz und quer gingen wir wieder Richtung Markthallen. Wir hofften, an einem Stand ein freies Plätzchen zu finden um leckere Tapas zu essen. Pustekuchen. Sie hatten nicht auf uns gewartet.

Also zogen wir nochmals den Reiseführer zu Rate und er empfiehlt ein Restaurant hinter den Markthallen. “Ra”. Es gab drei Tagesgerichte. Wir bekommen einen freien Tisch und essen gut: Salat, Lubina gebraten bzw. Hähnchen für Manfred und als Nachtisch Erdbeermilch bzw. Mandelcreme.

So gestärkt waren wir für die letzte Erkundung gerüstet: Wir schlenderten bei Tag nochmal durch das Viertel Raval und gelangten zum Zentrum für Zeitgenössische Kultur von Barcelona. Leider ist heute dieses Museum geschlossen und auf Befragen erklärte man mir, dass sich die Museen in Barcelona abgestimmt haben, einige schließen montags andere dienstags. Kein falscher Plan, aber leider hatte es heute in Unkenntnis dieser Regelung uns getroffen.
Wir setzen uns eine Weile auf die Rampe und bestaunten die sehr sany2366risikoreich  fahrenden Skater.

Einige Gässchen weiter tranken wir im Außenbereich einer Bar noch einen Abschieds-Kaffee und dann ging’s zum Hotel, Gepäck holen und von der Plaza Catalunya fuhren wir mit dem Flughafen-Bus 2 zum Flughafen, Terminal 2.
Leider mußten wir bis zum Einchecken noch eine geraume Zeit warten, und in diesem Bereich gibt es keinerlei Restaurationsbetriebe.

Dem Einchecken sah ich mit etwas Bammel entgegen, ob es denn auch wirklich mit der polizeilichen Anzeige klappt, jedoch die Dame am Schalter strahlte mich nach den ersten Worten der Erklärung, dass man mir alles gestohlen hatte, an und sagte, Herr Ricardo habe schon Bescheid gesagt.
Die Maschine war nicht ausgebucht, so dass Manfred und auch ich jeder eine ganze Sitzreihe für uns hatten.
Um 22.30 Uhr sind wir gelandet, Taxi Schlösser erwartete uns bereits und kurz nach 23 Uhr waren wieder wohlbehalten zu Hause.

Wäre der Zwischenfall mit dem Diebstahl nicht gewesen, dann wäre es ein rundum schöner, interessanter Kurztripp gewesen.

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Globetrotter-Tour (1)

Wir hatten uns aus ganz persönlichen Gründen entschieden eine besondere Reise, eine „Welthopserei“ zu machen. Drei Wochen mal in verschiedene Erdteile reinschnuppern.


Vom 25. September bis 17. Oktober 2002 machten wir mit DeLaRe Reisen die 23tägige Weltreise „Globetrotter“.


Siegburg – Frankfurt – London – Kapstadt – Johannisburg – Sydney – Tasmanien – Melbourn  – Sydney – Bangkok –  Hua-Hin – Bangkok – tourLondon – Frankfurt – Siegburg


1./2. Tag: Frankfurt – Kapstadt

Am Mittwoch, 25.9.2002 holte uns morgens um 8 Uhr das Taxi vor der Haustüre ab und brachte uns nach Siegburg. Wir fuhren von dort mit dem 300 km/h schnellen ICE in einer halben Stunde nach Frankfurt  und hatten
dort reichlich Zeit bis zum Flug mit Britisch Airways um 14:40 nach London. Ankunft dort um 15:20.
Vor dem Abflug lernten wir unsere Reiseleiterin Gaby Palma kennen.

Reichlich Zeit blieb bis zum Weiterflug von London Heathrow um 19:10 nach Kapstadt.

Am Donnerstag, 26.9.2002, nach 11:35 Stunden Flugzeit landeten wir morgens um 7.45 Uhr (keine Zeitverschiebung) in Kapstadt und wurden vom dortigen,  örtlichen Reiseleiter,  André Stalder,  in Empfang genommen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten, wie Malaienviertel, Rathaus, Parlament und der Groote Kerk sowie dem Besuch des Südafrikanischen Museums entschied Andree, daß heute, wenn auch nicht unbedingt ganz wolkenlos, so doch ein guter Tag für die Tafelbergfahrt sei. Wir kamen bei der Talstation  zur Mittagszeit an, mußten eine Stunde Wartezeit überbrücken und dann noch 1 Stunde Warteschlange, aber dies 132-3276_imghat sich alles gelohnt. In der riesigen Gondel mit Drehboden schwebten wir
auf den berühmten Tafelberg. Dort waren wir nicht so ganz  alleine. Heerscharen von Japanern waren ebenfalls unterwegs, sowie auch afrikanische Schulklassen. Jedoch trotz alledem, der Blick auf diesapa3 Halbinsel und die Tafelbucht  war super! Toll!

Erst nach dieser Exkursion und einem Schwenk zur Victoria & Alfred Waterfront steuerten wir unser Protea  Hotel „The President“ an und es blieb Zeit, sich von den bisherigen Anstrengungen – sei es im Swimmingpool oder auf dem  Zimmer – zu regenerieren.
Ein erster Umtrunk im Hotel brachte die 28 Reiseteilnehmer mit der Reiseleiterin etwas näher.
Für den ersten Abend entschieden wir uns, im Hotel zu essen, um sich erst einmal zu akklimatisieren.

3. Tag: Kapstadt – Paarl – Stellenbosch – Kapstadt

Freitag, 27.9.2002

Auf dem Programm steht ein Tagesausflug in die umliegenden Weinbaugebiete.
Die Fahrt begann entlang der N1 nach Paarl, wo wir das historische Zentrum 133-3301_imgund das Sprachenmonument besichtigten. Das Sprachenmonument, das in einen wunderschönen Park eingebettet liegt, und auch die Idee die dahintersteckt, erklärte uns André mit viel Enthusiasmus .
Dies ist eines der wenigen Monumente auf der Welt zur Ehre von Sprachen . Natürlich gehört es insbesondere nach Südafrika, da es hier 11 verschiedene Amtssprachen gibt.
Die große Säule ist 51 m hoch und erinnert an die Sprache Afrikaans. Die 133-3303_imgkleinere rechts daneben erinnert an die Republik. Die linke kleinere Säule an den „klaren Westen“.
Afrikaans ist mit Englisch die wichtigste Sprache in Südafrika. Sie leitet sich im wesentlichen vom südniederländlichen Dialekt ab, den die Siedler sprachen als sie Mitte des 17. Jahrhunderts nach Südafrika kamen. Ergänzt wurde das Niederländische durch Wörter aus dem Englischen, Französischen, Deutschen und aus afrikanischen Sprachen und zudem wurde die Grammatik und Aussprache 133-3319_imgvereinfacht.

Das Taalmonument in Paarl, von dem Architekten Jan van Wyk und den Dichtern C.J. Langenhoven und N.P. van Wyk Louw, symbolisiert als Sprachenmonument,  den Ursprung des Afrikaans. Das geschaffene
Werk zeigt in den Säulen den Beitrag der einzelnen Länder (Afrika, Niederlande und England) und in den gerundeten Formen Wunder, Geheimnis und Tradition Afrikas.

Anschließend ging es zum Weingut Nederburg in Paarl, der Heimat der nederburgmeisten preisgekrönten Weine Südafrikas. Zudem ist Nederburg der Veranstalter der jährlichen internationalen Nederburg-Versteigerung, die unter die fünf größten Weinversteigerungen weltweit fällt und südafrikanischen Winzern und ihren Produkten die wertvolle Möglichkeit bietet, sich international vorzustellen.
Wir lernten, daß sich die Nederburg Weine folgendermaßen gliedern lassen.
„Reserve“ Weine, die auf Grund wachsender Nachfrage für Boutique-Weine, die nur in begrenzter Menge erhältlich sind, entwickelt wurden.
„Popular-Weine“, die in den meisten Wein- und Spirituosengeschäften, Restaurants und Hotels erhältlich sind und sich gut trinken lassen.
Versteigerungsweine, die ausschließlich bei der jährlichen Nederburg-Versteigerung erhältlich sind.
Wir verkosteten einige Rotweine, wie den Nederburg Edelroode – ein vollmundiger Verschnitt von Cabernet Sauvignon und Merlot -, den Nederburg Duet, ein lebendiger, leichter, süffiger Rotwein. Ein
Verschnitt von Pinot-Noir und Cabernet Sauvignon. Weißweine durften auch nicht fehlen wie z.B. der Nederburg Sauvignon Blanc – eine frisch-fruchtige Abwandlung der französichen Sorte. Leicht beschwingt lustwandelten wir um das denkmalgeschützte Haus, das eine zweihundertjährige
Geschichte aufzuweisen hat.
Nun ging unsere Fahrt weiter zum Rozenfontein Huis, ebenfalls einem denkmalgeschützten Haus, zum Mittagessen. Wie bei Muttern im Wohnzimmer fühlten wir uns in diesem hübschen Restaurant und bekamen
133-3345_imgein ausgezeichnetes Menü, das aus einer Cremesuppe von jungen Broccoliröschen, einer Komposition frischen Gartensalates mit tagesfrischen Kräutern und jungen Sprossen, Lammfilet mit Champignons und Schokoladensauce, feine Eiscreme a la Mode de Cassate mit Früchten der Kapweinregion und Pfirsichcoulis bestand. Zum Abschluß gab es frisch gebrühten Café.
So gestärkt waren wir für neue Dinge aufgeschlossen. Es ging nach Stellenbosch, der zweitältesten Stadt Südafrikas. Hier gibt es noch viele 133-3350_imgHäuser im kaphollänidschen Baustil. Besonders angetan hatte es uns ein sogenannter „Tante Emma Laden“. Herrlich, was man hier alles entdecken konnte.
So gegen 17 Uhr waren wir wieder im Hotel, erholten und erfrischten uns und hatten uns mit Uschi und Klaus  sowie Bärbel und Horst verabredet, in der Waterfront essen zu gehen. Wir hatten sapa6drei Restaurant-Empfehlungen, bestellten in dem einen einen Tisch, dann gefiel uns ein anderes besser, reservierten dort,  sagten den bestellten Tisch wieder ab, und nun konnten wir gelassen bummeln gehen. Das sah so aus, dass die Herren der Schöpfung in einer Art Hofbräuhaus Bier tranken und wir drei Frauen hingebungsvoll in den unendlich vielen Geschäften schauen und kaufen konnten. Ich erstand für Nick ein T-Shirt.
Über unser Abendessen gibt es nichts Aufregendes zu berichten, wir saßen nur sehr schön mitten in der Einkaufsmeile mit Blick auf die Bucht und die Marina.

4. Tag: Kapstadt

Samstag, 28.9.2001:  Tag zur freien Verfügung

Wir nutzten den Tag,  um noch einmal einen Alleingang durch die Stadt zu 133-3358_imgunternehmen. Wir besichtigten die Groote Kerk mit einer wunderschönen Marien-Holz-Skulptur, die uns stark an Henry Moore erinnerte. Kein Wunder, als wir die Beschreibung lasen, stellte sich heraus, daß der Künstler, Leon Underwood, einige Zeit Lehrer von Henry Moore war.  Wir aßen in  der Stadt, holten uns Info-Material beim Verkehrsverein, Manfred nutzte die Gunst der Stunde und schickte von dort e-mails an die Jugend, wir bummelten durch Waterfront, kauften ein kleines Ton-Zebra, da diese Tiere seit Namibia zu meinen Lieblingstieren zählen und besuchten das phantastische Ocean-Aquarium.
Das Abendessen nahmen wir im Hotel ein. Wir ließen uns durch das Angebot „afrikanisches Büffett“ verführen und aßen in großer Runde der Reiseteilnehmer und waren allesamt nicht zufrieden. Schade!

5. Tag: Kapstadt- Kap der Guten Hoffnung – Kapstadt

Sonntag, 29.9.2002.

Die Fahrt führte uns zunächst an der Küste des Atlantiks über Clifton und Hout Bay entlang. Hier ließen wir natürlich die Möglichkeit zu einer Bootsfahrt zur Robbeninsel „Duiker Island“ nicht ungenutzt.  Ich hätte es von Namibia her ja besser wissen müssen: einmal war die Bootsfahrt in einem 133-3390_imgkleinen Kahn kein Vergnügen, es schaukelte mächtig, zudem, die Magennerven waren schon gereizt, dann der Gestank um die von Unmengen Roben bevölkerten Felsen.
Anschließend hatten wir etwas Zeit, die am Kai aufgebauten Marktstände mit handgefertigten Souvenirs der Einheimischen  zu besichtigen und wir erstanden ein kleines Ton-Perlhuhn als Gegenstück zu dem in Namibia erworbenen.
Die Busfahrt ging weiter über den Chapmann’s Peak Drive, eine der schönsten Küstenstraßen, zum Kap der Guten Hoffnung und zur Kapspitze. Unterwegs sammelte unser Bus – sehr menschenfreundlich von André und uns – die englischen Reiseteilnehmer eines liegengebliebenen Busses auf.
Mit der Zahnradbahn fuhren wir zum alten Leuchtturm hoch und von dort 134-3449_imggingen wir und viele unserer Gruppe  in knapp einer Stunde bis zur Kapspitze. Gruppenphoto war angesagt, André ließ die Sektkorken knallen und zur Krönung bekam jeder noch eine Urkunde, daß er leibhaftig am „Cape of  Good Hope“ gestanden hat.

Die Rückfahrt führte über Simons  Town, Fish Hoek und Muizenberg und wir machten noch eine Wanderung durch den 134-3474_img1Botanischen Garten von Kirstenbosch. Wir stiegen  oben an dem Park aus und unter sachkundigster Führung von André spazierten wir durch diesen 134-3495_imgphantastischen Park und bestaunten die vielen fremdartigen Pflanzen, farbenfrohen Blumen und amüsierten uns über das Formel 1 Rennen der Perlhühner.

Das Abendessen wurde auf Empfehlung von Helmut  in einem italienischen Restaurant „La Perla“ in der Nähe unseres Hotels eingenommen. Wir marschierten in großer Formation: Uschi und Klaus, Bärbel und Horst, Ingrid und Helmut, Renate  und Jan-Peter sowie Gaby Palma. Essen war so la la und man saß sehr eng. Das einzig interessante war, Gaby brachte eine Zufallsbekanntschaft mit, der sehr eindringlich von den Townships zu berichten wußte.

6./7. Tag: Kapstadt – Johannisburg – Sydney

Montag, 30.9.2002,  Abflugtag.

Um 8.15 wurden wir für den Inlandflug nach Johannesburg mit BA 6410 um
10.00 zum Flughafen gefahren.
Da der Flug nur kurz war – 2 Stunden –  und unser Weiterflug nach Sydney erst um 18.10 abging, hat der Reiseleiter vor Ort in Zusammenarbeit mit André einen Bus gemietet, der uns zur Hauptstadt Südafrikas, Pretoria, fuhr. Beide Reiseführer waren der Meinung, so viele Stunden in Johannesburg
sapa7wären nicht attraktiv und die Zeit zu schade. Uns sollte es nur recht sein, etwas mehr vom Land zu sehen. Pretoria war den Ausflug wert und sei es nur, dass  Manfred eine neue Mütze bekam.

Pünktlich zum Abflug waren wir wieder in Johannesburg

Damit war unser Südafrika Erlebnis, mal eben „reinschmecken“ zu Ende!

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Globetrotter-Tour (2)

8. Tag: Sydney

Dienstag, 1. Oktober 2002, nach 11.45 Stunden mit der Qantas Airways AF 64 kamen wir um 13.55 Ortszeit – Zeitverschiebung plus 8 Stunden – in Sydney an.
In Begleitung der örtlichen Reiseleiterin wurden wir erst zu unserem Hotel Opernhausdem Millennium gebracht. Nach einer  Erfrischungsphase hatten wir uns mit der nun schon bewährten Gruppe verabredet und starteten zu Fuß Richtung Hafen und Opernhaus. Vom Hafen aus brachte uns eine Bootsfahrt zum Darling Park um ein Restaurant zu suchen, das eine 11köpfige Gruppe ohne Vorbestellung aufnehmen konnte und das uns allenNick' Restaurant auch gefiel. Mit Nicks Restaurant an der Cockle Bay Wharf war es uns gelungen und wir waren alle rundum mit Seafood zufrieden.
Einen Absacker tranken wir mit der Gruppe in einer Bar um die Ecke, da im Hotel so etwas nicht möglich war .

9. Tag: Sydney

Mittwoch, 2. Oktober 2002, heute stand eine halbtätige Stadtrundfahrt auf dem Programm.Wir besichtigten u.a. den Geburtsort Sydney’s „The Rocks“. OPernhaus + Harbour-BridgeDann durfte natürlich nicht die berühmte Sydney Opera fehlen und die 1930 erbaute Harbour  Bridge, auch wegen ihrer Form „der Kleiderbügel“ genannt, der Hyde Park und ich nahm auf Lady Macquaries Chair platz, um wie sie auf die ankommenden Schiffe zu blicken. Natürlich mußten auch die Parlamentsgebäude besichtigt werden.
Wir fuhren nicht zurück zum Hotel sondern setzten uns mal von der Gruppe ab. Sahen uns zuerst in einem Schmuckladen einen Film über die Gewinnung von  Opal an und dann war unser erklärtes Ziel nach Manly mit dem Schiff zu fahren. Wir mußten jedoch feststellen, daß wegen eines Streiks keine Schiffe verkehrten. Bekamen dann jedoch zur Zufall mit, daß dafür Busse eingesetzt wurden und so kamen wir in den kostenlosen Genuß, mit dem Bus nach Manly zu fahren. Bummelten durch den quasi Ferienort von Sydney, aßen an der Promenade zu Mittag und konnten um 15.45 Uhr wieder mit der Fähre Sydney von der Fähre auszurückfahren, da zwischenzeitlich der Streik beendet war. Am Hafen angekommen besichtigten wir die Oper noch von vorne und hinten und marschierten dann durch die Stadt zum  Sydney Tower Restaurant, das im Sydney Tower, unterhalb der Aussichtsplattform untergebracht ist. Der Turm towerist  mit seinen 325 m das höchste Bauwerk Australiens. Hier hatten wir einen Tisch nur für uns zwei bestellt. Uschi, Renate, Klaus und Jan Peter wagten an diesem Abend das Abenteuer, die Harbour Bridge über den Bügel zu überqueren.
Wir waren rechtzeitig vor Sonnenuntergang im Drehrestaurant 136-3619_imgund hatten während eines vorzüglichen Mahls – Manfred  aß Krokodilspießchen als Vorspeise und als Hauptgericht gegrilles Kängaruh- Emu- und Krokodilfleisch – den grandiosen Anblick des Sonnenuntergangs und den grandiosen Ausblick auf das langsam sich beleuchtende Sydney. Ein gelungener Abschluß eines interessanten Tages.