Vier Wanderfreundinnen – eine Woche „Wander- und Entdeckungsurlaub“ auf El Hierro

Samstag, den 11. März 2006

9.10 Uhr Abfahrt. Unsere erste Anlaufstelle sollte das Infozentrum in Valverde sein, haben wir aber nicht gefunden. Im Rathaus erreichten wir jedoch eine Dame, die uns die Auskunft gab, dass wir durch den Tunnel zum Museumsdorf Guinea fahren können. Wir waren früh dran, daher fuhren wir erst Richtung San Andrés, um dann über eine superschmale Straße, die von bewirtschafteten Feldern und von Seitenstreifen mit reichlich Blumen gesäumt ist, über Hoyo de Barrio.
Ein Schlagloch, das ich nicht als solches erkannte, rüttelte uns endgültig wach. Wie geplant, kamen wir wieder auf der Straße bei Mocanal aus, die uns schnell durch den Tunnel in das Golftal brachte. Da das Museum erst um 10 Uhr öffnete, nutzten wir die Zeit und fuhren erst zur Punta Grande und umrundeten das kleinste Hotel mit nur 4 Zimmern, das meerumspült wie eine Trutzburg dasteht.

Um 10.10 Uhr kamen wir zeitgleich mit den jungen Damen, die das Museum betreuen, an. Karten waren schnell gekauft, jedoch mit der Führung dauerte es noch. Erstmal 20 Minuten warten, ob nicht vielleicht doch noch mehr Besucher kommen. Nochmal 5 Minuten warten, wir wurden ungeduldig und erklärten, wir wollten auch noch andere Orte auf der Insel besuchen. Tatsächlich kamen noch 4 Personen.
Als erstes wurden uns die Lagartos, die großen Echsen El Hierros im Gebäude Lagartario vorgestellt. Die junge Führerin ratterte in schnellstem Spanisch ihre Erklärungen ab, zum Glück gab es große Schautafeln mit entsprechenden Erklärungen, zwar auch nur in spanisch, aber die konnte man sich langsam zu Gemüte führen.
Wir waren alle 4 enttäuscht: Unter Riesen-Echsen hatten wir uns wenigstens kleine Krokodilgrößen vorgestellt. Ganze 60 cm und ca. 500 Gramm schwer können sie werden. Das Lagartario, zu dem Labors und noch andere Gehege gehören, widmet sich als Centro de Recuperación der Aufzucht der Tiere in Gefangenschaft, um sie dann später auch in anderen Zonen der Insel wieder anzusiedeln. 1999 gelang ein erster Versuch, seither lebt wieder eine kleine Echsenkolonie auf dem Roque Chico, dem kleineren der beiden Felsen von Salmor. Sie wurden dort von Helikoptern aus ausgesiedelt, um ihnen dort mehr Sicherheit vor Katzen und dem Menschen zu gewähren. Vor Vögeln, die auch zu ihren Feinden zählen, sind sie nicht geschützt.
Die anschließende Führung durch das Museumsdorf Guinea zeigte uns 3 Häuser aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert. Wir konnten daran schön die Entwicklung ablesen.
Die Häuser wurden früher aus Lesesteinen gebaut, die mit einer Mischung von Kuhmist, Asche und Wasser verbunden wurden. Sie sind mit Stroh gedeckt, die Böden sind aus Stein oder einer festgestampften Mischung aus Asche und Kuhdung. Die Häuser bestehen aus einem Raum mit höchstens einem winzigen Fenster. Bei den „moderneren“ ist die Kochstelle abgetrennt. Jedes Haus hat seine Aljibe (Zisterne) und einen Unterstand oder Stall für das Vieh.
An Hand des Alltagsgeschirrs kann man die Weiterentwicklung ablesen. Das jüngste Haus liefert einen Eindruck davon, wie einfach noch vor drei Jahrzehnten etliche weniger betuchte Menschen auf El Hierro gelebt haben.
Wenn man über die grob gepflasterten Wege läuft, kann man sich leicht in frühere Zeiten zurückversetzen, denn alles ist sehr lebensnah gestaltet. Zwischen den Mauern finden sich Gemüsegärten und Obstbäume. Trockengemüse ziert die Hauswände und allerlei Alltagsutensilien liegen dekorativ in den Patios.

Bis 12 Uhr hielten wir uns hier auf. Es war wirklich recht interessant und durch den wunderbaren Sonnenschein kam alles sehr gut zur Geltung.
Wir leisteten uns einen Gag: kauften jeder für zukünftige Wanderungen – sozusagen als „Tracht“ – für 2.50 € ein T-Shirt mit dem Aufdruck des Ethnografischen Museums.
Da es für das Mittagessen noch zu früh war, entschieden wir uns zum Abstecher zum „Heiligen Baum“ = Garoé.
Also durch den Tunnel zurück rauf auf die Hochebene. Beim ersten Hinweis auf den Arbol Santo stellten wir das Auto an der Straße ab und wanderten in gut einer Stunde erst unter einer Wacholderallee, dann durch blumengeschmückte Wiesen unter Glutsonne zum Heiligen Baum.
Das Wappen El Hieros zeigt einen tropfenden Baum, in dessen Krone drei Wolken hängen. Neben der knorrigen alten Sabina ist er der zweite Baum, der zum Symbol und Wahrzeichen der kargen Insel ohne natürliche Quellen wurde. Dieser Baum war den Bimbaches heilig, sie nannten ihn Garoé. Es soll nach alten Stichen ein Exemplar des Tilo (Linde) gewesen sein soll, andere Quellen sagen, dass es sich um eine Lorbeerart gehandelt habe. Er hat das Wasser aus den Wolken gemolken, durch seine Größe und Lage an einem Ort, der sich besonders häufig in Passatnebel hüllt, tat er dies ganz besonders ergiebig und sicherte den Ur-Herreños das Überleben.
Nach den Berichten der spanischen Chronisten fiel der Baum tatsächlich erst im Jahre 1610 einem Wirbelsturm zum Opfer. 1957, im Jahr der 54. Bajada de la Virgen, wurde an derselben Stellen, an der nach den alten Erzählungen de Garoé gestanden haben soll, ein Lorbeerbaum gepflanzt. Wir konnten uns davon überzeugen, dass er seiner Bestimmung gerecht wird. Der inzwischen fast 50 Jahre alte Baum ist dicht mit Moos und Flechten bewachsen, der Boden um den Baum ist feucht und grün und die tiefer gelegenen Zisternen sind voll mit Wasser.
Unser gefürchtete Rückweg – da ein besonderes Steilstück vom Baum weg zu bewältigen war – gestaltete sich problemlos, jedoch hatten wir kein Steinmännchen gebaut und mussten daher einen etwas größeren Umweg gehen.
Zwei Stunden waren wir wieder unterwegs und gerade recht, um zum Mittagessen zum Mirador de Pena zu fahren.
Unvermeidlich ein Stopp an dem Hinweisschild auf „Tienda de Artesanía“. Maracujasamen und ein Büchlein zur Mojozubereitung, schicke Hüte, CD’s mit inseltypischer Musik waren unsere Ausbeute.
Um 15.30 waren wir am Mirador. Nach kurzem Studium der Speisekarte, enschieden wir uns alle vier für das Tagesmenü für 10 €, das aus einem Drei-Gang-Menü bestand: Wir wählten als Entrada Salat, als Hauptgericht den Fisch peto mit einer Butter-Kräuter-Füllung, Gemüse und Kartöffelchen und zum Nachtisch Eis. Wasser und Café wie gehabt. Wir waren üppig und aßen vorweg noch Brot, das aber nicht im Menüpreis enthalten war.

Wir waren der Meinung, ein Verdauungsspaziergang könnte nicht schaden und stiegen um 1/2 5 Uhr steil zur Eremita de Virgen hinauf. Blumen- und kuhgesäumter Weg begleitete uns.
Hier genossen wir den Blick auf das Golftal und fuhren dann zu unserem Haus zurück. Da es jedoch erst 18.30 Uhr war, machte ich den Vorschlag noch die Küste entlang zum Parador Nacional zu fahren. Der Vorschlag wurde angenommen und nach 9 km am Hafen vorbei, durch einen ampelgesteuerten Tunnel (die einzige Ampel auf der Insel) waren wir am Parador. Konnten uns etwas umsehen und waren der Meinung, sehr schön, aber um die Insel täglich zu erkunden, doch etwas weit ab.
Um 19 Uhr waren wir zurück und hatten eine Tagesstrecke von 94 km absolviert.

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