Artikel getaggt mit Parador Santillana del Mar Gil-Blas

Galicien, Asturien, Cantábrien, Baskenland 5

5. Tag, Donnerstag, 27. Oktober 2011

Fuente Dé – Potes – Kloster Toribio – Kirche Santa Maria de Lebeña – Hermida – San Vicente de la Barquera – Comilla – Museum Altamira – Santillana del Mar
105 km, 1 Stunde 46 Minuten, so sagte uns der Routenplaner.
Was dann schlussendlich dabei herauskommt, werden wir am Abend sehen.

Erster Blick aus dem Fenster: Es regnet, es ist trübe, die Wolken hängen tief.
10 Grad. Brrrr.

Nun, dann mal erst zum Frühstücken und dann sehen wir weiter.

Gegen 10.30 Uhr haben sich die Nebel etwas gelichtet, es nieselt nur noch, jedoch wir stellen fest: Es macht keinen Sinn auf den Berg zu fahren.

Wir hatten diesen Parador in Fuente Dé in Kalabrien ausgewählt, da er in einer grandiosen Naturkulisse am Ende eines Hochtalkessels liegt, sozusagen „am anderen Ende der Welt“, denn hier endet die Straße, es verkehrt nur noch eine Seilbahn (Teleférico).

Im Reiseführer heißt es:

„Im Hinterland des Atlantiks ragt eine der attraktivsten Gebirgswelten Südwesteuropas bis zu 2648 m hoch auf: die zum Nationalpark erklärten, Picos de Europa ein Paradies für Naturliebhaber.

Im 16. Jahrhundert waren die ewig weißen Berggipfel, die „Picos de Europa“, die  „Gipfel Europas“ der hellste, höchste und sicherste Leuchtturm für die Seefahrer, die diesen schon 200 Kilometer vor der Küste ausmachen konnten.“

Geplant war, dass wir bis zum Mirador del Cable (1840 m über dem Meer) hinauffahren und uns einen Überblick über dieses außergewöhnliche Gebiet, die Berge von Liébana,  verschaffen und vielleicht eine kleine Wanderung anschließen.

Der Prospekt führt weiter aus:

„Mit der Bahn schwebt der Besucher über Täler und Bergrücken und hat dabei einen wunderbaren Ausblick auf die Berge, Täler und Flüsse, mit den unterschiedlichsten Färbungen zu allen Jahreszeiten. Auch kann er bei diesem Ausflug die Zeichen der Zeit nachvollziehen: Die Erosion ist eines der Wunder dieser Gipfel des westlichen Bergmassivs.“

Zwar haben sich nach dem Frühstück die Wolken etwas gelichtet, es nieselt nur noch, wir sehen die Bergstation der Seilbahn, darüber schweben zwei Adler, da aber rundum alles zu ist, macht es keinen Sinn hochzufahren und Seilbahn sind wir beide allemal schon mehr als einmal gefahren.

Schade!

Aber immerhin haben wir gestern einen wunderbaren Weitblick vom Mirador de la Reina aus gehabt und  haben einen Eindruck der Picos de Europa bekommen.

Also nur einen kurzen Spaziergang zur Seilbahn. Zwei junge Männer wollen tatsächlich rauffahren. Kostenpunkt Berg- und Talfahrt 19.50 Euro. In der Hauptsaison sollen Schlangen anstehen. Kann man sich gut vorstellen.
Wir treten gegen 11 Uhr unsere Rückfahrt bzw. Weiterfahrt an.

Erstmal die 23 km bis Potes zurück, dem Hauptort des Landstriches Liébana.

Gleich am Ortseingang finden wir einen Parkplatz und erkunden dieses hübsche Städtchen mit seinem malerischen Ortskern. Eine der vier Brücken hier im Ort über das Flüsschen Deva bringt uns ins Geschehen.

Die vielen Geschäfte mit den Produkten und Erzeugnissen dieser Region – besonders fallen die Säcke mit kleinen Kichererbsen und den dicken, weißen Bohnen auf –  lassen darauf schließen, dass dies hier ein gutbesuchter Touristenort ist.

Wir haben jedoch den Eindruck, nur Einheimische sind auf ihrer Einkaufstour. Da wir uns in DER Orujo-Region befinden, nehmen wir für unsere daheimgebliebenen lieben Ehemänner je eine Flasche mit.
Mitbringsel für die Enkelkinder werden noch erstanden und wir bummeln unter Arkaden an großen Körben mit frischem und getrocknetem Tee Silvestre de Roca vorbei zum Ortsausgang bis zum alten Kloster San Raimundo.

Auf dem Rückweg zum Wagen besichtigen wir einen der als sehenswert beschriebenen Türme, den „Torre del Infantado“, aus dem 15. Jahrhundert.
Sofort werden wir von einer Dame in Empfang genommen, die uns den Aufbau des Gebäudes erklärt, für uns den Liftknopf zur Terrasse drückt und uns dann alleine lässt.

War dieser herrschaftliche Wohnturm ursprünglich der Familiensitz von Lobez de Mendoza, Markgraf von Santillana und seiner Nachkommen des herzoglichen Hauses Del Infantado, so diente er zwischenzeitlich auch als Rathaus und ist heute nur noch eine Touristenattraktion mit Ausstellungen.

Uns gefällt sehr, wie dieser alte, aus robusten Bruchsteinen errichtete Bau nunmehr mit viel Glas und Holz modernisiert wurde.
Einen schönen Blick auf das Städtchen haben wir von hier oben und im Untergeschoss treffen wir eine umfangreiche Ausstellung der früher hier praktizierten Bärenjagden an.

Den zweiten, als sehenswert angepriesenen Turm, Torre Orejón de Lama, ebenfalls aus dem 15. Jhdt., kann man nicht besichtigen, da er in Privatbesitz ist.

Wir schlendern weiter – wohin wohl? – zur Touristinformation, um zu sehen, ob wir etwas ganz Wichtiges übersehen haben. Hier erfahren wir, dass wir wieder 3 km retour fahren müssen, wenn wir das Kloster von Toribio besichtigen wollen. Ja, das wollen wir.

Jedoch zuerst besichtigen wir noch die Kirche „Antigua Iglesia de San Vicente“ und laufen dann an einem Denkmal vorbei, das die Produzenten des Tresterschnaps 2007 dem Bürgermeister von Potes gesetzt haben als Dankeschön für die Initiative für „die Fiesta de Corujo“.

Erst nach Befragen finden wir den nicht ausgeschilderten Abzweig hoch zum Monasterio de Santo Toribio.

Und wieder sind wir die einzigen Besucher. Ein Mönch huscht durch die Kirche, Musik erklingt sehr stimmungsvoll und wir sind mutterseelenalleine in  dem ganzen Komplex, der im 6. Jahrhundert gegründet worden sein soll.
Die heutigen Bauteile sind romanisch-gotisch und barock.

Berühmtheit erlangte das Kloster aus zwei Gründen:

Die Gläubigen verehren hier das größte Teilstück des Golgatha-Kreuzes, das der Bischof von Astorga, Santo Toribio, nach Kantabrien gebracht haben soll.

Im  9. Jahrhundert erlangte das Kloster große Bekanntheit, weil dort Beato de Liébana wohnte, der Autor der Kommentare zur Apokalypse, einem Meisterwerk der mittelalterlichen Miniaturenkunst.

Wir wandeln noch unter dem Kreuzgang her, der rundum üppig mit Hortensien und Rosen bepflanzt ist.

Einen kurzen Abstecher machen wir zur Erimita San Miguel und haben von hier einen ausgezeichneten Blick auf das unten liegende Potes und auf die teilweise von Wolken verhangenen Berge rundum.

 

13 Uhr ist es inzwischen schon.

Keine Müdigkeit vorschützen, weiter geht es Richtung La Hermida.
Immerhin erwartet uns wieder die wunderbare 19 km lange Strecke am Fluss Deva entglang, die sogenannte „Desfiladero de la Hermida“, die bis Unquera verläuft. Dieser enge Canyon mit seinen steilen Wänden ist beeindruckend, das haben wir gestern auf der Hinfahrt schon bewundert.

Kurz vor La Hermida biegen wir rechts ab und fahren Richtung „Lebeña“ hoch.

Hier ist die im 10. Jahrhundert erbaute präromanische Kirche Santa Maria das beste Beispiel der mozarabischen Architektur in Katabrien.

Wir haben nachgelesen:

Unter „Mozarabischem-Stil“ versteht man den Baustil- (Frühromanik, Romanik), der im Mittelalter unter maurischer Herrschaft lebenden Christen.

Im Gegenzug: der „Mudéjar-Stil“ ist der Baustil (Gotik), der im Mittelalter unter christlicher Herrschaft lebenden Mauren.

Malerisch, von Bergen umgeben, liegt das Kirchlein. Eine Besonderheit gibt es noch: Einen Olivenbaum, der Baum der Bäume, gilt doch die Olive als Symbol der Jungfrau Maria.

Ich glaube, es verwundert nicht, wenn ich wieder sage, wir sind die einzigen Besucherinnen.

Die „Aufpasserin“ erzählt uns, dass im Normalfall ganz, ganz wenige Touristen kommen. Lediglich am letzten Wochenende waren rund 50 Personen hier, da in der Gegend ein großes Fest stattfand.

Da wir nicht fotografieren dürfen, gibt sie uns den Tipp, wir sollen doch mal im Internet nachsehen, da würden wir Fotos vorfinden.

Für die Weiterfahrt hat Elisabeth eine Route ausgesucht, die grün, also besonders schön in der Straßenkarte eingezeichnet ist.

In La Hermidad biegen wir deshalb rechts ab Richtung Puentenansa.
Schnell schrauben wir uns auf einem schmalen, engen Gässchen, gesäumt von Bäumen und viel Grün und Felsen empor.

In dem Örtchen Torre de Linares legen wir einen „Schaustopp“ ein. Freier Blick auf Berge und nochmals Berge, das Massiv der Peña Sagra liegt vor uns, mit Bouganville umrankte Bruchsteinhäuser schmücken den Ort. Imposant und malerisch.

Und: Es regnet nicht!

Nächster Stopp ist bei der Iglesia de Santa Juliana en Lafuente, in der Gemeinde Lamasón. Nicht zu fassen, so abgelegen ein solches Kleinod. Auch dies hier wurde 1984 als „Bien de Interés Cultural“  deklariert.
Hübsche, in Bruchstein gebaute Häuser umrahmen die Kirche und die schneebedeckten Gipfel leuchten jetzt im Sonnenschein.

Vorbei an weiten Wiesen mit vielen Rinderherden. Eine Rasse, schwarz glänzend mit großen Hörnern haben wir noch nie gesehen.

Nach 30 km gelangen wir nach Puentenansa. Bis hierher ist uns ein einziges Auto entgegengekommen. Wir waren mal wieder Allenherrscherinnen.
In Puentenansa  biegen wir auf die Straße 181 ab und um 14.30 Uhr erreichen wir in San Vicente de la Barquera wieder die Küste. Auch auf diesem Abschnitt waren wir alleine unterwegs.

Dies ist jetzt die „Costa de Cantabria“, die zwischen der asturischen Küste „Costa Verde“ im Westen und der baskischen Küste „Costa Vasca“ im Osten liegt.

Vom Seefahrerort San Vicente de la Barquera wird gesagt, dass  er den schönsten Altstadtkern der spanischen Küste zu bieten hat mit Kirche, Burg und Resten einer alten Stadtmauer.

Es wird Zeit für eine Kaffeepause und den täglichen Zwischenbericht nach Hause. In einem Restaurant über dem Hafen sitzen wir wie bei ARD und ZDF in der ersten Reihe und haben einen traumhaften Blick auf den Atlantik mit seinen imposanten Wellen und das Hafengeschehen.

Unser Wunsch ist es, möglichst dicht entlang der Küste Santillana del Mar zu erreichen. Über eine vielbogige, alte  Brücke fahren wir über den Meeresarm und stellen fest, die erst gewählte Straße N 634 ist nicht die, die wir wollen. Also nochmal bis zum Kreisel des Ortes zurück, nach Befragen von Ortskundigen wird uns dann die Zufahrt zur kleinen Straße – CA 236 beschrieben.

Zuerst passieren wir einen Ortsteil von San Vicente de la Barquera, dann erreichen wir die Küste. Natürlich müssen wir halten und den feinsandigen, goldgelben Strand in Augenschein nehmen. Möwen baden ihre Füße, und für uns ganz ungewöhnlich, die grasgrünen Wiesen reichen bis ans Meer. Dann sind wieder Klippen auszumachen und etwas später sehen wir sogar dicht am Meer grasende Kühe. Lange Badestrände und winzige Buchten wechseln sich ab.

Die Straße schlängelt sich durch einen Eukalyptuswald und wir stoßen auf die Landstraße 131, die bis nach Santillana del Mar führt.

Unser nächstes Ziel, das wir ansteuern, ist jedoch Comilla, das an der Küste, aber noch im Schutz der Picos de Europa liegt.

Da haben wir uns im Vorfeld nicht ganz so schlau gemacht. Wir erwarten einen kleinen, hübschen Badeort. In der Realität finden wir einen netten Hafen- und Fischerort mit nur 2000 Einwohnern aber mit herausragenden Bauten.

Unterhalb des ersten Prachtbaus, dem Palacio von Sobrellano, parken wir. Erstmal sind wir ganz geschockt von diesem Palast im Zuckerbäckerstil.
Wir steigen auf den Hügel und stellen fest, die Besichtigungszeit für den Palacio passt nicht in unser Zeitkorsett.

Wir helfen uns, wenigstens etwas vom Inneren zu sehen, indem wir durch die Fenster fotografieren. So können wir immerhin einen Billardsaal, ein Kaminzimmer und einen Raum mit vielen Ausstellungsstücken ausmachen.
Wir umrunden das Objekt und bestaunen auch die dazugehörende Kirche

Wir lesen nach, dass der neogotische Palast von Sobrellano die Residenz des Markgrafen von Comillas war, der die Königsfamilie im Sommer 1881 und 1882 aufnahm.

Vorbei an der links liegenden Kirche, unter einem Bogen hindurch, folgt die nächste Überraschung.

Die Villa Quijano, auch bekannt als  „El Capricho“ , „Die Laune“ wurde von dem Jugendstilmeister Gaudi für den wohlhabenden Geschäftsmann Máximo Día de Quijano entworfen und von 1883 – 1885 errichtet. Auffallend ist neben einigen frühen Elementen des Modernisme der Mudéjar-Stil.

Kein Wunder, dass sich einem sofort der Vergleich zu den Güell Pavillons  in Barcelona aufdrängt, wurden diese doch zur selben Zeit errichtet.

Der markante Aussichtsturm springt ins Auge! Die mit Sonnenblumen-Fliesen dekorierten Außenwände, die
wunderschönen Holzdecken im Innern, jede anders gestaltet. Was gibt es nicht alles zu sehen. Das reinste Bilderbuch.

Ich greife nur noch das Glasfenster mit dem klavierspielenden Raben heraus.
Ein Führer demonstriert das Zuschieben der Schieberolladen, die beim Bewegen Musik ertönen lassen.

Die fertige Villa hat Gaudí nie gesehen, da er die Ausführungen seinem Studienfreund Cristóbal Cascante überließ.

Zurück zum Auto blicken  wir auf dem gegenüberliegenden Hügel auf die mächtigen Gebäude der Päpstlichen Universität.

Noch eine kleine Rundfahrt durch den Ort und nun aber wirklich weiter.
Wir wollen doch noch das Museum von Altamira besichtigen.

Inzwischen ist es kurz nach fünf Uhr und um halb sechs Uhr sind wir am Museum. Auf dem Weg zur Kasse ein paar Happen gegessen, Eintrittskarten gekauft und die Besuchserlaubnis für 18.45 Uhr ausgehändigt bekommen. Das nenn’ ich Timing.

Als wir die Menge „Mayores“ „Ältere“ sehen, haben wir so unsere Befürchtungen. Jedoch, wir sind nur 6 Personen, die mit einem Faltblatt mit Erklärungen ausgestattet eingelassen werden.

Die eigentlich Höhle, die „Cueva de Altamira“ wurde 1879 entdeckt und von der UNESCO zum Menschheitserbe erklärt. Sie ist seit 2002 für die Allgemeinheit geschlossen, da die Besucherströme überhand nahmen.

Ich zitiere auszugsweise den Baedeker:

„Die Höhlen von Altamira bewahren eines der großartigsten Kulturzeugnisse der Menschheit, verbergen sich darin in ihnen doch vor etwa 20 000 – 15 000 Jahren von Menschen der Altsteinzeit geschaffene Felsbilder, die in ihrer Darstellungsweise und Farbkraft einzigartig sind.“

„Die Höhlen wurden erst 1869 zufällig von einem Jäger entdeckt. In der Folgezeit erforschte der Besitzer des Geländes, Don Marcelino Saz de Sautuola, das unterirdische Felslabyrinth und entdeckte auch die Säle mit den uralten Malerein und Gravuren. 1879 erkannte seine achtjährige Tochter an der Höhlendecke Stiere. Die Einschätzung des Grundherrn, Zeugnisse einer prähistorischen Kultur gefunden zu haben, wurden von der Fachwelt heftigst angezweifelt. Erst als man 1901/1902 im südfranzösischen Font-de-Gaume ähnliche Bilder entdeckte, hat man die Echtheit der Höhlenmalereien von Altamira nicht mehr bestritten.“

„Die schönsten Malerein schufen die Menschen der Altsteinzeit in der Sala de Pinturas, (Saal der Malereien), die heute als „Sixtinische Kapelle der Felsmalerei“ bezeichnet wird.“

An Videodemonstrationen können wir nachvollziehen, mit welch großem Aufwand die Nachgestaltung der Höhle mit ihrem 9 x 18m großen Saal, der mit mehrfarbigen, teilweise recht plastischen Tierdarstellungen versehen ist, vorgenommen wurde. Mehrere Wisente, ein rotes Wildpferd, ein Wildschwein und eine Hirschkuh sind ohne weiteres auszumachen. Die vorherrschenden Farben sind Rot, Ocker und Braun, die man aus mit Wasser vermischten Mineralien gewann und mit dem Finger, einem Stift oder direkt abgerieben auftrug. Die Umrisse der Tiere sind mit Holzkohle ausgeführt.

Videodemonstrationen finden wir mehrfach. Zum einen wird uns vor Augen geführt, wie die Menschen früher lebten, zum anderen die Entwicklung unserer Art.

Insgesamt ist die „Nuevacueva“, der Nachbau der Höhle von Altamira eine sehenswerte Sache. Ist aber ein Museum.

Elisabeth und ich sind uns einig, auch wenn die Höhle von Tito Bustin in Ribadesello nicht diese Bekanntheit und diese Vielfalt an Zeichnungen hat, aber sie ist authentisch und damit hatte sie für uns eine stärkere Ausstrahlung.

Eine gute Stunde haben wir dort zugebracht und nun noch schnell die letzten 2 Kilometer bis Santillana del Mar.

Am Ortseingang befindet sich sofort ein Tourismusbüro und dort erklärt man uns, dass wir, da wir im Parador Santillana del Mar Gil-Blas die Übernachtung gebucht haben, wir bis zum Parkplatz des Parador fahren dürfen. Der Ort ist normalerweise für Besucherautos gesperrt. Die freundliche Dame erklärt: Erste Straße links, dann rechts, am Parador links hoch und dort befindet sich der Parkplatz. Problemlos gefunden und wir fragen uns nur, ist es der Parador zur Linken oder der etwas tiefer gelegene zur Rechten. Wir vermuten, der auf Parkplatzhöhe gelegene ist vielleicht eine Depandance und ziehen unseren Trolli über uriges Pflaster nach unten.

Wir sind richtig. Wie üblich: Eingecheckt, Tisch für das Abendessen um 20.30 Uhr bestellt, Zimmer bezogen, geduscht, umgezogen und neugierig noch einen Rundgang bei leichter Dämmerung durch diesen zauberhaften Ort gemacht. Selbst bei diesem Licht einige Aufnahmen
gemacht, da es nicht regnet und wer weiß wie es morgen aussieht.

Das Abendessen? Wir hatten das Herbstmenü bestellt, das u.a. gekochtes Kaninchen beinhaltete. Dazu lässt sich sagen: Das Fleisch war gut und zart, das Gemüse völlig grau und das einsame kleine grüne Brokkoliröschen war eiskalt.
Es heißt nicht umsonst: Das Auge isst mit!

War das heute wieder ein Tag! Fantastisch was wir alles gesehen haben.
Aus diesem Tagesprogramm ließen sich ohne Schwierigkeiten einige Tage gestalten und man würde sich nicht langweiligen.

Der Routenplaner hatte 105 km vorgegeben tatsächlich sind wir 157 km gefahren.

Gute Nacht!

 

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Galicien, Asturien, Cantábrien, Baskenland 7

7. Tag, Samstag, 29. Oktober 2011

Santialla del Mar – Santandér – Flughafen – Teneriffa

Letzter Tag!
Blick aus dem Fenster: Sonne! S o n n e ! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Was haben wir uns vorgenommen?
Bei Sonne den Kreuzgang der Stiftskirche Santa Juliana besichtigen.
Wir haben uns gestern erkundigt: Von 10 Uhr bis 11 Uhr ist es möglich.

und sonst?

35 km Fahrt von Santillana del Mar nach Santandér und abends zum Flughafen.

Waren wir gestern schon ganz begeistert von „diesem bedeutendsten kunsthistorischen Ensemble Kantabriens und eines der besterhaltenen Spaniens“, wie dann erst heute bei Sonnenlicht!

„Der Ort ist das lebende Museum eines mittelalterlichen Dorfes (9. Jhdt.) das sich um die Stiftskirche Santa Juliana herum entwickelt hat, obwohl der Grossteil seines Häuserbestandes den architektonischen Beiträgen vom 14. bis 18. Jhdt. zu verdanken ist. Hier sei nur erwähnt, dass wir dort mittelalterliche Gebäude finden, Türme und das Palacio de los Velarde im Renaissancestil, barocke Gebäude, die Herrenhäuser der Villa der Erzherzogin von Österreich, der Valdivieso. Trotz dieser Vielfalt an Stilen bietet die Stadt einen harmonischen und homogenen Anblick.“

So der Auszug aus dem Heft der  spanischen Touristinformation.

Also nochmal ein Spaziergang über gepflasterte Gassen durch den für den Verkehr gesperrten Stadtkern.

Wenige Schritte aus dem Parador und wir spazieren an dem wichtigsten Platz, der Plaza Ramón Pelayo vorbei, der vom Parador Santillana del Mar Gil Blas, dem Rathaus aus dem 18./19. Jh., dem Torre del Meriño aus dem 14. Jh., dem Torre de Don Borja, 15. Jh. gerahmt wird.

Mit Blick nach oben zu den mit prächtigen Wappen verzierten

Adelshäusern, Balkone mit reichlich Blumenschmuck – natürlich auch auf die kieselsteingepflasterten Gassen –   sind wir in kurzer Zeit an der Kirche und können den bemerkenswerten romanischen Kreuzgang  aus dem 12./13. Jh. bestaunen. Jede der Doppelsäulen ist mit einem anders verzierten Kapitell versehen. Wir haben schon viele schöne Kreuzgänge, besonders auch in Portugal und im Aostatal gesehen, aber dieser hier ist die Krönung!

Wenn wir lesen, er zähle zu den schönsten seiner Art in Nordspanien, glauben wir das sofort.

Hier sind wir mal nicht alleine. Eine französische Besuchergruppe ist unterwegs.

Noch ein Rundgang durch das romanische Gotteshaus, das die Gebeine der hl. Juliana aufbewahrt und ein Rundumgang um diesen „kunsthistorischen Höhepunkt“ der Stadt.
Am Palacio Velarde, aus dem 10. Jh., vorbei schlendern wir zurück.
Auch die Geschäfte haben sich zum Teil diesem Ambiente angepasst.
Neben den Produkten aus der Region sind wir sehr angetan von einem Spielzeug- und Süßigkeitenladen, der Dinge anbietet, wie es sie Annodazumal gab.

Genauso begeistert oder überrascht sind wir von einem Wäschegeschäft das noch selbstgestrickte Babysachen anbietet. Erstaunlich auch, kaum Kitsch.
Also ist man sich der Wichtigkeit der Stadt bewusst.

Zum Abschluss – auf dem Weg zum Parkplatz zwischen den Paradores – noch ein Besuch einer Ausstellung, die in einem der die Plaza Pélayo umrahmenden Türme untergebracht ist.

Daniel R. Martín aus Santandér hat wunderschöne Exponate geschaffen. Filigrane Pflanzen, Kerne mit Wurzeln und Trieben, zauberhaft.

Das war noch ein schöner Abschluss – dieser Stadt aus unserer Sicht würdig.

Um ½ 12 Uhr verlassen wir die Stadt, fahren am Zoo von Santillana del Mar vorbei auf die A 67 – E 70  und sind in einer guten halben Stunde  in Santandér.

Dort folgen wir der Ausschilderung „Centrum“ und finden hinter den Markthallen, an der Plaza de la Esperanza, ein Parkhaus.

Praktischer kann man es kaum haben.

Ein Blick in die Fischhalle, Tuch vor die Nase und neugierig an den Ständen vorbeispaziert. Endlich entdecke ich die Entenmuscheln, die hier in dieser Gegend so berühmten „percebes“, die wir aber auf keiner Speisekarte entdecken konnten.

Von der Verkäuferin lassen wir uns erklären, wie man sie isst.
Lebendige Scampis und Krebse tummeln sich auf den Tischen.

Genug. Frische Luft!

Das Rathaus ist gleich um die Ecke und von hier zweigen die Geschäftsstraßen ab. Wir wandern Richtung Atlantik durch edle Straßen mit wunder-wunderschönen Schuhgeschäften. Die fantastischen Schuhe sind gleich Kunstgegenständen dekoriert.

Bereits fast an der Promenade ein etwas längerer Aufenthalt in der Post, um Briefmarken zu erstehen. Zum Glück sehe ich den Automaten, um die entsprechende Nummer für „Envia“ „Senden“ ziehen zu können.

Unser Bummel bringt uns quasi zwangsläufig zu dem hier untergebrachten Tourismusbüro und mit Stadtplan bewehrt buchen wir bei der Dame vor der Türe wieder eine Stadtrundfahrt.

Abfahrt 13 Uhr vor dem Gebäude der ersten Santandér-Bank.
Habe ich schon gesagt: Sonne! 21 Grad! Der Doppeldeckerbus hat das Verdeck auf und wir haben den besten Überblick.

„Santandér,     Kantabriens Hauptstadt, genießt einen Ruf als Traditionelles Seebad. Ihre Strände und Promenaden gehören zu den schönsten in Nordspanien“. Stimmt!

An der Bahía de Santandér geht die Fahrt vorbei am Jachthafen, dominiert vom Real Club Marítimo.  Satandér liegt an einer tief ins Land eindringenden, von Strand- und Dünenzonen umrahmten Bucht und wie wir hören, muss der Seezugang jährlich ausgebaggert werden, da die Sandanschwemmungen sonst die Schifffahrt behindern würden.

Weiter geht es an der Plaza Porticada vorbei, dem unkonventionellen Austragungsort des Internationalen Festivals für Musik und Tanz von Santandér und dem Seefahrtsmuseum des Kanatabrischen Meeres.

Nach 20 Minuten steigen wir beim Stopp an der Halbinsel Magdalena aus.

Wir steigen zum Palacio de la Magdalena auf, das die Einheimischen der Königsfamilie geschenkt haben und zum Dank besuchte diese – wie nobel – einige Sommer hintereinander Santandér.

Das Gelände um den Prachtbau wird durch eine Hochzeitsgesellschaft, geht man von der Kleidung der jungen Damen und Herren aus, der gehobenen Gesellschaft belebt.

Wir umrunden das Palais, kehren durch einen kleinen Wald zurück. Haben von hier oben einen schönen Blick auf den wunderbaren Sandstrand El Sardinero und den Leuchtturm.

 

 

Wir schlendern vorbei an Nachbildungen der Flotte Kolumbus, den Becken für Pinguine und Robben, dem Zoo von Magdalena.

 

Pünktlich nimmt uns der Fahrer um 14.20 Uhr wieder auf.

 

 

Die Runde, die er mit uns fährt ist groß: Prachtbau Casino, Picknick-Park, ein schöner Golfplatz, von beiden Seiten vom Meer umspült, liegt an der Route. Bei  Sicht auf einen Leuchtturm dreht er und es gibt noch das Stadion der Sardineros zu besichtigen.

Um 14.50 Uhr entlässt  uns der Fahrer noch als einzige Fahrgäste am Hafen.

Nun fragen wir mal wieder eine Passantin, wo man gut essen gehen kann und sie rät uns in dem Viertel hinter der Bank von Santandér, da wäre das Essen gut und seinen Preis wert.

Das Mesón Rampalaya gefällt uns. Drinnen im Restaurant haben wir keine Chance einen Tisch zu bekommen, die Bar ist übervölkert und da es ja Sonne gab! setzen wir draußen an einen Tisch.

Leckeren Vorspeisenteller mit Meeresfrüchten. Mein Secreto Ibérico, ein von mir geliebtes Stück Fleisch vom schwarzen Schwein, wurde hier ganz anders als auf Teneriffa gewöhnt zubereitet: gepökelt und in Sauce. Schade.

Elisabeth war mit ihren frittierten Tintenfischchen sehr zufrieden.

Da wir jedoch total durchgefroren sind, wärmen wir uns erst im gegenüber liegenden Café de Pombo mit je zwei Milchcafé auf.

Da es inzwischen nach 16 Uhr ist können wir noch zum Abschluss die Kathedrale besichtigen.

Wir erklimmen die Stufen zu dieser „wehrhaft wirkenden Kathedrale“.
Sie wurde über der einstigen Klosterkirche San Emeterio und San Celedonio errichtet, was ihre Aufteilung in Ober- und Unterkirche erklärt.

Die Unterkirche entstand um 1200 und die Oberkirche, die Bischofskirche datiert aus dem 13./14. Jahrhundert und wurde nach einem Stadtbrand von 1941 wieder aufgebaut.
Noch ein Kreuzgang, den wir durchschreiten.
Und noch ein kleiner Spaziergang in den nicht erkundeten Stadtteil mit einer riesigen Bibliothek.

Hier wollte ich das im Reiseführer angepriesene Buch „ Gil Blas de Santillana“ von dem französischen Schriftsteller Lesage kaufen, nachdem es mir in Santillana del Mar nicht gelungen ist.
Immerhin kannte die Bibliothekarin das Buch, der Computer sagte ihr jedoch es ist „agotado“, ausverkauft.

Dafür kaufte ich mir ein anderes Buch als Reiselektüre.

Nun wird es Zeit, dass wir zum Flughafen fahren.
Auto aus der Tiefgarage geholt und da wir – 17.30 Uhr früh dran sind, um 20 Uhr müssen wir den Wagen zurückgeben – zudem hat Elisabeth sich die Zufahrt zum Flughafen als App auf ihr Handy geladen, wähnen wir uns auf der sicheren Seite.

Was nicht berücksichtigt war, dass die angesteuerte Ausfahrt aus der Stadt durch Bauarbeiten gesperrt war. Eine Runde gedreht – noch eine – noch einen Ausweg gesucht, auch der gesperrt.
Also zurück in die Stadt in der Hoffnung, eine andere Ausfahrt zu finden.

Dank Elisabeths Intuition können wir doch noch die Stadt verlassen und sind die 7 km bis zum Flughafen schnell gefahren.

Wir haben jedoch vereinbart, dass wir den Mietwagen vollgetankt zurückgeben und auf der ganzen Strecke keine Tankstelle, auch nicht direkt am Flughafen.
Also steuern wir das nächste Örtchen an, auch hier keine Tankstelle.
Schließlich befragen wir Spaziergänger und die zeigen uns, dass wir in das riesige Einkaufszentrum zurückfahren müssen.
Das wollten wir vermeiden, da lange Schlangen in der Zufahrt waren.
Es geht dann besser als wir befürchtet haben und wir sind dankbar, dass wir so rechtzeitig von Santandér losgefahren sind.

Um 19.30 Uhr fahren wir auf den Parkplatz von Europcar und unser Tachometer zeigt, dass wir insgesamt 1511 km gefahren sind.

Ein freundlicher Mitarbeiter nimmt die Schlüssel in Empfang.
Inspiziert Tank und umrundet das Auto: alles zu seiner Zufriedenheit.

Nun noch am Ryanair Schalter einen Koffer aufgeben, Bordkarten hat Elisabeth schon auf Teneriffa ausgedruckt – kostet sonst zusätzlich – und schon können wir die Sicherheitskontrolle passieren.

Wir wollen im Innenbereich noch etwas essen und trinken. Pustekuchen, der Schalter ist geschlossen.
Erst nach 20 Uhr wird er geöffnet.

Um 21 Uhr ist Boarding angekündigt. Nun wird es aber etwas chaotisch. Nach welchem System die Passagiere eingeordnet werden, erschließt sich uns nicht.
Wir hatten nicht damit gerechnet, dass soviel Betrieb ist. Wir haben aber erfahren, es gab einen Brückentag, den wohl viele nutzen oder nutzten.

Na, immerhin starten wir gegen 21.30 Uhr und landen fast pünktlich um 23.45 Uhr in Teneriffa Süd und werden von unseren Lieben herzlich empfangen.

Auch wir sind froh, dass wir wieder „Zu Hause“ sind!

Fazit:
Was kann man nicht alles in sieben Tagen sehen!
Wir sind rundum zufrieden mit unserem Programm und wie wir es umgesetzt haben.
Der ganze Landstrich, ob er sich nun Galicien, Asturien, Kantabrien oder Baskenland nennt ist wunder-wunderschön, abwechslungsreich, blau, golden, grün und weiß.
So viele Sehenswürdigkeiten auf engem Raum.

Dass das Wetter nicht ganz so mitspielte, es hat uns nicht wirklich gestört.
Wir empfanden uns auch so noch als „Glückskinder“, dass wir die Reise machen konnten.

Wir sind dankbar,
dass alles ohne Komplikationen geklappt hat,
dass wir uns so gut verstanden haben – nach so vielen gemeinsamen Wanderungen konnten wir auch davon ausgehen –
dass wir uns stets einig waren.

Was würden wir ändern?

Bestimmt nicht mehr den Parador in Fuente Dé als Übernachtung wählen. Da gibt es viel, viel schönere und die morgendliche Anfahrt, sollte das Wetter gut genug sein für eine Bergfahrt mit Wanderung, kann man auch schnell von einem anderen Standort anfahren.

Was habe ich vergessen zu erwähnen?

Sicher viel!
Aber vielleicht am Rande: Was uns nicht bewusst war, die Straße an der Küste entlang ist als „Camino Santiago“ ausgeschildert und gilt als Pilgerweg für Autofahrer, was jedoch nicht für einen Pilgerpass angerechnet wird.
Von dieser Strecke gehen jedoch viele Hinweise für die Pilger ab und sie ist sicher wunderschön zu gehen.

Reisezusammenfassung 2:

es gibt nicht mehr viel hinzuzufügen, außer:

1. das nächste Mal würde ich mir entweder auf meinen ipod ein Navigationsprogramm laden oder mich mit besserem Kartenmatrial versorgen als mit dem vom ADAC, denn Entdeckergeister – wie wir – wollen auch auf kleinen Straßen auf Erkundungstour gehen!! Zum Glück waren wir ja der spanischen Sprache mächtig und konnten uns so immer gut durchfragen. Denn die Ausschilderung insbesondere in den Städten war doch häufig sehr bescheiden.

2. Meine Fotografin saß neben mir und im Wissen, dass anschließend unser „Sekretär“ alles perfekt in Form eines Reiseberichtes mit den entsprechenden Fotos gestaltet, konnte ich die Reise sehr entspannt  geniessen, wußte ich doch, anschließend darf ich zu Hause noch einmal in Erinnerungen schwelgen.

3. Bleibt weiterhin so großzügig mit uns, Ihr lieben Männer, damit wir vielleicht ein so schönes Reiseerlebnis noch einmal genießen dürfen!!

 

Irmgard Roth und Elisabeth Dufke


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