Artikel getaggt mit Hurtigruten

Hurtigruten Tag 2

6. Juli 2003: Oslo – Bergen mit der Bergenbahn

Regen! Koffer umgepackt, Regensachen heraus.
Sehr gutes Frühstück – u.a. mit eingelegten Heringen !
Mit dem Aufzug sind wir zum Panoramablick im 34. Stockwerk hochgefahren. Das Hotel ist das höchste Gebäude von Nordeuropa. Ein Blick über Oslo: Hafen – Rathaus – Schanze.
Dann haben wir gemütlich ausgecheckt, Koffer zum nahen Bahnhof gezogen, um 10 Uhr waren wir bereits auf dem Bahnsteig, eigentlich viel zu früh, aber der Zug fuhr ein und wir konnten so gelassen den Wagen 443 Platz 49 und 50 suchen und auf die Abfahrt um 10.45 Uhr nach Bergen warten. 7 Stunden Fahrt quer durch Norwegen erwarteten uns.
Zur Geschichte der Bergenbahn läßt sich sagen, als der Bau der Bahn 1894 vom Storting, dem norwegischen Parlament, beschlossen wurde, galt sie als Versuch, den Zusammenhalt innerhalb der damaligen Doppelmonarchie Schweden-Norwegen zu stärken, indem sie Stockholm und Bergen, die beiden wichtigsten Handelsstädte des Doppelreiches, miteinander verbinden sollte. Aber die Geschichte nahm einen anderen Verlauf: 1905 wurde Norwegen selbständig und als die Bergenbahn 1909 fertig war, wurde sie die Hauptader zwischen den beiden wichtigsten Städten des neuen Königreiches Norwegen, der Hauptstadt Kristiania (dem heutigen Oslo) und Bergen.

Oslo – Honefoss
Auf dieser Etappe hält der Zug in Asker, Drammen und Honefoss.
Der Bahnhof Asker in der Mitte der Kommune Asker gehört heute schon fast zu Oslo. Viele, die hier wohnen, fahren zur Arbeit in die Hauptstadt.
Drammen ist die fünftgrößte Stadt Norwegens mit viel Industrie und einer lebhaften Wirtschaft. Von hier geht auch eine 26 km lange Schmalspurbahn, auf der im Sommer Oldtimerzüge fahren.
Die Geschichte der Stadt Honefoss wurde entscheidend von Mühlen und Sägewerken geprägt.

Fla – Ustaoset
Bei Fla sind wir im schönen Hallingdal angekommen.
Danach hält der Zug in Nesbyen, Gol, Al, Geilo und Ustaoset.
Fla ist der Eingang zum Naturschutzgebiet Vassfaret, in dem immer noch Bären gesichtet werden.
Bergen-Bahn-StationNesbyen ist am meisten für seine Rekordtemperaturen bekannt, sowohl hohe als auch niedrige.
Gol und Al sind mit ihren vielen Erholungsmöglichkeiten und Hütten für viele Touristen zu attraktiven Reizezielen geworden.
Geilo hat sich zu einer der wichtigsten Tourismusorte Norwegens entwickelt.
Hier gibt es viele Skilifte und Schlepplifte, Slalom- und Abfahrtspisten.
Ustaoset war bis zum Bau der Bergenbahn fast unbekannt, aber heute liegen an den Hängen des mächtigen Hallingskarvet viele Hütten.

Haugastol – Myrdal
Haugastol war beim Bau der Bergenbahn ein besonders wichtiger Punkt. Hier endete die lange Baustrecke, die bei Flam im Aurlandsdal anfing.

Station Finse 1222m ü.NN

Station Finse 1222m ü.NN

Nach Finse (höchstgelegene Station der Bahn) verläuft der größte Teil der Strecke unter Schneeüberbauten, die zwar den Schnee abhalten, aber nicht den Ausblick auf die beeindruckende Gebirgslandschaft auf beiden Seiten beeinträchtigen. Diese Strecke besichtigten wir aus dem „Speisewagen“ aus, wo wir uns einen Milchkaffee gönnten, recht viel mehr gab es auch nicht.
Kurz vor dem Bahnhof Myrdal können wir die steilen Hänge hinab in das Flamsdal sehen, in dem die Flamsbahn sich die steilen Hänge hinabschlängelt. Myrdal ist auch der Ausgangspunkt für diese 29 km lange Abzweigstrecke, es soll ein Eisenbahnerlebnis sein, das es in Europa kein zweites Mal gibt.

Upsete – Bergen
Zwischen Myrdal und Upsete fährt der Zug durch den Tunnel Gravahalsen. Auf der Strecke von Upsete hinunter nach Bergen hält die Bergenbahn noch bei Molfjell, in Voss, Dale und Arna, dem ersten Bahnhof in der Kommune Bergen.

Die siebenstündige Fahrt verging uns im Fluge, Schauen, Lesen, Staunen, wie sich der Zug von 4 m über dem Meeresspiegel in Oslo über 1222 m in Finse wieder auf 4 m in Bergen hinauf- und hinabschraubt.
Es hat sich gelohnt!

Pünktlich kamen wir in Bergen an und fuhren um 17.52 Uhr ab Bahnhof Bergen mit dem Zubringerbus zum Hurtigrutenanleger. Zu unserem Glück hatte der Bus noch Gäste, die ihr Gepäck aus dem Hotel holen mußten, so daß wir wenigstens etwas von Bergen sahen. Ein kurzer Stopp mit Blick auf die berühmten alten Holzhäuser von Bryggen.
Am Schiff MS Kong Harald erwartete uns ein Gepäckservice und eine Kapelle spielte zur Unterhaltung.
Unsere Außenkabine auf Deck 5, Nr. 526 war zu unserer Zufriedenheit.
Nun kann das Abenteuer Hurtigruten beginnen.

Kong Harald

Kong Harald

Um 20 Uhr legte die Kong Harald ab und da es sich um eine Jubiläumsfahrt handelte – 10 Jahre Kong Harald – wurden wir mit großem Geleit aus dem Hafen begleitet. Ein Feuerwehrboot mit Fontänen, alte Dampfschiffe mit Kapellen, Winken, Rufen, ein Hallo!

Das erste Abendessen war ein Büffet und den Platz mußte man sich suchen.
Für den Rest der Fahrt mußte man sich eintragen lassen. Wir hatten uns für die 2. „Schicht“ Essen einteilen lassen. Das heißt, Mittagessen vom Büffet um 13.30 und Abendessen, das serviert wird, um 20.30 Uhr. Wir bekamen auf Wunsch einen schönen Tisch auf der Landseite am Fenster zugeteilt und waren voll zufrieden.

Für 20.30 Uhr war auf Deck 7 im Salon „Ottar Viking“ ein Informationstreffen angekündigt.
Die Reiseleiterin, Constance, die für die Ausflüge von der „Kong Harald“ aus zuständig ist und der Sicherheitsoffizier gaben eine Einführung.
Hurtigruten – das ist die Schifffahrtslinie an der norwegischen Küste zwischen Bergen und Kirkenes, die auch „Nationalstraße Nr. 1“ genannt wird.
Die kleine Reederei Vesteraalens Dampskibsselbskab hatte sich das scheinbar Unmögliche vorgenommen: die Einrichtung eines ganzjährigen Liniendienstes an der Küste des Landes. Als Gründer und Kapitän legte Richard With am 2. Juli 1893 ab, und so begann die Geschichte der „schönsten Seereise der Welt“.“
Heute dauert die Rundfahrt – Bergen – Kirkenes – Bergen 11 Tage und da der Postdienst täglich verkehrt, gibt es entsprechend 11 Schiffe.
Constance wies uns darauf hin, daß wir nun dem Golfsstrom folgen. Ohne diesen Strom würde die norwegische Küste wie Grönland, Labrador oder Nordkanada aussehen und wäre nur von einigen wenigen „Eskimos“ besiedelt. Alle Fjorde wären monatelang zugefroren und damit unpassierbar.
Der Golfstrom hat seinen Ursprung dort, wo der Äquatorialstrom warmes Wasser in das Karibische Meer drückt. Die Strömung bewegt sich weiter nach Norden von Mexiko bis zur Südspitze Floridas. Hier ist der Golfstrom 100 km breit und transportiert 25 Mio. Kubikmeter Wasser pro Sekunde in Richtung Osten über den Atlantik. Ein Teil der Strömung verläuft nördlich der britischen Inseln. Ca 4 Mio. Kubikmeter Wasser pro Sekunde gelangen bis nach Norwegen und verteilen sich über das Nordkap hinaus entlang der Küste. Das warme Wasser dringt auch in die Fjorde ein und sorgt dafür, daß sie bis Murmansk in Rußland eisfrei bleiben. Nur bei Kirkenes können die Fjorde in Küstennähe in harten Wintern zufrieren.
Von einer Freundin wissen wir, daß bei ihrer Fahrt im März dort ein Eisbrecher vorausfuhr.
Constance führt weiter aus, daß Dank des Golfstroms in Norwegen 4,5 Mio. Menschen leben. Auch die Fische und Millionen von Seevögeln lieben die warme Strömung.
Sie fordert uns auf, jeden Morgen eine kurze Gedenkminute für den Golfstrom einzulegen.

Zum Ausklang des Tages haben wir noch die Landschaft vom Deck aus vorbeiziehen lassen und bei glattester See hatten wir eine angenehme Nacht.

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Hurtigruten Tag 3

7. Juli 2003: Ausflug: Geiranger – Molde

Den Morgen verbringen wir auf Deck hinten und auch vorne um nur ja nichts zu verpassen. Der Geirangerfjord weckt unsere ganze Aufmerksamkeit und wir halten Ausschau nach den 7 Wasserfällen und den sieben Hügeln mit Höhen von 910 bis 1072 m Höhe, den „7 Schwestern“ und dem gegenüberliegenden Wasserfall „dem Freier“.
Der Fjord erstreckt sich 100 km von Alesund bis Geiranger. Über den Lautsprecher werden wir auf die am Fjord liegenden Orte aufmerksam gemacht und so erfahren wir, daß sich Sula mit 7000 Einwohnern besonders durch die Herstellung von Produkten für den Weltmarkt hervorgetan hat. Z.B. Stressless (Sitzmöbel). Im mittleren Teil des Fjordes versperren Bergmassive den Zugang zum Wasser. Hier kann der Mensch keine Städte bauen. Ausnahme ist die Ortschaft Stranda mit 4600 Einwohnern, wo man mit der Herstellung von Möbeln begann, später Wurstprodukte und höre: Pizza herstellt.
Immer wieder werden wir auf einzelne Gehöfte aufmerksam gemacht, wo kinderreiche Familien lebten und weite Wege zur Taufe oder die Hebamme zum Entbinden zurückgelegt werden mußten.
Um 13.25 Uhr beginnt unsere gebuchte Tour „Geiranger – Molde“.
Wir stiegen in den Bus 4 ein mit deutschsprechender Begleitung und schraubten uns die Adlerstraße hinauf mit Blick auf den Ort Geiranger. Den Namen „Adler“ hat die Straße erhalten, weil sich die Bewohner nach dem Bau der Straße so frei wie ein Adler fühlten.
Unsere Reiseleiterin Mette erklärt uns, daß der Ort 270 Einwohner hat, im Sommer jedoch besuchen ihn ca 600 000 Touristen und ca 120 Kreuzfahrschiffe legen an.
Der erste Fotostopp ermöglicht nochmal einen Blick auf die „7 Schwestern“. Es ist warm, bewölkt und die Sonne kämpft sich durch.
In Eiksund gehen wir um 15 Uhr auf die Fähre und nach kurzer Fahrt wird ein Halt eingelegt, es gibt eine Schlucht – Gudbransjuvet – zu bewundern, über die – laut Sage – ein verliebtes, verfolgtes Paar sprang aber für uns viel interessanter sind an einem Marktstand zu kaufende, wunderbar süße Erdbeeren. So gestärkt können wir die steile Straße, die der Bus zu bewältigen hat, zum Trollstigen, gut überstehen. Die Straße wurde 1936 erbaut und geht bis 850 m hoch. Ein Blick auf die Berge: Bischof, König, Königin und Prinzessin ist teilweise wolkenfrei, Ehrensache für einige – auch Manfred – Steinmännchen als Spielzeug für die Trolle zu errichten und dann schraubt der Bus sich die 11 Kehren des Trollstigen hinunter.
Mette erklärt uns, daß in dem Gebirge 85 Gesteinsarten vorkommen, hervorragend Gneis, Schiefer und Granit, jedoch auch Kalkstein, Marmor und Olivin z. B. in Molde.
Unterwegs macht sie uns auf eine Quarzader aufmerksam, bei der es sich einer Sage nach um eine Seeschlange handeln soll, gegen die Olaf der Heilige 1028 im Zuge seiner Christianisierung gekämpft haben soll.
Wir überqueren ein Flüßchen, das sich besonders durch seinen Lachsreichtum hervortut und in den eine Lachstreppe eingebaut ist.
Um 17.45 Uhr kommen wir in Gjestegard zur Kaffeepause an. Wir bekommen eine Spezialität dieser Gegend: Svele, eine Art Pfannkuchen. Nur wenn 4 Busse ankommen und die bereits vorbereiteten „Svele“ auf den Tischen warten, war der Genuß kein wirklicher.
Rundum wimmelt es von Trollabbildungen und die Sagen von den Wesen, die das Sonnenlicht scheuen müssen, begegnen uns überall. Die, die dem Sonnenlicht nicht ausgewichen sind, können wir als steingewordene Berge und Hügel bewundern.
Um 18.10 Uhr ist Weiterfahrt.
Noch eine Fähre wartet auf uns, die uns über einen der „5 Finger“ des Romsdalfjord bringt.
Abendessen ist angesagt: Schaffleisch mit Weißkohlsauce, das Nationalgericht laut Mette.
Schmeckte recht gut.
Durch das Gebiet des Romsdalfjordes nähern wir uns Molde, der Rosenstadt und müssen es Mette glauben, daß man von hier den Blick auf 82 Inseln und 87 Gipfel hat.
Zum Abschied hören wie ein letztes Mal „wie soll ich sagen?“ Gott sei Dank!
Um 21.45 Uhr sind wir wieder an Bord und um 22 Uhr legt die Kong Harald, die vom Geirangerfjord über Alesund nach Molde kam, ab.
Bis 23 Uhr waren wir an Deck, in Decken gehüllt an unserer inzwischen schon zum Stammplatz gewordenen Ecke. Bis kurz vor 24 Uhr haben wir noch aus unserem Kabinenfenster rausgesehen. Licht und Landschaft war zu schade, um schon schlafen zu gehen.

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Hurtigruten Tag 4

8.7.2003 Manfreds Geburtstag – Trondheim

Ein Geschenk habe ich leider noch nicht, da ich glaubte, gestern auf der Tour etwas Geeignetes zu entdecken. War aber nicht. Und das Video über die Hurtigruten, das ich im Hinterkopf hatte, konnte ich auf dem Schiff nicht mehr erwerben, da das Geschäftchen bereits zu hatte.
Um 1/2 8 Uhr standen wir auf, duschen, fertigmachen, Frühstück um 8.15. Hohe Zeit. Um 8.50 Uhr machen wir uns auf den zwanzigminütigen Spaziergang in das Zentrum von Trondheim.
Die Kjopmannsgate am Wassers entlang bis zur Gamle Bybrua. Eine alte Zugbrücke von 1800 von der wir einen schönen Blick auf die alten Speicherhäuser am Nidelv haben, die an die 1000jährige Geschichte Trondheims erinnern. Olav Tryggvason gründete 997 das erste Handelszentrum an dieser Stelle. Weiter schweift der Blick auf die kleine, weiße Festung Kristiansten auf einem Hügel aus dem 17. Jahrhundert.
Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zum mächtigen Nidaros Dom. Mit 49 NK pro Person sind wir dabei und dürfen ihn besichtigen.
Die Nidaros Domkirke ist Nordeuropas prächtigstes gotisches Bauwerk. Der berühmte Dom wurde 1070 über den Gebeinen des norwegischen Schutzpatrons Olav Haraldsson, genannt Olav der Heilige, errichtet. Doch diese erste Steinkirche mußte schon bald einem repräsentativeren Gotteshaus für den Erzbischof weichen. Um 1290 war die gotische Kathedrale weitgehend vollendet, wohl in ähnlicher Gestalt wie sie sich heute darbietet. Eine verheerende Feuersbrunst zerstörte 1328 die Kirche, weitere vier Brände folgten. Mit der Reformation, die die Heiligenverehrung verbot, versiegten die Pilgerströme, die rund 500 Jahre lang zur Verehrung Olavs des Heiligen nach Trondheim gekommen waren. Was noch von dem Dom übrig war, wurde 1585 als Gemeindekirche in Dienst genommen, mit einer schlanken Kirchturmspitze und im 18. Jh mit reicher Barockausschmückung versehen. Erst 1869 begannen umfangreiche Restaurierungen, die dem Dom wieder sein mittelalterliches Aussehen gaben.
An der üppig geschmückten Westfassade können wir 76 Skulpturen bedeutender christlicher Persönlichkeiten, norwegischer Könige und Bischöfte bewundern, u.a. die Figur von Olav Tryggvason, dem Gründer Trondheims und Olav dem Heiligen.
Im Inneren beeindruckt der Dom durch seine Dimensionen von 102 m Länge und 50 m Breite, sowie durch das angenehme Licht, das durch die Glasfenster von Gabriel Kielland (1907 – 1934) einfällt. Interessant ist auch der 12 m tiefe Olavsbrunnen, aus dem die Pilger im Mittelalter „heiliges“ Wasser erhielten. Der Sage nach begann eine Quelle an der Stelle zu sprudeln, an welcher der König zuerst begraben wurde. Durch die beiden Vertiefungen vor dem Brunnen konnte das Wasser gleich wieder in den Brunnen zurückfließen.
Der Hochalter stammt von 1892, das moderne Taufbecken und die Statuen im Chorbogen schuf Gustav Vigeland. Die große Fensterrose, die an Notre Dame in Paris erinnert, und 8 m im Durchmesser misst, ist ein Geschenk der norwegischen Frauen von 1930.
Ein Blick noch in den großen Erkebispegarden, die ehemalige, sehr schlichte Residenz des Erzbischofs. Von hier spazieren wir zur Var Frue Kirke, die aus dem 13. Jahrhundert stammt uns beide sehr an die kleine Kirche auf Hallig Hooge erinnerte. Sicher durch ihre Schlichtheit und die blaue Bemalung. Das Altarbild gehörte ursprünglich in den Nidarosdom.
Von da ist es nur ein kleines Stück zu Torvet, dem Obst und Gemüsemarkt.
Auf der Mitte des Platzes erhebt sich seit 1921 die Granitsäule mit der Statue des Stadtgründers Olav Tryggvason, ein Werk des Bildhauers Wilhelm Rasmussen.
Über die breite Munkegate (Mönchsstraße), die seit Jahrhunderten die Kathedrale mit dem Meer verbindet, bummelten wir, stellten fest, daß es auch hier schöne Jugendstilvillen gab, schlenderten durch ein großes Einkaufscenter mit sehr ansprechenden Geschäften und gingen „schaufensterschauenderweise“ zurück zum Schiff.
Offiziell war von 9.oo bis 11.30 „Stadtgang“.
Nun war die Gelegenheit, endlich das Geburtstagsgeschenk – Video über die Hurtigruten – zu erstehen und zu überreichen. Dann umgezogen, da es sehr, sehr warm ist und auf dem Achterndeck gemütlich gemacht.
Während des Mittagessens von 13:30 bis 14:30 Uhr kam ein Ehepaar aus Lüdenscheid an unseren Tisch. Sie hatten darum gebeten, sich zu uns setzen zu können.
Nach dem Mittagessen hielt Manfred in der Kajüte einen kleinen Mittagsschlaf. Ich verzog mich wieder auf das Achterndeck und habe gelesen, geschaut, gedöst, gesonnt und das in kurzer Hose und Top.
Um 17 Uhr Kaffeetrinken auf Deck 7, dann wieder gelesen, geschaut, gedöst, gesonnt bis 20.30 bis zur Ankunft in Rorvik.
Zum Abendessen umziehen und dann schnell wieder aufs Achterndeck mit Decken und in der Sonne bis 23 Uhr die Landschaft bewundert.
Noch bei strahlender Helle um 23.12 war Bettzeit angesagt.

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Hurtigruten Tag 5

9.Juli 2003 Bodo

Heute Nacht haben wir den Polarkreis passiert. Es gab ein Rätsel: Wer findet den genauen Zeitpunkt heraus?
Der Polarkreis – ein unsichtbarer Ring um die Erdkugel auf 66° 33′ Nord, der den südlichsten Punkt markiert, an dem die Mitternachtssonne 24 Stunden lang scheint – bildet die Grenze zum Land der Mitternachtssonne.

Um 1/2 9 Uhr sind wir aufgestanden. Trübe. Laut Manfred hat es nachts heftig geregnet.
Nach dem Frühstück, bis 12 Uhr auf Deck gesessen, geschaut und gelesen. Leichter Sprühregen. Unter Dach machte dies jedoch nichts.
Um 1/2 1 Uhr legen wir in Bodo an und ich marschiere, warm angezogen, los in die Stadt.
Obwohl es sehr bedeckt ist, hin und wieder ein paar Tröpfchen fallen, ist es mild. Ich bin also viel zu warm angezogen. In 15 Minuten bin ich im Zentrum.
Erstmal den Dom, der 1956 errichtet wurde, besichtigen. Da dort gerade eine Trauerfeier stattfindet, habe ich nur einen Blick durch die Glaszwischentüre geworfen. Das moderne, große, bunte Glasfenster hinter dem Altar fiel mir auf.
Danach einmal quer durch das moderne Einkaufscenter Koch i Glasshuset gebummelt. Nichts Sehens- oder zum Kaufen Lohnenswertes entdeckt.
Dann Richtung Hafen. Vielleicht gibt es da ja etwas zu entdecken.
Einmal quer durch die Royal-Einkaufspassage im Radisson-Hotel auf dem Weg dorthin.
Am Hafen Unmengen Segelboote, ein Fischerkahn von dem eine junge Frau Rekker, sprich Krabben verkauft.
Ich habe gelesen, daß Bodo 1940 von den Deutschen bei einem Bombenangriff völlig zerstört wurde. Überhaupt müssen wir uns auf der ganzen Strecke sagen lassen, wie die Deutschen bis zum hohen Norden gewütet haben. Dankbar registriere ich, daß die Zeit wohl doch Wunden heilt und wir keine Agressionen zu spüren bekommen, was ich den Leuten nicht verdenken könnte.

Zurück Richtung Schiff. Per Zufall das Norwegische Kunstgewerbehaus Huisfild entdeckt. Sehr ansprechende Dinge, ich war jedoch nicht in Kauflaune.
Um 13.50 Uhr war ich wieder auf dem Schiff. Schnell umziehen, da ich naß geschwitzt war und um 14 Uhr war ich, wie versprochen, im Speisesaal.
Manfred hatte mir bereits einen Teller mit gedämpftem und geräuchertem Lachs sowie Krabben fertiggemacht. Nochmal Wildfleisch getrocknet, Zunge, Schinken und Salat nachgeladen und zum Nachtisch zweimal Eis und Kaffee.

Heute wurde ein Ausflug angeboten: zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Ich hatte es Manfred nahegelegt, dieses Abenteuer zu machen, aber er lehnte dankend ab. Alle 6 Stunden zwängen sich fast 400 Mio. Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 29 Knoten durch die 3 km lange und 150 m breeite Meerenge zwischen Saltenfjord und Skjerstadfjord. Die Stromschnellen haben einen Durchmesser von bis zu 10 m und können 4 – 5 m in die Tiefe reichen.

Um 14.45 gingen wir wieder mit Decken und Büchern bewaffnet auf Deck und blieben bis 17 Uhr draußen.

Habe mein Buch „Das Wüten der ganzen Welt“ von Maarten’t Hart ausgelesen. Hat mir sehr gut gefallen.
Noch unter Manfreds Anleitung lernte ich, wie Panoramaaufnahmen zu machen sind und nun macht Manfred ein Nickerchen und ich schreibe Tagebuch.
Wir kamen in Bodo erst um 15.40 statt 15 Uhr weg, da soviel Fracht und Autos zu verladen waren.
Nun wird das Schiff mit offenem Wasser in Berührung kommen. In 4 Stunden werden wir auf den Lofoten in Stamsund anlegen. Planmäßig um 19.30 Uhr.

Laut Reiseführer liegen vor der Küste zwischen Bodo und Narvik die Lofoten, eine ca 170 km lange Inselkette im Atlantik, die zu den faszinierendsten Partien der norwegischen Küste gehört. Bis zu 1000 m erreichen Zacken und Tinde, von Graten, Schluchten und Karen durchzogen, manche bis in den Sommer schneebedeckt – stimmt – . Im Schatten der Lofotenwand liegen pittoreske kleine Fischerdörfer, in den sich der Geruch von getrocknetem Dorsch mit dem von Meer und Tang vermischt. Bunte Holzhäuser scheinen sich an den Schären und Küste festzukrallen, daneben unzählige Trockengestelle, die jedoch jetzt, im Sommer, kaum belegt sind.
Die schönste Zufahrt zu den Lofoten ist mit dem Schiff von Bodo aus, bei gutem Wetter eine traumhafte, wenn auch bewegte Überfahrt.
Davor grauste mir was und ich nahm selbstverständlich meine Reisetabletten. Aber, wir sind wohl doch vom Glück begünstigt, die See war glatt, wie mit Öl begossen.

In Svolvaer, der Hauptstadt der Lofoten, haben wir laut Plan 1 Stunde Aufenthalt. Ist zwar Essenszeit, aber vielleicht können wir doch mal an Land gehen.
Hat geklappt. Ich hab‘ gebeten, daß wir schnell den Nachtisch bekamen, Bratapfel mit Vanillesauce.
Ein Rundgang durch den Ort.
Hübsch sind die rot angestrichenen Holzhäuschen auf Stelzen, Rorbuer genannt, ursprünglich für die Fischer erbaut, die von weit her angerudert kamen, um am Lofotfischfang im Winter teilzunehmen. Da jedoch der Fischfang stark zurückgegangen ist, können diese Holzhäuschen, die an den Schären stehen, gemietet werden.
Da wir Verspätung hatten, verkürzte sich der Aufenthalt auf 40 Minuten. Pünktlich um 22 Uhr legten wir wieder ab.
Da es nieselte, haben wir auf Deck 7 vorne im Salon zwei Sessel am Seitenfenster ergattert. Da wohl sehr viele Passagiere ohne Kabine an Bord waren, war es entsprechend voll und laut.
Um 23 Uhr entschieden wir, raus zu gehen – nach vorne – gerade rechtzeitig als wir in den 2 km langen und nur 80 m breiten Fjord im Raftsund , den Trollfjord, einfuhren. Traumhaft! Diese Felswände, zum Teil glatt, z.T. riesige Quadern, direkt ins Wasser stürzend. An der Südseite befindet sich der 1.045 – 1.084 m hohe Trolltindan, von dessen steilen Felswänden sich ab und zu Steine lösen. An der Nordseite steht der Bläfjell, 998 m,. Im Bergsee Trollfjordvatnet (162 m) im Westen findet man selbst im Sommer noch Eisklumpen.
Über Lautsprecher wird uns erläutert, daß es hier auf Grund von Meinungsverschiedenheiten 1880 zwischen Fischern und Dampfschiffbesitzern zur Schlacht gekommen war.

Am Ende des Fjords spielten und tollten 5 Trolle im und am Wasser.
Wie sich später herausstellte, als sie mit dem Sicherheits-Chef mit einem Rettungsboot an Bord geholt wurden, vorher sprangen sie vom Boot nochmal ins Wasser – Brrrrr – waren es 4 Servicefrauen und ein Mann.
Bis 24.15 Uhr saßen wir in Decken gehüllt wieder auf unserem Stammplatz auf Deck 5 und ließen die Landschaft vorbeiziehen. Leider war es sehr bedeckt und nieselte, von Mitternachtssonne keine Spur.
1/2 1 Uhr Bettzeit.

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Hurtigruten Tag 6

10.Juli 2003 Tromsö

Heute Morgen kommen wir sehr schwer aus dem Bett. 8 Uhr 45.
Manfred hat mal wieder eine Venenentzündung.
Um 11 Uhr legten wir in Finnsnes an. 3/4 Stunde Landgang war angesagt.
Manfred blieb in der Kajüte – Bein hoch – und ich rannte zu einer am Ende des Ortes gelegenen Apotheke, um für Manfreds Bein Heparinsalbe zu besorgen. Hatten sie nicht und wenn hätten sie die Salbe nicht ohne Rezept abgeben dürfen. Bekam aber die Adresse der Uni-Klinik in Tromso. Dauerlauf retour. Panik im Nacken, Schiff könnte weg sein, da die Verhandlungen in der Apotheke so lange gedauert hatten. 3 Angestellte wurden herangerufen, jede wohl eine Hirarchie höher.
Schweißgebadet kam ich ergebnislos am Schiff an. Jetzt ist Ruhe angesagt.

Nach dem Essen ging es um 14.30 Uhr zur Sightseeing-Tour.
Ursprünglich wollten wir auf eigene Faust Tromso besichtigen. Stellten dann aber fest, daß die Eismeerkathedrale, um die es uns hautpsächlich ging, nur über eine 1 km lange Brücke zu erreichen ist und mit Manfreds Venenentzündung hielten wir einen langen Fußmarsch nicht angebracht.
Um 12.45 Uhr fragte ich die Reiseleitern an Bord, Constanse Lahr, wie flexibel sie ist und ob sie uns noch bei der geführten Tour unterbringen könne. Es ging.
Die gut deutschsprechende Reiseführerin Antje – kein Wunder sie ist aus Hamburg und studiert seit 2 Jahren hier Pädagogik auf Magister – erklärte uns sehr gut die Stadt, die auch als Pforte zum Eismeer genannt wird..
Aus Tromso starteten zahlreiche Polarexpeditionen mit berühmten Forschern wie Nansen, Andrée und Amundsen, dem am Kai, nahe der Anlegestelle der Hurtigruten, ein Denkmal gesetzt wurde.
Sie machte uns auch auf die sogenannte Tromsopalme aufmerksam. Was ist das? Es stellte sich als die bei uns so verhaßte Herkulesstaude heraus, die trotz der Nähe zur Arktis hier erstaunlich gut gedeiht. Ganze Straßenzüge werden von ihr als Straßenbegleitgrün begrünt. Trotz Verbrennungsgefahr.
Wir bekamen erklärt, daß wir an dem am nördlichst gelegenen evangelisch-lutherischen Dom – aus Holz gebaut – der nördlichsten katholischen Kirche, dem Gymnasium, einem Kaffée in dem Roal Amundsen oft einkehrte und an der nördlichsten Brauerei überhaupt, Mackol, deren Markenzeichen der weiße Eisbär ist, gerade vorbeifahren.
Sie erklärte uns, daß die Tromsoer stolz darauf sind, daß ein Forschungszentrum, das sich mit dem Nordlicht, Fauna und Flora der Polarregion befaßt, von Oslo hierher angesiedelt wurde. Da dieses sich ein Schaufenster für die Bevölkerung wünschte, um ihre Arbeit öffentlich zu machen, wurde das Polaris gebaut. Ein Erlebniszentrum zum Thema Arktis, Antarktis und Barentsgebiet mit Aquarien etc.
Antje führte uns in das Tromsö-Museum in die Samische Abteilung. Sie führte uns die Lebenswelt dieses Volksstammes ein.
Die Volksgrupe der Samen (Lappen zu sagen ist inzwischen verpönt) lebt verstreut über ein großes Gebiet im Norden: Von der Kola-Halbinsel in Russland über das finnische und schwedische Lappland, Nordnorwegen und das norwegische Binnenland bis zum Femunden südlich von Roros. In Norwegen wohnen weit mehr Samen als in Schweden und Finnland: ca. 30.000 bis 60.000. Die genaue Zahl hängt vom Grad der Mischung mit Norwegern und norwegischen Bürgern finnischer Abstammung ab (finnischsprachige Norweger).
Der größte Teil der Samen in Norwegen lebt und arbeitet wie die meisten Norweger auch. Nur 10 % leben von der Rentierzucht (laut Statistik 2.800 samische Rentierzüchter, von denen 2.100 in der Finnmark leben). Ihnen gehören 148.000 Rentiere, davon 103.000 in der Finnmark. Im Winter suchen sich die Rentierherden, unter ständiger Aufsicht durch die Besitzer, ihr Futter auf den Hochebenen unter dem Schnee. Im Sommer weiden sie in den Küstengebieten oder auf einigen Inseln, auf denen die Besitzer ihre Lager aufschlagen (.z. B. am Nordkap).
Es gibt 3 Sprachgruppen unter den Samen. Die Nordsamen leben in der Finnmark, in Troms und einem Teil des Nordlands, die Lulesamen südlich von Narvik, hauptsächlich im Bereich des Tysfjords. Sie sind eine zahlenmäig kleine samische Volksgruppe. Die Südsamen leben weiter südlich in einem Teil des norwegisch-schwedischen Grenzgebiets, der im Norden durch das Saltfjellet (amPolarkreis) und im Süden durch den Femundsee, südlich von Roros, begrenzt wird. Diese Sprachgruppe verfügt über eine eigene Sprache. Erst seit kurzem liegt die Übersetzung eines Teils der Bibel vor.
Die samische Sprache ist der norwegischen gleichgestellt, mehrere Kommunen der Finnmark tragen samische Namen. Die in Norwegen gemeldeten Samen wählen ein samisches Parlament, das erste wurde von König Olav in der samischen Hauptstadt Karasjok eröffnet.

Zudem gab es in dem Museum Ausstellungen über nordnorwegische Archäologie, Flora, Fauna, Schiffe sowie Frühgeschichte und jüngere Kulturgeschichte.

Auf dem Weg vom Museum zur Eismeerkathedrale fuhren wir durch das Gelände der 1972 gegründeten Universität, die 9000 Studierenden aus 60 Nationen Platz bietet. Hier kann außer Theologie und Zahnmedizin alles studiert werden, zusätzlich noch Fischereiwesen und Friedenswissenschaft, das hauptsächlich von nordafrikanischen Studenten belegt wird.
Wir fuhren außerdem noch durch das Gelände des Krankenhauses, das sich einen Namen durch seine Telemedizin gemacht hat.
Fotostopp wurde auf dem Platz der Seefahrtsschule mit wunderschönem Blick auf die Stadt – das Festland mit der Tromsdalen Kirche – Eismeerkathedrale – auf die lange Brücke, die die Insel, auf der wir uns zur Zeit befinden, mit der Stadt verbindet.

Die Kathedrale, die eigentlich eine Kirche ist, ist schon etwas Besonderes. Riesige, weißgestrichene, schräge Betonwände durch Lichtbänder unterteilt, eine Orgel, die ein Segelschiff symbolisieren soll, Lüster, die uns an Eiszapfen erinnern und ein 140 qm großes Glas-Mosaikbild, angeblich das größte Europas, die Wiederkehr Cristi von dem Künstler Victor Sparre. Dies war jedoch von dem Architekten Jan Inge Hovik so nicht gedacht. Er hat die Kirche 1965 entworfen und sie sollte die Polarnacht und das Nordlicht symbolisieren. Die Fensterfläche bestand ursprünglich aus Fensterglas und sollte die Verbindung zur Natur darstellen. Die Sonne sollte die Kirche erhellen und nachts sollte die beleuchtete Kirche in die Stadt strahlen.
Es hat mit der Sonne auch so vortrefflich funktioniert, daß man nur noch mit Sonnenbrille in die Kirche konnte und der Pfarrer auf der Kanzel nur als schwarzer Schatten zu erkennen war.
Daher der Einbau des Glasmosaikfensters. Laut Antje wandte der Architekt sich mit Grausen ab und betrat die Kirche nie wieder.

Um 17 Uhr waren wir am Hafen zurück. Manfred ging zur Kabine um das Bein hochzulegen.
Ich machte noch einen kurzen Bummel. Fotografierte die Statue von Amundsen und die beiden „nördlichsten“ Kirchen. Erstand 3 Dosen Mackol (eine für unseren Sohn) und 2 Flaschen Cidre sowie Gummibärchen und 3 Ansichtskarten. Eisbärenmutti mit Eisbärenkind für die Enkel, ich fand die so niedlich.

Nun war Ruhe angesagt. 1 Stunde lesen in der Kabine, dann 1/2 1 Stunden auf Deck gesessen – auch gefroren – Landschaft betrachtet. So gegen 20 Uhr ließ die Sonne sich blicken.
Beim Abendessen haben wir uns mit dem Ehepaar an unserem Tisch so gut unterhalten, daß wir um 21.45 Uhr die Letzten im Speisesaal waren.
Nun haben wir auf Deck 7 vorne im der 1. Reihe 2 Sessel ergattert, ich habe um 23 Uhr Kaffee getrunken und schaue direkt in die Sonne vor uns. Den Kaffee deshalb, da Constance eben durch den Lautsprecher durchgegeben hat, daß wir heute um 23.45 Uhr die Chance haben, die Mitternachtssonne zu sehen und dies wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Sicher nur einmal in unserem Leben!

00.45 Mitternachtssonne!

Alles stürmt auf Achterndeck 7.
Da steht die Sonne, noch ziemlich hoch über dem Horizont, ein paar Wolken quetschen sich vor sie, aber es stört nicht. Wir sehen SIE! Sie steht! Kurz darauf steigt Sie wieder!
Das ist das Ereignis und wir haben es erlebt!
Jetzt können wir getrost ins Bett gehen. Aber bei uns auf Deck 5 angekommen, muß ich nochmal raus und fotografieren. Ab er es ist nicht d e r Zauber, die Sonne ist schon blaßer.
Um 1.15 Licht aus.
Habe zum 1. Mal schlecht geschlafen. War es das Ereignis der Mitternachtssonne oder der Kaffée?

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Hurtigruten Tag 7

11.Juli 2003 Honningsvag – Nordkapp

Auf alle Fälle war ich pünktlich wach um wenigstens noch eine Aufnahme morgens um 6.15 machen zu können:
Hammerfest, die nördlichste Stadt.
Schade, daß wir diese nicht mehr besichtigen können, aber hier wird erst auf dem Rückweg die Kong Harald für länger halten.

Um 8 Uhr sind wir bereits beim Frühstück, anschließend auf Deck.
Sonnen, schauen, fotografieren.

In Havoysund bin ich mal eben von Bord, festen Boden betreten. Aber nichts Aufregendes. Wieder auf Deck. Sonnen, schauen, fotografieren.

Um 10 Uhr sind alle gebeten, sich auf Deck 7 draußen zur Polartaufe einzufinden.
Erst wurde die Siegerin des Rätsels, wann wir den Polarkreis überschreiten, geehrt. Sie hatte exakt den Zeitpunkt erraten:
Um 7 Uhr, 12 Minuten 40 Sekunden

Dann hielt Neptun die Ansprache an seine Untergebenen, die den Krabben, Fischen und Nixen gleich sein sollen.
Er wetterte, daß wir zuviel Sonne und zu wenig Wellen gehabt haben und nicht grün im Gesicht sind.
Seine Adjutanten traten dann in Aktion:
Die Taufe besteht darin, daß du eine Schöpfkelle mit Eiswürfeln und Eiswasser in den Nacken gekippt bekommst.
Vor dem einen Helfer schreckte ich zurück, er hatte 5 Eiswürfel und die Schöpfkelle voll Wasser.
Ich beugte mich vor dem anderen und hielt meinen Nacken hin. Dieser Adjutant war gnädig: ein (1) Eiswürfel und etwas Eiswasser.
Anschließen gab es ein Gläschen Cognac.
Manfred hat gekniffen, aber ich habe ihm trotzdem zur Feier der Polarkreisüberschreitung ein Gläschen besorgt.
Um 11 Uhr ist bereits Mittagessen, da wir ja um 12 Uhr in Honnigsvag in den Bus umsteigen sollen, der uns zum Nordkapp bringen wird.
Beim Essen werden wir inzwischen schon sehr wählerisch. Geräucherter Lachs und geräucherter schwarzer Heilbutt ist Manfred heute zu salzig, bleibt also auf dem Teller.

Am Bus empfängt uns die Reiseleiterin Knütt, eine Norwegerin und erklärt uns, daß wir bis zum 39 km entferntliegenden Nordkapp ca 50 Minuten brauchen werden. Kommt darauf an, wieviele Rentiere sich uns in den Weg stellen werden. Denn: Rentiere haben „Vorfahrt“. Wird ein Rentier angefahren, kostet dies den Fahrer 10.000 NK Strafe.
An der Shell-Tankstelle macht sie uns darauf aufmerksam, daß wir den 71. Breitengrad überfahren haben.
Sie macht uns ein bißchen schlauer, indem sie uns erklärt, daß es hier oben an 67 Tagen dunkel ist und an 77 Tagen und Nächten nur Sonne.
Wir fahren an einem Holzhaus – wie fast alle – vorbei. Hier wohnt Hule, er ist einarmig, da ihm vor 25 Jahren eine K-Krabbe, die von Japan über Rußland hierher gewandert sind, einen Arm abgebissen hat. Sie können einen Durchmesser von 2 m ein Gewicht bis zu 25 kg erreichen.
An den Holzgestellen, die wir bereits auf den Lofoten gesehen haben, wird der Dorsch zum Trocknen aufgehangen. Dies im Winter, da dann keine Insekten vorhanden sind und sich kein Schimmel bildet, so getrockneter Fisch ist bis zu 15 Jahren haltbar.
Knütt, die uns durch ihre lebhafte Art Spaß macht, berichtet, daß hier oben im Sommer die See vor Seelachs kocht. Die Seemöwen überfressen sich und stürzen während ihres Verdauungsschlafes ab.
Sie macht uns darauf aufmerksam, daß wir hier 130 km nördlich der Baumlinie sind und es doch noch über 200 Arten von Pflanzen gibt, es herrscht eine alpine Vegetation vor, bevorzugt der Steinbrech.
Reichlich Beeren gibt es hier, die Multebeere, eine Vitaminbombe, die jedoch eine Sumpfpflanze ist und daher das Ernten keine Freude wegen der vielen Mücken bereitet.
Die Pilze lieben die Rentiere, ca 5000 sind im Frühling und Sommer hier, im Winter sind sie auf dem Festland. Hier im Norden sind hauptsächlich – natürlich neben den Rentieren – Hase, Wiesel und Iltis beheimatet.
Die Lemminge wären wirklich blöd, meint sie. Stürzen sich die Felsen hinunter und begehen Selbstmord.
Die Rentiere befinden sich zur Zeit quasi in der Mauser. Sie verlieren ihr weißes Winterfell, das ihnen auf dem Schnee Schutz bietet – wovor? – und bekommen dann ihr braunes Fell. Wir sehen sie ziemlich scheckig auf den letzten Schneefeldern stehen. Dort suchen sie Schutz vor den Mücken.
Was uns Knütt alles berichtet:
Der Svaerholtklubben ist einer der größten Vogelfelsen der Welt. Hier kreist oft der Seeadler über seinen hundertausenden potentiellen Opfern. Über 3 Millionen Vögel, viele Zugvögel, ein reines Vogelparadies ist hier.

Wir kommen am Vogelfelsen Smorbringa vorbei. Pünktlich jedes Jahr am 14. April „landen“ hier ca. 800.000 Papageientaucher von Spitzbergen kommend.

Ebenso wie Mette vom Geirangerfjord berichtete, berichtet Knütt, daß hier Schiefer, Gneis, Marmor und Rosenquarz vorkommen, zudem der Bergkristall mit einer Härte von 8, im Vergleich: Dyamant hat eine Härte von 10.

Da wir uns dem Nordkapp nähern, werden wir darüber „schlau“ gemacht.

Das Nordkap-Plateau liegt 307 Meter über dem Meer. Früher, bevor die Straße gebaut wurde, mußten die Touristen 1.008 Treppenstufen von Hornvika hinaufsteigen. Im Museum in der Nordkap-Halle werden wir in Miniatur die „Erklimmung“ durch die ersten Engländer sehen können, die quasi als erstes Reiseunternehmen mit Thomas Cook aus London hierher kamen.
Am Nordkap stehen wir 71°10’21“ nördlich des Äquators. 2090 km vom Nordpol entfernt. Der nördlichste Punkt Europas ist die kleine Spitze, die westlich des Plateaus herausragt. Knivsjkelloden.

Seinen Namen erhielt das Nordkap von dem englischen Seefahrer Richard Chancellor, der 1553 nach der Nord-Ost-Passage nördlich von Sibirien nach Indien suchte. Dadurch entwickelte sich ein lebhafter Handel zwischen England und Murmansk, und in den folgenden 30 Jahren war nicht klar, wer die Landeshoheit hatte. Später kamen berühmte Besucher hierher.
Am bekanntesten ist Louis Phillippe von Orleans, der 1795 zu Gast war. Er befand sich im Exil und war dankbar für jede Hilfe. Nachdem er König geworden war, schickte er eine doppelt mannhohe Staute, die 1944 zerstört wurde. Die heutige Statue ist eine Nachbildung des Originals und ein Geschenk des französischen Staates.
1873 war der schwedisch/norwegische König, Oscar II, hier. Er absolvierte problemlos den Aufstieg von Hornvika und enthüllte dann vor einem etwas atemlosen Hofstaat einen Gedenkstein. In seiner Rede sagte er u.a.: “ Dieser stolze Berg ist der letzte Stein in einem silberglänzenden Diadem, das das Haupt der Skandinavischen Halbinsel krönt.“
Am 25. Dezember 1943 wurde vor dem Nordkap eine Seeschlacht geschlagen, bei der das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst mit 1.934 Mann unterging. Nur 36 wurden gerettet.
Der italienische Botaniker und Lehrer Tina Zuccoli gab 1973 seine Flora Arctica heraus und sammelte an den Schulen in Modena Geld für die Statue der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind.
Der norwegische Kinderbuchautor Simon Flem Devold hatte die Idee für das Denkmal „Kinder der Welt“ das mit Motiven von Kindern aus 7 verschiedenen Ländern geschmückt ist.
Der Italiener Negri schrieb 1664: „Hier stehe ich am Nordkap, am äußersten Zipfel der Finnmark, am Ende der Welt selbst. Hier, wo die Welt endet, endet auch meine Wißbegierde und ich wende mich zufrieden nach Hause“.

So präpariert konnten wir uns also dem Nordkap widmen.

Knütt meinte, das Glück, das wir mit dem Wetter haben, gleiche einer 6 im Lotto:
Strahlender Sonnenschein, Fotografierwölkchen und warm!
Stirnband, Handschuhe, Strickjacke, alles kann im Bus bleiben.

Manfred und ich sehen uns zuerst das Denkmal „Kinder dieser Erde“ an, um uns vom ersten Ansturm auf die Nordkap-Halle abzusetzen.
Wir wissen ja schon von Knütt, daß die Figur der Mutter und ihrem Jungen das Schicksal der Fischerfrauen aufzeigen soll, die nach ihren Männern Ausschau halten.
Die großen Bronzetafeln sind die Vergrößerungen und Umsetzung von Tontafeln, die 1989 von 7 Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt, die für eine Woche hierher eingeladen waren, gestaltet wurden und die grenzenlose Gemeinschaft, Freundschaft, Hoffnung und Freude symbolisieren.
Den zweiten Blick werfen wir auf den nördlichsten Landvorsprung.
Dann gehen wir durch das Gebäude, um in die Tiefe zu schauen. Eine 307 m hohe Klippe, die senkrecht in das Nordpolarmeer abfällt.
Dann im Eilschritt durch den Souvenirladen um Postkarten und für die Enkelkinder je eine Elch-Handpuppe als Mitbringsel zu erstehen. Für Manfred haben wir eine Kappe gekauft.
Dann, flott, flott, Karten geschrieben, Briefmarken gekauft und in einen speziellen Briefkasten eingeworfen, damit der begehrte Sonderstempel des nördlichsten Postamtes Europas aufgedruckt werden kann.

So, nun haben wir Muße. Ich habe mir die Super-Video-Schau angesehen, toll, man hat das Gefühl man sitzt in den Gefährten, wie Schiff, Hundeschlitten, Flugzeug.
Da ich an der Türe stand, war ich sofort nach dem Ende der Vorführung draußen und konnte ganz für mich alleine die ökumenische Johannes-Kapelle für alle Glaubensrichtungen, die 1990 errichtet wurde, auf mich wirken lassen.
Wunderschöner Holzaltar, ganz schlicht, formschön, auch die Stühle und das Makrameegehänge.
Im Tunnel sind in den Schaukästen die Szenen nachgestellt, die uns die Reiseleiterin Knütt sehr anschaulich geschildert hat.
Da Manfred und ich uns getrennt hatten, nutzte ich die Gelegenheit und bin nochmal in den Souvenirladen um für uns das Zertifikat, daß wir wirklich und wahrhaftig am Nordkap waren, zu erstehen, zudem 2 Rentierbüchlein für die Enkel und 1 Norwegerabzeichen für mich.
Um 1/2 2 Uhr war Rückfahrt angesagt. Noch ein Stopp beim Rentierlager von Nils und Anna und ihren Kindern. „Souvenirs – Souvenirs, kommt ihr Leute kauft sie ein“. So war doch mal ein Schlager.
Ich fotografierte nur ihre Trachten, Manfred holte sich aus Elchgeweihhorn einen Schlüsselanhänger.
Nett fand ich, daß Nils diesen Rummel noch 2 Jahre machen will und dann kauft er sich ein Wohnmobil und fährt gen Süden um Südeuropäer zu fotografieren. Das ist seine Rache.

Um 15.30 Uhr waren wir retour – aufs Schiff – und ab ging die Post, bzw. das Hurtigrutenschiff.

Nach diesem Erlebnis wieder auf Deck 5 gesonnt, geschaut, geknipst.
Manfred hat in der Kajüte gelesen, Bein hoch war angesagt und kam erst um 18.30 Uhr raus.
Um 17.54 Uhr in Kjollefjord angelegt. Einmal vom Schiff runter, einmal links, einmal rechts von der Lagerhalle geschaut, wie sie sehen, sehen sie nichts. Wieder aufs Schiff und um 18.15 Uhr legte die Kong Harald wieder ab.
Bis 19 Uhr blieben Manfred und ich draußen und saßen, bis wir aus dem Fjord raus waren, im Schatten und waren dann für den Sonnenschein wieder sehr dankbar.
Dann Koffer gepackt, geduscht, gelesen.
20.30 Uhr Abendessen. Wieder sehr angeregt mit den Tischnachbarn bis 21.45 unterhalten.
Nun sitzen wir auf Deck 7 drinnen, wieder 1. Reihe, lesen, schauen, bzw. ich schreibe Tagebuch.
In Berlevag um 23 Uhr angelegt, Grund für Manfred 1 Photo zu machen.
Die Finnmark, das größte Hurtigrutenschiff begegnet uns, Unterbrechung, Winken, fotografieren.
Rechter Hand begleiten uns immer noch Felsen, jedoch linker Hand haben wir nun schon seit Stunden nur Wasser, zum ersten Mal auf dieser Reise. Auch zum ersten Mal etwas Wellengang. Aber noch harmlos.
Um 23.40 verabschiedet sich Manfred, sein Bein juckt zu sehr.
Ob ich es heute schaffe, die Mitternachtssonne zu sehen, bleibt fraglich, denn auch ich bin müde.
Auf alle Fälle scheint sie jetzt noch, nur sie hat mit dicken, dunklen Wolken zu kämpfen.
Jetzt, um 24 Uhr strahlt sie grell und wolkenlos.
00:10 Uhr Mitternachtssonne. Jedoch bei weitem nicht so spektakulär wie gestern.
Da es für mich doch mächtig schaukelt, Tablette genommen und ab ins Bett.

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Hurtigruten Tag 8

12. Juli 2003 – Kirkenes – Russische Grenze

1/2 8 Uhr wach geworden. Ein Blick aus dem Fenster, wir haben in Vadso angelegt. Eigentlich wollte ich die 3/4 Stunde Aufenthalt an Land, aber das wäre in Hektik ausgeartet, so ließ ich es.
Und konnte damit auch nicht das Einwandererdenkmal des Finnen Ensio Seppänen, das 1977 durch den finnischen Präsidenten Kekkonen, den schwedischen König Carl Gustaf und den norwegischen König Olav eingeweiht wurde, sehen. Pech gehabt.
Dafür geduscht und zum letzten Bord-Frühstück gegangen. Da es erst 1/2 9 Uhr war, war sogar unser Platz frei. Nach dem Frühstück blieb uns nur noch von Schiff zu gehen.
Der Bus ins Centrum Kirkenes wartete schon. Da viele Hurtigruten-Fahrteilnehmer die 3 Stunden Aufenthalt nutzten, auf eigene Faust Kirkenes zu erkunden, dauerte es etwas. Jedoch in 15 Minuten waren wir an unserem Hotel, das Rica Arctic Hotel. Brachten die Koffer aufs Zimmer und zogen uns sofort um, da es sonnig und sehr warm war. Später erfuhren wir, daß es 23 Grad hatte.
Wir buchten im Touristenbüro für 15 Uhr eine Safari mit dem Flussboot von der Mündung des Pasvikflusses bis zur Grenze bei Boris Gleb, der russischen Grenze. Mit 690 Nok waren wir dabei. Da hier aber keine Kreditkarte akzeptiert wurde, suchten wir erst eine Bank, zogen Geld und bekamen dann unsere Karten. Dann bummelten wir durch den „riesigen“ Ort, tranken draußen im Sonnenschein an der Hauptstraße Kaffee und dann war Manfred nach Bein hochlegen.
So zog ich noch kreuz und quer durch die Stadt auf der Suche nach Mitbringsel. Ausbeute sehr mager: nur für unsere Tochter ein Tischläufer aus Reisigstäben. So habe ich für unseren Sohn nur die Dose Bier von der nördlichsten Brauerei Europas, aus Tromsö.
Auf meinem Kreuzzug durch Kirkenes landete ich auch in der Kirche. Hier probten 3 Jugendlich wohl für eine Messe und mit Trompete, Schlagzeug und Keyboard erzeugten sie einen Höllenlärm. Ein Ehepaar aus Schleswig sah sich auch die Kirche an und wir kamen trotz des Lärms zum Erzählen. Sie ziehen schon seit Mitte Juni alleine mit dem Pkw durch Norwegen. Sie haben erfahren, daß man in dem Restaurant Vin und Vilt gut essen kann.
Mit solchen Neuigkeiten versehen, kam ich ins Hotel zurück. Manfred meinte, 14.30 Uhr sei früh genug, um zu der Bootsanlegestelle zu kommen.
Während Manfred „nicht schlief“, packte ich unsere warmen Sachen in den Koffer.
Der Weg stellt sich dann doch länger heraus als von Manfred gedacht. Jedoch – Dank unseres Nordic-Walking-Training – erreichten wir, leicht angeschwitzt, den Anlagesteg und wurden sofort von Hans, einem Norweger, in Empfang genommen und mit Schwimmwesten versehen. Mit unseren Mänteln war er zufrieden, nur hielt er Manfred an, seinen Pullover anzuziehen, da es auf dem offenen Kahn frisch werden wird.
Angenehm überrascht waren wir, daß wir eine sehr kleine Gruppe waren. Wie sich heraussstellte: ein norwegisches Ehepaar aus Oslo, ein italienisches aus Bologna und wir.
Punkt 15 Uhr legte Hans ab und legte immer wieder Stopps ein um uns diverse Geschichten und Begebenheiten zu erzählen. So machte er uns darauf aufmerksam, daß Kirkenes von zwei Zeitzonen, Helsinki und Moskau eingefaßt liegt.
Er fragte uns, ob wir wüßten, daß sich Kirkenes weiter östlich als Kairo und dem größten Teil von Finnland befindet. Daß Kirkenes ein Grenzland in mehr als nur einer Bedeutung ist: hier verläuft auch die geologische, botanische und zoologische Grenze zwischen Europa und Asien. Es liegt südlich der arktischen Baumgrenze und ist daher im Vergleich zur übrigen Finnmarksküste ausgesprochen üppig bewachsen, wovon wir uns überzeugen können.

Wir fuhren an einer Felsgrotte mit einer Ikone vorbei. Er wußte zu berichten, daß 1520 oben auf dem Fels ein Kloster stand. Der Mönch wurde verfolgt und konnte sich in dieser Nische verstecken. Nun kommen jedes Jahr Orthodoxe aus Murmansk hierher, um geistliche Lieder, im Gedenken an den Mönch, zu singen.
Interessant ist auch, daß hier eine besonders widerstandsfähige Kiefernart wächst. Deren Holz wurde als Stützen für die Bergwerke benutzt. 70 Jahre später war dieses Holz noch brauchbar für den Möbelbau.
Die Bergwerksstollen dienten den Menschen hier während des Zweiten Weltkrieges jedoch auch als Zuflucht.
Im Zweiten Weltkrieg sollte die Stadt nach deutschen Plänen zur Festung Kirkenes ausgebaut werden: als Basis für den Angriff auf Murmansk, den wichtigsten Versorgungshafen Russlands. Trotz langen Stellungskriegs entlang der Litsa 100 km östlich von Kirkenes wurde Murmansk jedoch nie eingenommen. Kirkenes war neben Malta das meist bombardierte Ziel im Zweiten Weltkrieg. Die russische Großoffensive im Oktover 1944 zwang die Deutschen schließlich zum Rückzug. Die Bevölkerung von Kirkenes mußte flüchten oder in den Bergwerksstollen leben, in denen ca 3.500 Menschen lange Wochen verbrachten.
Im Oktober 1944 war Kirkenes befreit, aber niedergebrannt und in der Hand der Roten Armee. Bei ihrem Rückzug hatten die Deutschen alles verbrannt was nicht zerbombt war. Nur etwa 20 Häuser blieben übrig.

An den Fluß Pasvik haben die Russen 1960 ein Kraftwerk gebaut und da in den Damm keine Lachstreppe eingebaut wurde, ist der ehemals lachsreiche Fluss nun „lachsfrei“. Der Fischreichtum war so groß, daß ein Engländer vor 100 Jahren an das Ufer eine Villa für englische Touristen bauen ließ und zu deren Vergnügen – neben dem Lachsfang – auch einen Tennisplatz errichten ließ. Was bei den Kirkenesern nur Kopfschütteln hervorrief.
In den 30er Jahren ließen die Finnen Hotels erbauten und luden Fischer aus aller Welt ein, was machten die Norweger? Sie bauten ein Zollhaus.
Mit solchen Plauderein und dem Schauen nach links und rechts war die Flußfahrt schnell zu Ende und wir waren an unserem Ziel – 2 m von der russischen Grenze, markiert durch einen rot-grünen Pfahl und einem gelben für Norwegen – angekommen.
Während Hans in dem Zelt der Samen – dem Laawu, dem Tipi der Indianer gleich, den mitgebrachten Lachs grillte, konnten wir eine Fotowand betrachten auf der unter anderem Fotos von 1867, das Leben am Fluß, zu sehen waren. Zudem erklärte uns Hans den etwas zick-zack verlaufenden Grenzverlauf. Auf der rechten Seite des Flußes wurde 1565 eine Kirche von dem heiligen Mönch Trifon erbaut, die 1944 abgebrannt ist. Da die Russen jedoch diese Gedenkstätte auf ihrem Teritorium haben wollten, geht die Grenze quer durch den Fluß, ganz schräg.

So, noch ein Erinnerungsfoto an den Grenzpfählen und dann kann gegessen werden.
Von Hans marinierter Lachs: erst salzen, dann mit Creme fraich bestreichen, darauf Zitronenpfeffer, darauf das Grün von Stangensellerie. In Alufolie einpacken und wenigstens 3 Stunden marinieren. Dazu gab es sehr mayonaisehaltigen Kartoffelsalat und süßen Gurkensalat. Ein klitzekleiner Plastikbecher mit Wein sowie zum Nachtisch die Vitaminbomben Multebeeren mit Sahne und Kaffée rundeten das Mal ab. Das alles im strahlenden Sonnenschein am Flußufer mit Blick über den Pasvik auf 2 norwegische Soldaten, die Patrouille schieben mußten und sich ein Feuerchen gemacht hatten.
Um 17 Uhr machten wir uns auf die Rückfahrt auf dem Pasvikfluß, der aus dem Enare-See in Finnland kommt und in den Kirkensefjord, der wiederum in die Barentsee mündet. Die 7 km Rückfahrt machte Hans in 15 Minuten und jetzt war es ganz schön schattig.
Den langen Weg zurück gingen wir streckenweise erzählenderweise mit dem norwegischen Ehepaar. Das italienische Ehepaar legte einen Spurt ein um wieder warm zu werden.
Wir sahen uns das Restaurant an, bestellten für 20 Uhr einen Tisch und suchten das Hotel auf. Ich bestellte mir das Aufheizen der Sauna, machte 2 Gänge in einer äußerst spartanischen Anlage. Aber ich dachte mir, quasi in der Heimat der Sauna, bin ich es ihr schuldig, sie aufzusuchen.
Und dann das Restaurant. Ja wie? Urig? Gediegen? Geschmackvoll? Edel?
Ich denke, alles zusammen.
Als Aperitiv bestellten wir uns Bier.
Als Vorspeise: Manfred: Rentierzunge in Preiselbeersauce und ich: K-Krabben.
Als Hauptgericht: Beide Rentierfilet in Gin-Sauce mit marinierten Zwiebeln, gemischten Waldpilzen in Rahmsauce, 1 Brokoliröschen und 3 kleinen in Gin eingelegten Birnenkügelchen. Dazu alle in gleicher Form aufgeblättert „geschnitzte“ gebräunte Kartoffeln.
Dazu eine Flasche Rotwein Cabernet Sauvignon.
Ein Gedicht!
Der Preis? Sprechen wir lieber nicht darüber. So teuer haben wir noch nie in unserem Leben gegessen. Vielleicht auch noch nie so gut.
(Pst: 1.400 NK)
Gute Nacht!

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Hurtigruten Tag 9

13.Juli 2033 – Kirkenes – Oslo – Frankfurt – Köln

Die Nacht war nicht so gut.
Es war zu warm, zu hell, die Vorhänge ließen die Mitternachtssonne nicht so ganz draußen, und zu laut. Die Möwen kreischten die ganze Nacht, schlafen die nie? Und die Klimaanlage rauschte ohne Unterlaß, jedoch ohne Leistung zu erbringen.
Gutes Frühstück. Um 10 Uhr räumten wir das Zimmer.
Es lohnte sich nicht mehr bis zum Grenseland-Museum zu gehen, da der Bus, laut Manfred, um 10.50 Uhr zum Flughafen gehen soll. Ist aber erst um 11.50 Uhr gegangen.
So saßen wir vor dem Hotel, zum Glück in der Sonne, sahen der Abfahrt der Studiosus-Gruppe zu, die auch hier die Hurtigrutentour abgebrochen hat, kamen mit einem Deutschen, der seit 30 Jahren in Stockholm lebt, ins Gespräch und bekamen seine Visitenkarte, sollten wir in seinem Ferienhaus in Uppsala mal Urlaub machen wollen.
Auf dem Weg zum Flughafen – 12 km – sahen wir die niedrigen Birkenwäldchen – hier sind ja die Ausläufer der Taiga – und sogar noch 2 äsende Rentiere am Straßenrand.
Der Flughafen gleicht einer Lagerhalle und mit 10 Minuten Verspätung fliegen wir um 13 Uhr ab. 2 Stunden 10 Minuten Flugzeit nach Oslo. Von hier geht es aber leider erst um 18.45 Uhr nach Frankfurt weiter. Im Duty free erstehe ich nur für unsere gemeinsame nachträgliche Geburtstagsfeier ein Glas mit in Nelken-Essig-Sud eingelegte Anchovis und den in Norwegen berühmten Ziegenkäse. Es ist ein brauner, süßlich schmeckender Käse, den man sonst wohl nirgends bekommt.
Kaffeetrinken und lesenderweise bringen wir die Stunden rum und sind froh, als „Bording“ angesagt ist. Pünktlich um 20.55 Uhr landen wir in Frankfurt, nun noch die letzte Etappe: Um 22.05 nach Köln und um 22.45 Uhr ist unser Ausflug in den Norden Europas beendet.

Ganz lieb, unser Freund steht wie ein Fels am Ausgang und bringt uns sicher nach Neunkirchen zurück.

Fazit: Wieder einmal finden wir, daß sich die Reise gelohnt hat und wir haben für unser Alter, wenn das Reisen mal nicht mehr klappt, viel woran wir uns gerne erinnern können.

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