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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Luxor – Tal der Könige

Unterwegs über die Dörfer wird uns das pralle ägyptische Leben geboten: tag07_0105Zur Zeit ist die Zuckerrohrernte im vollen Gange. Mit jedem verfügbaren Transportmittel wird es befördert: Vom Esel über Fahrrad, LKW und so gar mit Schmalspurbähnchen.
Vor jedem Dorf gibt es eine Kontrolle – Wer – Wohin – zu „unserer Sicherheit“. Und vor jedem Dorf isttag07_0130 ein „Polizist“ mit Gewehr zur Verteidigung stationiert. Unterwegs, nachdem der Koch ausgestiegen ist, machen wir einen kleinen „Mehrfach-Stopp“ und sind um 10 Uhr, wie von Ahmed geplant, in Luxor.

Unterwegs, um Zeit zu sparen, hat uns Ahmed bereits wieder einiges über das Tal der Könige erzählt.
„Im alten Ägypten wurde Luxor als die mittlere Stadt bezeichnet, die Bezeichnung Theben haben die Ägypter von den Griechen über-nommen. Die Stadt wurde in zwei Teilen gegliedert, Ost- und West-Theben, bzw. Luxor. Das Leben „tobte“ im Osten, dort haben die Pharaonen ihre Häuser und Tempel, wie Karnak und Luxor, gebaut.
Der alte Ägypter war sehr fromm und gläubig und verglich immer den Zyklus des Leben, geboren werden und sterben, mit dem Zyklus der Sonne. Der Osten, Sonnenaufgang, hier ist das Leben und im Westen beim Sonnenuntergang ist das Jenseits.
In Luxor drehte sich alles um die 18. 19. und 20. Dynastie.
Im Neuen Reich, 1500 v. Chr., als Ahmose das Land von den Hyksos befreit hatte, regierten die Pharaonen von Luxor aus. Es war das religiöse Zentrum und die Hauptstadt.
Im Alten Reich wurden die Gräber noch in  Pyramidenform in Memphis erbaut.
Im Mittleren Reich wurden die Gräber von Grabräubern geplündert und die Mumien geschändet. Es war eine Schande für die Verstorbenen, dass die Seele, das Ka, nicht den Körper erkennen konnte und nicht vor Osiris treten konnte.
Die Könige und Pharaonen des Neuen Reichs haben daher einen sicheren Ort für ihre Gräber gesucht, so dass Grabräuber ihre Ruhestätten nicht finden können sollten. Man verzichtete bewusst auf die Demonstration von Monumentalität. Die Pyramide, das weithin sichtbare Königsgrab, wurde freiwillig aufgegeben. Stattdessen begann man, das Königsgrab an geheimer und verborgener Stelle anzulegen ohne eine verräterische Kultstelle außerhalb des Grabes. Die Opfer für den König fanden abseits und fern vom Grab in einem eigens dafür erbauten Totentempel statt, der nun nicht mehr allein dem Kult des verstorbenen Königs diente, sondern auch für den Kult des Sonnengottes Amun-Re bestimmt war.

Man glaubte, das Tal der Könige sei ein sicherer Ort. Es war ein in den Falten des Westgebirges verstecktes Wüstental. Es wurde zudem von einer pyramidenförmigen Bergspitze überragte, und was schien den Pharaonen erstrebenswerter, als unter einer Pyramide beerdigt zu werden. Außerdem hatte das Tal nur einen Zugang, der gut kontrolliert werden konnte.
Die Arbeiter, die die Gräber bauen mussten, lebten in einem abgelegenen Tal in einem Ghetto, es wurde Medina, die Stadt der Arbeiter, genannt. Sie wurden mit verbundenen Augen über den Berg in das Tal der Könige geführt, damit sie niemals preisgeben konnten, wo sich die Gräber befinden. Sie arbeiteten 8 Tage, wurden dann für zwei Tage wieder zu ihren Familien zurückgeführt und mal mehr, mal weniger gut mit  Lebensmitteln, Bier und „Klamotten“ bezahlt. An einem Grab arbeiteten ca. 30 bis 40 Personen. Sie wurden in 3 Gruppen unterteilt:
Steinmetze, sie gruben als erstes den Stollen, dann kamen die Gipser, die die Wände glätteten, und als letztes kamen die Künstler, die die farbigen Dekorationen anbrachten.
War das Grab fertig gestellt und der Pharao gestorben, wurde er als Mumie in den Sarkophag gelegt und dann fügte man all die Dinge hinzu,  die er für ein Leben im Jenseits brauchte. Von Möbeln, Schmuck bis zu lebenden Dienern und Sklaven. Danach wurde es versiegelt und wieder zugeschüttet und unkenntlich gemacht.

Die Gräber sind im Grunde genommen alle gleich aufgebaut jedoch unterschiedlich lang:
Alle Gräber sind als künstliche Stollensysteme, zwischen 60 und 200 m schräg absteigend in die 300 m hohen Wände der Randberge aus weichem Kalkstein getrieben.
Zuerst kommen bis zu drei hintereinander liegende Korridore. Der erste mit Nebenräumen, der zweite und dritte mit Nischen für Gegenstände zum Totenkult. Zwischen den Korridoren kam dann das Schachtgrab, ein Scheingrab für Osiris, den Gott der Unterwelt. Es sollte zur Abschreckung der Grabräuber dienen. Heute sind die Schächte mit Holzstegen gesichert.
Es folgte eine Vorhalle und zuletzt der Sargraum mit der Vertiefung für den Sarkophag, rundum wieder Nebenräume und Magazine. Wände, Mauern und Pfeiler wurden mit Götterbildern, Texten und Illustrationen aus dem Totenbuch und mit Szenarien zur Fahrt durch die Unterwelt dekoriert.

Der Erste, der daran gedacht hat sein Grab „einbruchsicher“ zu errichten, war Menthuhotep I. Er ließ im Talkessel von Deir el-Bahari seinen Totentempel erbauen. Sein Grab wurde hinter einem Berg im Tal der Könige gefunden.
Der erste König, der sich im Tal der Könige sein Grab anlegen ließ, war Thutmosis I., Vater von Hatschepsut. Sein Grab trägt heute die Nr. 38
Bis zum Ende der 20. Dynastie folgten alle Herrscher seinem Beispiel, mit Ausnahme von Echnaton, dem Aussenseiter, und seinem direkten Nachfolger.
Im Tal der Könige befinden sich 62 Gräber. Davon können zur Zeit nur 9 Gräber besichtigt werden.

Das letzte Grab, das hier entdeckt wurde, war das Grab Nr. 62, das Grab von Tutenchamun. Es ist das wichtigste und das berühmteste Grab hier im Tal der Könige. Obwohl das Grab selbst nicht schön ist, es ist ganz klein und nur die Grabkammer ist dekoriert.
Warum hat dann dieses Grab diese Berühmtheit erlangt?
Es ist das einzige Grab das unversehrt entdeckt wurde. Der Sarkophag mit der Mumie, das Mobiliar, der Schmuck, das Gold, alles, alles, was man früher dem Toten für das Jenseits mitgab, wurde hier unversehrt gefunden. Und dies alles ist in Kairo im Museum zu bewundern.
Also haben bei den anderen Gräbern alle Vorsichtsmaßnahmen nichts genützt, die Gräber wurden doch gefunden und ausgeraubt.

Nur 20 Gräber hier gehören Pharaonen des Neuen Reichs, die anderen waren für hohe Beamte.
Wegen Feuchtigkeit oder  Restaurierungsarbeiten sind nicht alle Gräber zugänglich. So ist z.B. das Grab Sethos I. (KV 17) seit 1971 geschlossen. Meiner (Ahmeds) Meinung nach ist dieses das Schönste im Hinblick auf Farben und alles.
Andere sehr schöne Gräber sind meiner Meinung nach das Grab von   Ramses IX. (KV 6), Sohn von Ramses III. (KV 3) und von Ramses III. (KV 11)
Eine Mumie wurden im Grab Nr. 35 gefunden, Amenophis II, sie wird im Museum in Kairo ausgestellt.“

Theben-West war jedoch keine reine Totenstadt. Schon zur Zeit der Pharaonen lebten hier Arbeiter, Künstler, Priester und Verwaltungsbeamte. Schließlich musste der Betrieb in den vielen Totentempeln der verblichenen Könige musste gewährleistet sein.

tag07_tal_d_kWir fahren also durch zum Tal der Könige und sind gegen 10.30 Uhr dort.
Ahmed kauft die obligatorischen Eintrittskarten und wir besteigen ein kleines Bähnchen, das uns näher an die zu besichtigenden Gräber heranbringt
Mit unserem Ticket können wir 3 Gräber besichtigen. Wir verlassen uns auf Ahmed, welche wohl für uns am interessantesten sein könnten und am wenigsten beschwerlich.

Erst betrachten wir die neuen Ausgrabungsarbeiten. Auch Ahmed weiß nil-auswahl-201-109nicht, was man zu finden hofft.
Offiziell dürfen die Führer nicht in den Gräbern erklären, da wir jedoch nur zu zweit sind, begleitet uns Ahmed und unterweist uns doch. Verständlicherweise darf man, zum Schutz der Farben, auch nicht fotografieren, so dass ich mich auf die Abbildungen aus diversen Büchern beschränken muss.

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Ägypten – Montag, 26. Januar 2009

7. Tag

Hatschepsut-Tempel

Vom  Tal der Könige fahren wir vorbei an den vielen Geschäften, die Alabasterarbeiten verkaufen direkt in den Talkessel Deir el-Bahari zum tag07_0327Parkplatz des Hatschepsut-Tempels.
Natürlich Eintrittskartenkauf und wir wandern die etwas längere Strecke bis zum dreistöckigen Terrassentempel der Hatschepsut.
Erst sagt man wieder : AH! gewaltig!

Inzwischen ist die Aufnahmekapazität meines Diktiergerätes erschöpft, so dass ich mich für das Folgende auf mein Gedächtnis, notierte Stichpunkte und diverse Unterlagen stützen muss.

„Hatschepsut, die Tochter von Thutmosis I. und seiner Frau Ahmose, war früh verwitwet (ihr Halbbruder und Ehemann war Thutmosis II.) und hatte zwei Töchter, wobei man vermutet, dass die zweite Tochter aus einer Verbindung mit dem Architekten Senemut stammt. Sie regierte für ihren minderjährigen Stiefsohn Thutmosis III., der aus einer Verbindung von Thutmosis II. und der Nebenfrau Isis entstammte. Sie war also gleichzeitig Tante und Stiefmutter für den Jungen. Sie schickte ihn nach Memphis, wo er aufwuchs. Sie übernahm – wider jegliche Tradition, den Pharaonenthron. Sie wird der 18. Dynastie – Neues Reich – zugeordnet und regierte etwa von 1479 – 1458 v. Chr. Als Legitimation verbreitete sie den Bericht von ihrer göttlichen Zeugung und ihre Amtseinführung durch Amun.
Die Priester des Amun-Re  “spielten“ mit. Im Namen der Götter vollzogen sie die Kleidungsänderung, übergaben ihr die Königsinsignien und mit dem Aufsetzen der Krone beider Länder geschah Amun-Res Wille, „sie soll Ägypten beherrschen“.
Sie ließ sich stets als Mann darstellen, mit dem angeklebten Bart, was, wie wir ja inzwischen wissen: „Würde“ bedeutet.
Das Volk akzeptierte sie und diente ihr „in Demut“, denn in vielen Bereichen setzten unter Hatschepsut Entwicklungen ein, die alle sozialen Schichten mit einschloss. Ihre Regierungszeit  – 22 Jahre -wird insgesamt als eine blühende Epoche beurteilt und zählt zu den Glanzzeiten der ägyptischen Geschichte
Aus ihrer Expedition nach dem sagenhaften Punt – sie gilt als die erste botanische Sammelreise der Geschichte – brachte sie Weihrauch in Töpfen, Ebenholz, weitere Gegenstände und Tiere mit.
Als Baumeisterin ragte sie mit ihrem eigenen Totentempel hervor. Sie ließ ihn neben dem vor 500 Jahren errichteten Terrassen-Tempel des Mentuhotep I. errichten und weihte ihn Gott Amun und der Göttin Hathor. Jedoch auch mit zahlreichen Bauten im Amun-Tempel von Karnak – der auf derselben Achse liegt wie dieser Tempel – setzte sie sich ein Denkmal.
Als Architekt wird Senenmut vermutet und da man ebemfalls vermutet, dass sie mit ihm eine „Affäre“ hatte, denn sonst wäre es ihm nicht gestattet gewesen, sich auch im Tempel „zu verewigen“. Damit war die Hoffnung verbunden, dass er mit ihr im Jenseits weiterleben kann. Er wollte am Fuße des Tempels sein Grab errichten, damit verscherzte er sich aber die Gunst von Hatschepsut und man hörte nichts mehr von ihm.“
Der Haupt-Tempel, den wir nun besichtigen, sticht durch seine eigenwilligste Schöpfung der ägyptischen Tempelarchitektur hervor. Der Terrassenbau wirkt fast modern. Er erhebt sich in drei in den Hügel gehauenen säulengeschmückten Terrassen bis zum Allerheiligsten tief im Felsen.
tag07_0325Seit 2001 ist der dreistöckige Terrassenbau wieder zu besichtigen.
Den Aufweg bis zur unteren Terrasse haben wir beschritten und sehen auf der untersten Ebene die leider sehr zerstörten Reliefs die den Transport des Obelisken von Assuan zeigen.
Wir gehen die breite Rampe bis zur zweiten – der mittleren – Ebene hoch. Der 2. Portikus wird geprägt von  der „Punthalle“ auf dem linken südlichen Flügel. Hier können wir die Darstellungen der Punt-Expediton betrachten. Zwischen Punt – auch Kusch genannt – am Horn von Afrika – und Ägypten gab es gute Handelsbeziehungen. Weihrauch und Myrrhe waren teure, im Tempeldienst aber unverzichtbare Importgüter. In der Hoffnung, die beschwerlichentag07_0330 Reisen in Zukunft umgehen zu können, ließ Hatschepsut die wertvollen Bäume in Pflanztrögen nach Ägypten schaffen. Es handelt sich praktisch um die erste botanische Sammelreise.
Gut auszumachen sind auf den Reliefs die Weihrauchtöpfe und diverse Pflanzen. Die Darstellungen Hatschepsut sind jedoch zerstört, was auf das Werk ihres Stiefsohnes, Thutmosis III., zurückzuführen ist, der seine Stiefmutter hasste, die ihn um den Thron gebracht hatte, und alles, was an sie erinnerte, ausmerzen wollte. Jedoch auch Amenhotep IV. beteiligte sich später daran, der wohl nicht ertragen konnte, dass eine Frau als Pharaonin – und dann auch noch erfolgreich – regiert hatte.
Auf der rechten, nördlichen Seite betreten wir die „Geburtshalle“. Sie wird tag07_0412von zweimal elf Pfeilern getragen. Achmed zeigt uns die Reliefs, die sich mit dem Thema der „göttlichen Geburt“ beschäftigen. Die Legende besagt, dass Hatschepsut das Ergebnis der „heiligen Hochzeit“ ihrer Mutter Ahmose und des Gottes Amun ist, der sich ihr in der Gestalt ihres Ehemannes  Thutmosis I. näherte.
An die Geburtshalle schließt sich die Kapelle für den schakalköpfigen Totengott Anubis an.tag07_0421
Auf diesem mittleren Hof, südlich der Punthalle, befindet sich außerdem das Heiligtum, das der kuhohrigen Göttin Hathor geweiht wurde und deren Gesicht die Säulenkapitell ziert.

tag07_0380Ein schönes Relief ist wie die Göttin Hathor in Kuhgestalt Hatschepsut die Hand leckt.
Eine weitere Rampe führt auf die obere Terrasse mit einem Säulenhof und dem dahinterliegenden Allerheiligsten.
An jeder Säule war früher eine Statue Hatschepsut in Osiris-Haltung dargestellt – auf jeder Seite neben dem Eingang waren es 13. Jetzt sind noch 9 vorhanden, eine wird restauriert.
Eine riesige Wadjit-Schlange ziert die Rampe, die das Heiligtum vor den bösen Mächten schützen sollte. Die Vorderansicht wird mit einem Portikus und die rückwärtige durch die Felswand der Berge begrenzt. tag07_0425In der Mitte befindet sich der Eingang zum Heiligtum des Amun, das sich zum Berg hin öffnet. Das „Allerheiligste“ besteht aus drei aufeinanderfolgenden Räumen und hier verbrachte die Götterbarke mit der Statue des Gottes Amun die Nacht, wenn sie bei den feierlichen Prozessionen die Nekropolen von Theben besuchte.
Genau hinter dem Allerheiligsten liegt im Tal der Könige auf derselben Achse  dann das Grab Nr. 20 von Hatschepsut und über den Nil wiederum liegt auf derselben Achse der Karnak-Tempel
Jedes Jahr wird am Todestag des jeweiligen Pharao dann das “Schöne Fest des Wüstentals“ gefeiert.

So, inzwischen ist es 13 Uhr und wir denken, es reicht. Wir haben Hunger, denn das Frühstück liegt ja schon lange zurück. Ahmed hat uns ein tag07_0480Mittagessen in einem schönen Restaurant versprochen, in dem wir wieder typisches ägyptisches Essen serviert bekommen werden.
Er hat nicht zuviel versprochen. Wir Vier – inclusive Fahrer – können in dem hübsches Restaurant im Garten sitzen und das Essen, unter anderem auch Ente, schmeckt vorzüglich, wenn wir auch leider wieder auf die wunderbare Salatplatte – aus bekannten Gründen – verzichten.
Eine Stunde haben wir uns Zeit gelassen und weiter geht die Fahrt.

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